Doing Gender im Sportunterricht


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition Doing Gender

3. Historischer Rückblick

4. Geschlechtsbezogene Prozesse im Sportunterricht..
a) Konsequenzen in Bezug auf das Verhalten der Schüler
b) Faktoren, die Doing Gender im Schulsport begünstigen
a) Organisierter Sport
b) Bildungspläne/ schulinterne Curricula
c) Lehrpersonal..
c) Maßnahmen und Auswirkungen.

5. Leistungsgedanke versus soziale Kompetenzen?
a) Aufnahme der Fragestellung
b) Verdeutlichung durch ein Beispiel
c) Beantwortung durch Beispiele

6. Reflexion

7. Quelle

1. Einleitung

Auch zu Beginn des 21. Jhd. ist das Thema Gleichberechtigung und Chancengleichheit in Bezug auf Männer und Frauen immer noch aktuell, auch wenn es nicht permanent in den Medien zu finden ist. Seit dem Frauenwahlrecht 1918 arbeitet die Politik mit unterschiedlichem Engagement daran, beide Geschlechter gleichzustellen. Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen und jeder politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereich, und damit auch die Schule, muss an diesem Ziel arbeiten.

Ausgehend von der Definition Doing Gender werde ich kurz die bisherige Entwicklung der Gleichberechtigungspolitik bzw. der Chancengleichheit aufzeigen und verdeutlichen, welche Konsequenzen sich daraus für die Schulpolitik ergeben. Darauffolgend wird die Realität des Sportunterrichtes umrissen und gezeigt, welche Faktoren Doing Gender begünstigen. Die sich daraus ergebenen negativen Konsequenzen werden an dem Verhalten der Schülerinnen und Schüler verdeutlicht. Um eine qualitative Verbesserung des Unterrichts zu bewirken, die beiden Geschlechtern gerecht wird und damit gegendert ist, muss man sowohl die Genderkompetenzen der Lehrkräfte als auch die internen und externen Rahmenbedingungen näher betrachten und Konsequenzen daraus ziehen.

In meiner Ausarbeitung beziehe ich mich vor allen Dingen auf den Artikel von Dr. Elke Gramespacher „Doing Gender im Schulsport“ und ihren Ausführungen „Geschlechtsbezogene Prozesse im Fach Sport“ in dem Workshop „Geschlechtersensible Ansätze in der Schule“ (2009). Damit untersucht werden kann, wie eine geschlechtsbezogene Qualität die Realität des Schulsports beeinflusst und an welchen Stellen sich im Sportunterricht Gendering Prozesse zeigen, entwickelte Gramespacher eine Studie, die diese Frage beantworten soll. 318 Lehrer aus verschiedenen Schulformen Baden-Württembergs wurden dazu befragt.

Es bleibt jedoch die Frage, ob der Leistungsgedanke in Hinblick auf Können und sportlichen Fähigkeiten aus dem Sportunterricht wirklich fast wegzudenken bzw. im Vergleich zu sozialen Kompetenzen, die dann ja stärker an Gewicht zunehmen müssten, zu minimieren ist. Diese von mir im Workshop gestellte Frage wird im Anschluss beantwortet und anhand von Beispielen verdeutlicht.

Zum Abschluss findet eine Reflexion der Ausführungen Gramespacher statt.

2. Definition Doing Gender

Unsere Gesellschaft ist nach wie vor von Rollenklischees, gerade in Bezug auf Geschlechter geprägt, die nichts bzw. kaum etwas mit den physiologischen Unterschieden von Männern und Frauen zu tun haben. So sind Frauen scheinbar emotional und Männer rational, Frauen reden, Männer handeln, Mädchen spielen mit Puppen, Jungen mit Autos, Mädchen lieben Turnen und Jungen Mannschaftssportarten. Diese bestehenden Rollenklischees können Auswirkungen auf das Verhalten Einzelner haben und somit Doing Gender fördern.

Unter Doing Gender werden einerseits Aktivitäten einer Person verstanden, sich selbst über das eigene Geschlecht zu versichern und dieses anderen zu präsentieren. Dies geschieht, indem bestimmte körperliche Merkmale herausgestrichen, geschlechtstypische Verhaltensweisen gezeigt und geschlechtsuntypische Verhaltensmuster unterdrückt werden. Diese Aktivitäten sind während der Sozialisation erlernt und eingeübt worden. Sie werden oft nicht bewusst praktiziert, sondern von den handelnden Personen als selbstverständlich und natürlich erlebt (vgl. uni-siegen). Die durch Interaktionen dargestellten geschlechtlichen Unterschiede zeigen gleichzeitig Machtstrukturen, die zu Lasten der Mädchen bzw. der Frauen geht, sodass soziale Ungleichheiten entstehen (vgl. S.73 Doing Gender im Schulsport).

3. Historischer Rückblick

Die Benachteiligung von Frauen ist ein uraltes Problem seit Beginn der Zivilisation. Erst seit 90 Jahren haben Frauen in Deutschland das Recht zu wählen. 1949 wurde im Grundgesetz der BRD in Artikel 3.2 festgeschrieben, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind und der Staat die Aufgabe hat für die Durchsetzung dieses Rechtes zu sorgen. So darf niemand unter anderem wegen seines Geschlechtes benachteiligt werden. Dieses Grundrecht zeigt seine ersten Auswirkungen Ende der 50er Jahre in Bezug auf die Rechte der Frau in Ehe und Familie. Die Emanzipationswelle in den 60er Jahren nimmt breiten Raum in der Gesellschaft ein. In den 70er/ 80er Jahren versucht die Regierung zum Beispiel durch sogenannte Frauenquoten die Benachteiligungen bei Einstellungsverfahren und beruflichen Aufstieg zumindest im öffentlichen Dienst zu minimieren. Dies wird zum Teil wiederwillig umgesetzt, aber innerhalb der eigentlichen Organisationen verändert sich nichts (Folie 3 „Geschlechtsbezogene Prozesse im Fach Sport“). Zudem scheitert dieser Lösungsversuch in der Privatwirtschaft.

Diese Art der Politik veränderte sich durch die Gleichstellungspolitik der EU (Gender Mainstreaming), bekannt durch den Amsterdamer Vertrag 97/99 (vgl. Genderkompetenz). Im Gegensatz zu vorher werden seitdem beide Geschlechter in der Konzeptgestaltung berücksichtigt. Man geht davon aus, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. Die Spitze einer jeden Organisation hat den Auftrag, sich die unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen von Frauen und Männern vor Augen zu führen und diese bei den Strukturen und Arbeitsabläufen von vornherein zu berücksichtigen, um so das Ziel der Gleichstellung effektiv zu verwirklichen. Die Verwirklichung hängt aber von der Genderkompetenz der Leitung und der Mitarbeiter einer Organisation ab. Entscheidend sind ihre Kenntnisse und das Verständnis in Bezug auf Geschlechterrollen und Verhaltensweisen und die Einsicht in die Veränderbarkeit. Zudem sind Kenntnisse von Fakten und Zahlen notwendig wie auch die Sensibilität für Diskriminierungsstrukturen. Als Letztes muss man natürlich über mögliche Strategien in der Umsetzung von Gender Mainstreaming im Klaren sein (vgl. Folie 3 „Geschlechtsbezogene Prozesse im Fach Sport“). Schule als eine Organisation der Gesellschaft muss dieser Entwicklung auch Rechnung tragen.

4. Geschlechtsbezogene Prozesse im Sportunterricht

a) Konsequenzen in Bezug auf das Verhalten der Schüler

Während das Phänomen Doing Gender im Schulalltag nur unterschwellig vorhanden ist oder gar nicht in Erscheinung tritt, wird es im Sportunterricht offensichtlicher. Mit zunehmenden Alter bzw. mit der Pubertät kommt es grade im Sportunterricht immer stärker zum Ausdruck. Interessant dabei ist, dass laut Gramespacher, das Phänomen unabhängig davon auftaucht, ob Jungen oder Mädchen gemeinsam oder getrennt unterrichtet werden (vgl. S.73, 74 Doing Gender im Schulsport). Ihre Studie zeigt, dass Schülerinnen bei für sie unbeliebten Sportarten eine passive Haltung einnehmen, sich desinteressiert zeigen und sich zurückziehen, während Schüler eine aktive Haltung einnehmen, lautstark protestieren, stören, sich aggressiv verhalten. Sie artikulieren ihren Unmut klar und zeigen eine geringe Sensibilität gegenüber Schwächeren, egal welchen Geschlechtes. Für fast 90% der Jungen wird Sport mit Leistung verbunden und über 50% setzen ihre eigenen Interessen durch (vgl. Folie 3 „Geschlechtsbezogene Prozesse im Fach Sport“). Während die Mädchen sich im gemeinsamen Unterricht den Jungen gegenüber anpassen und unterordnen, zeigen sie sich bei dem Unterricht mit Geschlechtertrennung wesentlich experimentierfreudiger. Unklar bleibt bislang, ob die Mädchen dieses Verhalten bereits mitbringen oder ob es im Unterricht erzeugt wird. Fakt ist auf jeden Fall, dass Mädchen durch dieses Verhalten benachteiligt werden, denn sie können ihre Sportambitionen und ihr bewegungsbezogenes Verhalten nur bedingt entfalten. Jungen dagegen verfestigen die Norm, dass Männlichkeit, Aggressivität, Leistung und Sport zu verbinden sind.

Auffällig ist ebenfalls, dass zum Teil die Fachkompetenz von Lehrerinnen gerade von Schülern in Frage gestellt wird. Hier wird das hierarchische Geschlechterverhältnis dem hierarchischen Verhältnis, das die Beziehung zwischen Lehrer - Schüler kennzeichnet, übergeordnet. Somit könnte man zur Schlussfolgerung kommen, dass Doing Gender sogar durch den Sportunterricht verfestigt wird. (vgl. S.74 - 76 „Doing Gender im Schulsport“)

Um Doing Gender im Sportunterricht so zu überwinden, dass allen ein gleichberechtigter und chancengleicher Zugang zu allen Facetten des Sports ermöglicht wird, muss man sich über die Faktoren im Klaren sein, die Doing Gender hier begünstigen.

b) Faktoren, die Doing Gender im Schulsport begünstigen

a) Organisierter Sport

Ausgehend davon, dass der Sport davon lebt, dass der Körper sich bewegt, erhält er damit einen hohen Stellenwert. Da gerade beim organisierten Sport Leistungsorientierung ausschlaggebend ist, kommen die Kinder durch den Eintritt in Sportvereine schon sehr früh mit diesem Phänomen in Berührung. Durch den organisierten Sport und im weiteren somit durch die Gesellschaft wird die Verbindung von dem biologischen und sozialen Geschlecht hergestellt, sodass es zu den typischen männlichen bzw. weiblichen Vorstellungen kommt. Die Männlichkeit zeigt sich so scheinbar in Kraft bezogene Sportarten, während die Weiblichkeit in Gymnastik, Tanz den ästhetischen Bereich vertritt. Geschlechtsspezifische Kleidung bei Wettkämpfen sorgt für ein Übriges.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Doing Gender im Sportunterricht
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Sozialstrukturanalyse
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V275541
ISBN (eBook)
9783656682509
ISBN (Buch)
9783656682523
Dateigröße
1219 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
doing, gender, sportunterricht
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts (B.A.) Tobias Zapf (Autor:in), 2009, Doing Gender im Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275541

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