Leseprobe
Inhalt:
1. Einleitung
2. Nonverbale Kommunikation und verschiedene parasprachliche Äußerungen
2.1 Ist Körpersprache kulturspezifisch oder universell?
3 Nonverbale Kommunikation im DaF-Unterricht
3.1 Techniken, Methoden und Unterrichtstrategien
3.1.1 Verhalten von Lehrkraft
3.1.2 Medien-Hilfsmitteln
3.1.3 DaF-Lehrwerke
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Elektronische Quellen
1. Einleitung.
In jeder Begegnung werden nicht nur Worte, sondern auch Botschaften ausgetauscht. Eine Botschaft ist das, was beim Empfänger ankommt. Das heißt, für gelungenes Kommunizieren brauchen die Beteiligten eine Übereinstimmung zwischen dem, was der Sender sagt und dem, was beim Empfänger „landet“ bzw. was er versteht. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Kommunikation und Interaktion immer auf verschiedenen Ebenen stattfindet, vor allem wenn es sich um interkulturelle Kontakte handelt.
In folgender Arbeit werde ich den Schwerpunkt auf interkulturelle Handlungssituation „Deutsch als Fremdsprache - Unterricht“ mit Bezug auf Problematik der nichtverbalen Kommunikation festlegen.
Es ist kein Hören, kein Sprechen, keine Reaktion, keine Aktion, keine Interaktion, kein Lernen und Lehren, keine interkulturelle Begegnung ohne Beteiligung des Körpers möglich. Auf der kognitiven Stufe (Gehirn), auf der sprachproduzierenden Stufe (Sprechorgane), auf der rezeptiven bzw. perzeptionellen Stufe (Ohr, Auge, Haut), auf der affektiven Stufe (Bauch, Herz) und auf der handelnden Stufe (Körperbewegungen) – der Körper ist immer teilnehmendes, empfangendes und ausführendes Medium.[1]
Als Erweiterung von berühmter These von Paul Watzlawick aus dem Jahr 1974, formuliert Kalverkämper: „Es ist unmöglich, nicht mit dem Körper kommunikativ zu wirken“.[2]
Nonverbale Kommunikation ist oft eine bedeutende Unterstützung bei interkultureller Verständigung und hilft über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. Man ist sich aber nicht immer bewusst, dass die Sprache des Körpers zwischen Vertretern verschiedener Kulturen durchaus irritierend sein kann, und zwar in dem Fall, wenn Gebrauch von nonverbalem Verhalten der Vertreter der jeweiligen Zielkultur falsch gedeutet wird.
Durch nonverbale Kommunikation werden im Klassenraum täglich viele hunderte Kontextualisierungshinweise vermittelt. Sowohl Lehrer als auch Lerner verwenden Körpersprache als Hilfsmittel entweder bewusst oder unbewusst.[3] Im Fremdsprachenunterricht kann es passieren, dass die Sprachlerner auf die Gesichtsausdrücke, Gestik und Körperhaltung des muttersprachlichen Lehrers anders reagieren, als von dem erwartet wird. Oder andersrum: der muttersprachliche Lehrer ist durch Körpersprache und nonverbales Verhalten der Lerner verwirrt. Vor allem, wenn es sich um nonverbale Kommunikation bei Menschen aus räumlich und kulturell sehr entfernten Kulturkreisen handelt (z.B. Vertreter der deutschen und asiatischen Kultur). Solche Situationen führen oft zu Missverständnissen, einem gegenseitigen Unwohlsein, und vielleicht sogar zu einer ablehnenden Position seitens der Sprachlerner gegenüber der Kultur der Zielsprache.
2. Nonverbale Kommunikation und verschiedene parasprachliche Äußerungen.
Es wird nur selten bewusst, wie intensiv das nonverbale Verhalten unser Handeln und unsere Wahrnehmung beeinflusst. Nicht nur in alltäglichem Leben, sondern auch auf der pädagogischen Ebene ist das nonverbale Verhalten signifikant, und zwar bei Inhalt- und Bedeutungsvermittlung und bei der Steuerung des Kommunikationsprozesses.[4]
Professor Albert Mehrabian, der seit den 60er Jahren ein Pionier in der Kommunikationsforschung ist, stellte in seinen Untersuchungen[5] fest, dass der Wirkungsgrad einer Kommunikation von folgenden Faktoren gesteuert wird:
- Verbal (gesprochene Worte) = 7%
- Vokal (wie die Worte sich anhören) = 38%
- Visuell (wie man dabei ausschaut) = 55%[6]
Das sind nur 7% verbal und 93% nichtverbal.
Wenn man auch andere, konservativere Einschätzungen in Betracht zieht, setzen sie den Anteil der Kommunikation, die nichtverbal stattfindet, auf ca. 82%. Von daher geht es nicht darum was jemand sagt, sondern wie er das sagt.
Die Körpersprache lässt sich am besten durch die Segmente definieren:
- Körperhaltung (bzw. Körperposition und –Orientierung).
- Gestik (Bewegungen von Händen, Armen und Kopf).
- Mimik (Gesichtsausdruck).
- Blickverhalten.
- Olfaktorische Wahrnehmung (Informationen durch Gerüche).
- Taktile Kommunikation (Berührungen).
- Proxemik (Distanzverhalten).
- Chronemik (Tempo, Dringlichkeit, Pünktlichkeit).
- Prosodie (Intonation, Sprechmelodie – und Tempo, Stimmenqualität, Sprech-Pausen-Verhalten, Rhythmus, Lautstärke, Wort- und Satzakzent, temporale Gliederung des Sprechens).
Zusätzliche Elemente des nichtverbalen Verhaltens sind auch Körperschmuck (Piercings, Tattoos), Körperpflege, Kleidung, Friseur, künstliche Symbole von den Mitgliedern einer Gruppe usw.
Eine Handlung oder Gespräch können durch nonverbale Mitteilungen gelenkt werden (z.B. durch zustimmendes Kopfnicken, Körperkontakt oder Lächeln). Außerdem gibt es Situationen, wo nonverbale Botschaften verbale Verständigung gar ersetzen können (z.B. stumme „Verabredungen“ durch Gestik oder Kopfbewegungen).
Zwischen verbalen und nichtverbalen Signalen gibt es deutlich erkennbare Differenzen:
- Verbal bzw. sprachlich werden Sachverhalte und Aussagen gegeben, während mit Nonverbalem emotionaler Zustand weitergegeben wird. Gesprochene Sprache ist eindeutig im Vergleich zur Sprache des Körpers, die unterschiedlich gedeutet werden kann (abgesehen von Situationen, wo nonverbale Zeichen Realität skizzieren).
[...]
[1] Esser / Krumm, 2007, S. 321-322.
[2] Kalverkämper, 1995, S. 143.
[3] Miller, 1981, S. 4.
[4] Zahra, 2011, S. 17.
[5] Mehrabian / Ferris , 1967.
[6] Krämer/Quappe, 2006, S. 113.