Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Datenlage
3. Zusammenfassende Darstellung
3.1 Zum Begriff des Settingansatzes und des Settings
3.2 Zum Begriff der „Gesundheitsfördernde Schule“
4. Der Settingansatz als mögliche Maßnahme zur Alkoholprävention
5. Praxisbeispiel
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Nach Angaben der ersten Studie zur Gesundheit von deutschen Kindern und Jugendlichen, welche im Zeitraum von 2003-2006 vom Robert-Koch-Institut durchgeführt wurde (KiGGS-Studie), haben die meisten Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren bereits einmal Alkohol getrunken. Dabei ist zu beobachten, dass mit dem Alter auch die Menge des Alkohols zunimmt (Vgl. Kohler, Richter, Lampert, Mensink 2009). Die Zahlen des Alkoholkonsums sind nicht nur erschreckend, sondern ebenfalls höchst besorgniserregend. Diese zeigen die dringende Notwendigkeit auf, gezielte Maßnahmen zu entwickeln, welche sich nicht nur auf eine gezielte Minimierung des gesundheitsschädlichen Alkoholkonsums überhaupt, sondern ebenfalls darauf richten, Kinder und Jugendliche vor dem frühen Einstieg in den schädlichen Konsum zu bewahren. Diese wissenschaftliche Arbeit versucht der Frage nachzugehen, wie die Alkoholprävention im Setting Schule so gestaltet werden kann, dass diese erfolgreich ist und das Setting zu einem gesundheitsfördernden Setting wird. Damit das Handeln überhaupt erfolgreich sein kann, sind jedoch Strategien notwendig, welche nachhaltig, zielgruppengerecht und bedarfsorientiert sind. In der Gesundheitsförderung gilt der Setting-Ansatz als eine Kernstrategie bei der Umsetzung hin zu einem gesundheitsförderlichem Setting (Vgl. Grossmann, Scala 2011). Er geht in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen hinein, in das System Schule, und will diese dort mithilfe eines systemischen Zugangs erreichen. Die Schule muss sich mit der Problematik des übermäßigen Alkoholkonsums beschäftigen, da sie ein ganz zentraler Ort für Kinder und Jugendliche ist. Eine Lebenswelt, in welcher sich diese einen Großteil ihres Lebens aufhalten, in der sie sich entwickeln und welche sie in ihrem alltäglichen Handeln prägt und beeinflusst. Kinder und Jugendliche erwerben außerdem bereits in ihrer frühen Kindheit Einstellungen, Wissen und bestimmte Verhaltensweisen bezüglich gesundheitsförderlichen Verhaltens. Diese bleiben in der Regel ein Leben lang bestehen. Um negativen Verhaltensweisen vorzubeugen, muss das Setting Schule also seiner Pflicht nachkommen, Kindern und Jugendlichen eine gute Grundlage zu vermitteln, welche zu eine gesundheitsförderlichen Einstellung führen kann (Vgl. Naidoo, Wills 2010). Damit eine gesunde, gute und ansprechende Lernumgebung entstehen kann, ist es erforderlich, dass das Wohlbefinden hoch und der Alltag in der Schule sicher, anregend und abwechslungsreich ist. Um dies zu erreichen, müssen Maßnahmen ergriffen werden, welche der Gesundheit dienen und wodurch die Zielsetzung einer gesundheitsförderlichen Lebensumwelt erreicht werden kann. Durch die gesundheitsfördernden Schulen wurde diesbezüglich bereits ein erstes Zeichen gesetzt für ein gesundheitsförderliches Setting.
Im Folgenden wird für das bessere Verständnis zunächst die Datenlage dargelegt, um aufzuzeigen, wie verbreitet die Problematik des Alkoholkonsums an Schulen ist und wie notwendig demzufolge die Intervention ist. Anschließend werden außerdem die Begrifflichkeiten des Settingansatzes und des Settings sowie der „Gesundheitsfördernden Schule“ genauer definiert und festgelegt. Daraufhin wird der Versuch unternommen, den Settingansatz als eine mögliche Maßnahme zur Alkoholprävention von Kindern und Jugendlichen im Setting Schule näher zu erläutern. Zur Untermauerung und Verdeutlichung der Komplexität sowie zum Verständnis folgt daraufhin ein Praxisbeispiel. Schließlich folgt das Fazit, welches aufzeigen soll, welche Bedeutung und Relevanz das Thema der Alkoholprävention für die Gesundheitsförderung hat und welche Folgen sich daraus für die Arbeit mit der Zielgruppe ergeben.
2. Datenlage
Die nun folgende Datenlage des Alkoholkonsums soll aufzeigen, welche Ausmaße das Thema annimmt und wie wichtig es ist, Präventivmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen zu ergreifen.
Allgemein lässt sich feststellen, dass der Alkoholkonsum mit 75% unter den 12- bis 17-Jährigen sehr weit verbreitet ist. Außerdem lässt sich sowohl bezüglich des Alkoholkonsums als auch bezogen auf die erste Rauscherfahrung ein Unterschied zwischen männlichen und weilblichen Kindern und Jugendlichen feststellen (Vgl. Gabhainn, Molcho und Molcho 2006; BZgA 2008). Männliche Jugendliche trinken mehr und haben ihre ersten Rauscherfahrungen früher. Dies wird auch durch die Zahlen in Abbildung 1 bestätigt.
Hurrelmann, Klocke, Melzer und Ravens-Sieberer (2003) stellten zudem fest, dass bereits 13% der Jugendlichen Alkohol trinken, bevor das dafür gesetzlich vorgeschriebene Alter von 16 Jahren erreicht ist und im Jahr 2006 lag das Alter des Erstkonsum bei 13,2 Jahren und das durchschnittliche Alter des ersten Alkoholrausches bei 13,9 Jahren (Vgl. Settertobulte, Richter 2007). Bei den 16- bis 17- Jährigen liegt der Alkoholkonsum bei 11% der Jungen und 6% der Mädchen sogar über einer Menge, die für Erwachsene als gesundheitsbedenklich zu bewerten ist. Zum Vergleich: bei erwachsenen Männern gelten mehr als 30 bzw. 40 Gramm Reinalkohol pro Tag und bei erwachsenen Frauen mehr als 20 Gramm Reinalkohol pro Tag als riskant. Die Angaben bezüglich eines gesundheitsschädigenden Konsums schwanken dabei jedoch (Vgl. Mayer, John 2002). Abbildung 1 und 2 zeigen in den Jahren 2004, 2005 und 2007 den durchschnittlichen Alkoholkonsum in verschiedenen Altersgruppen umgerechnet auf die Menge an Reinalkohol pro Woche. Sie zeigt außerdem, dass die männlichen Kinder und Jugendlichen in allen Altersgruppen mehr trinken. Nach einem Abfall des Konsums von 2004 auf 2005, hat der Konsum hingegen von 2005 bis 2007 wieder zugenommen. Weiterhin auffällig ist, dass es mit der gesetzlichen Erlaubnis Alkohol zu trinken einen gewaltigen Anstieg im Konsum gibt, jedoch haben auch schon die 12- bis 15- Jährigen einen zu hohen Konsum.
Bei der Gruppe der 12- bis 13- Jährigen ist anzumerken, dass es sich hierbei um einen hohen Konsum einiger weniger Kinder und Jugendlicher handelt, welcher dabei stark ins Gewicht fällt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Durchschnittliche Menge des konsumierten Alkohols bei 12- 15-Jährigen (in Gramm Reinalkohol pro Woche) (Quelle: BZgA 2007)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Durchschnittliche Menge des konsumierten Alkohols bei 16- 17-Jährigen (in Gramm Reinalkohol pro Woche) (Quelle: BZgA 2007)
3. Zusammenfassende Darstellung
3.1 Zum Begriff des Settingansatzes und des Settings
Der Settingansatz gilt in der Gesundheitspsychologie als wichtiger Ansatz. Er stellt den Handlungsansatz im Sinne der Gesundheitsförderung dar und zielt immer darauf, eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen. Es ist der Versuch der Integration gesundheitlicher Gesichtspunkte in allen Bereichen einer Lebenswelt, eines so genannten Settings. Der ganzheitliche Ansatz sieht es vor, gesunde Arbeits- und Lebensbedingungen, eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik zu schaffen, sowie Gesundheitsförderung in das Qualitäts- und Evaluationsmanagment einzubringen. Dabei werden gesundheitsfördernde Potenziale, welche sich bereits in einem Setting vorfinden, genutzt und aktiviert. Die Mitglieder eines Settings gestalten ihre Umwelt selbst mit und beeinflussen so Gesundheitsbelastungen, Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen (Vgl. Naidoo, Wills 2010).
Der Ansatz ist in den 80er Jahren als Reaktion auf ein neues Bild von Gesundheit entstanden und orientiert sich an der „New Public Health“. Während sich die dahin geltende „Old Public Health“ an gesundheitlich unterversorgte Gruppen wand und sich am bio-medizinischen Modell orientierte, sieht die „New Public Health“ hingegen einen ganzheitlichen Zusammenhang von gesellschaftlichen, kulturellen, psychischen und sozioökonomischen Faktoren und wendet sich an alle Bevölkerungsgruppen. Auch Grossmann und Scala (2011) betonen, dass Gesundheitsprobleme immer auf einer wechselseitigen Beziehung zwischen den einzelnen Faktoren beruhen.
Das Setting selbst ist als die Lebenswelt definiert, in der sich Menschen aufhalten, lernen, leben, arbeiten und spielen, wie beispielsweise Betriebe, Stadtteile, Wohnviertel, Kommunen, Freizeiteinrichtungen, Krankenhäuser, Kindertagesstätten oder Schulen (WHO, 1986).
3.2 Zum Begriff der „Gesundheitsfördernde Schule“
Die Schule ist ein wichtiges Setting, weil Kinder und Jugendliche aller Schichten über einen langen Zeitraum gut erreichbar sind und so die Vermittlung eines gesundheitsbewussten Verhaltens stattfinden kann (Vgl. Naidoo, Wills 2010).
Gesundheitsförderung an Schulen ist jedoch nicht immer so leicht. Dür spricht davon, dass es sich dabei um Systeme mit bereits fest verankerten Strukturen handelt, sodass eine gewisse Resistenz gegenüber Veränderungen besteht (Vgl. Dür 2011). Aus diesem Grund waren bisherige Versuche der nachhaltigen Gesundheitsförderung nur bedingt erfolgreich, da die Organisationsstrukturen außer Acht gelassen wurden und es sich um paternalistische, verhaltenspräventive Ansatze mit pathogenetischen Grundsätzen handelte (Vgl. Hurrelmann 2006, Dürr 2008).
In einem „Gesundheitsfördernden Setting“ geht es jedoch um den partizipialen Ansatz und die Frage, was die Menschen in einem Setting selbst für die Gesunderhaltung tun können und wie ihnen die Gesundheitsförderung dabei helfen kann. Der Settingansatz setzt dem bisherigen Ansatz einen neuen entgegen, denn der Settingansatz ist dem partizipativen, verhältnispräventiven und salutogenetischen Grundgedanken verpflichtet. Dabei geht er außerdem davon aus, dass in jeder Umwelt Ressourcen vorhanden sind, welche genutzt werden sollen. Durch diese Ressourcen sollen Defizite ausgeglichen werden.
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