Abraham in der Bibel und im Koran. Grundlage für den interreligiösen Dialog


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

19 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Zur Begründung der Themenwahl
1.2 Themenabgrenzung
1.3 Zur Schreibweise

2 Abraham - die biblische Sichtweise
2.1 Abrahams Auszug
2.2 Verheißung des Erben und des Erblandes
2.3 Die Gäste Abrahams in Mamre
2.4 Opferung des Sohnes

3 Abraham im Koran

4 Grundlagen zur dialogischen Begegnung mit Muslimen

5 Zu den Bedingungen und Aufgaben des Dialogs der Religionen
5.1Religiöse Zeugnisse wahrnehmen
5.2Religiöse Texte deuten und verstehen; kulturelle Hintergründe wahrnehmen und achten
5.3Durch Begegnungen lernen
5.4Die bleibende Fremdheit respektieren
5.5In eine existentielle Auseinandersetzung verwickeln

6Literaturverzeichnis

„DIE RELIGIÖSE SITUATION DER ZEIT Kein Frieden unter den Nationen

ohne den Frieden unter den Religionen.

Kein Frieden unter den Religionen

ohne Dialog zwischen den Religionen.

Kein Dialog zwischen den Religionen

ohne Grundlagenforschung in den Religionen.“1

1 Einleitung

1.1 Zur Begründung der Themenwahl

„Abraham hat Konjunktur. Ein Halbnomade, der im Vorderen Orient vor 4000 Jahren gelebt haben soll und schon lange zu Staub geworden ist, ist aktueller denn je. Immer mehr Artikel und Bücher machen ihn zum Thema“2. Er ist eine der wichtigsten Figuren sowohl der Bibel als auch des Koran. Aber wer ist dieser Mensch, der zu den Grundpfeilern des Glaubens so vieler Menschen gehört? Küng schreibt in seinem Buch über den Islam, dass die Abrahamsgeschichte, wie alle Patriarchengeschichten, zu den mündlich überlieferten Sagen gehört. Diese haben einen histo- rischen Kern, lassen sich jedoch nur sehr ungenau datieren. Auch Abrahams Herkunft und sein Leben als Einwanderer in eine ihm fremde Umgebung sind für die spätere jüdische Geschichte sehr bedeutungsvoll.3

„Für das rabbinische Judentum ist Abraham der erste Jude, der treu die Gebote der Tora befolgte. Im Neuen Testament wird Abraham zum Leitbild des glaubenden Menschen (vgl. Röm 4; Hebr 11,8 - 19. […] In Sure 6, 79 wird Abraham ein Hanif genannt, was so viel wie ‚Anhänger des reinen Glaubens‘ bedeutet: ein Monotheist also, der aber nicht Jude oder Christ ist. […] Die religiösen Traditionen nämlich zeigen, dass Judentum, Christentum und Islam Abraham jeweils lange Zeit exklusiv für sich vereinnahmt und sich jeweils als die wahren Nachkommen Abrahams verstanden haben“4. Das ist ein sehr problematischer Ansatz. Denn wenn die eigene Religion als die einzig wahre verstanden wird, können die anderen ja nur falsch, überholt oder vom Teufel diktiert sein. „Aus Segen wird Fluch, sobald eine Religion den göttlichen Segen als Monopol, als Privatbesitz für sich alleine reklamiert und meint, abrahamischer als andere Religionen zu sein und diese daher abrahamisch enterben zu können“5.

Ausgehend vom Eingangszitat von KÜNG, ist es wichtig, den Dialog zwischen den Religionen zu suchen. Ohne die Kenntnis der anderen Religion kann der Dialog nicht fruchtbar stattfinden. Da Abraham eine der wichtigsten Figuren aller drei sog. Abrahamitischen Religionen ist, ist es sinnvoll, von ihm als Identifikationsfigur für Juden, Christen und Moslems auszugehen. Gerade für mich als angehende Lehrerin ist es wichtig, mich mit anderen Religionen zu befassen. Denn selbst wenn ich keinen Religionsunterricht geben sollte, habe ich dennoch Kinder verschiedener Religionen in einer Klasse. Es ist wichtig, die Grundlagen der anderen Religionen zu kennen, nicht nur um der eigenen Bildung willen, sondern um Vorurteilen bei den Kindern besser begegnen zu können oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen.

1.2 Themenabgrenzung

„Abraham in Bibel und Koran“ ist ein sehr umfangreiches Thema, mit Büchern dazu können viele Regalmeter gefüllt werden. Da diese Arbeit keinen großen Umfang haben soll, muss ich das Thema eingrenzen.

Zunächst einmal betrachte ich nur den Dialog zwischen den Christen und Muslimen. Der Dialog zwischen diesen beiden und den Juden ist zwar genauso wichtig, würde den Rahmen dieser Arbeit aber sprengen. Deshalb bleiben jüdische Betrachtungsweisen außer Acht.

Dann konzentriere ich mich auf einige wichtige Aussagen und Geschichten über Abraham, die eine zentrale Rolle in der Bibel und im Koran spielen. Vieles bleibt dabei nicht berücksichtigt. Mir ist bewusst, dass ich in dieser kurzen Arbeit nicht alle Aspekte bedenken kann, die ausgewählten Themen und Geschichten sollen eine kleine exemplarische Auswahl darstellen. Später reiße ich kurz die bereits vorhandenen Dialogmöglichkeiten an mit einer kurzen Ergänzung meinerseits. Im Fazit werde ich dann ein paar Eckpunkte für den so dringend nötigen Dialog herausarbeiten.

1.3 Zur Schreibweise

Zum leichteren Verständnis habe ich mich für eine einheitliche Schreibweise entschieden, unabhängig davon, wie die Person in der jeweiligen Bibel- oder Koranübersetzung oder im jeweiligen Sprachgebrauch genannt wird. Dies gilt natürlich nicht für wörtliche Zitate. Abraham wird auch im koranischen Gebrauch so genannt, obwohl er dort Ibrahim heißt. Den Namen Muhammads als des wichtigsten Propheten des Islam übernehme ich aus der Tradition der Koranübersetzung statt des gebräuchlicheren „Mohammed“. Für Zitate aus dem Koran nehme ich mangels Arabischkenntnissen die deutsche Übersetzung, wobei mir bewusst ist, dass die korrekte Koranlektüre in der Originalsprache erfolgen soll.

2 Abraham - die biblische Sichtweise

Abraham steht für einen der Urväter der Israeliten,6 zusammen mit seinem Sohn Isaak und dessen Sohn Jakob (möglicherweise erst später so miteinander verbunden). Doch er zeugte auch andere Söhne, die in der Bibel ebenfalls Beachtung finden, wenn auch keine so große Bedeutung erhalten. Sein erstgeborener Sohn Ismael gilt als Stammvater der Araber, auch der Sohn der Nebenfrau Ketura wird Stammvater von 16 arabischen Stämmen. Küng zufolge fühlten sich die Israeliten den semitischen Aramäern verwandtschaftlich verbunden.

Auch über Ismael, der vordergründig gesehen gegenüber Isaak abgewertet scheint, steht viel Positives in der Bibel: Ismael als erstgeborener Sohn, auf Wunsch von Sara; Ismael steht unter besonderem Schutz Gottes; Ismael erhält als erster Sohn das Zeichen des Bundes mit Gott durch die Beschneidung; zahlreiche Nachkommenschaft wird auch Ismael versprochen; als Abraham stirbt, finden sich beide Söhne an seinem Grab ein.7

Im Folgenden werden einige wenige Aspekte der Abrahamsgeschichte ausgearbeitet, die auch später in der Koranbetrachtung eine wichtige Rolle spielen sollen.

2.1 Abrahams Auszug

Laut 1. Mose 11, 28 stammte8 Abraham aus Ur in Chaldäa, als Sohn Tharahs. Er ist mit Sarah verheiratet, die allerdings unfruchtbar ist. In dieser Geschichte sind laut Zimmerli wieder die beiden Erzähler erkennbar, die bereits aus der Urgeschichte bekannt sind: der priesterliche Erzähler und die Jahwisten (im Folgenden mit P und J abgekürzt).

Es wird von der Familie Abrahams erzählt, die Ur verlässt, um ins Land Kanaan zu ziehen. Diese Wanderung wird in zwei Etappen zurückgelegt. Zunächst zieht Abraham mit seiner ganzen Familie unter der Führung des Vaters los. Dieser Auszug bei P hat noch keine religiöse Bedeutung. Doch dann gibt es einen zweiten Auszug (V. 12, 1 - 3), der in Gottes Auftrag steht: “Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus diesem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land; das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwüünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.” Dieser Teil ist laut Zimmerli den J zuzuschreiben, die eine andere Sicht auf den Auszug Abrahams haben. Hier fallen die entscheidenden göttlichen Aussagen, die einen gehorsamen Auszug Abrahams zur Folge haben. Ein Ort, von dem aus Abraham loszieht, wird hier nicht genannt, wohl aber das Land, in das er gehen soll, jedoch ohne genaue Zielangabe - Gott wird ihm dieses Land zeigen. J ist der Auszug unter väterlicher Leitung offenbar unbekannt, denn Abraham soll sich von seiner Familie trennen. Nicht nur das, ihm wird auch von Gott versprochen, dass er viele Nachkommen haben wird - was aber unwahrscheinlich anmutet, denn Abraham ist alt und seine Frau Sarah als unfruchtbar bekannt. Von ihm wird eine dreifache Loslösung verlangt - von seiner Heimat, seiner Verwandtschaft und seinem Vaterhaus. Trotzdem ist Abraham bereit, seinem Gott zu gehorchen und wird von Gott gesegnet.

Der Segenszuspruch ist dabei in einer Steigerung angelegt. Zunächst gilt der Segenszuspruch Abraham - "Ich will dich zum großen Volke machen und dich segnen"9. Dass Abraham hier nicht verzweifelt, zeugt von einem starken Glauben und Vertrauen auf Gott - schließlich ist er alt, seine Frau unfruchtbar und er soll alle Sicherheiten hinter sich lassen. Im selben Vers steht weiterhin, dass Gott Abrahams Namen groß machen wird - er wird nicht aus sich selbst ruhmreich, sondern unter Gottes Zuspruch. In Gen 12, 3 wird der Segen auf die Abraham umgebende Gesellschaft ausgeweitet - alle, die ihn segnen, sollen gesegnet sein. Noch stärker wird der Segenszuspruch im zweiten Teil desselben Verses: "Und Segen sollen durch dich empfangen alle Geschlechter der Erde". Durch Abraham wird den Völkern Segen zuteil, das steht im Widerspruch zur Fluchgeschichte in der Urgeschichte, hier geschieht also "die große göttliche Gegenwende"10.

2.2 Verheiß ung des Erben und des Erblandes

In diesem Kapitel werden die beiden großen Verheißungen 11 nochmals in engem Zusammenhang an Abraham verkündet: Die Gabe eines leiblichen Nachkommens und die Zusage des Landes. Eingeführt werden sie hier in der Form der Gottesrede. Dieser Text bezeichnet Abraham eindeutig als einen Propheten (s. auch Abraham im Koran), da er Gottes Worte in einem "Gesicht" empfängt. Abraham wird hier Lohn versprochen, doch dieser fragt zu Recht, ob diese Belohnung nicht vergeblich wäre, weil er kinderlos ist. Lohn bedeutet hier Zukunft, denn Abraham will keinen Lohn für sich allein, aber ein Kinderloser hat keine Zukunft. Abraham glaubt Gott, das wird ihm als Gerechtigkeit angerechnet. Hier geht es um das vollständige Vertrauen Abrahams zu Gott, nicht um eine Leistung. Abraham glaubt fest an Gott und seine Verheißung, deshalb wird er als gerecht angesehen.

[...]


1 Küng 2006, 2

2 Bauschke 2010, 9

3 Vgl. Küng 2006, 79f

4 Renz 2004, 143-144

5 Bauschke 2012, 12

6 Vgl. Zimmerli 1976, S. 15 - 59

7 Vgl. Küng 2006, 80 - 82

8 Ebda, S. 15 - 24

9 Gen 12, 2

10 Zimmerli 1976, S. 21

11 Ebda, S. 47 - 59

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Abraham in der Bibel und im Koran. Grundlage für den interreligiösen Dialog
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg  (Institut für Philosophie und Theologie)
Veranstaltung
Christlich-islamischer Dialog
Note
1,5
Autor
Jahr
2013
Seiten
19
Katalognummer
V276329
ISBN (eBook)
9783656692331
ISBN (Buch)
9783656694083
Dateigröße
567 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
abraham, bibel, koran, grundlage, dialog
Arbeit zitieren
Svetlana Husenbeth (Autor:in), 2013, Abraham in der Bibel und im Koran. Grundlage für den interreligiösen Dialog, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276329

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