Bedeutung und Einfluss der Universität im späten Mittelalter


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Die Entstehung der Universitäten
1.1 Frankreich
1.2 Italien
1.3 Deutschland

2 Organisation und Entwicklung
2.1 Begriffsdefinitionen und Privilegien
2.2 Innerer Aufbau und Entwicklung
2.2.1 Die Stadt – Der Ort des Geschehens

3 Transfer, Beeinflussung, Wechselwirkung
3.1 Kirche vs. Universität
3.2 Universität vs. Stadt
3.3 Weltliche Herrscher vs. Universität
3.4 Andere Beziehungen

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis
5.1 Anlage

6 Versicherung über die selbstständige Erstellung der Arbeit

Einleitung

Die Universität befindet sich als Institution im späten Mittelalter noch in der Entstehungsphase, doch werden ihr dort bereits grundlegende Eigenschaften zu teil, die noch heute für diese Bildungseinrichtung von Bedeutung sind. Das späte Mittelalter soll Hauptaugenmerk der Betrachtung sein wofür der Zeitraum zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert veranschlagt wird, ohne genauere Grenzen angeben zu wollen. Selbstverständlich bleibt es nicht aus, die ein oder andere Betrachtung auf das 12. bzw. 16. Jahrhundert auszuweiten.

Die älteste für diese Ausarbeitung herangezogene Literatur ist von Friedrich Paulsen (1902). Da diese aber für die herangezogene Forschungsliteratur nach wie vor einen wichtigen Bezugspunkt darstellt, konnte darauf nicht verzichtet werden.

Die verwendeten Schätzungen von Studierendenzahlen gehen direkt auf die zitierte Forschungsliteratur zurück. Es ist offenbar ein stark diskutierter Bereich der Universitätsgeschichtsforschung, der zu unterschiedlichsten Ergebnissen gelangt. Die angegebenen Zahlen konnten im Rahmen dieser Ausarbeitung nicht überprüft werden und wurden daher im Vertrauen auf die Vorarbeit der Forschung zitiert.

1 Die Entstehung der Universitäten

In den Jahren zwischen 1348 – Gründung der ersten deutschen Universität in Prag – und 1506 wurden in Europa zahlreiche Universitäten gegründet. So gab es im Jahre 1348 neun Universitäten in Italien, acht in Frankreich und genau eine im Deutschen Reich, während etwa 150 Jahre später – im Jahre 1506 – die meisten Universitäten in Deutschland zu verzeichnen waren. „France counted 14, Italy 12, […] and now the Empire 17 universities […]“.1 Hier stellt sich die Frage, warum überhaupt Universitäten entstanden, denn die Kirche verfügte über Kloster-, Dom- und Stiftsschulen und war seit dem Untergang des Römischen Reichs im 5. Jahrhundert die einzig existente Institution im Bereich Bildung. An späterer Stelle wird noch ausführlicher auf die Frage nach der Entstehung, Organisation und Entwicklung eingegangen werden, doch kann bereits hier angemerkt werden, dass das Nebeneinander von kirchlichen und weltlichen Bildungseinrichtungen daraus resultierte, dass „die Kirche als Hüter aller Lehre ihr Lehrmonopol doch nicht auf alle Wissensgebiete ausdehnt[e], so daß sich ,weltliche‘ Interessen eigene Organisationsformen suchen [konnten].“2

Die oben angesprochenen, neu gegründeten Universitäten entstanden trotz zeitlicher Nähe nicht nach einem einheitlichen Modell, sondern regionsabhängig nach ganz eigenen Vorstellungen der Organisation, der Legitimationsverfahren und Gründungsmodalitäten3. Im Folgenden wird auf drei Typen von Universitäten aus verschiedenen Regionen eingegangen: Die französische Universität am Beispiel von Paris, die Italienische (Bologna) und die deutsche Universität.4

1.1 Frankreich

Paris stieg im 12. Jahrhundert zur Bildungsmetropole auf.5 Mit diesem Jahrhundert begannt die Geschichte der europäischen Universität des Mittelalters denn im 11. Jahrhundert gab es Universitäten im eigentlichen Sinne noch nicht.6 Dieser eigentliche Sinn ist laut Koch eine „aufgrund von Statuten rechtlich verbundene Personengemeinschaft, die durch den König oder – außerhalb Frankreichs – durch den Kaiser oder, die Grenzen des Herrschaftsgebiets noch überschreitend, durch den Papst privilegiert worden war.“7 Was dies im einzelnen bedeutet sei vorerst zurückgestellt.

Durch den Zusammenschluss von Magistern und Scholaren8 bildete sich eine Gemeinschaft, die als universitas magistrorum et scholarium bezeichnet wurde.9 Hierbei meint das Wort universitas zunächst nicht die Bildungseinrichtung, sondern nur eine Personengruppe, Gemeinschaft, Bruderschaft oder Genossenschaft.10 Im 12. Jahrhundert wurden die Lehrer und Schüler von der sozialen Gruppe der Bürgern getrennt, womit ein neuer Stand (universitates) geschaffen wurde.11 Die Universität als eingeschworene Gemeinschaft ist keine absolute Neuerung, Handwerksgilden und Zusammenschlüsse von Kaufleuten gab es bereits, doch ist diese Organisationsform im Bereich Bildung ein Novum.12

„Diesem Vorbild [– Zusammenschlüsse von Handwerker oder Kaufläuten, die sich im 11./12. Jahrhundert durch die zunehmende Entstehung von Städten bilden –] folgte die Universität und zeigte damit, dass sie keine Wurzeln in der Antike oder in anderen Kulturen, namentlich dem Islam hatte, wie oft behauptet wird, sondern ein spezifisch urbanes, stadtbürgerliches Phänomen der europäischen Geschichte, zumal des westeuropäischen Mittelalters war.“13

Im Laufe der Jahre bildete sich in Paris bzw. Frankreich eine hervorragende Bildungslandschaft heraus. „Hier entwickelte sich in ersten Formen ein wissenschaftlicher Unterricht für viele, im Prinzip ein Unterricht für jedermann, durch den die Exklusivität der Ausbildung des geistlichen Nachwuchses allmählich aufgebrochen wurde.“14

Für das Hoch- und Spätmittelalter lässt sich nachweisen, dass ein Großteil deutscher Gelehrter länger oder kürzer die Universität in Paris besucht hatte.15 Auch wenn hier in erster Linie nur auf Paris eingegangen wird, so gab es auch außerhalb von Paris wichtige französische Hohe Schulen.16 Bereits zu Beginn der Geschichte der Pariser Universität bildete sich eine Institution heraus, die armen bzw. mittellosen Studenten das Tor zur Universität öffnet. Das sogenannte Collegium, dessen Aufgabe unter anderem darin bestand einen Zugang zu einer Bibliothek zu ermöglichen, wird im 13. und 14. Jahrhundert beträchtliche Ausmaße annehmen. So verzeichnet das Collegium in Paris im Jahre 1290 bereits 1017 Handschriften und 48 Jahre später (1338) mit 1712 Handschriften eine Sammlungserweiterung von fast 70%.17 Die Größe der Bibliothek und die rege Nachfrage führten dazu, dass im Jahre 1289 eine Unterteilung in eine libraria magna (Präsenzbibliothek) und eine libraria parva (Verleihbibliothek) nötig wurde.18

Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zeugt davon, dass auch der technische Fortschritt vor den Universitäten keinen halt machte, sondern vielmehr integriert wurde. So bekam die Bibliothek von Sorbonne eine eigene Druckerei und hatte damit Anteil an vielen Frühdrucken.

„Die Universitätsdruckereien der Frühdruckzeit [ab ca. 1470] stellten im Grunde nichts anderes dar als die Fortsetzung der Tätigkeit der sog. ,stationarii‘, der ,Buchhändler‘, die im späteren Mittelalter an den Universitäten den Studenten die Texte in handschriftlicher Form zur Verfügung stellten, über welche die Professoren lasen.“19

Prüfungen wurden im 13. Jahrhundert nach eigenen Examensverordnungen20 abgehalten. Eine Gebühr, der Nachweis über ein ausreichendes Studium und eine mündliche Prüfung vor der Fakultät bzw. einem Fakultätsausschuss sind keine Erfindungen unserer Zeit, sondern haben ihren Ursprung im Prozedere der Prüfungen im 13. Jahrhundert. Dass die Prüfungen mündlich und nicht schriftlich abgehalten hatte praktische Gründe, denn Papier und vor allem Bücher waren zu teuer, um für jeden Prüfling bereit zu stehen.21

Nachdem das Studium der Theologie lange Zeit nur in Paris angeboten wurde, konnte man ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auch außerhalb von Paris auf theologische Fakultäten stoßen und dort das Studium aufnehmen.22 Dennoch blieb Paris ein wichtiges Zentrum.

1.2 Italien

Die Universitäten in Paris und Bologna unterscheiden sich bereits durch die Gründungsinitiative. Während in Paris ein Zusammenschluss von Magistern den Anstoß zur Gründung gab, geht die Initiation der Universitätsgründung in Bologna auf Studenten zurück.23 Nachdem die Magister von Paris ihre Universität gegründet hatten, baten sie den Papst um die Legitimation, um allgemein anerkannt zu sein. Damit bildet Bologna einen neuen Typus von Universität heraus. Die Universität ist (weitgehend) unabhängig von Kirche und Staat, da sie mit ihrer Gründung auf eine Bürgerinitiative zurückgeht.24

Italien, dabei vor allem Bologna, war bei vielen Studenten aus europäischen Ländern beliebt.25

„Wie in Frankreich stehen in den italienischen Städten die deutschen Kolonien von Kaufleuten und Handwerkern (Buchdrucker!) in einem Zusammenhang mit den deutschen Studentengruppen (Burschenschaften). Die deutschen Universitätsnationen sind mit Verfassung, Archiv, Bibliothek, Immobilien und eigener Grablege (Kirche) ausgestattet.“26

„Die mit päpstlichen und kaiserlichen Privilegien ausgestattete deutsche Nation, die vermutlich älteste im Bologneser Studium, hat zeitweilig außer Schwaben, Bayern, Franken und Sachsen auch die Lothringer und Schlesier, dann Friesen und Flamen, Dänen, Böhmen, Mährer, Litauer, Letten, Finnen, Lappen und Norweger erfasst.“27

Die in den beiden Zitaten angesprochenen Nationen (nationes) gehen aus der Oranisationsstruktur der Universität bzw. Fakultät hervor. Hierbei werden die Studenten in eine Gruppe von italienischen (universitates citramontana) und eine von ausländischen (universitates ultramontana) Studenten unterteilt. Die einheimischen, bologneser Stadtbürger wurden nicht mitorganisiert.28 Hier fällt auf, dass eine geographische Barriere – montana, hier: die Alpen – dazu benutzt wurde, um eine gesellschaftliche Trennlinie zu ziehen, was in der Namensgebung explizit unterstrichen wird.

„Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts ging die deutsche Studentennation, die in den Jahren von 1490 bis 1510 ungefähr ein halbes Tausend Mitglieder zählte, einer Zeit der Blüte und Wertschätzung entgegen. Bedeutende Lehrer, Juristen und Philologen, lockten die deutschen Studenten an. […] Die aus Adligen und Patriziersöhnen bestehende deutsche Studentenschaft gestaltete am Hochschulort selbst ein interessanten wissenschaftliches und kulturelles Leben, dem es an Höhepunkten nicht fehlte.“29

Die deutschen Studenten zeichneten sich dadurch aus, dass sie ein tiefes Verständnis des Studienstoffes anstrebten. Darüber hinaus passten sie sich an die gesellschaftlichen Konventionen an, d.h. sie integrierten sich z.B. durch den Erwerb von Sprachfähigkeiten (italienisch) oder Fertigkeiten zur höfischen und politischen Artikulation. Auch das Aneignen von außerfachlichen Kenntnissen wurde von den Studenten als Bedürfnis empfunden.30 Zum Erfolg der gelehrten, die aus Frankreich und Italien nach Deutschland zurückkehrten, gehörten auch die Universitätswechsel. Es ist mehr eine Bildungsreise als ein Universitätswechsel im heutigen Sinne gemeint, aber dennoch waren diese Reisen zwischen Frankreich und Italien nicht ungewöhnlich gewesen.31

Ausblick: In der frühen Neuzeit war der wesentliche Einzugsbereich von italienischen hohen Schulen – bezogen auf Studenten von nördlich der Alpen – das Deutsche Reich mit einem bedeutenden Anteil aus den westlichen und östlichen Grenzräumen, sowie Polen und Skandinavien.32

1.3 Deutschland

Viele Geistliche kamen über die Alpen, um ihre Theologiestudien zu ergänzen. Einige deutsche Domkapitel (Osnabrück 1225, 1296; Münster 1303) machten sogar ein einjähriges Auslandsstudium zur Vorbedingung zur Kapitelaufnahme.33 In Bamberg galten Studierte, die die Universität in Bologna besucht hatten als prädestiniert für das Amt des Domdekan.34 Spätestens ab dem 14. Jahrhundert wurden viele deutsche Erz-, Bistümer zumindest teilweise von ,Bologna-Absolventen‘ geführt. Ab dem Spätmittelalter trifft dies zunehmend auch bei anderen geistlichen Instituten zu.35

„Etwa für das Kloster St. Gallen, deutlicher für das 1266 gegründete Chorherrenstift St. Johann in der Konstanzer Niederburg, das ausgesprochen wissenschaftliche Ziele aufwies. Die ersten Chorherren des Stiftes hatten zu einem erheblichen Teil in Italien oder Frankreich Magistergrade in Theologie oder Kirchenrecht erlangt.“36

Seit dem 12. Jahrhundert nahmen bischöfliche Verwaltungen (bspw. Trier) nach und nach mehr juristisch ausgebildete Geistliche auf: Alberto v. Montreuil 1131-1152, Erzbischof Hillin v. Falmange 1152-1169, Erzbischof Boemund I. v. Warsberg 1289-1299; Letzterer hinterließ einige kirchenrechtliche Formulare.37 „Auf diese Weise hielten kanonisches und römisches Recht in den geistlichen Gebieten sehr frühen Einzug.“38

Die deutsche Universität wurde von Fürsten oder Landesherren, später auch von Städten, nicht aber vom Kaiser oder Papst gegründet und war somit von Beginn an dem Gründer, Stifter, Landesherr und seiner Dynastie oder städtischen Führungsgruppen (Köln, Erfurt) unterworfen.39 Warum ein Herrscher eine Universität gegründete hat verschiedene Gründe. Einer der Wichtigsten40 ist mit Sicherheit das Prestige, das eine solche Bildungseinrichtung dem Fürsten bot.41 Die Gründung einer Universität kam im späten Mittelalter dem Prestige gleich, das ein Herrscher in vorigen Epochen dafür erntete, wenn er eine Burg baute oder ein Kloster stiftete.42 So kam es dazu, dass an verschiedenen Orten im Deutschen Reich nach und nach Universitäten gegründet wurden.43 „Bis 1506 verfügten alle sieben Kurfürsten des Reiches über ihre Universität oder hatten zumindest für ihre Länder Zugang zu einer Universität in unmittelbarer und politisch erträglicher Nähe.“44 Zu den Gründungsmodalitäten45 gehören drei vorherrschende Aspekte, die ein Landesherr bei der Gründung der Universität beachten musste. Dies war erstens, die Schaffung einer Lehrweise, die den anderen bereits bestehenden Universitäten ebenbürtig war. Zweitens mussten die Einkünfte gesichert sein, denn eine Universität war kein günstiges Unterfangen, das seine Kosten selbst decken konnte. Die gesamten Kosten auf die Universitätsstadt abzuwälzen hätte in der ein oder anderen Stadt mit Sicherheit zur finanziellen Eskalation geführt. Und wenn dies gewährleistet war, mussten drittens vom Fürsten diverse Privilegien verliehen werden, die durch päpstliche Bullen und oder kaiserliche Stiftsbriefe bestätigt bzw. ergänzt werden mussten.

[...]

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Details

Titel
Bedeutung und Einfluss der Universität im späten Mittelalter
Hochschule
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)  (Institut für Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Sprach-, Kommunikations- und Mediengeschichte II
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
26
Katalognummer
V274727
ISBN (eBook)
9783656668121
ISBN (Buch)
9783656668107
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, einfluss, universität, mittelalter
Arbeit zitieren
stud. phil. Dennis Ried (Autor:in), 2014, Bedeutung und Einfluss der Universität im späten Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274727

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