Ilm-ul Kalam ist die Wissenschaft, bei dem die Methodik des Argumentierens in Glaubensfragen durchgeführt wird, die als Dialektik (kalam) zu bezeichnen sind.
Die anfänglichen Begründer der Kalam-Wissenschaft waren die Mutaziliten im 9. Jahrhundert.
Sie verwendeten zum ersten Mal griechische Begriffe in der islamisch- theologischen Diskussion.
Glaubensbekenntnisse im Koran und in der Theologie Ilm-ul Kelam / Die Kelam-Wissenschaft
I. Ilm-ul Kalam – Die Kelam-Wissenschaft
Ilm-ul Kalam ist die Wissenschaft, bei dem die Methodik des Argumentierens in Glaubensfragen durchgefürhrt wird, die als Dialektik (kalam) zu bezeichnen sind.
Die anfänglichen Begründer der Kelam-Wissenschaft waren die Mutaziliten im 9 Jahrhundert.
Sie verwendeten zum ersten mal griechische Begriffe in der islamisch- theologischen Diskussion. Sie hatten zwei Punkte in ihre Lehre eingeführt: Der erste Punkt ihrer Dogmas heißt tauhid, was als Monotheismus oder „Bewusstsein von der göttlichen Einheit“ übersetzt werden kann. Der mutazilitische tauhid besagt, dass Gottes Wesen einzig und unteilbar ist. Die Gott im Koran zugeschriebenen Eigenschaften (Attribute, arab. Sifat) müssen, als identisch mit Gottes Wesen angesehen werden. Bedingt durch diese Lehre von den göttlichen Eigenschaften, mussten sich die Mutaziliten für die Erschaffenheit des Korans entscheiden. Dieses Dogma wurde von den ulama’ scharf abgelehnt.
Der zweite Punkt des mutazilitischen Dogmas (adl, „Gerechtigkeit“) beschreibt das Verhältnis von Gott zum Menschen. Gott ist gerecht, Er wird die Menschen daher, nach Maßgabe der Taten der Menschen, für die dieser verantwortlich ist, belohnen oder bestrafen. Willkür ist für Gott undenkbar. Das Böse in der Welt ist durch den Menschen entstanden, der dafür verantwortlich ist, nicht etwa Gott. Wenn der Mensch für seine Taten verantwortlich ist , muß ihm eine Handlungsfreihet zugestanden werden, d.h. das Wirken der göttlichen Allmacht muß auf dem Gebiet des menschlichen Handelns zumindest eingeschränkt werden.
Die im 9. und 10. Jahrhundert entstandenen Glaubensbekenntnisse (aqaid) der Sunniten, weichen in charakteristischen Punkten vom mutazilitischen Dogma ab. So wird in ihnen die Vorherbestimmheit aller Dinge durch Gott- also auch die aller menschlichen Handlungen- betont. Die Verantwortlichkeit scheint von geringer Bedeutung.
Der Gründer dieser Sunnitischen aqaid ist Abu l-Hasan al-Ashari (873-935). Ursprünglich Schüler des Mutaziliten al-Djubba’i (gest. 915) und somit hervorragender Kenner der mutazilitischen Denkweise und Dogmatik. Er soll sich aus Veranlassung einer Disputation mit seinem Lehrer über die Zweckmäßigkeit der göttlichen Weltregierung mit diesem entzweit haben und seinen eigenen Weg gegangen sein. Al Ashari verwarf zwar die Inhalte mutazilitischen Denkens, bewahrte jedoch die mutazilitische Methodik des Argumentierens, die als Dialektik (arab. kalam) zu bezeichnen ist. Daß er somit nicht sein gesamtes mutazilitisches Erbe verleugnete, ließ ihn und seine Nachfolger lange Zeit in den Augen der sunnitischen ulema’ suspekt erscheinen.
In folgenden vier Hauptpunkten wandte sich al-Ashari gegen mutazilitische Auffassung:
1. Er bekannte sich zur Unerschaffenheit des Korans.
2. Die Mutaziliten nahmen alles was im Koran stand über die Eigenschaften Gottes wort wörtlich, wie z.B. „Hand Gottes“ (als eine Eigenschaft der Gnade). Al-Ashari setzte dagegen die Auffassung, die koranischen Aussagen (über die Eigenschaften Gottes) seien ohne Fragen nach dem Wie hinzunehmen.
3. Die Mutaziliten sagten, dass die Gläugiben im Jenseits Gott nicht mit dem leiblichen Augen sehen würden. Al-Ashari beharrte auf der Anschauung von der Gottesschau mit den leiblichen Augen, aber wiederum im Sinne des „Ohne-Wie“.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Ilm-ul Kalam?
Ilm-ul Kalam ist die Wissenschaft, die sich mit der Argumentation in Glaubensfragen befasst und als Dialektik (kalam) bezeichnet wird.
Wer waren die ersten Begründer der Kelam-Wissenschaft?
Die anfänglichen Begründer der Kelam-Wissenschaft waren die Mutaziliten im 9. Jahrhundert.
Welche griechischen Begriffe wurden in der islamisch-theologischen Diskussion verwendet?
Die Mutaziliten verwendeten zum ersten Mal griechische Begriffe in der islamisch-theologischen Diskussion.
Was ist Tauhid im mutazilitischen Sinne?
Der mutazilitische Tauhid besagt, dass Gottes Wesen einzig und unteilbar ist. Die Gott im Koran zugeschriebenen Eigenschaften (Attribute, arab. Sifat) müssen als identisch mit Gottes Wesen angesehen werden.
Was ist Adl im mutazilitischen Dogma?
Adl ("Gerechtigkeit") beschreibt das Verhältnis von Gott zum Menschen. Gott ist gerecht und wird die Menschen nach ihren Taten belohnen oder bestrafen. Willkür ist für Gott undenkbar.
Was ist die sunnitische Auffassung zur Vorherbestimmung?
Die im 9. und 10. Jahrhundert entstandenen Glaubensbekenntnisse (aqaid) der Sunniten betonen die Vorherbestimmtheit aller Dinge durch Gott, auch der menschlichen Handlungen.
Wer war Abu l-Hasan al-Ashari?
Abu l-Hasan al-Ashari (873-935) ist der Gründer der sunnitischen aqaid. Er war ursprünglich Schüler des Mutaziliten al-Djubba’i.
Welche Hauptpunkte wandte al-Ashari gegen die mutazilitische Auffassung an?
Al-Ashari wandte sich in folgenden vier Hauptpunkten gegen die mutazilitische Auffassung: Er bekannte sich zur Unerschaffenheit des Korans, er setzte die koranischen Aussagen (über die Eigenschaften Gottes) seien ohne Fragen nach dem Wie hinzunehmen, er beharrte auf der Anschauung von der Gottesschau mit den leiblichen Augen (im Sinne des „Ohne-Wie“) und er sprach von der Schöpfung der menschlichen Handlungen durch Gott und ihrer Aneignung durch den Menschen aufgrund der jeweils nur während des Handelns bestehenden Handlungsbefähigung.
Wie unterschied sich al-Asharis Sicht der "Hand Gottes" von der der Mutaziliten?
Die Mutaziliten nahmen alles was im Koran stand über die Eigenschaften Gottes wort wörtlich, wie z.B. „Hand Gottes“ (als eine Eigenschaft der Gnade). Al-Ashari setzte dagegen die Auffassung, die koranischen Aussagen (über die Eigenschaften Gottes) seien ohne Fragen nach dem Wie hinzunehmen.
Wie unterschied sich al-Asharis Sicht der Handlungsfreiheit von der der Mutaziliten?
Die Mutaziliten sprachen von einer Handlungsfreiheit und Verantwortlichkeit des Menschen. Al-Ashari sprach von der Schöpfung (halaq) der menschlichen Handlungen durch Gott und ihrer Aneignung( ikitsab) durch den Menschen aufgrund der jeweils nur während des Handelns bestehenden Handlungsbefähigung.
- Quote paper
- Erkan Erdemir (Author), 2000, Glaubensbekenntnisse im Koran und in der Theologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274845