Der Peloponnesische Krieg. Konflikte im Vorfeld und Kriegsschuldfrage


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Quellen

3. Die Anlässe des Peloponnesischen Krieges
3.1 Der Konflikt zwischen Kerkyra und Korinth um Epidamnos
3.2 Der Konflikt zwischen Athen und Korinth um Poteidaia
3.3 Das Megarische Psephisma

4. Die Entscheidung für den Krieg

5. Die Frage nach der Kriegsschuld

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
7.2 Forschungsliteratur

1. Einleitung

Der Peloponnesische Krieg war für Thukydides größer als jeder andere Krieg, der in der Vergangenheit stattgefunden hatte.1 So ist Thukydides auch der antike Autor, durch den wir die besten Kenntnisse über diesen Krieg besitzen, wobei er nicht nur den Krieg selbst, sondern auch die Umstände, die den Ausbruch erst möglich machten, detailliert beschrieb. Thukydides macht bei seiner Beurteilung der Gründe des Peloponnesischen Krieges die Unterscheidung zwischen Anlässen und Ursachen. Thukydides sieht in der wachsenden Macht Athens die eigentliche Ursache des Krieges, jedoch waren die in deröffentlichkeit vertretenen Gründe andere.2 Und um diese Umstände, die Konflikte im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges, soll es in dieser Hausarbeit gehen.

Ein besonderes Augenmerk soll hierbei auf die Konflikte gelegt werden, in denen sich die beiden Machtblöcke, also Athen und der Attische Seebund, sowie Sparta und der Peloponnesische Bund, in direkter Konfrontation gegenüberstanden. Der behandelte Zeitraum umfasst hierbei die Jahre zwischen 435, dem Beginn der Affäre um Epidamnos und 431, dem Ausbruch des Peloponnesischen Krieges. So sollen zuerst die Konflikte um Epidamnos und Poteidaia beleuchet werden, in denen sich Athen und Korinth, ein wichtiger Verbündeter Spartas, gegenüberstanden. Desweiteren soll kurz das Megarische Psephisma behandelt werden. Hierbei kam es zwar nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien, jedoch war es bei der letztendlichen Entscheidung über Krieg und Frieden durchaus von Bedeutung.3 Im weiteren Verlauf der Arbeit soll geschildert werden, warum es letztendlich zu der Entscheidung für einen Krieg kam. Hierbei sollen vor allem die verschiedenen Reden der Kontrahenten helfen, die Thukydides in seine Darstellung einbezieht. Die verschiedenen Auffassungen und Argumente der Konfliktparteien sollen hier wiedergegeben werden um zu verstehen, wie die Entwicklungen seit dem 446/45 zwischen Athen und Sparta geschlossenen dreißigjährigen Friedensvertrag in den Peloponnesischen Krieg münden konnten4 und wie dieser gerechtfertigt wurde. Zuletzt soll die Frage nach der Kriegsschuld behandelt werden. Die verschiedenen Standpunkte in der Forschung sollen dargelegt werden und letztendlich soll die zentrale Frage beantwortet werden, wer die Schuld am Ausbruch des Krieges hatte und somit am Scheitern einer friedlichen Koexistenz zwischen Athen und Sparta verantwortlich war.

Die Abläufe der verschiedenen Konflikte und der Verhandlungen im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges werden in der Forschungsliteratur sehr einheitlich dargestellt. Dies liegt vor allem daran, dass die ausführlichen Beschreibungen des Thukydides zu diesen Abläufen die Hauptquellen für die Forschung sind, auf die sich die Literatur im Wesentlichen stützt. Allerdings herrscht bei der Beurteilung der Kriegsschuld und den Motiven durchaus Uneinigkeit. Zum einen wird die Ansicht vertreten, dass Athen und die Politik des Perikles hauptsächlich für den Ausbruch des Krieges verantwortlich waren, zum anderen werden die Spartaner und deren Verbündete als Hauptschuldige gesehen. Die Standpunkte und Argumente werden im vierten Kapitel dieser Arbeit ausführlicher behandelt werden.

Als wichtige Arbeiten zu diesem Thema wären zum einen die Werke von Kagan5 und De Ste. Croix6 zu nennen, die sehr detaillierte Schilderungen der Ereignisse, sowie Interpretationen dieser liefern. Bagnalls Arbeit7 ist zwar nicht so umfassend wie die beiden zuvor genannten, bietet jedoch einen guten Überblick und interessante Aspekte hinsichtlich der Kriegsschuldfrage. Salmon8 und Legon9 geben mit ihren Monographien über Korinth und Megara Einsicht in bestimmte Teilaspekte, in denen die beiden Poleis eine wichtige Rolle spielten. Zuletzt wäre noch der Aufsatz von Rhodes10 zu nennen, der sich vor allem mit der Interpretation der von Thukydides genannten Kriegsgründe befasst.

2. Quellen

Die für diese Arbeit benutzten antiken Quellen sind zum einen Thukydides' Abhandlung über den Peloponnesischen Krieg. Dieses Werk stellt die bei weitem wichtigste Quelle zu diesem Thema dar. Thukydides hat den Krieg in fünf Büchern detailliert dargestellt, wobei für diese Arbeit das erste Buch, das sich mit der Vorgeschichte des Krieges beschäftigt, von Bedeutung ist. Thukydides wollte ein Werk schaffen, das dauernden Wert hat und bemühte sich nach eigener Aussage darum nur die verlässlichsten Quellen zu benutzen und die Ereignisse möglichst wahrheitsgetreu wiederzugeben.11 Zum anderen wird in dieser Arbeit auch auf Diodors Abhandlung über die griechische Weltgeschichte verwiesen, ein Werk in vierzig Büchern, wobei für diese Arbeit Buch zwölf von besonderem Interesse ist, in dem er die Ereignisse im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges beschreibt. Als letzte Quelle wird Plutarchs Parallelbiographie über Perikles und Fabius Maximus verwendet. Hierbei werden jeweils ein bedeutender Grieche und Römer miteinander verglichen, wobei sowohl positive als auch negative Eigenschaften der verglichenen Personen aufgezeigt werden. In dieser Parallelbiographie macht Plutarch einige für dieses Thema relevante Beurteilungen über Perikles.

Es ist jedoch festzustellen, dass die Hauptquelle für den Themenbereich Thukydides ist, der wie kein anderer versuchte den Peloponnesischen Krieg in seiner Gesamtheit zu erfassen und die Gründe und Ursachen des Krieges zu verdeutlichen.

3. Die Anlässe des Peloponnesischen Krieges

3.1 Der Konflikt zwischen Kerkyra und Korinth um Epidamnos

12 435 v. Chr. waren während eines Bürgerkrieges zwischen Demokraten und Aristokraten die letzteren aus Epidamnos an der illyrischen Küste vertrieben worden. Diese verbündeten sich mit den umwohnenden illyrischen Barbaren und griffen die Polis an. Angesichts dieser Situation ersuchten die in Epidamnos eingeschlossenen Demokraten um Hilfe bei Kerkyra, der Mutterstadt Epidamnos'. Die Kerkyräer jedoch verweigerten aus, nach Thukydides, nicht ersichtlichen Gründen die erbetene Hilfe13, wobei Kagan als Grund die bisher erfolgreiche Isolationspolitik Kerkyras als Grund nennt14. Die Epidamnier wandten sich nun an Korinth, wiederum Mutterstadt Kerkyras. Sie machten den Korinthern das Angebot, bei Unterstützung Epidamnos' dieses zu einer korinthischen Kolonie zu machen. Kerkyra und Korinth lieferten sich schon seit Jahrzehnten Kämpfe um verschiedene Kolonien, die beide Poleis für sich beanspruchten15 und Korinth glaubte auf Epidamnos ebenso Anpruch zu haben wie Kerkyra. Korinth nahm das Angebot der Epidamnier an. Thukydides nennt als Gründe vor allem den Hass der Korinther für die Kerkyräer, da sich Korinth als Mutterstadt nicht respektvoll genug behandelt sah und Kerkyra wirtschaftlich und militärisch überlegen war.16

Die erste Phase des direkten Konfliktes zwischen den beiden Poleis war nun eingeleitet. Korinth schickte, aus Angst auf die kerkyräische Flotte zu treffen, auf dem Landweg eine Garnison nach Epidamnos, die von Siedlern begleitet wurde. Angesichts dieser Provokation schickte Kerkyra ebenfalls eine Flotte nach Epidamnos und forderte zum einen, dass die Korinther die Polis verlassen und zum anderen, dass die vertriebenen Aristokraten wiederaufgenommen werden. das Ultimatum wurde abgelehnt und die Kerkyräer begannen Epidamnos zu belagern. Aus der Sicht der Korinther hatte Kerkyra durch das Nichtbeachten des Hilfsgesuches alle Ansprüche auf Epidamnos verloren17 und Korinth hatte nun vor seine Mitgliedschaft im Peloponnesischen Bund zum eigenen Vorteil zu nutzen.18 Korinth schickte daraufhin erneut Siedler nach Epidamnos, die von 75 Schiffen, von denen 45 von Bündnispartner wie Megara und Theben gestellt wurden, mit 3000 Hopliten begleitet wurden. Aufgrund dieser Entwicklung schickten die Kerkyräer eine Gesandtschaft, in der auch Spartaner vertreten waren, nach Korinth und forderten den Abzug der korinthischen Truppen und Siedler aus Epidamnos. Die Forderungen blieben ungehört und alle Versuche Kerkyras den Konflikt nun noch friedlich zu lösen schlugen fehl. Die Kerkyräer wussten, dass sie im Falle eines Krieges Unterstützung suchen müssten, falls notwendig auch bei Athen.19

Korinth erklärte Kerkyra den Krieg und schickte eine Flotte von 75 Schiffen sowie 2000 Hopliten nach Epidamnos. Die Flotte traf jedoch bei Leukimme, einem Vorgebirge Kerkyras, auf eine kerkyräische Flotte von 80 Schiffen. In der folgenden Seeschlacht unterlag die korinthische Flotte, worauf sich Epidamnos den kerkyräischen Siegern ergab. Die nächsten zwei Jahre brachten die Korinther damit zu ihre bisher größte Flotte aufzubauen um sich für die Niederlage zu rächen.20 Angesichts des neuen drohenden Angriffs Korinths schickten die Kerkyräer eine Gesandtschaft mit der Bitte dem Attischen Seebund beizutreten nach Athen. Durch ein solches Bündnis hätte Korinth im Falle eines Krieges die vereinigten Flotten der beiden größten Seemächte gegen sich gehabt.21 Um dies zu verhindern schickte Korinth ebenfalls eine Gesandtschaft nach Athen. Die nächste Phase des Konflkites war eingeleitet.

In Athen wurde im September 433 eine Versammlung abgehalten, auf der beide Parteien ihre Anliegen vorbringen konnten. Die Kerkyräer argumentierten nach Thukydides unter anderem damit, dass der Krieg mit Sparta unausweichlich wäre und ein Bündnis mit Kerkyra somit von großem Vorteil für Athen wäre.22 Die Korinther dagegen erinnerten die Athener an den Friedensvertrag und argumentierten damit, dass ein Bündnis mit Kerkyra diesen verletzen würde und Athen somit ein Feind von Korinth wäre.23 Die Athener gingen zunächst auf die Argumente Korinths ein, kamen bei einer zweiten Versammlung jedoch zu dem Ergebnis, dass der Krieg mit Sparta in der Tat unausweichlich wäre und schlossen ein Bündnis mit Kerkyra, das jedoch rein defensiv war um den Friedensvertrag nicht zu verletzen. Dieses Defensivbündnis war wohl eine Idee des Perikles24 und Plutarch berichtet, dass Perikles die Athener überredete Kerkyra zu unterstützen.25 Sie schickten zehn Schiffe nach Epidamnos und Korinth entsandte eine Flotte von 150 Schiffen, von denen wiederum viele von Bündnispartnern stammten. Die Kerkyräer segelten ihnen mit 110 Schiffen entgegen und es kam zum Kampf. Zu Beginn griffen die athenischen Schiffe nicht aktiv in die Kämpfe ein. Erst angesichts der drohenden Niederlage der Kerkyräer bekämpften sie offen die Korinther und so kam es zu den ersten Kriegshandlungen zwischen Athen und Korinth.

[...]


1 Vgl. Thuk. 1, 21.

2 Vgl. Thuk. I, 23.

3 Vgl. Thuk. I, 139, Kagan 2003, 39.

4 Vgl. für die Bestimmungen des Vertrages De Ste. Croix, origins, 293.

5 Kagan 2003.

6 De Ste. Croix, origins.

7 Bagnall, war.

8 Salmon, Corinth.

9 Legon, Megara.

10 Rhodes, causes.

11 Vgl. Thuk. I, 20-22.

12 Vgl. für den Ablauf der Ereignisse Thuk. I, 24-55, Diod. XII, 30-33.

13 Vgl. Thuk. I, 24.

14 Vgl. Kagan 2003, 25.

15 Vgl. Ebd.

16 Vgl. Thuk. I, 25.

17 Vgl. Salmon, Corinth, 283 f.

18 Vgl. Kagan 2003, 27.

19 Vgl. Ebd., 28.

20 Vgl. Ebd., 29.

21 Vgl. Bagnall, war, 125.

22 Vgl. Thuk. I, 33.

23 Vgl. Thuk. I, 40.

24 Vgl. Kagan 2003, 32.

25 Vgl. Plut. Perikles, 29

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Peloponnesische Krieg. Konflikte im Vorfeld und Kriegsschuldfrage
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Klassische Altertumskunde)
Veranstaltung
Proseminar "Plutarchs Perikles Vita"
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V274141
ISBN (eBook)
9783656666530
ISBN (Buch)
9783656666547
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Griechenland, Antike, Peloponnesischer Krieg, Thukydides, Perikles
Arbeit zitieren
M.A. Philip Wagenführ (Autor:in), 2008, Der Peloponnesische Krieg. Konflikte im Vorfeld und Kriegsschuldfrage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274141

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