Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die genannten mitteleuropäischen Künstler, die vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts tätig waren, vorzustellen und vornehmlich ihre Werke in Bezug auf die Zusammenarbeit mit der Fotografie zu untersuchen. Im Hinblick auf diese Kooperation stellen sich folgende Fragen: Warum bedienten sich Künstler der Fotografie? Welche neuen
Möglichkeiten bot sie ihnen? Inwiefern lassen sich die Einwirkungen des Lichtbilds in ihrer Malerei beobachten? Und schließlich, war es aus Sicht der damaligen Gesellschaft zulässig, dass sich Maler von den Fotografien inspirierten?
Es gilt als selbstverständlich, dass Künstler eine Haltung gegenüber dem neuen Medium einnehmen sollten. Letztendlich wurde die Fotografie auch als Konkurrenz der Malerei angesehen. Maler waren somit die ersten, die sich damit auseinandersetzen mussten. Die Reaktion auf das neue Medium spaltete die Künstlerbranche in zwei Gruppen. Auf der einen Seite waren Anhänger der idealistischen normativen Ästhetik, die jegliche Zusammenarbeit mit der Fotografie, während des künstlerischen Entstehungsprozesses, ablehnten. Folglich war die Fotografie nach dieser traditionellen Theorie nur eine mechanische und damit eine unkünstlerische Bildtechnik. Die Opposition bildeten Künstler, die entweder Fotografien in Auftrag gaben oder sogar selbst fotografierten und die entstandenen Aufnahmen bei der Anfertigung von Gemälden in verschiedenen Weisen benutzten.
Die zeitgenössische Öffentlichkeit war allerdings dazu erzogen, sich geniale Maler ohne technische Hilfsmittel vorzustellen. Das Publikum war also noch nicht bereit Künstler, die sich der Fotografie als Hilfe bedienten, anzuerkennen. Möglicherweise herrschte die Meinung, dass das Schaffen nach fotografischen Vorlagen keine reine Kunst sei, sondern nur eine Nachzeichnung. Und das war auch der Grund, warum Künstler ihre fotografischen Vorlagen verheimlichten oder sie sogar destruierten. Wenn es Künstler nicht selbst machten, taten es oft ihre Nachkommen. Diese Spannung zwischen den beiden Seiten ließ erst mit der Zeit nach. (...)
Am Beispiel der vier Künstler werden die oben aufgeführten Fragen beantwortet und zum Teil auch Einflüsse, Beziehungen und Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede unter ihnen thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Franz von Lenbach (1836 – 1904)
- 2.1 Jugend und künstlerische Anfänge
- 2.2 Namhafter Porträtist und die Fotografie
- 3. Franz von Stuck (1863 – 1928)
- 3.1 Lebenspfad und erste erfolgreiche Gemälde
- 3.2 Stuck und die Fotografie als technisches Hilfsmittel
- 3.3 Lenbachs Einfluss auf Stuck und Unterschiede zwischen ihres Schaffens
- 4. Max Slevogt (1868 – 1932)
- 4.1 Studium und stilprägende Aspekte
- 4.2 Fotografische Hilfe in Werk von Max Slevogt
- 5. Alfons Mucha (1860 – 1939)
- 5.1 Anfänge eines Kult-Künstlers
- 5.2 Bedeutende Werke
- 5.3 Bedeutung der Fotografie in Muchas Werken
- 6. Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Fotografie und Malerei bei vier mitteleuropäischen Künstlern der zweiten Hälfte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Das Hauptziel ist es, die Verwendung der Fotografie im künstlerischen Schaffensprozess dieser Künstler zu analysieren und die damit verbundenen Fragen zu beantworten: Warum setzten die Künstler die Fotografie ein? Welche neuen Möglichkeiten bot sie? Wie beeinflusste die Fotografie ihre Malerei? Und schließlich, wie wurde die Verwendung der Fotografie von der damaligen Gesellschaft wahrgenommen?
- Die Rolle der Fotografie als Hilfsmittel in der Malerei
- Der Einfluss der Fotografie auf den Stil und die Technik der Künstler
- Die gesellschaftliche Akzeptanz der Fotografie als künstlerisches Werkzeug
- Vergleichende Analyse der Arbeitsweisen der vier Künstler
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen Malerei und Fotografie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Beziehung zwischen Malerei und Fotografie im Werk von vier ausgewählten Künstlern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie skizziert die gegensätzlichen Haltungen der damaligen Künstlerwelt gegenüber dem neuen Medium Fotografie – von strikter Ablehnung bis hin zur aktiven Nutzung als Hilfsmittel. Die Einleitung deutet auf die gesellschaftliche Ambivalenz gegenüber der Verwendung von Fotografie in der Malerei hin, die von der Verheimlichung fotografischer Vorlagen bis hin zur späten öffentlichen Anerkennung reichte.
2. Franz von Lenbach (1836 – 1904): Dieses Kapitel beleuchtet Lenbachs Leben und künstlerischen Werdegang, beginnend mit seiner Ausbildung und frühen Arbeiten bis hin zu seinem Aufstieg zum berühmten Porträtisten. Es wird detailliert auf seine Zusammenarbeit mit der Fotografie eingegangen, wobei betont wird, dass die Fotografie seine Technik nicht grundlegend prägte, sondern ihm als zeitsparendes Hilfsmittel diente. Beispiele wie die Porträts von Papst Leo XIII. und Bismarck veranschaulichen seinen Umgang mit fotografischen Vorlagen. Die Kapitel hebt hervor, dass Lenbach, trotz des gesellschaftlichen Drucks, die Fotografie zur Vereinfachung seines Arbeitsablaufs nutzte und die Fotografien oft selbst in Auftrag gab und detailliert die Fotositzungen dirigierte, selbst wenn er die Fotografen nicht nannte.
3. Franz von Stuck (1863 – 1928): Das Kapitel präsentiert Stuck's künstlerische Entwicklung, von seinen Anfängen bis zu seinen symbolistischen und Jugendstil-Werken. Es analysiert seine Nutzung der Fotografie als technisches Hilfsmittel, wobei hervorgehoben wird, dass die Fotografien nicht nur als Gedächtnisstützen, sondern auch für die Darstellung von Posen, Gesichtsausdrücken und Anatomie dienten. Das Kapitel zeigt Stuck's systematische Vorgehensweise auf, von Skizzen über Fotografien bis hin zum fertigen Gemälde, und beleuchtet auch seine experimentellen Ansätze, wie das Übermalen von Fotografien seiner Werke.
4. Max Slevogt (1868 – 1932): Dieses Kapitel beschreibt Slevogts Leben und künstlerischen Stil, der durch Impressionismus und eine eigenwillige Darstellung mythologischer und biblischer Motive geprägt war. Seine Zusammenarbeit mit der Fotografie wird anhand von Beispielen wie "Der Schwarze d’Andrade" und "Nach dem Bade" erläutert, wobei die Fotografie als Gedächtnisstütze und Werkzeug zur Kontrolle der Perspektive fungierte. Der Kapitel betont Slevogts unabhängige Arbeitsweise und seine selbstständige Erstellung von Fotografien.
5. Alfons Mucha (1860 – 1939): Das Kapitel zeichnet Muchas künstlerischen Werdegang nach, beginnend mit seinen Anfängen bis zu seinem internationalen Erfolg als Plakatkünstler. Es werden seine wichtigsten Werke und sein unverwechselbarer Stil beschrieben. Der Kapitel beleuchtet Muchas Amateurfotografie und deren Bedeutung für seine künstlerische Arbeit. Es wird gezeigt, wie er Fotografien sowohl als Vorlagen für Gemälde als auch als eigenständige künstlerische Ausdrucksform nutzte, mit einer lockereren Herangehensweise im Vergleich zu den anderen Künstlern, aber stets auf der Suche nach Arrangement für seine groß angelegten Werke.
Schlüsselwörter
Fotografie, Malerei, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Franz von Lenbach, Franz von Stuck, Max Slevogt, Alfons Mucha, Porträtmalerei, Symbolismus, Jugendstil, Impressionismus, Kunstgeschichte, Bildwissenschaften, technische Hilfsmittel, künstlerische Arbeitsweisen, gesellschaftliche Wahrnehmung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ): Beziehung zwischen Fotografie und Malerei bei vier mitteleuropäischen Künstlern
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Beziehung zwischen Fotografie und Malerei bei vier bedeutenden mitteleuropäischen Künstlern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts: Franz von Lenbach, Franz von Stuck, Max Slevogt und Alfons Mucha. Sie untersucht, wie diese Künstler die Fotografie in ihrem Schaffensprozess einsetzten und welche Auswirkungen dies auf ihren Stil und ihre Technik hatte.
Welche Künstler werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf vier Künstler: Franz von Lenbach (1836-1904), Franz von Stuck (1863-1928), Max Slevogt (1868-1932) und Alfons Mucha (1860-1939). Jeder Künstler wird in einem eigenen Kapitel behandelt, wobei sein Leben, seine künstlerische Entwicklung und sein Umgang mit der Fotografie im Detail beleuchtet werden.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentralen Forschungsfragen lauten: Warum verwendeten die Künstler die Fotografie? Welche neuen Möglichkeiten bot die Fotografie? Wie beeinflusste die Fotografie ihre Malerei? Und wie wurde die Verwendung der Fotografie von der damaligen Gesellschaft wahrgenommen?
Wie wurde die Fotografie von den Künstlern eingesetzt?
Die Künstler nutzten die Fotografie auf unterschiedliche Weise. Für einige diente sie als zeitsparendes Hilfsmittel zur Erstellung von Porträts (Lenbach), für andere als Gedächtnisstütze und Werkzeug zur Kontrolle von Posen, Gesichtsausdrücken und Anatomie (Stuck). Wieder andere nutzten sie als eigenständige künstlerische Ausdrucksform oder als Vorlage für größere Werke (Mucha). Slevogt verwendete sie als Hilfsmittel zur Kontrolle der Perspektive und zur Erfassung von Details.
Welche Rolle spielte die gesellschaftliche Wahrnehmung?
Die gesellschaftliche Akzeptanz der Fotografie als künstlerisches Werkzeug war ambivalent. Es gab sowohl eine strikte Ablehnung als auch eine aktive Nutzung. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Reaktionen auf den Einsatz der Fotografie in der Malerei, von der Verheimlichung fotografischer Vorlagen bis hin zur späten öffentlichen Anerkennung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: eine Einführung, ein Kapitel zu jedem der vier Künstler (Lenbach, Stuck, Slevogt, Mucha) und eine Schlussfolgerung. Jedes Kapitel fasst die wichtigsten Aspekte des jeweiligen Künstlers und seines Umgangs mit der Fotografie zusammen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Rolle der Fotografie als Hilfsmittel in der Malerei, der Einfluss der Fotografie auf den Stil und die Technik der Künstler, die gesellschaftliche Akzeptanz der Fotografie als künstlerisches Werkzeug, eine vergleichende Analyse der Arbeitsweisen der vier Künstler und die Entwicklung der Beziehung zwischen Malerei und Fotografie.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Fotografie, Malerei, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Franz von Lenbach, Franz von Stuck, Max Slevogt, Alfons Mucha, Porträtmalerei, Symbolismus, Jugendstil, Impressionismus, Kunstgeschichte, Bildwissenschaften, technische Hilfsmittel, künstlerische Arbeitsweisen, gesellschaftliche Wahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Anna Sachova (Autor:in), 2014, Fotografie als Hilfsmittel in der Malerei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274833