Ich beschäftige mich hier mit einer wichtigen Fragestellung der Hauptfigur in der Erzählung: Ist Josephe eine Sünderin oder eine Heilige? Wie ist Kleists Standpunkt?
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Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Figur von Josephe, die eine der zentralen Figuren des Werkes ist. Ausgerechnet am Beispiel dieser Heldin veranschaulicht Kleist Heuchelei, die abartigen Grundsätze der Gesellschaft und die Sündhaftigkeit, die nicht aus Liebe, sondern als Frucht der Bösartigkeit, Heuchelei und
abartigen Neugier entstehen. Im Werk gibt es eine ganze Reihe von Sündern (die Eltern der Hauptprotagonisten, ihre Verwandten, Kleriker und eine riesige Anzahl von Personen der weltlichen Obrigkeit, die zu den verschiedenen sozialen Schichten gehören). Gerade durch die Konfrontation des Liebespaares und ihnen feindlich neigender Personen erzielt man die stärksten Ergebnisse in der Verzerrung des verzerrten religiösen Prinzipien, die nicht mehr auf der ursprünglichen christlichen Lehre beruhen, sondern das Ergebnis der Umdeutungen und Anstrebungen der Kirche, die Richter und Mediator in den menschlichen Beziehungen zu sein scheint. Im Werk gibt es nicht viel Rede von Heiligkeit. Doch wird dieses Thema unter der Oberfläche verborgen. Durch den ironischen Diskurs erzielt der Schriftsteller den Eindruck, dass Josephe tatsächlich das Attribut "heilige" verdient, indem sie sich mit ihren außerordentlichen Tugenden, Missbosheit und Bereitschaft für andere opfert. In dieser Arbeit wird die Beziehung des Autors gegenüber Sündhaftigkeit und Heiligkeit am Beispiel Josephes analysiert. Obwohl der Schriftsteller nach Objektivität strebt, bemüht er sich zweifellos, klar seine Sichtweisen anzudeuten. Daher werden die Textstellen, wo er von der Sündhaftigkeit oder Heiligkeit Josephes spricht, tiefer einer Prüfung unterzogen. Hier werden auch die anderen Standpunkte, nämlich der Zeitgenossen von Josephe, präsentiert, die vor allem ihre Kritiker und die Übeltäter für ihren Märtyrertod verkörpern.
Die Autorin dieser Arbeit ist keine Deutsch-Muttersprachlerin. Bitte haben Sie Verständnis für grammatikalische Fehler und Uneinheitlichkeiten im Ausdruck.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Analyse
- SCHLUSSFOLGERUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit analysiert die Figur der Josephe in Heinrich von Kleists Novelle „Das Erdbeben in Chili“ und untersucht, wie Kleist durch sie die Themen Sündhaftigkeit und Heiligkeit im Kontext der Kirche und der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts beleuchtet.
- Die Rolle der Kirche und ihre Kritik an der Moral der Gesellschaft
- Die Darstellung von Sündhaftigkeit und Heiligkeit im Kontext der Liebesbeziehung zwischen Josephe und Jeronimo
- Die Kritik an der Heuchelei und den abartigen Grundsätzen der Gesellschaft
- Die Darstellung von Josephe als Opfer der gesellschaftlichen und kirchlichen Normen
- Die Frage nach der wahren göttlichen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit im Gegensatz zur heuchlerischen kirchlichen Obrigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet Kleists kritische Haltung gegenüber der Kirche und ihren Vertretern. Es wird auf die Problematik der Sündhaftigkeit und Heiligkeit im Werk eingegangen, wobei die Kirche als eine konservative Institution dargestellt wird, die strenge Einschränkungen erlässt und die göttlichen Gesetze nach ihren Bedürfnissen interpretiert.
Die Analyse konzentriert sich auf die Figur der Josephe und ihre symbolische Bedeutung. Sie verkörpert die Tragödie der Gesellschaft, die Dekadenz der Ständegesellschaft und die verzogenen moralischen Prinzipien der Kirche. Kleist zeigt die Heuchelei der Kirche auf, die die Grundsätze des Evangeliums verbiegt und schwere Strafen für Sünder verhängt.
- Arbeit zitieren
- B.A. Tatjana Georgievska (Autor:in), 2013, Josephe als Sünderin und Heilige in Heinrich von Kleists Erzählung "Das Erdbeben in Chili", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276770