Marktwirtschaftliche Systeme werden unter anderem an der Effizienz der Allokation von Ressourcen und Gütern gemessen. Unter der Voraussetzung der Produktionsfähigkeit eines Marktes dienen Preise als Knappheitsindikatoren, die das Ergebnis des Marktmechanismus darstellen. Marktprozesse selbst werden wiederum über Preise gesteuert und sollen zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage führen. In der volkswirtschaftlichen Theorie findet dieser Markt- bzw. Preismechanismus auf allen Märkten, und demzufolge auch auf dem Kapitalmarkt statt.
Die Definition der Kapitalmarkteffizienz im Sinne informationseffizienter Kapitalmärkte durch Fama (1970) stellt einen Eckpfeiler der modernen Kapitalmarkttheorie dar. Hierdurch wird der Preisanpassungsmechanismus begründet, der zu einer arbitragefreien bzw. gleichgewichteten Bewertung an den Kapitalmärkten führt. In der Literatur sind verschiedene Ansätze zur Definition der Informationseffizienz formuliert worden. In diesen soll ein Marktzustand beschrieben werden, bei dem sämtliche objektiv verfügbaren Informationen, insbesondere die Kursvergangenheit, vollständig und richtig von den Wertpapierpreisen widergespiegelt werden. Auf informationseffizienten Märkten ist daher die zukünftige von der vergangenen Kursentwicklung vollständig unabhängig, so dass sich aus der Kursvergangenheit keine Kursprognosen ableiten lassen.
Gelingt der Nachweis der Informationseffizienz des Kapitalmarktes, können daraus wirtschaftliche und wissenschaftliche Vorteile erwachsen. Die wirtschaftlichen Vorteile haben sowohl einen einzelwirtschaftlichen, als auch einen gesamtwirtschaftlichen Aspekt. Einzelwirtschaftliche Vorteile lägen beispielsweise vor, wenn die Feststellung eines informationseffizienten Marktes eine Informationsauswertung durch den einzelnen Investor obsolet machen würde. Dies wäre unter den restriktiven Prämissen einiger Kapitalmarktmodelle eine direkte Folge der Informationseffizienz. Die Einschränkungen der Modellprämissen sowie das sog. Informationsparadoxon schränken diese Vorteile in der Realität jedoch ein.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Hypothese effizienter Märkte
- 2.1 Abgrenzung des Begriffs Informationseffizienz
- 2.2 Definitionsansätze zur Markteffizienz
- 2.2.1 Marktgleichgewicht der Wertpapierpreise
- 2.2.2 Marktgleichgewicht der Wertpapierpreise und -bestände
- 2.2.3 Nichtbestehen von gewinnträchtigen Handelsstrategien
- 2.3 Modelle des Preisprozesses auf informationseffizienten Märkten
- 2.3.1 Fair-Game-Bedingung
- 2.3.2 Martingale-Modell
- 2.3.3 Submartingale-Modell
- 2.3.4 Random Walk-Modell
- 2.4 Das Konzept der Informationsmengen
- 2.4.1 Strenge Informationseffizienz
- 2.4.2 Halbstrenge Informationseffizienz
- 2.4.3 Schwache Informationseffizienz
- 2.4.4 Informationsmengen nach Beaver
- 2.5 Kritische Würdigung der Effizienzmarkthypothese
- 2.5.1 Informationsparadoxon
- 2.5.2 Excess Volatility
- 3 Messkonzepte zur Informationseffizienz
- 3.1 Vorgehensweise bei Untersuchungen zur Informationseffizienz
- 3.1.1 Tests auf schwache Informationseffizienz
- 3.1.2 Tests auf halbstrenge Informationseffizienz
- 3.1.3 Tests auf strenge Informationseffizienz
- 3.2 Informationseffizienz versus Informationsgehalt
- 3.3 Unternehmensspezifische und unternehmensübergreifende Ereignisse
- 3.4 Modelle zur Renditebereinigung
- 3.4.1 Faktorlose Modelle
- 3.4.1.1 Mittelwertbereinigte Renditen
- 3.4.1.2 Marktbereinigte Renditen
- 3.4.2 Einfaktorenmodelle
- 3.4.2.1 Marktmodell
- 3.4.2.2 Capital Asset Pricing Model
- 3.4.3 Mehrfaktorenmodelle
- 3.4.3.1 Arbitrage Pricing Theory
- 3.4.3.2 Dreifaktorenmodell von Fama/French
- 3.5 Probleme bei der Ermittlung der Gleichgewichtsrendite
- 3.5.1 Bestimmung des Ereignis- bzw. Ankündigungszeitpunktes
- 3.5.2 Überlappende Ereignisse
- 3.5.3 Antizipation von Ereignissen
- 3.6 Aggregation der Renditen
- 3.6.1 Kumulierte Überrendite
- 3.6.2 Buy & Hold - Überrendite
- 4 Forschungsergebnisse zur Informationseffizienz
- 4.1 Schwache Informationseffizienz
- 4.2 Halbstrenge Informationseffizienz
- 4.2.1 Pressemeldungen
- 4.2.2 Ad hoc-Publizität
- 4.2.3 Analystenmeinungen
- 4.2.4 Unternehmenskontrolle
- 4.2.5 Unternehmensstrategie
- 4.2.6 Gewinne
- 4.2.7 Dividenden
- 4.2.8 Kapitalveränderungen
- 4.2.8.1 Gratisaktien
- 4.2.8.2 Kapitalerhöhung
- 4.2.9 Fazit
- 4.3 Strenge Informationseffizienz
- 5 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Informationseffizienz des deutschen Kapitalmarktes. Ziel ist es, verschiedene Messkonzepte zu analysieren und die empirischen Forschungsergebnisse kritisch zu würdigen. Die Arbeit beleuchtet verschiedene Aspekte der Effizienzmarkthypothese und deren Testbarkeit.
- Messkonzepte zur Informationseffizienz
- Empirische Tests der Effizienzmarkthypothese am deutschen Kapitalmarkt
- Bewertung der verschiedenen Formen der Informationseffizienz (schwache, halbstrenge, strenge)
- Analyse von Einflussfaktoren auf die Informationseffizienz
- Kritische Auseinandersetzung mit der Effizienzmarkthypothese
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Informationseffizienz des deutschen Kapitalmarktes ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Es erläutert die Relevanz des Themas und stellt die Forschungsfrage vor, die im Laufe der Arbeit beantwortet werden soll. Die Einleitung dient als Orientierungshilfe für den Leser und gibt einen Überblick über die nachfolgenden Kapitel.
2 Die Hypothese effizienter Märkte: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Informationseffizienz und erläutert verschiedene Definitionsansätze und Modelle des Preisprozesses auf informationseffizienten Märkten. Es werden unterschiedliche Informationsmengen und deren Auswirkungen auf die Marktpreise beleuchtet. Der Abschnitt beinhaltet zudem eine kritische Würdigung der Effizienzmarkthypothese, inklusive der Betrachtung des Informationsparadoxons und der Excess Volatility. Die verschiedenen Modelle und Konzepte werden detailliert beschrieben und miteinander verglichen.
3 Messkonzepte zur Informationseffizienz: Das Kapitel beschreibt detailliert die Vorgehensweise bei Untersuchungen zur Informationseffizienz. Es erklärt Tests auf schwache, halbstrenge und strenge Informationseffizienz und differenziert zwischen Informationseffizienz und Informationsgehalt. Es werden verschiedene Modelle zur Renditebereinigung vorgestellt (faktorlose, Einfaktorenmodelle, Mehrfaktorenmodelle) und die damit verbundenen Probleme bei der Ermittlung der Gleichgewichtsrendite diskutiert, insbesondere die Bestimmung des Ereigniszeitpunktes, überlappende Ereignisse und die Antizipation von Ereignissen. Die Aggregation von Renditen mittels kumulierter Überrendite und Buy & Hold-Überrendite wird ebenfalls erklärt.
4 Forschungsergebnisse zur Informationseffizienz: In diesem Kapitel werden empirische Forschungsergebnisse zur Informationseffizienz des deutschen Kapitalmarktes präsentiert und analysiert. Es werden die Ergebnisse für schwache, halbstrenge und strenge Informationseffizienz separat betrachtet und detailliert erläutert. Die Analyse umfasst den Einfluss verschiedener Informationsquellen wie Pressemeldungen, Ad-hoc-Publizität, Analystenmeinungen, Unternehmenskontrolle, Unternehmensstrategie, Gewinne, Dividenden und Kapitalveränderungen. Die Ergebnisse werden kritisch diskutiert und gegebenenfalls mit den in Kapitel 3 vorgestellten Messkonzepten in Verbindung gesetzt.
Schlüsselwörter
Informationseffizienz, Kapitalmarkt, Effizienzmarkthypothese, Messkonzepte, Renditebereinigung, empirische Forschung, Deutschland, Aktienmarkt, Preisprozesse, Informationsmengen, schwache, halbstrenge, strenge Informationseffizienz, Anomalie, Excess Volatility, Informationsparadoxon.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Informationseffizienz des deutschen Kapitalmarktes"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Informationseffizienz des deutschen Kapitalmarktes. Sie analysiert verschiedene Messkonzepte, würdigt empirische Forschungsergebnisse kritisch und beleuchtet Aspekte der Effizienzmarkthypothese und deren Testbarkeit.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Messkonzepte zur Informationseffizienz, empirische Tests der Effizienzmarkthypothese am deutschen Kapitalmarkt, Bewertung der verschiedenen Formen der Informationseffizienz (schwache, halbstrenge, strenge), Analyse von Einflussfaktoren auf die Informationseffizienz und eine kritische Auseinandersetzung mit der Effizienzmarkthypothese.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Die Hypothese effizienter Märkte, Messkonzepte zur Informationseffizienz, Forschungsergebnisse zur Informationseffizienz und Zusammenfassung und Ausblick. Das Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel.
Was wird im Kapitel "Die Hypothese effizienter Märkte" erklärt?
Dieses Kapitel definiert den Begriff der Informationseffizienz, erläutert verschiedene Definitionsansätze und Modelle des Preisprozesses auf informationseffizienten Märkten. Es werden unterschiedliche Informationsmengen und deren Auswirkungen auf die Marktpreise beleuchtet und eine kritische Würdigung der Effizienzmarkthypothese inklusive Informationsparadoxon und Excess Volatility vorgenommen. Verschiedene Modelle und Konzepte werden detailliert beschrieben und verglichen.
Welche Messkonzepte zur Informationseffizienz werden vorgestellt?
Kapitel 3 beschreibt detailliert die Vorgehensweise bei Untersuchungen zur Informationseffizienz. Es erklärt Tests auf schwache, halbstrenge und strenge Informationseffizienz und differenziert zwischen Informationseffizienz und Informationsgehalt. Es werden verschiedene Modelle zur Renditebereinigung (faktorlose, Einfaktorenmodelle, Mehrfaktorenmodelle) und die damit verbundenen Probleme bei der Ermittlung der Gleichgewichtsrendite diskutiert (Bestimmung des Ereigniszeitpunktes, überlappende Ereignisse, Antizipation von Ereignissen). Die Aggregation von Renditen mittels kumulierter Überrendite und Buy & Hold-Überrendite wird ebenfalls erklärt.
Welche Forschungsergebnisse werden präsentiert?
Kapitel 4 präsentiert und analysiert empirische Forschungsergebnisse zur Informationseffizienz des deutschen Kapitalmarktes. Es betrachtet die Ergebnisse für schwache, halbstrenge und strenge Informationseffizienz separat und detailliert. Die Analyse umfasst den Einfluss verschiedener Informationsquellen wie Pressemeldungen, Ad-hoc-Publizität, Analystenmeinungen, Unternehmenskontrolle, Unternehmensstrategie, Gewinne, Dividenden und Kapitalveränderungen. Die Ergebnisse werden kritisch diskutiert und mit den Messkonzepten aus Kapitel 3 in Verbindung gesetzt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Informationseffizienz, Kapitalmarkt, Effizienzmarkthypothese, Messkonzepte, Renditebereinigung, empirische Forschung, Deutschland, Aktienmarkt, Preisprozesse, Informationsmengen, schwache, halbstrenge, strenge Informationseffizienz, Anomalie, Excess Volatility, Informationsparadoxon.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist die Analyse verschiedener Messkonzepte zur Informationseffizienz und die kritische Würdigung der empirischen Forschungsergebnisse am deutschen Kapitalmarkt. Es soll ein umfassendes Verständnis der Effizienzmarkthypothese und deren Testbarkeit vermittelt werden.
- Arbeit zitieren
- Alexander Held (Autor:in), 2002, Die Informationseffizienz des deutschen Kapitalmarktes. Messkonzepte und Forschungsergebnisse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27663