Die Finanzkrise 2008 zeigte deutlich auf, dass sowohl von den Aufsichtsbehörden als auch von den Kreditinstituten die Signifikanz der Liquiditätsrisiken maßgeblich unterschätzt wurden. In Folge dessen erarbeitete die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eine Neufassung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement, die im März 2009 vorgelegt wurden und Weiterentwicklungen bezüglich Liquiditätsrisiken, Risikoaggregation und Stresstests beinhaltet. Damit Kreditinstitute die neuen Anforderungen erfüllen können, arbeitet die RC Banken Gruppe an der Entwicklung eines Frühwarnsystems, mit dem Gefahren für die Zahlungsfähigkeit eines Instituts, unter Verwendung von Stresstests, frühzeitig erkannt werden können. Der Prototyp dieses Systems wird in dieser Arbeit näher erläutert. Dabei handelt es sich um eine Software, die für Experten auf dem Gebiet des Risikomanagements entwickelt wurde. Mittels des Systems sind Risikomanager
von Banken in der Lage die Liquiditätsrisiken des betrachteten Kreditinstitutes zu quantifizieren. Die im Frühwarnsystem verwendeten Komponenten werden vor den Erklärungen zur Software ausführlich beschrieben, wobei dies bestimmte Verteilungen aus der Extremwerttheorie, die Peaks-over-Threshold Methode, die Liquiditätsablaufbilanz und der Liquidity Value at Risk sind. Darüber hinaus erfolgt die Denfinition des Liquiditätsrisikos aus mehreren Betrachtungsweisen, ein Abschnitt über die Maximum-Likelihood-Schätzung, Ausführungen zu den mathematischen Eigenschaften von Risikomaßen sowie
Beschreibungen klassischer Risikokennziffern und der Kennzahlen zur Quantifizierung von Liquiditätsrisiken. Die vorgestellten klassischen Kennziffern sind der Value at Risk und der Expected Shortfall, während die Erläuterungen zu den Liquiditätsrisikokennzahlen, neben dem im Frühwarnsystem integrierten Liquidity Value at Risk, den Liquidity
at Risk sowie den Dynamic Liquidity at Risk umfassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zielsetzung
- Definition des Liquiditätsrisikos
- Aufsichtsrechtliche Betrachtung des Liquiditätsrisikos
- Notwendigkeit der Bankenregulierung
- Bankenregulierung in Deutschland
- Initiativen zu Liquiditätsrisiken
- Unterscheidung verschiedener Arten des Liquiditätsrisikos
- Market Liquidity Risk und Funding Liquidity Risk
- Dispositive und strukturelle Liquiditätsrisiken
- Endogenes und exogenes Liquiditätsrisiko
- Die Wirkung verschiedener Bankrisiken auf das Liquiditätsrisiko
- Marktrisiko
- Operationelles Risiko
- Kreditrisiko
- Reputationsrisiko
- Kundenrisiko
- Aufsichtsrechtliche Betrachtung des Liquiditätsrisikos
- Extremwerttheorie
- Benötigte Verteilungen
- Gumbel-Verteilung
- Fréchet-Verteilung
- Weibull-Verteilung
- Verallgemeinerte Extremwertverteilung
- Verallgemeinerte Paretoverteilung
- Konvergenzsätze
- Peaks-over-Threshold
- Maximum-Likelihood-Schätzung
- Beschreibung des Verfahrens
- Anwendung auf die POT Methode
- Benötigte Verteilungen
- Kennzahlen zur Beschreibung des Liquiditätsrisikos
- Risikomaße
- Eigenschaften von Risikomaßen
- Grundlegende Risikomaße
- Liquiditätsablaufbilanz
- Liquidity at Risk
- Dynamic Liquidity at Risk
- Liquidity Value at Risk
- Risikomaße
- Frühwarnsystem
- Ergebnisse und Ausblick
- Abkürzungsverzeichnis
- Symbolverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Betriebs- und finanzwirtschaftliche Grundlagen
- Allgemeine mathematische Grundlagen
- Wahrscheinlichkeitstheoretische Grundlagen
- Grundlegende Verteilungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung eines Frühwarnsystems zur Erkennung von Liquiditätsrisiken in Kreditinstituten. Das Hauptziel ist die Schaffung der mathematischen Grundlagen für die Erstellung eines Prototyps, der als Basis für zukünftige Verbesserungen dient. Die Arbeit wurde in Kooperation mit der RC Banken Gruppe verfasst und der Prototyp soll den Liquidity Value at Risk (LVaR) eines Kreditinstituts berechnen.
- Definition und Abgrenzung des Liquiditätsrisikos
- Anwendung der Extremwerttheorie zur Modellierung seltener Ereignisse
- Entwicklung und Anwendung von Kennzahlen zur Quantifizierung des Liquiditätsrisikos
- Erstellung eines Frühwarnsystems auf Basis des LVaR
- Bewertung des Frühwarnsystems und Ausblick auf mögliche Weiterentwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung:
Die Einleitung führt in die Thematik des Liquiditätsrisikos in Kreditinstituten ein und erläutert die steigende Bedeutung des Risikomanagements. Die globale Finanzkrise 2008 hat deutlich gezeigt, dass sowohl Aufsichtsbehörden als auch Kreditinstitute die Signifikanz von Liquiditätsrisiken unterschätzt haben. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, ein Frühwarnsystem zu entwickeln, das Banken dabei unterstützt, Liquiditätsrisiken zu quantifizieren und frühzeitig zu erkennen.
- Definition des Liquiditätsrisikos:
Dieses Kapitel beleuchtet das Liquiditätsrisiko aus aufsichtsrechtlicher Sicht. Es wird die Notwendigkeit einer Bankenregulierung erläutert und die Geschichte der deutschen Bankenregulierung zusammengefasst. Anschließend werden verschiedene Arten des Liquiditätsrisikos abgegrenzt, um eine gemeinsame Sprache zu schaffen. Abschließend wird die Interdependenz des Liquiditätsrisikos mit anderen Bankrisiken betrachtet.
- Extremwerttheorie:
Dieses Kapitel stellt wichtige Komponenten der Extremwerttheorie vor, die für die Modellierung seltener Ereignisse relevant sind. Es werden verschiedene Verteilungen, wie die Gumbel-, Fréchet- und Weibull-Verteilung, sowie die verallgemeinerte Extremwertverteilung und die verallgemeinerte Paretoverteilung beschrieben. Darüber hinaus werden Konvergenzsätze der Extremwerttheorie, wie der Satz von Fisher-Tippett und der Satz von Pickands-Balkema-de Haan, erläutert, die für die Anwendung der Peaks-over-Threshold Methode (POT) relevant sind. Abschließend wird die Maximum-Likelihood-Schätzung als ein Verfahren zur Approximation von Parametern in der POT Methode vorgestellt.
- Kennzahlen zur Beschreibung des Liquiditätsrisikos:
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und den Eigenschaften von Risikomaßen. Es werden die grundlegenden Risikomaße Value at Risk (VaR) und Expected Shortfall erläutert. Anschließend wird die Liquiditätsablaufbilanz als Grundlage für die Berechnung von Liquiditätsrisikokennzahlen definiert. Die Kennzahlen Liquidity at Risk (LaR), Dynamic Liquidity at Risk (DyLaR) und Liquidity Value at Risk (LVaR) werden hinsichtlich ihrer Berechnungsart, Eigenschaften und Interpretationen beschrieben.
- Frühwarnsystem:
Dieses Kapitel stellt den Prototyp eines Frühwarnsystems zur Erkennung von Liquiditätsrisiken vor. Es wird die Funktionsweise des Systems anhand von Screenshots und unter Bezugnahme auf die vorangegangenen Kapitel erläutert. Das System basiert auf der Berechnung des LVaR und ermöglicht es Banken, ihre Liquiditätsrisiken verschiedenen Szenarien auszusetzen und frühzeitig vor möglichen Liquiditätsengpässen zu warnen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Liquiditätsrisiko, Risikomanagement, Frühwarnsystem, Extremwerttheorie, Peaks-over-Threshold Methode, Liquidity Value at Risk (LVaR), Liquiditätsablaufbilanz, Bankenregulierung, MaRisk, LiqV, Funding Liquidity Risk, Market Liquidity Risk, Stresstests und Zeitreihenanalyse.
- Quote paper
- Maximilian Härtel (Author), 2009, Mathematische Modellierung zur Ermittlung der kurz- und langfristigen Liquiditätsrisiken in Kreditinstituten sowie Entwicklung eines geeigneten Frühwarnsystems, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275099