Mme de Lafayette hat in ihren Roman insgesamt sieben Geschichten eingeschoben. Nun stellt sich die Frage, ob diese Episoden nur reine Ornamente darstellen, die den Roman schmücken, oder ob Mme de Lafayette die Absicht hatte, mit diesen Einschüben spezielle Funktionen zu erfüllen. Mme de Lafayette greift das gattungsgeschichtliche Element der Digressionen auf und erfüllt damit die Konventionen des klassischen Romans, allerdings sind zu viele inhaltliche und formale Aspekte auffällig, um die eingeschobenen Geschichten nur mit der Erfüllung der Gattungsregeln des Romans zu rechtfertigen.
Sofort fällt dem Leser ins Auge, dass hauptsächlich Mme de Clèves die Adressatin der Episoden ist. Daraus lässt sich folgern, dass die Inhalte der Episoden vor allem die Protagonistin in ihrem Denken und Handeln beeinflussen werden. Ein weiterer auffälliger Aspekt ist die Länge der Einschübe. Sie stellen mit 27 Seiten ca. 1/6 des Gesamtromans dar, was auf ihre Wichtigkeit für den Adressaten, den Leser und das Gesamtbild des Romans hinweist. Die Episoden scheinen vor allem für den Anfang des Romans nicht unbedeutend zu sein, da sie sich in den ersten beiden Teilen häufen und dann seltener werden. Die Episoden könnten am Anfang wichtig sein, um Atmosphäre zu schaffen, die Handlung und zentralen Probleme der Protagonistin einzuleiten und diese in ein Umfeld einzubetten. Je mehr man im Roman fortschreitet, desto mehr scheint die Geschichte an Bedeutung zu verlieren und die Handlung sowie die psychologische Entwicklung der Protagonistin tritt in den Vordergrund.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Überblick
- 2. Detaillierte Analyse anhand einiger Beispiele
- 2.1. Erzählung von Mme de Chartres über Mme de Valentinois
- 2.1.1. Structure de la cour
- 2.1.2. Maîtressenwirtschaft
- 2.1.3. Constance und inconstance
- 2.1.4. Rivalité entre les femmes
- 2.1.5. Passion als zentrales Thema
- 2.1.6. Jalousie und haine
- 2.1.7. Passion und intrigue
- 2.1.8. Histoire als Rahmen der Handlung
- 2.1.9. Blick hinter die Kulissen
- 2.1.10. Dissimulation als Wert
- 2.2. Erzählung von M. de Clèves über Mme de Tournon
- 2.2.1. Dissimulation als Wert
- 2.2.2. Sincérité als Wert ⇒ Vorbereitung des Geständnisses
- 2.2.3. Indiscrétion als Grund von amitié ohne sincérité
- 2.2.4. Parallelität zwischen Sancerre und M. de Clèves
- 2.2.5. Passion und jalousie als zentrale Themen
- 2.3. Erzählung des Vidame über seine Beziehung zur Königin (reine)
- 2.3.1. M. de Nemours als Adressat der Episode
- 2.3.1. amitié entre homme et femme
- 2.4. Erzählung der reine Dauphine über die Maîtresse Nemours
- 3. Fazit: Polyfunktionalität der Episoden
- 4. Systematisierung der Episoden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die eingeschobenen Geschichten in Madame de Lafayette’s Roman „La Princesse de Clèves“ und untersucht ihre thematische Relevanz im Kontext des 18. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt auf der Interpretation der Episoden als Mittel der Figurenentwicklung, der Erhellung von Schlüsselthemen des Romans und der Verbindung zur Haupthandlung.
- Analyse der Funktionen der eingeschobenen Geschichten im Roman
- Untersuchung der Beziehung zwischen den Episoden und der Entwicklung der Hauptfigur Mme de Clèves
- Interpretation der Schlüsselthemen wie Liebe, Ehre, Hofgesellschaft und Dissimulation
- Beurteilung des Einflusses der Episoden auf den Roman als Ganzes
- Bedeutung der eingeschobenen Geschichten für die gattungsgeschichtliche Entwicklung des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung und einen Überblick über die eingeschobenen Geschichten in „La Princesse de Clèves“. Es werden die wichtigsten Merkmale der Episoden beleuchtet, wie z.B. ihre Adressatin, Länge und thematische Schwerpunkte.
Kapitel 2 stellt eine detaillierte Analyse einiger ausgewählter Episoden vor. Die Analyse konzentriert sich auf die Erzählung von Mme de Chartres über Mme de Valentinois, die Erzählung von M. de Clèves über Mme de Tournon und die Erzählung des Vidame über seine Beziehung zur Königin. Es werden die einzelnen Aspekte der Episoden, wie z.B. die Hofstruktur, die Maîtressenwirtschaft, die Themen der Passion und der Dissimulation, untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der eingeschobenen Geschichten in Madame de Lafayette’s „La Princesse de Clèves“ im Kontext des 18. Jahrhunderts. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Libertinage, Empfindsamkeit, eingeschobene Geschichten, Dissimulation, Passion, Maîtressenwirtschaft, Hofgesellschaft, Ehre, Liebe, Figurenentwicklung, gattungsgeschichtliche Konventionen, klassische Romanform, narrative Struktur.
- Arbeit zitieren
- Maike Siedentopf (Autor:in), 2004, Die thematische Relevanz der eingeschobenen Geschichten (Episoden) in La princesse de Clèves, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27582