„Die Welt von innen sehen“. Tiermetamorphose bei Clarice Lispector und Brigitte Kronauer

Unterschiedliche kulturelle Tier-Mensch-Vorstellungen und feministische Ansätze


Bachelorarbeit, 2013

83 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

1 Einleitung

2 Quellen

3 Interpretationsansätze
3.1 Der Begriff der Entfremdung
3.2 Der Begriff der „Verwandlung“
3.3 Verwandlung, Tierfiguren und das Tierverständnis in der europäischen und brasilianischen Kultur
3.4 Der Wandel des Tierverständnisses in der westlichen Kultur
3.5 Die Wirkung des Blickes des Tieres auf den Menschen
3.6 Grundlegende Annahmen über das Verhältnis zwischen dem Mensch und dem Tier und der Ökofeminismus
3.6.1 Frauen und Tiere in der patriarchalischen Weltordnung
3.6.2 Die Frau und das Tier in einem gegenseitigen Geflecht aus Unterdrückungen
3.7 Die Genderanalyse nach Donna Haraway
3.8 Der philosophische Stil Deleuzes und Guattaris
3.8.1 Tierwerden als Ausweg aus der menschlichen Unmündigkeit

4 Untersuchungen
4.1 A Cidade Sitiada (Die belagerte Stadt / Von Traum zu Traum)
4.1.1 Das Verständnis von Objekt und Subjekt
4.1.2 „Für eine kleine Literatur“ und die Rolle Lucrécias
4.1.3 Die ödipale Rolle Lucrécias
4.1.4 Die weibliche Identität von Lucrécia
4.1.5 Der Prozess des Überfließens bei Clarice Lispector
4.1.6 Wie Lispector auf das Pferd kam
4.2 O búfalo (Der Büffel)
4.3 Der Roman Die Frau in den Kissen...
4.3.1 Der Blick des Tieres und der Prozess der Verwandlung
4.3.2 Appell an die Menschlichkeit und Umweltzerstörung
4.3.3 Charakterisierung der Gräfin
4.3.4 Die Rolle des Tigers bei Kronauer
4.3.5 Die Beziehung zwischen dem Wolf und der Frau
4.3.6 Verwandlung - Augen - Hüllen
4.4 Tageslauf mit Unterbrechung und Gegner
4.5 Der nouveau roman und unterschiedliche Erzählweisen von Clarice Lispector und Brigitte Kronauer

5 Schlussfolgerungen und Fazit
5.1 Fazit
5.2 Ausblick

Quellenverzeichnis

Bibliografie

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Zeitschriftenartikel

Internetquellen

Filmverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Anhang 1 Namensregister
Anhang 2 René Descartes (1596-1650) „Tiere sind gefühllos wie Maschinen“.
Anhang 3 Rezension von Rainer Taub über Die Frau in den Kissen
Anhang 4 Das Bild der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft
Anhang 5 Britische Antivivisektionszeitung aus dem Jahre 1917
Anhang 6 Frauen- und Tierrechte.

Danksagung

Zuerst möchte ich an dieser Stelle allen danken, die diese Bachelorarbeit „Die Welt von innen sehen“ - Der Topos der Tiermetamorphose bei Clarice Lispector und Brigitte Kronauer unter Berücksichtigung unterschiedlicher kultureller Tier-Mensch- Vorstellungen und feministischer Ansätze durch ihre fachliche Unterstützung begleitet und zu ihrem Gelingen beigetragen haben.

Besonders möchte ich mich ganz herzlich bei Frau Prof. Dr. Cornelia Sieber bedanken. Sie übernahm die umfangreiche Erstbetreuung und unterstützte mich durch ihre hilfreichen Anregungen und Ratschläge. Zudem gilt mein Dank auch Frau Dr. Dr. h. c. Sabina MatterSeibel, die mir als Zweitkorrektorin unterstützend zur Seite stand.

Abschließend bedanken möchte ich mich bei meinen Eltern, die mir dieses Studium ermöglicht haben und auf deren Unterstützung ich immer zählen kann und konnte; zudem bei meiner Schwester und bei meinem Freund, die mich während dieser Zeit unterstützen und begleiteten.

1 Einleitung

Das Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit ist es, die literarischen Funktionen der Tiermetamorphose in den Werken von Clarice Lispector und Brigitte Kronauer genauer zu untersuchen. Dazu wird der kulturelle und historische Kontext der beiden Autorinnen beleuchtet. Ein weiterer Schwerpunkt wird der direkte Vergleich mehrerer Werke von Clarice Lispector und Brigitte Kronauer sein, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Schreibstile hervorzuheben und um die verschiedenen Tiermetamorphosen vergleichen zu können. Unterstützt wird die Analyse durch die philosophischen Interpretationsansätze der französischen Philosophen Guattari und Deleuze sowie den feministischen Ansatz Donna Haraways.

Die Tiermetamorphose spielt eine herausragende Rolle innerhalb des Gesamtwerks der beiden Autorinnen. Dies kommt am deutlichsten in dem Roman A Cidade Sitiada1 (Die belagerte Stadt / Von Traum zu Traum2 ) und in der Kurzgeschichte O búfalo (Der Büffel)3 von C. Lispector sowie in dem Roman Die Frau in den Kissen4 und der Kurzgeschichte Tageslauf mit Unterbrechung und Gegner5 von B. Kronauer zum Ausdruck. Anders als bei Kafka, dessen Erzählung Die Verwandlung6 erstmals 1913 publiziert wurde, geht es in den oben genannten Werken der beiden Autorinnen nicht um die Verwandlung in eine Fantasiefigur, durch die der Protagonist Gregor einen wahren Albtraum erlebt, sondern um ein Verschmelzen mit dem realen Tier und dem damit bewirkten und positiv erlebten Einklang mit der Natur.

Die im 20. Jahrhundert in der Ukraine geborene Clarice Lispector, die den größten Teil ihres Lebens in Brasilien verbrachte, schrieb Romane, deren ProtagonistInnen in der Regel Frauen sind. Eines ihrer bekanntesten Werke ist der Roman A Cidade Sitiada (Die belagerte Stadt / Von Traum zu Traum), erstmals publiziert im Jahre 1949, anhand dessen ich die oben genannten Aspekte der Metamorphose erläutern möchte. Die Verwandlungen von Mensch zu Tier werden realistisch und detailgetreu wiedergegeben. Lispector ist hierbei stets bemüht, subjektives Empfinden und körperliches Erleben der Protagonistin vor und nach den Metamorphosen mit einfließen zu lassen. Vor allem das innere Empfinden und das Gefühlsleben werden in dem oben genannten Roman besonders eindrücklich verarbeitet. Ein ausschlaggebender Punkt, warum das Werk Lispectors bedeutsam für das Verständnis für die Mensch-Tier-Metamorphose ist, ist die Tatsache, dass sie vor dem historisch-kulturellen Hintergrund Brasiliens in der Mitte des 20. Jahrhunderts schreibt. Im Vergleich zu den Vorgängen in Europa erschien Brasilien in dieser Zeit geradezu paradiesisch und unberührt harmonisch. Hier muss insbesondere auf Stefan Zweigs Landesbeschreibung verwiesen werden7 Die Natur war weitaus unberührter, als sie es heute ist, und weite Teile des Landes waren unerforscht. Die indigene indianische Kultur war jenseits der wenigen in ihrer Größe noch bescheidenen Metropolen ständig präsent. In der Außenwahrnehmung Brasiliens hatte man den Eindruck, dass hier Menschen unterschiedlichster Herkunft friedvoll und harmonisch zusammenlebten. Dies wirkte sich so auch auf die Wahrnehmung der Natur aus. Zeugnis dieser engen Beziehung zwischen Mensch und Natur ist zum Beispiel auch die Flagge Brasiliens, deren Farben grün, blau und gelb jeweils für den Wald, für das Wasser und für die Sterne stehen. Mensch und Natur sind, im Gegensatz zu europäischen Industrieländern des 20. Jahrhunderts, in der brasilianischen Kultur Lispectors bereits im Ansatz weniger klar getrennt.

Als Vertreterin der europäischen Verwendung der Mensch-Tier-Metamorphosen bietet sich besonders die 1940 geborene Hamburger Schriftstellerin Brigitte Kronauer an, da sie, wie Lispector das Einswerden mit der Natur bzw. das Loslassen und das Verschmelzen mit der Natur thematisiert. Die Metamorphosen spielen besonders in ihrem im Jahre 1990 veröffentlichten Roman Die Frau in den Kissen eine Rolle. Ausschlaggebend für die Auswahl war hier vor allem auch der historisch-gesellschaftliche Kontext, in dem der oben genannte Roman veröffentlicht wurde, denn Ende des 20. Jahrhunderts waren die Grenzen des industriellen Wachstums erkennbar und die Folgen für die Natur unübersehbar. Die Natur wurde vor allem in Deutschland, einem hochindustrialisierten Land in der Mitte Europas, vermehrt als bedroht erlebt89.

Daraufhin werden die Begrifflichkeiten, die im Weiteren zur Verwendung kommen, genauer definiert, nämlich der der Verwandlung und der Begriff der Entfremdung, der ebenfalls eine Loslösung vom eigentlichen Menschsein beschreibt und daher im Weiteren genauer erörtert werden muss.

In der christlichen Vorstellung hat der Begriff der Verwandlung einen sehr hohen Stellenwert, da er ein Teil des zentralen Sakraments des Abendmahls ist: die Verwandlung des Leibes und des Blutes Christi in Brot und Wein, bezeichnet als Transsubstantiation 10. In der abendländischen Vorstellung wirkt dieser Begriff unbewusst fort. Diese Tradition ist im Abendland durch die antike Rezeption bedingt, vor allem Ovids Metamorphosen, die in der Malerei und Skulptur immer wieder dargestellt wurden11. Der Begriff der Verwandlung wurde seinerseits vom deutschen Germanisten Friedmann Harzer in zwei disjunkte Teilbereiche, die psychische und die physische Metamorphose, zerlegt.12 Die psychische Metamorphose befasst sich allgemein mit dem Übergang der menschlichen Seele in den tierischen Körper. Bei der physischen Metamorphose hingegen vollzieht sich der menschliche Körper einer objektiv- wahrnehmbaren Veränderung in den Körper des jeweiligen animalischen Geschöpfs.

Denker und Philosophen des 18. und 19. Jahrhunderts erläuterten den Begriff der Entfremdung auf ihre Weise und entwickelten hierbei unterschiedliche Definitionen. Vorläufer dieses Begriffs ist zum Beispiel Hesiod. Durch die Entfremdung ist es dem Menschen möglich, in ein Goldenes Zeitalter einzutreten. Dadurch erfährt der Mensch eine Harmonie zwischen Natur und Kultur13. Des Weiteren ist der Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) zu nennen, der erstmals diesen Begriff erläuterte. Er war der Meinung, dass der Mensch in seinem ursprünglichen traditionellen Naturzustand sich selbst Gesetze gebe, durch die das Verhältnis des menschlichen Individuums zur Natur und zu seinen Mitmenschen verstellt werde.14 Weitere Philosophen widmeten sich ebenfalls diesem Begriff, so auch der deutsche Philosoph Ludwig Andreas Feuerbach (1804-1872), der der Meinung war, dass der Mensch sich von der Realität entfremde, indem er seine Ideale auf Gott projiziere.15 Karl Marx (1818-1883) entwickelte diesen Begriff weiter. Er war der Meinung, dass Entfremdung ein Charakteristikum des industrialisierten Arbeitsprozesses sei. Wenn der Mensch seine Arbeit nicht plane und kein Ziel an dieser Arbeit erkenne, sei dies entfremdete Arbeit16, so Marx.

Nachdem die beiden Begriffe Entfremdung und Verwandlung ursprünglich nicht in direktem Zusammenhang gesehen wurden, entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts eine Betrachtungsweise, die es naheliegend erscheinen ließ, die angesprochenen Begriffe gemeinsam zu erörtern.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll der Interpretationsansatz der modernen französischen Philosophen Félix Guattari (1930-1992) und Gilles Deleuze (1925-1995) und deren Interpretation der Tiermetamorphosen gezeigt werden. Die Grenzen des Menschseins werden hier von beiden neu definiert, und es wird ein fließender Übergang zwischen dem Menschen und der Natur postuliert. Besonders in Heyers Beitrag Deleuzes und Guattaris Kunstkonzept: ein Wegweiser durch Tausend Plateaus17 wird dieser Begriff des Tier-Werdens als Ziel des eigentlichen Werdens beschrieben. Dieses Ziel dürfe man sich allerdings nicht als absoluten Endpunkt vorstellen, sondern als fließenden Übergang, der durch bestimmte Schwingungen charakterisiert sei. Es geht den Philosophen vor allem darum, das traditionell behaftete Subjekt-Objekt-Konzept zu verdeutlichen, um die Verbindung der Untrennbarkeit zwischen diesem Konzept und den auf unserer Welt existierenden Herrschaftsverhältnissen aufzuzeigen. Deleuze und Guattari entwickeln hierbei einen Drang zur „Aufsprengung“ von Begrifflichkeiten, sodass ein fließender Übergang vom menschlichen in den tierischen Körper, sowohl auf psychischer als auch auf physischer Ebene, stattfinden kann. Unter dem Begriff der Deterritorialisierung18 verstehen die beiden Philosophen den für sie schlüssigen Übergangsverlauf zum Tier. Eine weitere Parallele bildet hierbei der Fluchtgedanke aus den als drückend erlebten menschlich bestimmten Zuständen, der sich sowohl bei der Philosophie von Deleuze und Guattari als auch bei Lispector findet.

Die Thesen der Naturwissenschaftshistorikerin und Philosophin Donna Haraway sind für die Diskussion der Arbeit ebenfalls von Relevanz. Themen ihrer Philosophie sind die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, die immer unklarer würden, wobei mittlerweile ein fließender Übergang zu bemerken sei. Sie untermauert die Umstrukturierung der biologischen Mensch-Tier-Hierarchie und bezeichnet sich selbst als Fürsprecherin einer Ansicht, welche Mensch und Tier auf eine Stufe stellt. Wegen des Aufbaus unserer hierarchischen Ordnung innerhalb der Gesellschaft, aber auch aufgrund der Ungleichbehandlung von Mensch, Tier und Natur sei ein harmonisches Zusammenleben und Miteinander nicht gewährleistet. Die für das Zustandekommen einer Ungleichbehandlung grundlegenden Unterschiede entwickle die westliche Zivilisation durch das Herausarbeiten von Asymmetrien. Diese seien dafür verantwortlich, dass eine Gleichbehandlung von Mann und Frau nicht gelinge. Die Frau trete auf die Stufe der Natur und habe somit keine Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zum Ausdruck zu bringen. Durch eine Gleichstellung von Mensch, Tier und Natur sieht Donna Haraway eine Möglichkeit der Harmonie und freien Entfaltung von Fähigkeiten und eine bessere Lebensvoraussetzung für alle Beteiligten. Wie Donna Haraway vertritt auch die 1956 in Deutschland geborene und an der Universität Wien tätige Künstlerin Elisabeth von Samsonow eine Theorie, die ein Geflecht aus Mann, Frau und Tier im Einklang mit der Natur vorsieht. Hierbei sieht sie eine starke Bindung zwischen der Frau und der Natur, die sich in der Liebe zum Lebenden und in der Geborgenheit ausdrücke. Sie nimmt insbesondere Bezug zu den natürlichen Vorgängen, die im Leben einer Frau eine besondere Bedeutung einnähmen. Beispielhaft sei hier die Geburt genannt, die eine starke Verbindung zwischen Natur und dem weiblichen Wesen hervorhebe. Auch sie ist der Meinung, dass die Grenzen zwischen Mensch und Natur weniger klar seien als üblicherweise gedacht. Dieser Zugang und die Durchlässigkeit zur Natur seien jedoch vor allem den Frauen gegeben, da die Ausbeutung der Natur eher ein dem Patriarchat geschuldetes Männerthema sei.

Mit meiner Arbeit möchte ich verschiedene Denkmuster und Interpretationsansätze der genannten Autorinnen erläutern und die Brisanz unseres Umgangs mit der uns umgebenden Natur aufzeigen. Ein wesentlicher Bestandteil ist hier der kulturell-historische Vergleich Brasiliens zur Zeit der Werke der Clarice Lispector, also zur Mitte des 20. Jahrhunderts, mit dem Deutschland der Brigitte Kronauer gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Hierbei will ich versuchen, die Wahrnehmung der Tiermetamorphosen der Autorinnen aus ihrem jeweiligen Kontext herauszuarbeiten, da die unterschiedlichen kulturellen Wahrnehmungen der Natur zum Auftauchen der Metamorphosen in der Literatur führen. Der Zugang zur Natur, den Lispector bietet, geht aus einem ursprünglichen Naturverständnis hervor und mündet in die Mensch-Tier-Metamorphose, während Kronauer mit der Metamorphose in dem Versuch, die Trennung zwischen Mensch und Tier zu überwinden, im Sinne einer Rückbesinnung sich der Natur zuwendet. Das Land Brasilien ist geprägt durch seine uralten Traditionen und Kulturen. In Deutschland hingegen wurden im 20. Jahrhundert die Grenzen der Industriekultur innerhalb der Gesellschaft so stark thematisiert, dass man sich wieder stärker der Natur zuwandte19. Aus meiner Sicht ist es somit notwendig, die kulturellen, teilweise historisch bedingten Differenzen in der Wahrnehmung der Grenzen zwischen Mensch und Natur herauszuarbeiten.

2 Quellen

Clarice Lispector schrieb mit 29 Jahren den Roman A Cidade Sitiada als Diplomatengattin in Bern (Schweiz) und publizierte ihn im Jahre 1949 in Rio de Janeiro, Brasilien, in portugiesischer Sprache. Im Laufe der Jahre wurde die Geschichte in zahlreiche Sprachen übersetzt, so auch erstmals 1975 ins Deutsche. Der Zeitung Correio de Manh ã teilte sie in einem Interview 1971 mit, dass sich dieser Roman am schwierigsten schreiben lasse20. Konkretere Details zu dieser Aussage teilte sie nicht mit.

Der Roman A Cidade Sitiada handelt von Lucrécia Neves, einem Mädchen heiratsfähigen Alters, das zusammen mit seiner Mutter Ana in São Geraldo, Brasilien lebt. Die Geschichte spielt in den 1920er-Jahren, zu einer Zeit, in der in Brasilien die Moderne Einzug hielt. Die Protagonistin Lucrécia sieht und fühlt die Welt durch ihre Blicke und sie beobachtet die Gesellschaft, von der sie sich ausgeschlossen fühlt, wertet jedoch nicht das Beobachtete.21 Sie glaubt, durch eine Heirat mit einem reichen Mann, Mateus, der Isolation zu entkommen. Von der Sehnsucht übermannt, kehrt sie nach dem Tod ihres Ehemannes wieder zurück in ihre Heimatstadt. Bei ihrer Rückkehr wird sie sich der Veränderungen durch den Einzug der Moderne in São Geraldo bewusst. Ihre Hoffnungen auf eine neue Liebesbeziehung mit dem Arzt Lucas bleiben unerfüllt. Später folgt sie um der Liebe willen dem Angebot ihrer Mutter und verlässt São Geraldo mit dem Ziel, auf dem Bauernhof ihrer Mutter einen neuen Mann kennenzulernen.

Während des ganzen Romans bezeichnet Lispector die Protagonistin fortlaufend als Mädchen, junge Frau und zum Ende als Witwe, während sich der Charakter Lucrécias im Laufe des Romans nicht verändert. Gegenüber ihrer Mutter bleibt sie stets egoistisch und dominant. Ihr ganzes Leben lang ist sie darauf bedacht, in ihrem äußeren Erscheinungsbild den Ansprüchen der Gesellschaft und der Stadt São Geraldo zu entsprechen. Lispector beschreibt die Handlungen Lucrécias mit Metaphern, als sei sie ein Pferd oder eine Statue. Diese Metamorphosen werden vor allem dann erkennbar, wenn Lucrécia die Stadt São Geraldo beschreibt. Als Leser hat man den Eindruck, dass es sich hierbei um die Beschreibung einer Person und nicht einer Stadt handelt. Diese Verschmelzung von Lucrécia, der Stadt und den Pferden lässt den Leser oft verwirrt zurück. Die Metamorphosen treten unregelmäßig auf und sind von unterschiedlicher Dauer. Meistens finden diese Verwandlungen so statt, dass Lucrécia bestimmte Eigenschaften eines Pferdes, wie das Klappern der Hufe, annimmt oder sich mit einem Objekt identifiziert22.

Eine weitere Geschichte von Lispector, die in der vorliegenden Arbeit ebenfalls von Bedeutung ist, ist die Kurzgeschichte Der Büffel. Diese Geschichte wurde zusammen mit weiteren Kurzgeschichten in einem Erzählband im Jahre 1955 in Brasilien publiziert. Die Kurzgeschichte handelt von einer Frau, die einen Zoo besucht, da sie so hofft, mehr über sich selbst herauszufinden. Sie versucht, ein Tier zu finden, von dem sie denkt, dass ein Teil dieses Tieres ein allumfassender Spiegel ihrer selbst sein könnte. Nach längerer Suche sieht sie schließlich einen Büffel und ist beeindruckt von diesem anmutigen Tier. Während des Beobachtens gelingt es ihr schließlich, sich in dieses Tier so sehr hineinzudenken und zu -fühlen, dass eine psychische Metamorphose vollzogen wird und sie schließlich ohnmächtig zusammenbricht.

In dieser Geschichte nimmt man besonders die Einsamkeit der Frau wahr. Sie fühlt sich allein gelassen und sucht nach einem Sinn in ihrem Leben. So versucht sie sich mit den Tieren im Zoo zu identifizieren, um sich auf die Suche nach der Liebe zu machen, die sie sonst nirgendwo findet.

Die Werke der Autorin Brigitte Kronauer, die in dieser Arbeit betrachtet werden, sind der Roman Die Frau in den Kissen und die Kurzgeschichte Tageslauf mit Unterbrechung und Gegner. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Theodor-Fontane-Preis der Stadt Berlin und im Jahre 2005 mit dem Georg-Büchner-Preis der Darmstädter Akademie ausgezeichnet.

Der Roman Die Frau in den Kissen wurde erstmals 1990 in deutscher Sprache publiziert. Das Buch handelt von zwei Frauen, einer Ich-Erzählerin und einer alten Dame, die die ganze Zeit über in ihrem Bett liegt, da sie nicht mehr in der Lage ist, ihr Zimmer zu verlassen. Zugleich treten in den Fantasien der Ich-Erzählerin weitere Figuren auf, wie zum Beispiel eine weitere junge Frau, auch Gräfin genannt. Die Gedanken dieser Ich-Erzählerin kreisen um einen Zoo, um die Stadt oder um das Treppenhaus, in dem die alte Dame wohnt. In diesen Fantasien geht jeglicher Bezug zu Raum und Zeit verloren, Räume dehnen sich aus, und der Roman umfasst eine ganze Lebensspanne. Während der Spaziergänge im Zoo begegnet die Ich-Erzählerin zahlreichen Tieren, wie Eulen, Ochsen oder Wölfen. Hier ist es auch, wo sich erstmals diese Erzählerin einer Verwandlung unterzieht, nämlich in die Gestalt einer Raubkatze.23 Im Laufe der Zeit verliebt sie sich in einen Wolf und stellt sich vor, eine Liebesbeziehung mit ihm zu beginnen. Schließlich entscheidet sie sich, dem Tier zu folgen und mit diesem zu leben. Bei dem letzten Besuch im Zoo wird sie sich bewusst, dass der Wolf sie, anders als bei den letzten Treffen, ignoriert. Schließlich wird sie sich bewusst, dass sie beide doch nicht zusammengehören.

Die Kurzgeschichte Tageslauf mit Unterbrechung und Gegner, ebenfalls von Brigitte Kronauer geschrieben, wurde erstmals im Jahre 1981, also neun Jahre vor ihrem oben genannten Roman, veröffentlicht. In diesem Sammelwerk werden verschiedene Alltagsgeschichten minutiös und detailgetreu wiedergegeben. Das Werk wurde in den nachfolgenden Jahren in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Die Geschichte handelt ebenfalls von einer älteren Dame, die ihre schlafende Katze auf dem Sofa beobachtet. Die Katze wird in ihrem äußerlichen Erscheinungsbild beschrieben, wie zum Beispiel ihr schwarzes Fell oder ihr stiller Atem. Als die Katze schließlich aufwacht, vollzieht sich die psychische Verwandlung der Dame. Sie bekommt plötzlich den Eindruck, dass sich ihr Zimmer verwandelt. Sie bemerkt, dass sie mit der Katze zu einem Ganzen verschmilzt. Sie vergisst ihr eigenes Ich und bemerkt, wie die verschiedenen Elemente, die über den ganzen Tag verstreut sind, nun plötzlich einen Sinn ergeben, da sie sich durch die Bewegung bzw. das Spielen der Katze zu einem Ganzen zusammenfügen. Die Katze drückt sie und ihre Persönlichkeit aus.24

3 Interpretationsansätze

Dieser Bereich der Arbeit beschäftigt sich zunächst mit den Begrifflichkeiten, die für eine Interpretation der Werke von C. Lispector und B. Kronauer grundlegend sind. Hierzu zählen unter anderem die Begriffe Entfremdung und Verwandlung. Der Begriff der Entfremdung ist eng mit dem der Verwandlung verwandt und beschreibt, ebenso wie die Verwandlung, das Loslösen von der individuellen Person und kann als Voraussetzung für die Verwandlung angesehen werden. Auf dieser Grundlage werden die Begriffe im Kontext der europäischen und der südamerikanischen Kultur dahingehend analysiert und anschließend bezüglich der Wahrnehmung des Tieres und bezüglich der Umwandlung der Subjekt-Objekt-Beziehungen in der Geschichte erläutert. Anschließend werden die feministischen Ansätze Donna Haraways und deren Entfremdungsbegriff in Bezug auf die Fragestellung diskutiert. Abgerundet wird das Thema mit der Hinterfragung der hierarchischen Strukturen zwischen Mensch und Tier nach den Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari.

3.1 Der Begriff der Entfremdung

Bevor ich zum eigentlichen Thema der Tierperspektiven anhand der Werke von Clarice Lispector und von Brigitte Kronauer komme, ist es sinnvoll, zu Beginn den Begriff der Entfremdung näher zu beleuchten, um später Rückschlüsse anhand dieses Begriffes ziehen zu können. Der Begriff der Entfremdung kommt aus dem Sachrecht und wurde von Jean-Jacques Rousseau als „vollständige bzw. totale Entäußerung“ definiert, die die Freiheitsrechte eines jeden Menschen erklären sollen. Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) verstand hierunter den „Verlust der ursprünglichen Freiheit“25. Ein wichtiger Punkt ist, dass hierbei die Entwicklung der Menschheit bzw. die Entwicklung der Zivilisation eine große Rolle spielt. Durch diese Entwicklung setzten die Menschen in den letzten 1.000 Jahren neue Gesetze ein. Diese Gesetze entfremdeten den Menschen von seinem eigenen Ich. Doch auch die zahlreichen Erfindungen in den letzten zwei Jahrhunderten haben ebenfalls zur Entfremdung des Menschen von seiner eigenen Identität beigetragen26. Vor allem die maschinelle Produktionsweise hat hierzu beigetragen. Der Philosoph und Anthropologe Ludwig Andreas Feuerbach hingegen sah die Entfremdung der Menschheit schon vor der Industriekultur allein durch die Ansprüche der Religion gegeben. Er ist der Meinung, dass sich der Mensch von seiner eigenen Realität entfremde, von dem, was er vor seinen Augen sieht, und stattdessen seine Ideale auf Gott verlagere, also „blind“27 werde. Der Nationalökonom und Philosoph Karl Marx benutzte den Begriff der Entfremdung erstmals 1844 in seinen ökonomisch-philosophischen Werken. Der wichtigste Punkt liegt hierbei auf der Betonung der Entfremdung durch die eigene Religion (sei es die christliche, die muslimische, die buddhistische oder eine andere). Die Arbeitsteilung führe so zur Entfremdung des Menschen bei der Arbeit. Dies führe zur ökonomischen Entfremdung durch die Arbeit des Menschen. Das Tier wiederum arbeite nur zu einem bestimmten Zweck: Um am Leben zu sein. Es definiere also seine Realität durch pure Existenz. Dies untermauert Marx in folgendem Zitat:

Der Mensch macht seine Lebenstätigkeit selbst zum Gegenstand seines Wollens und seines Bewusstseins. Nur durch diese Form der Arbeit, durch die sich der Mensch ganz wesentlich vom Tier unterscheidet, ist er zu schöpferischer und innovativer Arbeit befähigt […].28

Der Mensch plane seine Arbeit und organisiere alles. Er sei derjenige, der allein sein Handeln bestimme und somit auch nach seinen eigenen individuellen Bedürfnissen handle. Wenn dies allerdings nicht der Fall sei, so sei dies laut Karl Marx die „entfremdete Arbeit“:

Die Entfremdete Arbeit kehrt das Verhältnis (menschlicher zu tierischer Tätigkeit) dahin um, dass der Mensch eben, weil er ein bewusstes Wesen ist, seine Lebenstätigkeit, sein Wesen nur zu einem Mittel für seine Existenz macht.29

Die Ursachen dieser Entfremdeten Arbeit basieren demnach laut Marx auf der kapitalistischen Arbeitsteilung und auf der Transformation der Arbeitskraft in Ware30. Die Entfremdung des Arbeiters vom Produkt ist demnach wichtiger Bestandteil Marx These. Der Gegenstand, den der Mensch produziere, werde zu einer fremden Ware (Warenfetischismus31 ). Der Lohn werde wichtiger als die Arbeit selbst. Der Arbeiter stelle das Produkt zwar her, jedoch besitze er dieses nicht, was dann wiederum zur oben genannten Selbstentfremdung führe. Es sei also der Mensch, der sich durch seine Arbeit nicht verwirklichen könne, schlimmer, er entfremde sich seiner menschlichen Würde und seines menschlichen Bewusstseins und arbeite wie ein Tier. Es entstehe also hier ein Gegensatz zwischen den Menschen, und die früheren zwischenmenschlichen Beziehungen würden aufgehoben.32

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Subjekt demnach erstens sich innerlich fremd werde bzw. sich von sich selbst trenne, zweitens sein eigenes natürliches Wesen verliere, drittens nicht den von sich entfremdeten Teil erkennen könne und viertens von dem von sich entfremdeten Teil gebunden und beherrscht werde33.

Die passive und aktive Entfremdung des menschlichen Individuums bildet einen wichtigen Bestandteil dieser philosophischen Überlegungen. Es ist von der Passivität des Menschen zu sprechen, wenn es sich hierbei um eine Person handelt, die nicht in der Lage ist, einen freien Willen zu entwickeln, und lediglich nach den Vorstellungen der Gesellschaft agiert. Einen Kontrast hierzu bildet die Aktivität eines Menschen, bei welcher das Individuum autonom in der Lage ist, einen eigenen Willen zu entwickeln, und sich frei macht von ideologischem Handeln.

3.2 Der Begriff der „Verwandlung“

Der Begriff der Verwandlung wird hier weiter erläutert, da es notwendig ist, diesen zu analysieren, um die Frage beantworten zu können, wie sich Protagonisten in den Werken Lispectors und Kronauers jeweils in Tiere verwandeln.

Der an der Universität Augsburg tätige Germanist Friedman Harzer geht von zwei Arten von Verwandlungen bzw. Metamorphosen aus. Die erste Art sei die physische Metamorphose, welche den Übergang einer menschlichen in eine tierische Gestalt beschreibt. Folgendes Zitat soll diese Art der Metamorphose erklären und begreifbar machen:

Eine physische Metamorphose veranschaulicht den „Über“-Gang von einer Gestalt zu einer anderen. Zumeist die Verwandlung eines Menschen insgesamt in einen Bestandteil der botanischen, animalischen, mineralischen oder astralen Natur.34

Ein Beispiel dafür wäre die Verwandlung Gregors in Die Verwandlung35 von Franz Kafka oder die Verwandlungen in den mythischen Geschichten, die sich in Verwandlungen in den Kindermärchen erhalten haben. Zahlreiche Beispiele haben sich in den Märchen tradiert, zu nennen wäre hier zum Beispiel Der Froschkönig36 oder Schneeweiß chen und Rosenrot37 . Die psychische Metamorphose hingegen wird folgendermaßen beschrieben:

In den hellenistischen Mysterienreligionen ist die Verwandlung […] eine Parallelvorstellung zur Wiedergeburt oder Vergottung. In ein gottgleiches Wesen verwandelt zu werden, ist das große Ziel, das der Myste von Weihe zu Weihe fortschreitend, durch Schau der Gottheit zu erreichen strebt.38

In diesem Zitat wird die Nähe der psychischen Verwandlung zum Begriff der Entwicklung deutlich. Der Entwicklungsbegriff gewann infolge der Aufklärung an Bedeutung, verwiesen sei auf den Entwicklungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre39. In diesem Sinne stellt Entwicklung die neuzeitliche Version der psychischen Verwandlung dar. In der Kinderliteratur wird das Symbolhafte der physischen Verwandlung aufgegriffen, um die psychische Verwandlung / Entwicklung zu verdeutlichen. Beispiele hierfür sind Die kleine Raupe Nimmersatt40 , die sich in einen Schmetterlings verwandelt, oder die Geschichte des hässlichen Entleins41 , das sich in einen schönen Schwan verwandelt. Die zugrunde liegende Vorstellung ist die gleiche wie die oben genannte Vergottung in der Mystik.

In dem gleichen Werk distinguiert Harzer zudem beide Metamorphosen, um dem Leser den Unterschied noch deutlicher werden zu lassen:

Während in einer physischen Verwandlung nur der Prozess selbst in einer Imagination anschaulich werden soll, steuert das Konzept einer psychischen Metamorphose überdies ein notwendig anschauliches Ende an. […] Betrachtet man die Geschichte des griechischen Verbs metamorphóo, so kommt auch die psychische Metamorphose in den Blick, in welcher sich nicht das Äußere einer menschlichen Figur verwandelt, sondern nur ihr Inneres […]42

3.3 Verwandlung, Tierfiguren und das Tierverständnis in der europäischen und brasilianischen Kultur

Nachdem nun die beiden oben genannten Begrifflichkeiten genauer erläutert wurden, werden diese nun in einen Zusammenhang mit der europäischen und der südamerikanischen Kultur gebracht. Dieses Kapitel ist Voraussetzung für den Vergleich der Tiermetamorphosen Lispectors und Kronauers, da diese beiden Autorinnen uralte Denkmuster aufgreifen. Zunächst wird auf das Tierverständnis in der europäischen Kultur eingegangen. Beispielhaft seien hier die griechischen Mythologien, Kurzgeschichten und Märchen herangezogen, die von dem Begriff der Metamorphose beeinflusst wurden. Hier wird zumeist die physische Metamorphose beschrieben, sprich die Verwandlung von einer menschlichen in eine tierische Figur.

Der Mythos von Io und Zeus handelt von einer göttlichen Metamorphose43, in dem die Tochter des Flussgottes in eine weiße Kuh verwandelt wird:

Io, die Tochter des Flussgottes Inacho, war eine Priesterin der Hera in Argos. Iynx, eine Tochter des Pan und der Echo hatte über Zeus einen Zauber ausgebreitet, der ihn in Liebe zu Io entbrennen ließ. Als Hera ihn der Untreue bezichtigte und Iynx zur Strafe in einen Wendehals verwandelte, log er: „Ich habe Io niemals angerührt.“ Doch sicherheitshalber verwandelte er seinerseits Io in eine weiße Kuh, auf die Hera Anspruch erhob und die sie Arges Panoptes zu treuen Händen übergab. Zeus schickte den Hermes zu Ios Befreiung aus. […] Mit einer Flöte zauberte er (Hermes) ihn (Argos) in den Schlaf, erschlug ihn mit einem Felsen, enthauptete ihn und befreite Io. Hera […] befahl einer Mücke, Io zu stechen und sie über die ganze Welt zu verfolgen.44

Ein weiteres Beispiel für die Verwandlung im negativen Sinne lässt sich in einer weiteren griechischen Mythologie finden, in der die Rede von einer wunderschönen Tochter ist, die in ein Ungeheuer verwandelt wird, nämlich in Skylla. Im nachfolgenden Abschnitt geht es um die Durchfahrt des Odysseus, bei der zwischen Klippen hindurchgefahren wird. In diesem Gebiet leben allerdings zwei riesige Furcht einflößende Monster, die den Menschen auf der Durchfahrt Angst und Schrecken einjagen45. Die Menschen haben nicht nur wahnsinnige Angst vor diesen Ungeheuern aufgrund ihrer Gestalt, sondern auch da sie regelmäßig bei der Durchfahrt um ihr Leben bangen müssen:

Skylla, einst die schöne Tochter der Hekate Katalis und des Phorkys war in ein hundeähnliches Ungeheuer mit sechs furchterregenden Köpfen und zwölf Beinen verwandelt worden. Dies hatte entweder Kirke getan, als sie eifersüchtig war auf die Liebe des Meeresgottes Glaukos für Skylla, oder Amphitrite, auf gleiche Weise eifersüchtig auf die Liebe des Poseidons. Sie pflegte Seeleute zu ergreifen, ihnen die Knochen zu brechen und sie langsam zu verschlingen. Das Seltsame an Skylla war ihr Bellen: nicht lauter als das Wimmern eines neugeborenen Hundes46.

Während der Psychologe Sigmund Freud (1856-1939) zur Erläuterung seiner Psychoanalyse auf Bereiche der griechischen Mythologie zurückgriff, in der lediglich Menschen handeln, verwiesen sei hier auf den ödipuskomplex47 , gehen die mythischen Vorstellungen, die mit Metamorphosen assoziiert sind, tiefer. Hier werden archaische Vorstellungen angesprochen, die sich am ehesten im Rahmen der Tiefenpsychologie des Schweizer Psychiaters C. G. Jung (1875-1961) und seiner Archetypen interpretieren lassen. Insgesamt ist auffallend, dass im Hinblick auf die europäisch-westliche Kultur diese Verwandlungen seit der griechischen Antike, überwiegend negativ konnotiert werden. Die Menschen und Götter in den zwei oben genannten Mythologien wünschen sich diese Verwandlung weder herbei noch können sie sich von der Verwandlung wieder lösen, wenn diese vonstattengegangen ist. Meistens ist es sogar eher ein Fluch, auferlegt durch eine andere Person, Mensch, Gott oder Magier. Sowohl der Fluch als auch das eigentliche Ereignis der Entfremdung aus dem eigenen Körper bzw. der Verwandlung in ein Tier sind überwiegend mit eher negativen Erlebnissen verbunden. Für das Ungeheuer Skylla ist die Verwandlung ein absolutes Trauma, eine wahre Katastrophe. Durch die Verwandlung ist sie nicht mehr in der Lage, so zu leben, wie sie es vorher getan hat, sie wird von der neuen Lebensweise, der sie sich einfügen und anpassen muss, beherrscht. Darüber hinaus wird auch ihre Seele zu der einer animalisch-tierischen Seele, denn sie denkt und handelt wie ein Tier. Dies lässt sich vor allem mit der Tatsache belegen, dass sie Menschen tötet und frisst, die auf der Durchfahrt sind. Skylla hat also durch die Verwandlung ihre menschliche Würde und ihre menschlichen Werte verloren, sodass sie nun wie ein Tier denkt und handelt.

Für die griechische Kultur ist die Verwandlung in ein Tier und die Entfremdung vom eigenen Ich eine Degradationsmetamorphose 48, da das Tier tiefer stehend ist und da gegenüber dem Tier oftmals Verachtung zum Ausdruck kommt. In der europäischen Kultur steht der Mensch hierarchisch gesehen an erster Stelle und erst an zweiter Stelle das Tier. Im Hinblick auf die Bewertung der Metamorphose zeigt sich die brasilianische Kultur, wie sonst auch, als ein Konglomerat verschiedener Einflüsse. Dieses sind die europäischen Einflüsse, überwiegend aus Portugal und auch aus den anderen Ländern der Emigration, und ganz wesentlich die Einflüsse der afrikanischen und der indianischen Kultur. Die letzteren beiden zeigen eine gänzlich andere Bewertung des Tieres. Das Tier ermöglicht den Zugang zu einer anderen Welt, es steht nicht hierarchisch unter den Menschen. In der afrikanischen Kultur, die sich besonders im Nordosten im Bundesstaat Bahia und ihren Ausdruck in den verschiedenen Religionen, wie dem Candomblé erhalten findet, werden Tiere afrikanisch bewertet. In den rituellen Tänzen des Candomblé spielt gerade die Verwandlung in andere Wesen und die Besessenheit durch Geister eine große Rolle. In Heilungsritualen spielt die Vorstellung eine Rolle, einen Krankheitsgeist aus dem Menschen heraus durch Hilfe der Magie in ein Tier zu schicken. In Brasilien vermischen sich diese verschiedenen Elemente des Blicks auf die Natur und auf das Tier. Dies ist auch im Hinblick auf die verschiedenen miteinander lebenden Ethnien zu erkennen, da hier die afrikanische Religion, wie der Candomblé, sich mit der europäischen vermischt hat, sodass diese Einflüsse in der gesamten Kultur bestehen bleiben. Auch die indigene Kultur in Brasilien trägt zur Vielfalt und zur Vermischung unterschiedlicher Auffassungen über die Natur bei. Die im brasilianischen Regenwald lebenden indigenen Völker verstehen das Verhältnis zwischen Mensch und Natur auf eine harmonische Art und Weise. Natur sei demnach ein Teil des Menschen, welches er durch bestimmte Rituale wie das Schmücken mit Federn und Farben ausdrücken will. Es wird hier versucht, auf sensible Weise eine Kommunikation zur Natur herzustellen, um in dieser leben zu können. Der Stamm der Yanomami ist in der Lage, schon seit vielen Jahrhunderten in völligem Einklang mit der Natur zu leben.49 So sind diese stets auf Nachhaltigkeit bedacht, wenn es um die im Regenwald auffindbaren Ressourcen geht. Im Hinblick auf die dort lebenden Tiere werden diese zwar von den Yanomami gejagt, allerdings töten diese nie auf Vorrat. Des Weiteren sind sie der Meinung, dass im Tier eine zweite Existenz herrscht. Diese zweite Existenz, auch „Noreschi“ genannt, tritt bei Männern in häufiger Form eines Adlers, bei Frauen in Form eines Fischotters auf. Aus diesem Grund werden von den Yanomami keine Fischotter gejagt, da sie glauben, dass der Tod eines Fischotters den Tod einer Frau zur Folge hat.

3.4 Der Wandel des Tierverständnisses in der westlichen Kultur

I look into her eyes as one who loves can look leaving myself outside. So, at last, through her pupils, I see what she is seeing -50

Heutzutage werden Tiere zunehmend veranlasst, in riesigen Gebäuden zu produzieren, in Systemen, die von mäßiger bis totaler Haft reichen. Die physische umliegende Umwelt ist vollkommen vom Menschen geschaffen und vom Menschen kontrolliert, kein Draußen, kein Fühlen von Erde, künstliche Wärme, künstliches Tageslicht oder künstliche Dunkelheit, Maschendraht, Beton- oder Gitterboden und so weiter. Die Haftsysteme dienen einem doppelten Zweck: so viele Tiere wie möglich an einem Ort zusammenzupferchen und sie in Richtung immer größerer Produktivität zu manipulieren.51

Tiere, vor allem große, scheue und gefährliche hatten schon immer eine Anziehungskraft auf den Menschen. Dabei war das Tierverständnis historisch verschiedenen Wandlungen unterworfen. Die archaische Vorstellung ist von einem fließenden (fluiden) Übergang geprägt, wonach Mensch und Tier gemeinsam leben und es Mischformen von Mensch und Tier gibt. Die Zwitterwesen zwischen Mensch und Tier, die aus den Mythologien bekannt sind, wie Sphinx, Minotaurus, Zentauren, sind archaische Hinweise auf diese Art des fluiden Denkens.52 Das fluide Denken der altsteinzeitlichen Menschen kommt diesbezüglich zum Beispiel in dem Film von Werner Herzog Die Höhle der vergessenen Träume53 zum Ausdruck. Naturvölker weisen ähnlich wie das steinzeitliche Denken ein fluides Denken auf, während die dominierende westliche Zivilisation über die Jahrtausende einen Veränderungsprozess durchlaufen hat. Hinweise darauf finden sich bereits in der Genesis, demnach soll „der Mensch sich die Erde untertan machen54 “, nach der sich der Mensch die gesamte Natur und damit auch die Tiere untertan macht. Hieraus entwickelte sich die Vorstellung, Tiere seien Objekte und im weiteren Denken dann, Tiere seien lediglich Maschinen und nur der Mensch sei beseelt55. Hier sei auf den französischen Philosoph René Descartes (1596-1650) verwiesen, der diese oben genannte Meinung vertrat. Tiere hätten demnach weder Bewusstsein noch Gefühle und würden sich lediglich nach mechanischen Gesetzmäßigkeiten verhalten und bewegen. In der weiteren Industriekultur folgte daraus konsequenterweise die Massentierhaltung, die dem Tier jegliche Individualität, Gefühle und Regungen abspricht. Mit der Massentierhaltung und der Ausrottung bestimmter Tierarten verschwand das Tier aus unserem Alltag, einen und neuen Einzug in unser Denken hielt es über den Zoo und über das Haustier. Unsere Haltung zum Tier ist somit paradox, da wir einerseits die Tiere misshandeln und andererseits ihnen den größten Luxus bieten56. Seit dem letzten Jahrhundert versuchen die Menschen immer besser die Tiere zu verstehen. Verwiesen sei hier auf die zahlreichen Tiersendungen im Fernsehen, die das Glück der Tiere in der häuslichen Umgebung und in der freien Wildbahn thematisieren. Wir versachlichen einerseits das Tier, andererseits wird es vermenschlicht. Das Tier als Tier zu sehen, verschwindet aus dem Blickfeld. Weder die Versachlichung noch die Vermenschlichung des Tieres erlauben uns den ungetrübten Blick auf die andere Kreatur, da beides Projektionen unserer eigenen Vorannahmen sind. Ein ungetrübter Blick auf die andere Kreatur gelingt am ehesten über die Wahrnehmung über die Eigenständigkeit der Tiere bei gleichzeitiger Verwandtschaft zu uns. Es gibt also eine dritte Strömung, die ihre wissenschaftliche Begründung in der Evolutionslehre Charles Darwins (1809-1882) findet. Diese Evolutionslehre besagt, dass wir uns aus den Tieren entwickelt haben und dass wir Teil eines größeren Geschehens sind. Unter dieser Betrachtung erscheint uns das fluide Denken gegenüber der Versachlichung oder der Vermenschlichung des Tieres nicht mehr als primitiver Ausdruck des Denkens, sondern als dem wissenschaftlichen Stand konform. Die Menschheit hat sich aus den Tieren entwickelt, und ein besseres Verständnis unserer eigenen Herkunft aus dem Tier in der Natur kann gelingen. Beispielhaft ist hier der Film Evolution - Die Geschichte des Lebens57 . Hier wird die Lehre Darwins dargestellt, wonach alles Leben auf der Erde aus einem einzigen Organismus entwickelt ist.

In unserer europäischen Kultur haben wir also drei Sichtweisen auf das Tier: die Versachlichung, die Vermenschlichung und den Ansatz, über den Evolutionsgedanken Aufschluss über unsere eigene Verwandtschaft zum Tier zu erhalten und so zu einem besseren Verständnis unseres eigenen Wesens zu kommen. Es gibt bereits eine Tendenz, die Versachlichung des Tieres zu relativieren. Dies zeigen die veröffentlichten Zahlen des Vegetarier-Bunds Deutschlands e.V., da es eine verstärkte Tendenz hin zum Vegetariertum und zum selektiven Fleischkonsum gebe.58 Man erlebt die Tiere nicht mehr als Bedrohung, sondern selbst als durch uns bedroht.59 Andererseits findet sich eine Tendenz zur weiteren Vermenschlichung des Tieres. Dies zeichnet sich insbesondere in der populären Kunst ab, wie zum Beispiel in der Reihe Ohne Dich ist alles doof (von Sheepworld), in der ein Schäfchen exemplarisch beschreibt, wie die Welt ohne eine geliebte Person wirkt. Auch in den Illustrierten hat dieser Trend Einzug genommen, wie zum Beispiel in den Comics, in denen Hühner oder Schweine in typisch menschlichen Situationen abgebildet werden60. Gleichzeitig finden sich jedoch auch Ansätze eines Rückgriffs auf das archaische fluide Denken, da hier humane wie animalische Anteile in einer Figur dargestellt werden.

3.5 Die Wirkung des Blickes des Tieres auf den Menschen

Während wir heute das Auge als wesentlich passives Organ ansehen, das ähnlich wie eine Lochkamera funktioniert, ist die archaische Vorstellung die, der Mensch taste seine Umgebung mit den Blicken ab, von denen eine aktive Wirkung ausgehe. Erinnerungen an diese archaischen Vorstellungen sind Ausdrücke wie „jemandes Blick ruht auf etwas“, „man spürt den Blick im Nacken“, „wenn Blicke töten könnten“ oder „ein Auge auf jemanden 57 Bruckner, Noel et al. (2008): Evolution - Die Geschichte des Lebens.

werfen“. Der Blick von jemandem wird durch denjenigen, der zurückblickt, mit einer gewissen Konnotation gesehen. So auch der Blick des Tieres. Wir glauben, in dem Blick des Tieres dessen augenblicklichen Gefühlszustand zu erkennen. Wir glauben, dass Tiere ihr innerliches Befinden durch ihre Augen zum Ausdruck bringen können. Durch den Blick gehe eine Wirkung vom Tier auf den Menschen über.61 In diesem Moment sehnt sich der Mensch, einer Bezugsperson bzw. einem Geschöpf nahe zu sein und dieses an seinem Leben teilhaben zu lassen. Diese Entwicklung ist keine, die sich erst in den letzten Jahrhunderten herauskristallisiert hat, und auch keine wesentlich neue, etwa durch die Erbauung der Zoos überwiegend im 19. Jahrhundert. Diese Entwicklungsgeschichte lässt sich an die Anfänge der Menschheit zurückverfolgen, als Menschen Wölfe einfingen, um diese als Haustiere zu halten und diese Tiere gleichzeitig als Wächter vor Einbrechern und potenziellen Gefahren dienten. Laut dem an der Universität Lancashire wirkenden emeritierten Professor für Geschichte Steve Baker wird der Blick der Tiere mittlerweile nicht mehr als ein pures Sehen interpretiert, sondern als eine Art Aussage, die der Mensch erkennen und verstehen soll.62 Die Menschen interpretieren diesen Blick als Bewusstsein der Tiere. In Wirklichkeit interpretieren wir jedoch unsere eigenen Gefühle in das Tier hinein.63 Um diesen Gedankengang klarer werden zu lassen, wird hier auf den deutschen Lyriker Rainer Maria Rilke (1875-1926) eingegangen, der sich bereits in den frühen 1920er-Jahren mit dem Tiersein und dem Blick des Tieres beschäftigte. Er nennt hierbei den Blick eines Tieres „das Offne, das im Tiergesicht so tief ist“.64 Das Tier, im Nachfolgenden auch als Objekt bezeichnet, schaut den Menschen an, erkennt diesen als Persönlichkeit und nicht nur das - das Tier sieht dessen Persönlichkeit. Der Mensch wiederum glaubt, sein Inneres widergespiegelt zu erkennen. Dieser Gedanke spiegelt sich jedoch lediglich im Tier und ist eine Projektion unserer eigenen Gefühle und Denkweisen. Die Tiere haben laut Rilke die Gabe, nicht nur die Hülle des Menschen zu erkennen, sondern auch durch einen einzigen Blick dessen Charakter.65 Anders als der Mensch, der lediglich auf sein eigenes Bewusstsein beschränkt bleibt und nur auf dieser Ebene denken und handeln kann bzw. nur auf sich konzentriert ist, kann man den Blick des Tieres als Brücke sehen; eine Brücke zwischen Fantasie, Traum und Realität.

[...]


1 Lispector, Clarice (1995): A Cidade Sitiada, Rio de Janeiro

2 Lispector, Clarice (1995): Von Traum zu Traum, Reinbek, übersetzt von Sarita Brandt

3 Lispector, Clarice (1993): Der Büffel, In: Die Nachahmung der Rose, Frankfurt am Main, übersetzt von Curt Meyer-Clason

4 Kronauer, Brigitte (1990): Die Frau in den Kissen, Stuttgart

5 Kronauer, Brigitte (1989): Tageslauf mit Unterbrechung und Gegner, In: Die gemusterte Nacht, Stuttgart

6 Kafka, Franz (2005): Die Verwandlung, Köln

7 Zweig, Stefan (1997): Brasilien: Ein Land der Zukunft, Berlin

8All die Phänomene, die wir als Krise sehen, sind nur die Symptome. Das Problem ist die Endlichkeit unseres Planeten. Wir bewegen uns auf die Ressourcen-Grenzen zu. “ Interview mit Prof. Dr. Dennis Meadows am 9. Februar 2010 http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1047766 [Stand: 11. Dezember 2012]

9 Meadows, Dennis L. et al. (1983): Die Grenzen des Wachstums. Club of Rome. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Reinbek

10 Oster, Stefan (2010): Person und Transsubstantiation: Mensch-Sein, Kirche-Sein und Eucharistie - eine ontologische Zusammenschau, Freiburg im Breisgau

11 Holzberg, Niklas (2007): Ovids Metamorphosen, München

12 Harzer, Friedmann (2000): Erzählte Verwandlung. Eine Poetik epischer Metamorphosen (Ovid - Kafka Ransmayr), Tübingen

13 Verwiesen sei hier auf die Insel der Seligen, die laut Hesoid eine Zwischenstufe zwischen dem Diesseits und dem Jenseits sei.

14 Spelsberg, Karoline (2012): Entfremdung und Ausdruck in der Philosophie Jean-Jacques Rousseaus, Hannover

15 Jung, Mathias (2009): Feuerbach: Wie Gott gemacht wurde; Lahnstein

16 Grözinger, Gerd (2012): ökonomie und Gesellschaft / Entfremdung - Ausbeutung - Revolte: Karl Marx neu verhandelt: 24, Marburg

17 Heyer, Stefan (2001): Deleuzes und Guattaris Kunstkonzept: ein Wegweiser durch Tausend Plateaus, Wien

18 Deleuze, Gilles et al. (1975): Kafka: Für eine kleine Literatur, Frankfurt am Main, übersetzt von Burkhart Kroeber

19 Beispiele für diese Entwicklung sind u. a. das vermehrte Aufkommen von Naturschutzorganisationen zwischen den 1970 und 1990er Jahren, wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) oder die Herausbildung „grüner Parteien“ wie etwa Bündnis 90 / Die Grünen.

20[ … ] muitas vezes tinha a desagrad á vel sensa çã o de n ã o estar fazendo nada. Ficava sentada aguardando; de repente vinha uma frase. ” Borelli, Olga (1981): Clarice Lispector: esbo ç o de imposs í vel retrato, Rio de Janeiro.

21A igreja batia os sinos. Cavalos escravizados trotavam. A torre da usina ao sol. Tudo isso podia-se ver de uma janela, farejando o ar novo. E a cidade ia tomando a forma que o seu olhar revelava. ” Lispector, Clarice (1998): A Cidade Sitiada, Rio de Janeiro, S. 23.

22 Dies ist u. a. im Kapitel 4 des Romans Von Traum zu Traum von Clarice Lispector der Fall, in dem sich Lucrécia in eine Statue verwandelt.

23 „ Durch die Augen der Raubkatze trete ich ein [ … ] in das gleichgültige, nie verdämmernde Licht ihrer Iris. “ Kronauer, Brigitte (1990) Die Frau in den Kissen, Stuttgart S. 207.

24 „ [Die Katze leistet es ab], stellvertretend. Sie drückt mich aus. Die Ordnung besteht, denke ich mir, sehe ganz lässig, wie sie den Raum mit Ereignissen vollstopft, wie ich versinke, ja, spiegelbildlich, das ist die Lösung, und jetzt, mit Lust, in Apathie, nicht lebend, nur atmend, ununterscheidbar mit meiner Umgebung - ein Gleichgewicht des Benutzens also - vermengt. “ Kronauer, Brigitte: Tageslauf mit Unterbrechung und Gegner, In: Brigitte Kronauer (1989): Die g emusterte Nacht, München, S. 106.

25 Ulfig, Alexander (1997): Lexikon der Philosophischen Begriffe. Wiesbaden, S. 106.

26 Magee, Bryan (1998): Story of Philosophy. London, S. 162.

27 Ulfig, Alexander (1997): Lexikon der Philosophischen Begriffe. Wiesbaden, S. 106.

28 Wang, Xiaojing (2009) : Ausgleich und Kampf: Vergleich und Interpretation der Verwandlungen und der Tierfiguren in Pu Songlings Die Kampfgrille und Kafkas Die Verwandlung, Göttingen, S. 25.

29 Ebd. S. 26.

30 Ebd. S. 27-29.

31 Sahin, Kadir (2009): Karl Marx Warenfetischismus und seine Auswirkung auf die politischeökonomie, München.

32 Wang, Xiaojing (2009) : Ausgleich und Kampf: Vergleich und Interpretation der Verwandlungen und der Tierfiguren in Pu Songlings Die Kampfgrille und Kafkas Die Verwandlung, Göttingen, S. 29-32.

33 Ebd. S. 11.

34 Harzer, Friedmann (2000) : Erzählte Verwandlung. Eine Poetik epischer Metamorphosen (Ovid - Kafka - Ransmayr), Tübingen, S. 28.

35 Kafka, Franz (2005): Die Verwandlung, Köln.

36 Grimm, Jacob et al. (2012): Der Froschkönig: Die schönsten Märchen der Brüder Grimm, Gütersloh.

37 Grimm, Jacob et. al. (1988): Schneeweiß chen und Rosenrot, Zürich.

38 Harzer, Friedmann (2000) : Erzählte Verwandlung. Eine Poetik epischer Metamorphosen (Ovid - Kafka - Ransmayr), Tübingen, S. 29.

39 von Goethe, Johann Wolfgang (2011): Wilhelm Meisters Lehrjahre, Hamburg.

40 Carle, Eric (2009): Die kleine Raupe Nimmersatt, Hildesheim.

41 Andersen, Hans Christian (2005): Das hässliche Entlein, Bargteheide.

42 Harzer, Friedmann (2000) : Erzählte Verwandlung. Eine Poetik epischer Metamorphosen (Ovid - Kafka - Ransmayr), Tübingen, S. 35.

43 Wang, Xiaojing (2009) : Ausgleich und Kampf: Vergleich und Interpretation der Verwandlungen und der Tierfiguren in Pu Songlings Die Kampfgrille und Kafkas Die Verwandlung, Göttingen, S. 35.

44 von Ranke-Graves, Robert (2000): Griechische Mythologie, Quellen und Deutung. Hamburg, S. 169-170.

45

„ Noch kein kühner Pilot, der Skyllas Felsen vorbeifuhr, Rühmt sich verschont zu sein; sie schwinget in jeglichem Rachen Einen geraubten Mann aus dem blaugeschnäbelten Schiffe. “ Homer (1976): Ilias / Odysee, München, S. 605.

46 von Ranke-Graves Robert (2000): Griechische Mythologie, Quellen und Deutung. Hamburg, S. 73.

47In der Psychoanalyse S. Freuds die frühkindliche Liebe des Knaben zur Mutter, des Mädchens zum Vater. Der gleichgeschlechtliche Elternteil erscheint als Rivale, der die Neigung mit Kastration zu bestrafen droht. Aus nicht bewältigtenödipalen Konflikten können versch. neurot. Symptome erwachsen. “ Brockhaus F. A. (2004): Der Brockhaus in drei Bänden, Mannheim, Band 2, S. 817.

48 Wang, Xiaojing (2009) : Ausgleich und Kampf: Vergleich und Interpretation der Verwandlungen und der Tierfiguren in Pu Songlings Die Kampfgrille und Kafkas Die Verwandlung, Göttingen, S. 16.

49 Naundorf, Cathleen (1997): Die Yanomami. Töchter und Söhne des Mondes, München.

50 Rich, Adrienne (1993): The Dream of a Common Language. Poems 1974-1977, New York. S. 51.

51 Noske, Barbara (2008): Die Entfremdung der Lebewesen. Die Ausbeutung im tierindustriellen Komplex und die gesellschaftliche Konstruktion von Speziesgrenzen, Wien / Mülheim an der Ruhr, S. 44.

52 „ Ein Zwitter, weder Mädchen noch Junge [ … ] “ Lispector, Clarice (1995): Von Traum zu Traum, Reinbek, S. 74.

53 Herzog, Werner et. al. (2012): Die Höhle der vergessenen Träume.

54 Die Bibel, 1. Mose 1,28.

55 Perler, Dominik et al. (2005): Der Geist der Tiere: Philosophische Texte zu einer aktuellen Diskussion, Frankfurt am Main.

56 Mein Haustier, mein Luxus? Sendung im Westdeutschen Rundfunk am 25. Januar 2012 von 16:15-18:00.

57 Bruckner, Noel et al. (2008): Evolution – Die Geschichte des Lebens.

58 www.vegetarier.net/allgemeine-informationen/zahlen-und-fakten [Stand: 18. November 2012]

59 www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten [Stand: 18. November 2012]

60 Ein bekannter Comiczeichner und Kinderbuchautor, der insbesondere Hühner und Schweine in menschlichen Situationen abbildet, ist Helme Heine.

61 Ittner, Jutta: „Becoming animal?: zoo encounters in Rilke, Lispector, and Kronauer“, KulturPoetik: Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft, 2003, Band 3, H.1, S. 28.

62 „ We want them to be meaningful, and we want to be consoled by these meanings. “ Baker, Steve (2000): The Postmodern Animal, London, S. 82.

63 Ittner, Jutta: „Becoming animal?: zoo encounters in Rilke, Lispector, and Kronauer“, KulturPoetik: Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft, 2003, Band 3, H.2, S. 27.

64 Rilke, Rainer Maria et al. (1996): Werke. Kommentierte Ausgabe mit einem Supplementband: Werke. Kommentierte Ausgabe in vier Bänden mit einem Supplementband: Band 2: Gedichte 1910 bis 1926, Leipzig / Frankfurt am Main, S. 224.

65 Ittner, Jutta: „Becoming animal?: zoo encounters in Rilke, Lispector, and Kronauer“, KulturPoetik: Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft, 2003, Band 3, H.1, S. 29.

Ende der Leseprobe aus 83 Seiten

Details

Titel
„Die Welt von innen sehen“. Tiermetamorphose bei Clarice Lispector und Brigitte Kronauer
Untertitel
Unterschiedliche kulturelle Tier-Mensch-Vorstellungen und feministische Ansätze
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Sprach-, Translations- und Kulturwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
83
Katalognummer
V274485
ISBN (eBook)
9783656662464
ISBN (Buch)
9783656662433
Dateigröße
1494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
welt, topos, tiermetamorphose, clarice, lispector, brigitte, kronauer, berücksichtigung, tier-mensch-vorstellungen, ansätze
Arbeit zitieren
Sarah de Carvalho Hartmann (Autor:in), 2013, „Die Welt von innen sehen“. Tiermetamorphose bei Clarice Lispector und Brigitte Kronauer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274485

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