Ludwig Tiecks Kunstmärchen „Der Runenberg“ lässt viel Raum für mögliche Interpretationen.
Meine These zu Tiecks Text ist, dass die Reise des Protagonisten Christian auch als Allegorie für den Prozess literarischen Schaffens gelesen werden kann.
Anlass für diese Theorie waren die selbstreflexiven Momente, die in dem Text sehr oft zu finden sind und die ambivalente Aufteilung der Landschaft, die das Gegeneinander von Imagination und Realität illustriert. Es wäre zudem nicht ungewöhnlich, sondern eher typisch für diesen frühromantischen Text, wenn er davon handeln würde, wie Texte entstehen. Schließlich ist die romantische Literatur eine autonome, die „das vorgegebene Sprachsystem in poetische Schrift verwandelt und diesen Vorgang literarischer Metamorphose immer auch in seinen formalen Bedingungen reflektiert und mitthematisiert.“ So wäre es nicht abwegig, Christians Reise als eine Reise zu interpretieren, deren Ziel die Herstellung eines poetischen Textes ist.
Um meine These zu prüfen, untersuche ich zunächst die Landschaft, in der sich der Protagonist bewegt, um dann seine verschiedenen Stationen näher zu betrachten. Dabei ist nicht nur seine geographische Position wichtig, sondern auch seine Einstellung zur Umgebung und zu seinen Mitmenschen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Landschaft
- Die poetische Reise
- Erste Station: Christians Heimat
- Zweite Station: Der Weg durch das Gebirge
- Dritte Station: Der Runenberg
- Vierte Station: Das Leben in der Ebene
- Fünfte Station: Rückkehr in das Gebirge
- Letzte Station: Christians Schätze
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Ludwig Tiecks Kunstmärchen „Der Runenberg“ und interpretiert die Reise des Protagonisten Christian als Allegorie für den Prozess des literarischen Schaffens. Insbesondere werden die selbstreflexiven Momente im Text und die ambivalente Landschaft als Ausdruck des Zusammenspiels von Imagination und Realität beleuchtet.
- Die Bedeutung der Landschaft als Kunstraum
- Die Rolle von Ebene und Gebirge als Orte der Alltagsrealität und des Phantastischen
- Christians innerer Konflikt zwischen Phantasie und Realität
- Die Verbindung zwischen Christians Reise und dem Prozess des literarischen Schaffens
- Die Sprache und Bedeutung der Traumwelt im Märchen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These auf, dass Christians Reise im „Runenberg“ als Allegorie für den Prozess des literarischen Schaffens interpretiert werden kann. Die selbstreflexiven Momente im Text und die ambivalente Aufteilung der Landschaft werden als Beleg für diese These angeführt.
Die Landschaft
Der Abschnitt analysiert die Landschaft des „Runenberges“ und interpretiert die Topographie aus Ebene und Gebirge als allegorische Gegensätze. Die Ebene verkörpert die Alltagsrealität, während das Gebirge das Phantastische repräsentiert. Christians Wahl für das Gebirge steht symbolisch für seine Entscheidung, sich dem literarischen Schaffen zu widmen.
Die poetische Reise: Erste Station: Christians Heimat
Der Abschnitt beschreibt Christians Heimat und seine innere Unruhe, die ihn aus der Ebene treibt. Der Wunsch nach einer anderen Berufung und das Fernweh werden als Ausdruck seines phantasievollen Wesens interpretiert.
Die poetische Reise: Zweite Station: Der Weg durch das Gebirge
Der Abschnitt beleuchtet Christians Reise durch das Gebirge als Reise in sich selbst. Der Mangel an Verständnis für die Sprache der Landschaft wird als Symbol für die Schwierigkeit interpretiert, die eigene Fantasie und die eigene Kreativität zu verstehen und zu kontrollieren.
- Arbeit zitieren
- Christin Bartz (Autor:in), 2012, Literarische Selbstreflexion in Ludwig Tiecks "Der Runenberg", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276821