Eine Anthropologie soll den Menschen so reflektieren, wie er seinem Wesen nach ist und in der Welt handelt. Das heißt sie muss ihre Aufgabe darin sehen, dieses grundbestimmende Wesen hinter den vielfältigen und diversen Ausdrücken des menschlichen Lebens zu suchen. Als genaue Bestimmung hierfür dient meistens die Beschreibung einer dem Menschen immanenten und als solche nicht veränderlichen Doppelnatur, die ihn einerseits in einer Verstandeswelt und andererseits in der Sinneswelt verortet . Theorien, die mit dem Verweis darauf begründet werden, dass sie ihre Ursprünge ihre Grundlagen in der menschlichen Natur finden, weisen sich durch einen relativ starken Geltungsanspruch aus.
Wie der Kontraktualismus selbst, soll die in dieser Arbeit diskutierte anthropologische Lesart einen strukturell theoretischen Charakter haben. Aus diesem Grund geht meine Betrachtung über die übersichtliche und inhaltliche Darstellung der theoretischen Eckpfeiler, hin zur Untersuchung, ob der innertheoretisch Weg in Hobbes´ Leviathan zu einer qualitativen Veränderung dessen führt, was er als das Wesen des Menschen ausmacht. Die notwendige Bedingung die Theorie von Thomas Hobbes´ kontraktualistischer Konstruktion als Anthropologie auszuweisen, ist also der Nachweis des gleichbleibenden Wesens des Menschen sowohl im Naturzustand und der bürgerlichen Gesellschaft als auch insbesondere in der Grundlegung des Gesellschaftsvertrages, die einem Übergang dieser beiden theoretischen Gesellschaftszustände eine besondere „menschliche“ Sollgeltung verschaffen kann. Das Wesen des Menschen lässt sich über deren naturgemäße Rechte und Gesetze betrachten. Ohne eine Bewertung dieses Wesens, macht eine anthropologische Rückführung des Kontraktualismus wenig Sinn.
Die Frage des Vorhandenseins dieser Bedingung soll in der folgenden Hausarbeit behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Problemstellung
- II. Der Kontraktualismus und die Gesellschaftszustände
- Abschnitt 1: Das Grundmodell der Vertragstheorie.
- Abschnitt 2: Der Naturzustand. Von Gewalt und Gleichheit.
- Abschnitt 3: Die bürgerliche Gesellschaft. Sicherheit durch Institution.
- III. Schlussfolgerung: Die Natürlichkeit im Leviathan.
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, ob Thomas Hobbes' Kontraktualismus als Anthropologie betrachtet werden kann. Sie analysiert, ob Hobbes' Theorie des Naturzustands und der bürgerlichen Gesellschaft ein konstantes Menschenbild zugrunde liegt, das sowohl im Naturzustand als auch in der Gesellschaft gültig ist.
- Anthropologische Konstante im Kontraktualismus
- Der Naturzustand als Ausgangspunkt
- Das Streben nach Sicherheit und Selbsterhaltung
- Der Gesellschaftsvertrag und die Begründung der bürgerlichen Gesellschaft
- Die Rolle der Vernunft und des Rechts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Legitimation von Herrschaft vor und führt in die Schriften des Kontraktualisten Thomas Hobbes ein. Die Problemstellung definiert die Bedingungen, die an eine anthropologische Betrachtung von Hobbes' Überlegungen gestellt werden können.
Im zweiten Kapitel wird zunächst das Grundmodell des Kontraktualismus erläutert. Die Kernidee des Kontraktualismus besteht darin, Herrschaft nicht gegen, sondern durch die Freiheit des Menschen zu begründen. Der Kontraktualismus versucht den Konflikt zwischen Herrschaft und Freiheit durch die bewusste Selbstbeschränkung individueller Freiheitsansprüche aus eigenem Interesse zu lösen.
Der Naturzustand wird als ein Zustand absoluter Freiheit und Gleichheit beschrieben, in dem jeder Mensch von Natur aus ist. Die natürliche Gleichheit führt zu einem Krieg aller gegen alle, da jeder Mensch seine Freiheit gegen die Freiheit anderer durchsetzen kann.
Die bürgerliche Gesellschaft entsteht durch einen Vertrag, in dem die Menschen ihre individuelle Freiheit einschränken, um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Durch die Bildung eines Staates, der die Macht über die Gesetze besitzt, wird die Gefahr der Gewaltanwendung durch andere Menschen minimiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kontraktualismus, Thomas Hobbes, Naturzustand, bürgerliche Gesellschaft, Herrschaft, Freiheit, Gleichheit, Sicherheit, Selbsterhaltung, Vernunft, Recht, Naturgesetz, Gesellschaftsvertrag, Anthropologie.
- Arbeit zitieren
- Severin-Vasco Marschner (Autor:in), 2014, Der Kontraktualismus bei Thomas Hobbes. Eine Anthropologie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274949