Seit dem 1. Weltkrieg war die Geburtenrate in Deutschland drastisch gesunken und bereitete dem nationalsozialistischen Regime zunehmend Sorgen bezüglich der Erhal-tung „rassisch und erbbiologisch wertvollen“ Nachwuchses. Auch die Tatsache, dass unverheiratete Mütter, aus Angst vor Diffamierung der Gesellschaft, oftmals den Weg der Abtreibung wählten war ein entscheidender Faktor dieser Entwicklung.
Aus diesem Grund war es Heinrich Himmler, der veranlassen ließ, dass am 12. Dezem-ber 1935 der Verein „Lebensborn e.V.“, was etwa „Lebensbrunnen“ bedeutet, in Berlin gegründet wurde. Ein Verein, der augenscheinlich darum bemüht war, werdende Müt-ter vor der Gesellschaft zu schützen und ihnen einen Ort zu bieten, an dem sie unter Geheimhaltung entbinden könnten.
Kaum hatte man 1936 mit dem ersten Lebensborn-Heim in Steinhöring Erfahrungen gesammelt, nahm man auch schon den Betrieb im zweiten Heim, dem „Heim Harz“ in Wernigerode auf. Es sollten noch 7 weitere in Deutschland und 23 im Ausland dem Lebensborn bis Kriegsende gehören, welche jedoch nicht alle in Betrieb genommen wurden.
Bei den „Nürnberger Prozessen“ machte man sich die Auffassung Himmlers zu Eigen und bestätigte einen gemeinnützigen Zweck. Zu diesem Zeitpunkt war den Richtern jedoch nicht bekannt, dass der Lebensborn e.V. mitverantwortlich für die Verschlep-pung von Kindern aus den von Deutschland besetzten Gebieten war.
Da in der Öffentlichkeit schon vor Kriegsende wenig vom Lebensborn bekannt war, neigte man dazu, anzunehmen, es hätte sich bei den Heimen um „Zuchtanstalten“ oder bordellartigen Einrichtungen gehandelt. Diese Idee griffen auch zahlreiche Medien auf, sodass dieses Gerücht auch heute noch Bestand hat.
Die Fragestellung, ob dies auf die Lebensborn-Heime zutraf, soll mit dieser Facharbeit am Beispiel des „Heim Harz“ in Wernigerode bearbeitet werden. Dieses Heim ist auch aus dem Grund interessant, da die dort schon 1934 eröffnete Geburtenklinik noch bis 1998 weitergeführt wurde und auf deren Dachboden zahlreiche Gegenstände des Le-bensborn-Heimes gefunden werden konnten.
Um jedoch die Frage zu klären, ob es sich hierbei um „Zuchtanstalten“ handelte, ist es Ziel dieser Seminarfacharbeit, den Verein und dessen Entwicklung von der Gründung bis 1945 zu beleuchten und anschließend die Organisation des „Heim Harz“ kennenzulernen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Lebensborn e. V.
- Nationalsozialistische Geburtenpolitik
- Gründung und Ziele des Lebensborn e. V.
- Entwicklung bis 1945
- Das „Heim Harz“ in Wernigerode
- Lage und Personal
- Aufenthalt im „Heim Harz“
- Nach der Geburt
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Facharbeit untersucht die Auswirkungen der nationalsozialistischen Rassenpolitik am Beispiel des Lebensborn-Heims „Heim Harz“ in Wernigerode. Die Arbeit beleuchtet die Hintergründe der nationalsozialistischen Geburtenpolitik, die Gründung und Ziele des Lebensborn e.V., sowie die Organisation und den Alltag im „Heim Harz“. Ziel ist es, ein umfassendes Bild des Heims zu zeichnen und gängige Mythen und Fehlinterpretationen zu überprüfen.
- Nationalsozialistische Geburtenpolitik und ihre Beweggründe
- Gründung und Ideologie des Lebensborn e.V.
- Der Betrieb des „Heim Harz“ in Wernigerode: Organisation und Alltag
- Das Bild des Lebensborn im öffentlichen Diskurs und die damit verbundenen Mythen
- Bewertung der Rolle des Lebensborn im Kontext der nationalsozialistischen Rassenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt den drastischen Rückgang der Geburtenrate in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg und die daraus resultierenden Sorgen des nationalsozialistischen Regimes bezüglich des „rassisch und erbbiologisch wertvollen“ Nachwuchses. Die Angst unverheirateter Mütter vor gesellschaftlicher Ächtung und die damit verbundenen Abtreibungen werden als entscheidender Faktor genannt. Die Gründung des Lebensborn e.V. durch Heinrich Himmler wird als Reaktion auf diese Entwicklung präsentiert, ebenso wie die Eröffnung des „Heim Harz“ in Wernigerode und die später entstandenen Mythen um die Heime. Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach der tatsächlichen Natur des „Heim Harz“ in den Mittelpunkt.
2 Der Lebensborn e. V.: Dieses Kapitel beleuchtet die nationalsozialistische Geburtenpolitik im Kontext der Machtübernahme der NSDAP. Der drastische Rückgang der Geburtenrate seit 1900 wird mit Homosexualität und Abtreibungen in Verbindung gebracht, basierend auf den – nicht wissenschaftlich fundierten – Aussagen Himmlers. Die hohen Zahlen an Abtreibungen und deren Folgen werden detailliert dargestellt. Das Kapitel beschreibt die Ziele der nationalsozialistischen Geburtenpolitik, die auf der Ideologie des Sozialdarwinismus basieren und die Förderung der „rassisch Wertvollen“ und die Unterdrückung der „Lebensuntüchtigen“ zum Ziel haben. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und die Einführung von Ehestandsdarlehen als Maßnahmen zur Bevölkerungspolitik werden erläutert. Der Bezug Himmlers auf das Germanentum und die Wichtigkeit einer hohen Kinderzahl, unabhängig vom ehelichen Status, wird ebenfalls thematisiert.
3 Das „Heim Harz“ in Wernigerode: Dieses Kapitel konzentriert sich auf das „Heim Harz“ in Wernigerode, seine Lage, das Personal und den Ablauf des Aufenthalts für die Mütter. Es wird detailliert der Aufenthalt der Mütter und die Situation nach der Geburt der Kinder beschrieben, mit dem Fokus auf die Organisation und den Alltag innerhalb des Heims. Die Informationen in diesem Kapitel bieten einen detaillierten Einblick in die Funktionsweise des Heims und das Leben der Mütter und Kinder dort. Die bereits 1934 eröffnete Geburtenklinik und die Funde auf dem Dachboden werden ebenfalls erwähnt.
Schlüsselwörter
Lebensborn e.V., Nationalsozialismus, Rassenpolitik, Geburtenpolitik, „Heim Harz“ Wernigerode, Sozialdarwinismus, Rassenhygiene, Abtreibung, Eugenik, Mutterkreuz.
Häufig gestellte Fragen zur Facharbeit: Das "Heim Harz" in Wernigerode
Was ist der Gegenstand dieser Facharbeit?
Die Facharbeit untersucht die Auswirkungen der nationalsozialistischen Rassenpolitik am Beispiel des Lebensborn-Heims „Heim Harz“ in Wernigerode. Sie beleuchtet die Hintergründe der nationalsozialistischen Geburtenpolitik, die Gründung und Ziele des Lebensborn e.V., sowie die Organisation und den Alltag im „Heim Harz“. Ziel ist es, ein umfassendes Bild des Heims zu zeichnen und gängige Mythen und Fehlinterpretationen zu überprüfen.
Welche Themen werden in der Facharbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die nationalsozialistische Geburtenpolitik und ihre Beweggründe, die Gründung und Ideologie des Lebensborn e.V., den Betrieb des „Heim Harz“: Organisation und Alltag, das Bild des Lebensborn im öffentlichen Diskurs und die damit verbundenen Mythen sowie eine Bewertung der Rolle des Lebensborn im Kontext der nationalsozialistischen Rassenpolitik.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Facharbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über den Lebensborn e.V., ein Kapitel über das „Heim Harz“ in Wernigerode und eine Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel bietet detaillierte Informationen zu den jeweiligen Aspekten.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung beschreibt den Geburtenrückgang in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg und die daraus resultierenden Sorgen des NS-Regimes. Sie thematisiert die Angst unverheirateter Mütter vor gesellschaftlicher Ächtung, die Gründung des Lebensborn e.V. durch Heinrich Himmler und die Entstehung von Mythen um die Heime. Die Forschungsfrage nach der tatsächlichen Natur des „Heim Harz“ wird formuliert.
Was wird im Kapitel über den Lebensborn e.V. behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die nationalsozialistische Geburtenpolitik im Kontext der Machtübernahme der NSDAP. Es behandelt den Geburtenrückgang, die Ziele der nationalsozialistischen Geburtenpolitik basierend auf dem Sozialdarwinismus, das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und die Einführung von Ehestandsdarlehen. Der Bezug Himmlers auf das Germanentum und die Wichtigkeit einer hohen Kinderzahl wird thematisiert.
Worauf konzentriert sich das Kapitel über das „Heim Harz“ in Wernigerode?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Lage, das Personal und den Ablauf des Aufenthalts für die Mütter im „Heim Harz“. Es beschreibt detailliert den Aufenthalt der Mütter und die Situation nach der Geburt der Kinder, mit dem Fokus auf die Organisation und den Alltag innerhalb des Heims. Die bereits 1934 eröffnete Geburtenklinik und die Funde auf dem Dachboden werden erwähnt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Facharbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind Lebensborn e.V., Nationalsozialismus, Rassenpolitik, Geburtenpolitik, „Heim Harz“ Wernigerode, Sozialdarwinismus, Rassenhygiene, Abtreibung, Eugenik und Mutterkreuz.
- Arbeit zitieren
- Patrick Reich (Autor:in), 2014, Lebensborn e.V. in Wernigerode., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275125