Kleinstkapitalgesellschaften unterlagen bislang umfangreichen Regelungen bezüglich der Rechnungslegung, welche in der Vierten EG-Richtlinie verankert waren. Die Anwendung der dadurch erforderlichen Vorschriften im Sinne der §§ 264 ff. HGB wurde von den Kapitalgesellschaften aufgrund ihrer geringen Unternehmensgröße überwiegend als Belastung wahrgenommen.
Um diesem Umstand gegenzusteuern, wurde im März 2012 vom Europäischen Parlament und vom Rat der Europäischen Union die Micro-Richtlinie verabschiedet. Es wurde den EU-Mitgliedstaaten dadurch die Möglichkeit eingeräumt, bestimmte Kleinstkapitalgesellschaften von einzelnen Rechnungslegungspflichten zu befreien. Die Umsetzung dieser Richtlinie in deutsches Recht erfolgte bereits am 27.12.2012 mit der Verkündung des MicroBilG im BGBl. und dessen Inkrafttreten am 28.12.2012.
Mithin sollen die eingeführten Erleichterungen insbesondere zu einem verringerten Verwaltungsaufwand führen. Konkret können Kleinstkapitalgesellschaften, Erleichterungen in Bezug auf deren Aufstellungs-, Ausweis- und Offenlegungspflichten in Anspruch nehmen. Die tatsächliche Umsetzung durchführbarer Erleichterungen in das HGB blieb jedoch deutlich hinter zunächst diskutierten Möglichkeiten zurück. Beispielsweise wurde der im Referentenentwurf vorhandene Vorschlang zum Wegfall von Rechnungsabgrenzungsposten verworfen.
Die Gesetzesinitiative zur Entlastung von Kleinstkapitalgesellschaften erfolgte auch vor dem Hintergrund, dass bereits im Rahmen des BilMoG Einzelkaufleute bei der Unterschreitung bestimmter Schwellenwerte nach §§ 241a, 242 Abs. 4 HGB von der Pflicht zur Buchführung und der Aufstellung von Jahresabschlüssen befreit wurden.
Im Rahmen dieser Arbeit soll zunächst ein Überblick über die ins HGB implementierte Systematik von größenklassenabhängigen Erleichterungen gegeben werden. Darauf aufbauend erfolgen eine Darstellung der sich ergebenden Änderungen im Bereich der Rechnungslegungs- und Offenlegungsvorschriften sowie eine Würdigung im Hinblick auf praktische Probleme und inhaltliche Mängel des MicroBilG.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Problemstellung
- 2. Systematische Erleichterungen in Abhängigkeit von der Größenklasse
- 3. Anwendungsbereich des MicroBilG
- 4. Erleichterungen durch das MicroBilG und damit verbundene Zweifelsfragen
- 4.1 Verkürzung der Bilanzgliederung
- 4.2 Verkürzte GuV-Staffelung
- 4.3 Verzicht auf die Anhangerstellung
- 4.4 Vereinfachung der Offenlegung des Jahresabschlusses
- 5. Kritische Würdigung der Finanz-, Vermögens- und Ertragslage bei Inanspruchnahme der Erleichterungen
- 5.1 Analyse der Finanzlage
- 5.2 Betrachtung der Vermögenslage
- 5.3 Untersuchung der Ertragslage
- 6. Probleme in der praktischen Umsetzung
- 6.1 Bedürfnisse dritter Anspruchsgruppen
- 6.1.1 Konterkarierung durch die E-Bilanz
- 6.1.2 Informationsanforderungen der Banken
- 6.1.3 Ansprüche der Gesellschafter
- 6.2 Anhangsverzicht als möglicher Satzungsverstoß
- 6.3 Würdigung aus finanzieller Sicht
- 6.1 Bedürfnisse dritter Anspruchsgruppen
- 7. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Projektarbeit befasst sich mit der Einführung des MicroBilG und dessen Auswirkungen auf die Rechnungslegung kleiner und mittlerer Unternehmen. Ziel ist es, die Erleichterungen des MicroBilG zu analysieren, deren Vorteile und Nachteile aufzuzeigen und die praktische Umsetzung zu beleuchten.
- Einführung und Systematik des MicroBilG
- Anwendungsbereich und Größenklassen
- Konsequenzen für die Bilanzierung und Gewinn- und Verlustrechnung
- Kritik und Probleme in der praktischen Umsetzung
- Zukünftige Entwicklungen und Ausblick
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problemstellung ein und erläutert den Hintergrund der Einführung des MicroBilG. Kapitel 2 beschreibt die systematischen Erleichterungen in Abhängigkeit von der Größenklasse des Unternehmens. Kapitel 3 definiert den Anwendungsbereich des MicroBilG und die relevanten Größenklassen. Kapitel 4 analysiert die konkreten Erleichterungen, die sich aus dem MicroBilG ergeben, sowie damit verbundene Zweifelsfragen.
Kapitel 5 befasst sich mit der kritischen Würdigung der Finanz-, Vermögens- und Ertragslage bei Inanspruchnahme der Erleichterungen. Kapitel 6 untersucht die Probleme in der praktischen Umsetzung des MicroBilG, insbesondere die Bedürfnisse dritter Anspruchsgruppen, den Anhangsverzicht und die finanzielle Würdigung.
Schlüsselwörter
MicroBilG, Rechnungslegung, Bilanzierung, Gewinn- und Verlustrechnung, Erleichterungen, Größenklassen, Kleinunternehmen, Mittelstand, Finanzlage, Vermögenslage, Ertragslage, Kritik, Probleme, praktische Umsetzung, E-Bilanz, Anhangsverzicht.
- Quote paper
- Daniel Engelhardt (Author), 2013, Einführung des MicroBilG, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276158