Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen


Fachbuch, 2014

74 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Tapferer als die meisten Männer

Die Apachen-Indianerin Lozen (um 1840–um 1887), die jüngere Schwester des Kriegsschamanen Victorio (um 1825–1880), tat sich als Prophetin, Medizinfrau, Kriegerin und Pferdediebin hervor. Sie konnte in die Zukunft sehen und den Standort von Feinden hervorsagen. Dank ihres großen Wissens über heilende Eigenschaften bestimmter Pflanzen und Mineralien heilte sie kranke und verwundete Stammesgenossen. Im Kampf gegen Mexikaner und Amerikaner war sie tapferer als die meisten Männer. Beim Pferdediebstahl folgten ihr die Tiere sofort, wenn sie mit ihnen sprach. Ihr abenteuerliches Leben wird in dem Taschenbuch „Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst geschildert. Aus seiner Feder stammen die Taschenbücher „Malinche. Die Gefährtin des spanischen Eroberers“, „Pocahontas. Die Indianer-Prinzessin aus Virginia“, „Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey“, „Katerí Tekakwitha. Die erste selige Indianerin in Nordamerika“, „Sacajawea. Die indianische Volksheldin“, „Mohongo. Die Indianerin, die in Europa tanzte“, „Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen“, „Sieben berühmte Indianerinnen“ und „Superfrauen aus dem Wilden Westen“.

Lozen

Die tapfere Kriegerin der Apachen

Zu den wenigen Frauen bei den Apachen, die als tapfere Kriegerinnen zu Ruhm und Ehre gelangten, gehörte Lozen, zu deutsch: „geschickte Pferdediebin“. Als ihr Geburtsjahr werden um 1840, 1843 oder 1848 angegeben, als ihr Todesjahr 1887 oder 1889. Lozen war Stammesmitglied der Chihenne-Apachen (auch Warm-Springs-Apachen genannt), die jüngere Schwester des Kriegsschamanen Victorio (um 1825–1880) und tat sich als Prophetin, Medizinfrau und Kriegerin hervor. Victorio rühmte sie einmal mit den Worten: „Lozen ist meine rechte Hand, stark wie ein Mann, tapferer als die meisten, listig in der Strategie und ein Schild für ihr Volk.“

Die Chihenne („Volk der roten Farbe“) mit den Bedonkohe („Volk, das an der Grenze zum Feind lebt“), Chokonen („Volk von den Berghängen“) und Nednhi („Volk, das Ärger bereitet“) werden häufig zusammenfassend als Chiricahua bezeichnet. Der Begriff Chiricahua („Großer ‚Berg“ oder „Berg der wilden Truthähne“) beruht auf dem Namen des Gebietes, in dem diese Indianer lebten, nämlich der Chiricahua-Bergkette im südöstlichen Arizona. Die Chihenne bildeten die östliche Chiricahua-Gruppe und agierten vollständig unabhängig von den anderen Gruppen der Apachen.

Der Geburtstag und der Geburtsort von Lozen sind nicht bekannt. In der englischsprachigen „Wikipedia“ wird „um 1840“ als Geburtsjahr genannt. Dagegen erwähnen der deutsche Autor Alfred Wallon 1843 und die Autorin Gladys L. Knight 1848 als Geburtsjahr. Lozen kam irgendwo im Gebiet von New Mexico/Arizona/North Mexico zur Welt. Diese Gegend hieß damals Apacheria. Womöglich wurde Lozen in Sichtweite des „Heiligen Berges“ bei Ojo Caliente („Heiße Quellen“) in New Mexico geboren.

Einige Jahre vor der Zeit, in der Lozen das Licht der Welt erblickte, war Juan José Compas (um 1786–1837) der Anführer der Chihenne-Apachen. Die Chihenne hielten sich oft in den Animas Mountains auf. Zu ihnen kamen zeitweise Mexikaner mit indianischen Sklaven, die nach Gold suchen mussten.

Weil die Apachen von 1820 bis 1835 bei Überfällen schätzungsweise 5.000 Mexikaner töteten, rund 100 Siedlungen zerstörten und mehr als 4.000 Siedler zwangen, die gefährdete Region in Mexiko zu verlassen, setzte der mexikanische Staat Sonora eine Prämie auf Apachen-Skalps aus. Für den Skalp eines männlichen Indianers ab 14 Jahren gab es 100 Peso, für den einer Frau 50 Peso und für den eines Kindes 25 Peso.

Im April 1837 verloren beim so genannten „Johnson Massaker“ in New Mexico rund 20 Apachen, darunter der Anführer Juan José Compas sowie Frauen und Kinder, ihr Leben. Weitere 20 Apachen erlitten Verletzungen. Dieses blutige Ereignis wird von Historikern sehr unterschiedlich geschildert.

Das „Johnson-Massaker“ ist nach dem weißen amerikanischen Pelzhändler John Johnson aus Missouri benannt, der ab 1827 in Oposura im mexikanischen Staat Sonora lebte und als „Johnson von Oposura“ bekannt wurde. In der Literatur wird Johnson manchmal als Skalpjäger und Gesetzloser bezeichnet.

Der Ort Oposura änderte 1828 seinen Namen in Moctezuma um. 1835 heiratete Johnson die Mexikanerin Delfina Gutiérrez. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor.

Im Frühjahr 1837 überfielen von Juan José Compas angeführte Apachen einen Ort etwa 30 Meilen nördlich von Moctezuma. Darüber gerieten auch die Einwohner von Moctezuma in helle Aufregung, als eine Gruppe von Händlern aus Missouri einritt. Die Händler waren Freunde von John Johnson und beklagten sich bei diesem über den Diebstahl ihrer Pferde und Maultiere durch die Apachen.

Johnson schlug vor, die entwendeten Tiere von den Apachen zurückzuholen und erhielt hierfür die Erlaubnis der Regierung. In Moctezuma zogen 17 weiße Amerikaner und fünf mexikanische Maultiertreiber in Richtung Norden los. Beim Militär in Fronteras gab man diesem Trupp zwar keine von den dort stationierten 100 Soldaten mit, lieh aber ein Artilleriegeschütz aus, das zerlegt und auf Maultiere gepackt wurde.

Bald erkannte Johnson an Signalfeuern auf Hügeln, dass die Apachen über die Anwesenheit seines Trupps wussten. Deswegen rastete der Trupp und beriet, was zu tun sei.

Als sich Juan José Compas mit seinen Kriegern näherte, erklärte man ihm, bei dem Trupp handle es sich um Händler, die mit ihren Waren ins rund 75 Meilen entfernte Rita del Cobre unterwegs seien und bot ihm an, mit den Apachen zu handeln.

Juan José Compas ging auf diesen Vorschlag ein. Die Beratungen zwischen den Händlern und den Apachen zogen sich drei Tage dahin. Während dieser Zeit bemerkte Johnson, dass sich die Apachen für einen Angriff auf seine Truppe vorbereiteten.

In der Not kam jemand aus der Truppe von Johnson auf die Idee, den Apachen mit einem Überfall zuvorzukommen. Als ungefähr 80 indianische Männer, Frauen und Kinder erfreut Mehl, Decken, Sättel und Whyskey betrachteten und aufteilten, feuerten die Weißen mit dem Artilleriegeschütz und ihren Gewehren auf sie. Unter den rund 20 Toten waren außer dem Anführer Juan José Compas auch dessen Bruder Juan Diego und der Anführer Marcelo.

Als Beweisstücke für die Tötung der Apachen nahm Johnson mehrere Skalps der Indianer mit. Für ihn war dieses Massaker aber kein gutes Geschäft, wie oft fälschlicherweise behauptet wird. Er erhielt eine Belohnung von insgesamt 100 Peso und den offiziellen Dank der Regierung in Sonora. Keineswegs aber strich er 100 Peso für den Skalp eines jeden getöteten Indianerkriegers, 50 Peso für jede Indianerfrau und 25 Peso für jedes Indianerkind ein. Dafür hatte die stark verschuldete Regierung in Sonora damals gar nicht genügend Geld, heißt es.

Stattdessen verlor Johnson seine Waren, musste seine Leute bezahlen und die Rache der Apachen fürchten. Ungeachtet dessen überwiegt in Schilderungen des „Johnson-Massakers“ die Empörung über den feigen weißen Mann und die Sympathie für die bemitleidenswerten Apachen.

Neuer Anführer der Chihenne-Apachen nach dem „Johnson-Massaker“ wurde der hünenhafte Mangas Coloradas (um 1793–1863), zu deutsch „rot gefärbte Ärmel“, der angeblich mehr als zwei Meter groß gewesen sein soll. Er beschloss, Rache an jenen „Weißaugen“ zu nehmen, die seine Stammesgenossen beim „Johnson-Massaker“ ermordet hatten. Mehr als 100 seiner Krieger gingen auf den Rachefeldzug und nahmen dabei weiße Amerikaner und Mexikaner gefangen. Die Gefangenen wurden von den Müttern, Ehefrauen und Töchtern der ermordeten Chihenne-Apachen getötet, unter Pferdehufen zermalmt, erschlagen oder mit Messern in Stücke gehackt.

Von 1846 bis 1848 tobte der „Mexikanisch-Ame-rikanische Krieg“, bei dem die Truppen der USA verschiedene Schlachten im Norden von Mexiko gewannen. Durch den „Vertrag von Guadalupe Hidalgo“ fielen die nördlichen mexikanischen Provinzen an die USA. Die Chiricahua-Indianer betrachteten die Amerikaner zunächst als ihre Befreier, Freunde und Verbündete gegen die verhassten Mexikaner. Doch als man in Arizona Gold und Silber entdeckte und ein Run der Amerikaner auf diese Edelmetalle einsetzte, gab es immer mehr Spannungen.

1861 löste die so genannte „Bascom-Affäre“ den letzten Krieg des Apachen Cochise gegen die US-Armee aus. Der zwischen 1810 und 1823 geborene Cochise, auch Cheis oder A-da-tli-chi („Hartholz“) genannt, war ein Anführer (Nantan) der Chihuicahui-Lokalgruppe der Chokonen. Cochise wurde von dem jungen, karrieresüchtigen Lieutenant George Bascon fälsch-licherweise beschuldigt, Vieh gestohlen und einen weißen Jungen entführt zu haben. Doch Cochise gelang eine dramatische Flucht. Weil ein Teil seiner Familie in Geiselhaft kam, nahm Cochise im Gegenzug einige Weiße gefangen. Als Lieutenant Bascom einen Gefangenenaustausch ablehnte, töteten die Apachen ihre weißen Geiseln. Bacon ließ daraufhin drei männliche Verwandte von Cochise aufhängen. Diese Vorfälle lösten eine neue Kriegsphase zwischen Chokonen und Amerikanern aus.

Anfang 1863 erschien der rund 70 Jahre alte Häuptling Mangas Coloradas im „Fort McLane“ im Südwesten von New Mexico zu Friedensverhandlungen. Der dortige Befehlshaber Colonel Joseph R. West (1822–1898) befahl, dafür zu sorgen, dass Mangas Coloradas die Nacht nicht überlebe. In der Nacht des 18. Januar 1863 folterte man den alten Häuptling mit erhitzten, glühenden Bajonetten an den Beinen und Füßen und erschoss ihn anschließend „auf der Flucht“. Der Leichnam wurde skalpiert und außerhalb des Forts verscharrt. Am nächsten Tag ließ der Feldarzt, Captain David B. Sturgeon, die Leiche exhumieren und enthaupten. Den Kopf präparierte er für den Phrenologen Orson Squire Fowler (1809–1887) in New York. Nach dem Tod von Mangas Coloradas war Cochise einer der einflussreichsten Anführer der Chiricahua. Er führte rund ein Jahrzehnt lang Krieg gegen die Amerikaner. Dank Vermittlung des amerikanischen Postreiters und ehemaligen Scouts Tom Jeffords, mit dem Cochise freundschaftlich verkehrte, kam es 1872 zu Friedensverhandlungen mit General Oliver Otis Howard (1830–1909). Howard hatte den Ruf, fair mit Indianern umzugehen. Er handelte mit Cochise einen Friedensvertrag aus, der den Bedonkohe ein eigenes Reservat zuerkannte. Der bei Freund und Feind als aufrichtiger Mann geachtete Cochise starb im Juni 1874. Zwei Jahre nach seinem Tod löste man 1876 das den Chokonen zugesagte Reservat auf. Wie andere Apachenstämme wurden auch sie in die „San Carlos Apache Reservation“ im südöstlichen Arizona umgesiedelt. Naiche (zwischen 1856 und 1858–1919), einer der beiden Söhne von Cochise, widersetzte sich zusammen mit anderen Apachen dieser Umsiedlung und schloss sich Geronimo, dem Schamanen und Kriegshäuptling der Bedonkohe, an. Unter Geronimo führten die wenigen noch kämpfenden Apachen einen aussichtslosen Guerillakampf gegen die US-Truppen.

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Details

Titel
Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen
Autor
Jahr
2014
Seiten
74
Katalognummer
V274179
ISBN (eBook)
9783656670551
ISBN (Buch)
9783656670100
Dateigröße
6758 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lozen, Indianerin, Apachen, Victorio, Geronimo, Cochise, Frauenbiografien, Ernst Probst.
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2014, Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274179

Kommentare

  • Ernst Probst am 7.7.2014

    Von Ernst Probst stammen die Taschenbücher:
    Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey
    Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen
    Malinche. Die Gefährtin des spanischen Eroberers
    Mohongo. Die Indianerin, die in Europa tanzte
    Pocahontas. Die Indianer-Prinzessin in Virginia
    Sacajawea. Die indianische Volksheldin
    Katerí Tekakwitha. Die erste selige Indianerin in Nordamerika
    Sieben berühmte Indianerinnen. Malinche – Pocahontas – Cockacoeske – Katerí Tekakwitha – Sacajawea – Mohongo – Lozen
    Weisheiten der Indianer
    Meine Worte sind wie die Sterne. Die Entstehung der Rede des Häuptlings Seattle (zusammen mit Sonja Probst, verheiratete Sonja Werner)

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Titel: Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen



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