Pornografisches Theater. Das Stück "XXX" von La Fura dels Baus


Hausarbeit, 2013

34 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition

3. Pornografisches Theater
3.1 Entwicklungsgeschichte
3.2 Der Marquis de Sade und das Theater
3.3 Die Philosophie im Boudoir

4. La Fura dels Baus
4.1 XXX
4.1.1 Ausstattung und Umsetzung
4.1.2 Rezeption und Zensur
4.2 Die Mehrwerte des Pornografischen
4.2.1 Die Mehrwerte des Pornografischen in XXX

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsteil

1. Einleitung

Die öffentliche Exposition von Geschlechtsteilen oder gar des Geschlechtsaktes in der Kunst ist immer noch ein Tabuthema. Während die Exposition nackter Körper in der bildenden Kunst mittlerweile seit Jahren legitimiert ist und auch in Print- und TV-Werbung mittlerweile als alltäglich wahrgenommen wird, wird die explizite Darstellung von Geschlechtsteilen und/oder dem Geschlechtsakt im Kunstkontext immer noch ab- und ausgegrenzt. Auf der Theaterbühne sorgt sie sogar noch regelmäßig für Skandale, wie vor allem die Berichterstattung der Boulevardpresse eindrucksvoll beweist. Oftmals werden dabei Nacktheit, Erotik, Obszönität und Sexualität als theatrale Stilmittel für eine Entwicklung des Regietheaters der letzten zwanzig Jahre gehalten.1 Sie gelten häufig als Inbegriff eines ‚Schmuddeltheaters‘, dessen Regisseure beschuldigt werden, um des Skandals willen nackte Körper einzusetzen.2 Für viel Aufruhe und Ärgernisse bezüglich der Explizitheit ihrer Darstellungen sorgten auch La Fura dels Baus, die bei der Deutschlandpremiere ihres Stücks XXX im Juni 2002 im Frankfurter Schauspielhaus wegen harter Sexszenen auf der Bühne einen Skandal ausgelöst hatten. Dieses Stück soll im Fokus der vorliegenden Arbeit stehen. Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung pornografischer Elemente auf der Theaterbühne möchte ich herausarbeiten, was die Aussagen und die Grundhaltungen von La Fura dels Baus sind und welche Wirkungsebenen das pornografische in ihrer Inszenierung XXX mit sich bringt.

2. Definition

Die präzise und genaue Definition von Pornografie3 stößt auf größere Schwierigkeiten als man vielleicht denkt. Die Dehnbarkeit des Begriffes ist unbegrenzt. Fest steht, dass Begriffe wie Pornografie, Erotik, Unsittlichkeit und Obszönität einen breiten Interpretationsspielraum aufweisen, so dass es schwierig ist, diese Ausdrücke eindeutig zu verwenden. Es existieren unterschiedlichste Definitionen der Begriffe und die Grenzen gehen häufig ineinander über oder sind unklar. Das liegt vor allem daran, dass sich die Bedeutungen im Lauf der Zeit verändert haben und die Begriffe Pornografie und Erotik in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich bewertet werden, zudem ist eine Einordnung als pornografisch/erotisch von den Konventionen und persönlichem Empfinden des Betrachters abhängig. So verändert sich der Pornografie-Begriff im Laufe der Zeit, die Bedeutung des Begriffs kann nicht unabhängig von ihrer Entstehung als ÄDenk-, Repräsentations- und Überwachungskategorie“ gedacht werden.4 Nach einer ‚Minimaldefintion‘ bedeutet Pornografie die Äexplizite Darstellung von Geschlechtsteilen und sexuellen Handlungen zum Zweck der Stimulation von Leser, Betrachter oder Zuschauer.“5 Drucilla Cornell definiert Pornografie darüber hinaus als die Ädeutliche Präsentation und Darstellung von Geschlechtsorgangen und Geschlechtsakten mit dem Ziel, sexuelle Reaktionen hervorzurufen. Entweder geschieht dies mittels Darstellung von Gewalt gegen und Nötigung von Frauen, die die Basis heterosexueller Lust ausmachen, oder mittels der bildlichen Zerstückelung des weiblichen Körpers. Dabei wird die Frau während des Geschlechtsaktes ausschließlich auf ihre Geschlechtsorgane reduziert und somit ihrer Subjektivität beraubt.“6

Für den Medienpsychologen Dolf Zillmann sind erotische Darstellungen und Pornografie austauschbare Synonyme, die nur Unterschiede in ihrer Wertung aufweisen. So wird Pornografie in der Gesellschaft meist negativ konnotiert: Als Darstellungen von Sex, in denen Gewalt und Dominanz ausgeübt werden, in denen Frauen die gewalttätige Erniedrigung durch Männer zu genießen scheinen. Erotische Darstellungen zeigen im Gegensatz dazu die angenehmen, ‚schönen‘ Seiten von Sex zwischen Menschen, die auch aus freiem Willen daran teilnehmen.7 Der Psychologe Herbert Selg schlägt daher vor, einen neuen Begriff zu verwenden, um zu vermeiden, dass der Umgang mit sexuellen Inhalten nicht zwingend negativ besetzt sein muss. Selg führt dafür den Begriff Erotografie ein. Erotografisch ist für ihn, wenn die Sexualität ohne Degradierung und auf Basis der Gleichwertigkeit der Beteiligten dargestellt wird und auf mehr als nur die sexuelle Stimulation des Betrachters abzielt.8 Pornografische Kunst zählt für ihn demnach als Erotografisch. Der Begriff setzte sich in Fachkreisen aber bisher nicht genügend durch.

Um den Pornographie-Begriff in Zusammenhang mit Kunst aber in der weiterführenden Arbeit anzuwenden, besteht die Notwendigkeit einer objektiven Arbeitsdefinition. Demnach wird Pornografie wie folgt definiert:

ÄEin explizit sexueller Darstellungsmodus, dessen sich die Kunst ebenso bedienen kann, wie der kommerzielle Pornofilm oder andere Formen medialer Körperabbildungen. Diese Darstellungsform umfasst das erigierte männliche und/oder gespreizte weibliche Geschlecht und/oder die direkte Abbildung des Sexualaktes, d.h. Penetrationsvorgänge und alle weiteren Arten des sexuellen Verkehrs. Das Ausdrucksmedium ist dabei variabel und kann sowohl Film, Fotografie, Malerei, Performance oder andere Manifestationen annehmen.“9

Pornografische Kunst benutzt demnach die eben beschriebene explizite Darstellung und/oder gibt dabei Referenzen auf den kommerziellen Pornofilm oder die Pornoindustrie.

3. Pornografisches Theater

ÄTheatre and sexuality have always been productive spheres of overlapping influence [...]. Sexual desire has long been a motivating narrative factor in plays and performances.”10 Doch besonders pornografisches Theater wurde in der Theaterwissenschaft bis heute weitestgehend ausgeklammert. Nur wenige Publikationen beschäftigen sich zumindest am Rande mit dem Thema, so zum Beispiel ein kurzer Essay von Literaturkritiker Hans Mayer. Darin beschäftigt er sich mehr mit den künstlerischen Techniken und Methoden pornografischer Theaterproduktionen als mit deren Wirkung.11 Daher führt er drei Unterscheidungskategorien von Pornografie ein, die ihm besonders wichtig sind in Hinblick auf die Theaterproduktionen seiner Zeit: Die unschuldige, die emanzipatorische und die entfremdete Pornographie.12 Die unschuldige Pornografie ist für ihn unmittelbar. Sie entsteht aus Freude am Thema und soll den Zuschauer entsprechend stimulieren.13 Die emanzipatorische Pornografie ist für Mayer ein Element der modernen Kunst und der Literatur. Die Theaterproduktion oder Aktion will hier nicht Lust erregen, sondern eher vertreiben. Sie will nicht Ämit einer anderen Sinnlichkeit kommunizieren, sondern mit einem anderen Bewußtsein.“14 Diese Art der Pornografie will beim Zuschauer eine Veränderung des Bewusstseins bewirken, Tabus sichtbar machen, und Schuldgefühle beseitigen. Als Beispiel nennt Mayer die Theatergruppe Living Theatre, die unter anderem mit ihrem Stück Paradise Now für Furore sorgen. Mayer erklärt: Ä[…] eine emanzipatorisch organisierte öffentliche Orgie verrät bloß Sehnsucht nach einer verlorenen sexuellen Unschuld. Sie ist aber keine Orgie, sondern eine Unterrichtsstunde.“15 Mit der entfremdeten Pornografie meint Mayer die Art von Pornografie, die am mächtigsten, am meisten verbreitet und am Äwiderwärtigsten“ ist. Bei dieser Art von Pornografie wird sexuelle Frustrierung ausgebeutet. Die Pornografie wird hier als Ware produziert und konsumiert.16 Als Beispiel nennt er Äprimitive“ Filmproduktionen wie DEEP THROAT17 und THE DEVIL IN MISS JONES18.

3.1 Entwicklungsgeschichte

Änun nicht auch noch ein geschlechtsakt auf der bühne. nichts schrecklicher als das herumgeficke auf deutschen bühnen. kaum, dass man nicht aufpasst, ein geschlechtsakt. Immer wird gevögelt, geschnackselt, gebumst, gestoßen. […]“19 Dieses Zitat von Kathrin Röggla verdeutlicht, dass es so scheint, als wäre pornografisches Theater ein Phänomen der letzten Jahrzehnte. Tatsächlich existieren Nacktheit, Erotik und Sexualität aber schon jahrhundertlang auf den Bühnen. Hans Mayer deutet darauf hin, dass es das Obszöne und Pornografische überhaupt schon lange in der Kunst gegeben hat20: ÄObszönität und Pornographie sind notwendige Bereiche aller bisherigen Kulturgeschichte. Wo sie fehlen, sollte man nicht von Sittlichkeit reden, sondern von Repression.“21 So hat auch das pornografisches Theater eine lange Geschichte, die bis in antike Zeiten zurückreicht, was nicht zuletzt mit den mythologischen Ursprüngen des Theaters zu tun hat.22 Explizit pornografische Darstellungen auf der Theaterbühne waren und sind dennoch sehr selten. Dieses Defizit existierte vor allem deshalb, weil es den Frauen lange Zeit untersagt war, den Beruf des Schauspielers auszuüben. England nimmt dabei eine wichtige Rolle in Bezug auf die Entwicklung eines pornografischen Theaters ein. Anfang des 17. Jahrhunderts verfügte der Lordprotektor Oliver Cromwell die Schließung aller Schauspielhäuser (bis auf wenige Ausnahmen). Nach seinem Tod im Jahr 1685 konnte das Theater in der Restaurationsperiode23 wieder aufleben. Ab diesem Zeitpunkt setzte laut Schidrowitz Ädie sexuelle Ausartung der Bühne“ ein.24 Ab Mitte des 17. Jahrhunderts waren nun auch die Frauen als Darstellerinnen auf der Bühne erlaubt, damit einher gingen ein immer expliziteres Ausstellen der Reize und zweideutige Texte. Auf der Bühne gab es immer öfter die Darstellung ausgesprochen pornographischer Werke, im Green Room25 und den Schauspielergarderoben folgte oft Ädie Weiterführung der Szene zwischen Schauspielerin und Kavalieren.“26 Begünstigt wurde dieser Zustand laut Schidrowitz durch das Regime Karls des II. An seinem Hof konnte erstmals das pornografische Stück The Farce of Sodom, or the Quintessence of Debauchery von John Wilmot zur Aufführung gebracht werden.27 Diese Aufführung stellte nichts anderes dar, als eine vor den Augen des Hofes von Schauspielern inszenierte Orgie im Rahmen einer dramatischen Handlung. In der Einleitungsszene des Stücks proklamiert der König von Sodom völlige Aufhebung jeglicher Beschränkung des Geschlechtstriebs. Die darauf folgenden vier Akte dienten dazu, Äsämtliche der Phantasie erdenkbaren Vereinigungsmöglichkeiten der Leiber von Schauspielern vorführen zu lassen“.28 Mit der Äpraktische Demonstrierung der physischen Leistung auf dem Gebiet der Liebe“, die Anreiz geben sollte für spätere reale Nachahmungen, wurde das Theater quasi zum luxuriösen Bordellersatz. Der Grund dafür, dass sich diese Zügellosigkeit gerade auf der englischen Bühne mehr ausbreiten konnte als in anderen Ländern, liegt vermutlich daran, dass England unter allen europäischen Staaten am wenigsten von einer Zensur zu spüren hatte.29

Doch auch Frankreich nimmt einen wichtigen Platz in dieser Entwicklung ein. Schauspielerinnen traten hier bereits früher auf als in England. Ihnen wurde ein erotischer Wirkungskreis gegeben, der schnell die Grenzen zwischen Schauspielerinnen- und Dirnentum verwischte, da sie die gespielte Lust auf der Bühne oft auch hinter der Bühne weiter ausübten.30 Es entwickelte sich eine pornografische Dramatik, die die Orgien des Privatlebens öffentlich in Szene setzte. In Frankreich entstanden zu dieser Zeit auch die ersten erotischen Privattheater. Ebenfalls in Frankreich entstand das vermutlich bekannteste pornografische Stück dieser Zeit - Les Deux Biscuits von Grandval (Abb.2).31

Im Jahre 1921 gab es in der Weimarer Republik den ersten bedeutsamen Prozess gegen sämtliche Teilnehmer einer Berliner Theateraufführung wegen Äunzüchtiger Handlungen auf der Bühne“.32 Es handelte sich dabei um das Stück Der Reigen des österreichischen Dramatikers Arthur Schnitzler.33 Im Stück begegnen sich in jeder Szene jeweils einen Mann und eine Frau. Im Verlauf jeder Szene hat das jeweilige Paar Sex. Schnitzler beschreibt aber nur die Situationen vor und nach dem Koitus, der Geschlechtsverkehr selbst wird nicht gezeigt. Schnitzler hat diese Stelle in seinem Text durch zwei Reihen von Gedankenstrichen charakterisiert. Damit überlässt er die Ausmalung dieser Szenen der Fantasie des Zuschauers. Die erste öffentliche Aufführung dieses Stücks fand am 1920 in Berlin statt. Fast ein Jahr später, 1921, standen alle Beteiligten vor Gericht wegen ‚unzüchtiger‘ Handlungen.34 Allerdings stellte das Gericht damals fest, dass das Gesetz in diesem Fall eine Lücke aufwies - kein deutsches Gesetz hatte bisher die Frage entschieden, ob es überhaupt ‚unzüchtige‘ Theateraufführungen geben könnte. Daher wurden alle Angeklagten später freigesprochen:

ÄDas Stück verfolgt […] einen sittlichen Gedanken. Der Dichter will darauf hinweisen, wie schal und falsch das Liebesleben sich abspielt. Er hat […] bei Abfassung seines Werkes nicht die Absicht gehabt, Lüsternheit zu erwecken […]. Der Inhalt ist nach Überzeugung des Gerichts ein ethischer. Der Dichter wollte durch sein Werk bessernd wirken.“35

Nach der Tabuisierung von Sexualität allgemein während des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit tritt die explizite Sexualität auf der Bühne erst wieder in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren auf.36 Die 1960er waren insgesamt eine Zeit des allgemeinen Umbruchs, die noch heute für die moralische Neubewertung der Sexualität bekannt sowie für die Enttabuisierung des vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehrs bekannt ist. Es ist daher kein Zufall, dass die entscheidenden Schritte zur dargestellten Sexualität auf den Bühnen sowohl der experimentellen Theater als auch der großen Theater ebenfalls in den 1960er Jahren, während der ÄKommerzialisierung der Sexualität“37, getätigt wurden.38 So entstand 1968 in München das Theater Erotikon. Bei der Eröffnung wurden vier Einakter gespielt, darunter Pablo Picassos einziges Theaterstück Wie man die Wünsche am Schwanz packt (Abb.3), des Weiteren Die beiden Venuspferdchen (Abb. 4), Am Bettrand (Abb. 5) und The Beard.39 Hier geschah es auf der deutschen Bühne zum allerersten Mal, das die Schauspielerinnen vollkommen nackt war.40 Der Theaterleiter Arthur Maria Rabenalt schreibt dazu:

Äder Weg mußte zu einem echten Theatron Eroticon führen, zu einem Theater, in dem Sex und Liebe enttabuisiert waren, in dem der Vorhang nicht beim symbolischen Kuß des Liebespaares fiel, […] , ein Theater, in dem der Akt nicht zu Ende war, wenn der ‚Akt‘ zu beginnen hatte.“41

In Europa riefen ab den späten 1960er Jahre nackte Körper und Sex auf der Bühne keinen Skandal mehr hervor, in den USA war man diesbezüglich nicht sehr fortschrittlich. Erst 1968 brach man mit dem Musical Hair gleich zwei bis dahin bestehende Tabus in den USA. In dem Musical, in dem es um das Ausleben der Sexualität jenseits der Konventionen und traditionellen Moralvorstellungen geht, wurden erstmals völlig nackte Körper frontal gezeigt.42 Die 1969 in New York uraufgeführte Revue Oh! Calcutta!43 übertraf Hair aber noch an Freizügigkeit. In dem Stück sollte Sexualität ungeschönt dargestellt werden, ohne einen moralischen Standpunkt zu vertreten. Der Autor ÄKenneth Tynan […] bat mehrere bekannte Schriftsteller und Drehbuchautoren, kurze Sketche für die Revue zu schreiben. Unter der Vorgabe ‚Die Suche nach dem Glück durch Sex‘ sollten sie ihre eigenen Sexualfantasien und Beobachtungen auf diesem Gebiet dramatisieren.“44

Tynan hatte die Vision einer neuen Art von Theater, in dem er das ‚seriöse‘ Theater und Sex zusammenbringen wollte45: ÄThe idea is to use artistic means to achieve erotic stimulation.“46 In seiner Revue wurde zum ersten Mal ein Striptease ohne dramaturgische Notwendigkeit gezeigt, allein um seiner Wirkung selbst willen.

[...]


1 Vgl. Christel Weiler, Deutsches Theater der Gegenwart - Unter die Lupe genommen, in: Zeitschrift der Abteilung für Theaterkritik und Dramaturgie, Istanbul 2003, Heft 3, S. 122 - 136, hier S. 122.

2 Vgl. Ulrike Traub, Theater der Nacktheit. Zum Bedeutungswandel entblößter Körper auf der Bühne seit 1900, Bielefeld 2010, S. 8.

3 Das Wort Äpornography“ wurde erstmals im Oxford English Dictionary im Jahre 1857 aufgeführt, im französischen taucht der Begriff erstmals 1769 auf. Begriffe wie ÄPornographique“, Äpornographe“ und Äpornographie“ im Sinne von obszönem Schreiben oder obszönen Bildern stammen aus den 1830er und 1840er Jahren. Vgl. Lynn Hunt , Obszönität und die Ursprünge der Moderne (1599 - 1800), in: dies. (Hrsg.), Die Erfindung der Pornographie. Obszönität und die Ursprünge der Moderne, Frankfurt a.M., 1994, S. 7 - 43, hier S. 11; In The Secret Museum geht Walter Kendrick jedoch genauer auf die Ursprünge der modernen Umgangsweisen mit der Pornographie ein. Vgl. Walter Kendrick, The Secret Museum: pornography in modern culture, Berkeley 1996.

4 Vgl. Hunt 1994, S. 9.

5 Vgl. Hans Richard Brittnacher, Über Pornographie und Obszönität Oder: Vom Altern der Begriffe, in: Kerstin Gernig (Hrsg.), Nacktheit. Ästhetische Inszenierungen im Kulturvergleich, Köln 2002, S. 47 - 65, hier S. 49.

6 Drucilla Cornell, Die Versuchung der Pornographie, Berlin 1995, S. 42.

7 Dolf Zillmann, Pornografie, in: R. Mangold, P. Forderer, G. Bente (Hrsg.), Lehrbuch der Medienpsychologie, Göttingen/Bern/Toronto/Seattle 2004, S. 565 - 586, hier S. 569.

8 Vgl. Herbert Selg, Pornographie und Erotographie. Psychologische Vorschläge zur Sprachregelung, in: TV Diskurs - Verantwortung in audiovisuellen Medien, Heft 01, 1997, S. 48-51, hier S. 49.

9 Vgl. Maike Brochhaus, Arbeitsdefinition im Seminar Das Pornografische im Kunstkontext, Kunsthistorisches Institut, Universität zu Köln, 15.04.2013.

10 Jill Dolan, Theatre & sexuality, London 2010, S. 3.

11 Vgl. Hans Mayer, Obszönität und Pornographie in Film und Theater, in: Hans Bender (Hrsg.), Akzente. Zeitschrift für Literatur, Heft 4, Köln 1974, S. 372 - 383, hier S. 372.

12 Vgl. ebd., S. 381.

13 Vgl. ebd., S. 381.

14 Ebd., S. 382

15 Ebd., S. 382

16 Vgl. ebd., S. 382

17 USA 1972, R: Gerard Damiano.

18 USA 1973, R: Gerard Damiano.

19 Kathrin Röggla, dein fleisch juckt uns nicht! in: Jörg Metelmann (Hrsg.), Porno-Pop. Sex in der Oberflächenwelt, Würzburg 2005, S. 97 - 100, hier S. 97.

20 Vor allem in der Literatur, besonders in der Lyrik, war es für die Künstler leichter, ihre sexuelle Lust auszuleben. So zum Beispiel ÄBeing Beauteous“ aus den ÄIlluminations“ von Rimbaud. Der Text ist als Masturbationsgedicht konzipiert. Auch viele Gedichte von Rainer Maria Rilke evozieren ausführlich den Geschlechtsakt und seine Organe. Vgl. Mayer 1974, S. 374.

21 Mayer 1974, S. 379.

22 Denn die Anfänge des antiken Theaters gehen auf ausschweifende Feste zu Ehren des Gottes Dionysus, dem Gott der Ekstase, des Rauschs und der Fruchtbarkeit, zurück. Ein wichtiger Teil des Festes war eine Prozession, bei der ein riesiger Phallus durch die Stadt getragen wurde. Diese Tradition entstand vermutlich, als die Bewohner der Stadt Eleutaria in Athen dem Gott Dionysus kein Opfer brachten. Laut dem Mythos war Dionysus darüber erzürnt und belegte Ädie Schamteile der Männer mit einer fressenden Krankheit“. Die Bewohner baten das Orakel um Hilfe, worauf das Orakel die Verehrung des Gottes Dionysus befahl, in dem künstliche Phalli als Opfer dargebracht werden sollten. Ab da wurde das Vorantragen eines Phallus jährlich wiederholt. Vgl. Leo Schidrowitz (Hrsg.), Sittengeschichte des Theaters. Eine Darstellung des Theaters, seiner Entwicklung und Stellung in zwei Jahrtausenden, Neue erweiterte Auflage, Wien/Leipzig, 1927, S. 12. In der spätantiken Komödie entstand später eine Figur, an deren Kostüm - sofern die Darsteller nicht sowieso nackt waren - ein Äkünstlicher, langer, hängender Phallus“ befestigt war (Abb. 1).

23 In der englischen Geschichte wird damit die Epoche zwischen 1660 und 1689 bezeichnet, in der die abgeschaffte Monarchie wieder hergestellt wurde. Die Möglichkeit zu dieser Restauration ergab sich nach dem Tod von Oliver Cromwell, da sich sein Regierungssystem als nicht tragfähig erwies.

24 Schidrowitz 1927, S. 136.

25 Der Green Room ist der Raum, in dem sich die Schauspieler aufhalten, die noch nicht oder nicht mehr auf der Bühne bzw. bei ihrem Auftritt aktiv sind. Er ist also Warteraum und Aufenthaltsbereich.

26 Schidrowitz 1927, S. 136.

27 John Wilmot Earl of Rochester, Sodom : or the quintessence of debauchery; written for the Royall Company of whoremasters, London 1684.

28 Schidrowitz 1927, S. 138.

29 Vgl. Schidrowitz 1927, S. 146.

30 Vgl. ebd., S. 152.

31 Charles François Ragot de Grandval, Les Deux Biscuits: tragedie, Astracan 1759. Das Stück beruht auf den Wirkungen zweier Biskuits, von denen das eine mit einem Schlafmittel, das andere mit Kanthariden gefüllt ist. Es geht um Gaspariboul, der dem Prinzen Dilazil sein Land und seine Geliebte Abubef raubt. Doch Gaspariboul konnte mit der Prinzessin noch nicht den Geschlechtsakt vollziehen, was daran liegt, dass die Getreuen von Abubef täglich die zwei eben erwähnten Biskuits herstellen lassen. Das eine, das mit einem Schafmittel versetz ist, bekommt Gaspariboul. Das andere bekommt Abubef. Diese gibt sich sofort ihrem Liebhaber Dilazil hin, der sich unter dem Bett versteckt. Eines Tages werden die beiden Biskuits aber vertauscht, die Prinzessin schläft ein und Gaspariboul bemächtigt sich ihrer.

32 Mayer 1974, S. 375.

33 Arthur Schnitzler, Der Reigen. Zehn Dialoge, Wien/Leipzig 1903. Der Reigen ist ebenfalls international bekannt geworden durch Max Ophüls Verfilmung LA RONDE, Frankreich 1950.

34 Vgl. Mayer 1974, S. 376.

35 Zitat aus dem gerichtlichen Urteil, zitiert nach Mayer 1974, S. 377.

36 Vgl. Traub 2010, S. 175.

37 Ebd., S. 175.

38 Ebenso entscheidend in dieser Entwicklung ist die in den 1960er und 70er Jahren entstandene Performancekunst. Bei der Performance spielen der Körper und der Umgang mit eben dieser einen zentralen Rolle. Der Begriff Performance wird seit dem Ende des 20. Jahrhunderts unter mehreren Aspekten verwendet: Erstens konkret für Performance Kunst, zweites als Alternativbegriff für Theater, drittens als Begriff für kulturwissenschaftliche und ethnologische Konzepte und Theorien. Vgl. Andreas Kotte, Theaterwissenschaft. Eine Einführung, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 182.

39 Arthur Maria Rabenalt, Theater ohne Tabu. Voluptas ludens heute, Emsdetten 1970, S. 67.

40 Vgl. ebd., S. 21.

41 Ebd., S. 50.

42 Vgl. Traub 2010, S. 201.

43 Der Titel ist eine Paronomasie auf ÄO quel cul t'as“, französisch für ÄWas für einen Hintern du hast“.

44 Tynan, Kenneth/ Tynan, Kathleen: Letters. London 1994, S. 370. Unter anderem verwendete Tynan Beiträge von Samuel Beckett, Sam Shepard und John Lennon.

45 Vgl. Traub 2010, S. 219.

46 Brief an William Donaldson vom 28.06.1966 zitiert nach Tynan/Tynan 1994, S. 353.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Pornografisches Theater. Das Stück "XXX" von La Fura dels Baus
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Das Pornografische im Kunstkontext
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
34
Katalognummer
V275188
ISBN (eBook)
9783656675150
ISBN (Buch)
9783656675143
Dateigröße
17704 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pornografie, Pornografisches Theater, La Fura dels Baus, XXX, de Sade, Porn Art, Pornografische Kunst
Arbeit zitieren
Christina Vollmert (Autor:in), 2013, Pornografisches Theater. Das Stück "XXX" von La Fura dels Baus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275188

Kommentare

  • Gast am 27.8.2014

    Die Angaben in dieser Arbeit sind mit großer Vorsicht zu genießen. Natürlich ist Oliver Cromwell nicht erst 1685 gestorben (S. 5), wie hätte sich auch sonst das erotische Restaurationstheater bereits ab den 1660er Jahren entwickeln sollen. Auch ist eine Aufführung von Wilmots "Sodom or The Quintessence of Debauchery" zu Lebzeiten des Dichters nicht belegt. Der Plot des Films "The Libertine" mit Johnny Depp nach dem gleichnamigen Theaterstück von Stephen Jeffreys ist Fiktion.
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