Seit Austins „How to do things with words“ und dessen Sprechakttheorie hat der Begriff der Performanz Einzug in die Kultur- und Geisteswissenschaften gehalten und kann sich mittlerweile eines Modestatus‘ nicht erwehren. Allgemein meint Performanz eine neue Perspektivierung hinsichtlich der Produktion von Kultur bzw. kulturellen Erzeugnissen. Die textuelle bzw. repräsentationale Ebene von Kultur rückt in den Hintergrund, stattdessen richtet sich das Augenmerk auf ihren Herstellungsprozess.
Seit der Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts lässt sich ein ‚Performatisierungsschub’ in den Künsten vermuten. Man wendet sich von einer elitären Kunstszene und von konventionellen ästhetischen Vorstellungen ab, die an Kategorien wie Kunstwerk und Schöpfersubjekt gekoppelt sind. Der Prozess des Schaffens selbst sowie die Konfrontation mit dem Publikum rücken, insbesondere bei den Futuristen und Dadaisten, in den Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit.
Im Fokus dieser Analyse soll der Ursprung der DADA-Bewegung in Zürich in den Jahren 1916 bis 1918 stehen. Diese Auswahl wurde bewusst getroffen, da sich vorzugsweise bei den Zürcher Dadaisten Diskursivierungen einer Ästhetik des Performativen nachweisen lassen, die selbstverständlich noch nicht mit den heutigen Begriffen belegt werden. Das Konzept einer performativen Ästhetik – wie es in jüngster Zeit in den Kultur- und Geisteswissenschaften entwickelt wurde – taugt meiner Ansicht nach dazu, sich dem Phänomen
DADA Zürich jenseits der Kategorien von Kunst und Anti-Kunst anzunähern. Die Leitfragen lauten dementsprechend, inwieweit die Konventionen überschreitenden Aktionen der Dadaisten in Zürich als ausdrücklich performative ästhetische Praktiken aufgefasst werden können und inwieweit sich die oben skizzierte Entwicklung von einer objekthaften hin zur einer prozesshaften Kunst nachweisen lässt.
Zunächst soll in einem einführenden Teil (a) eine Ästhetik des Performativen als theoretische Ausgangslage – insbesondere vor dem kulturgeschichtlichen Hintergrund zu Beginn des 20. Jahrhunderts – skizziert werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Sprach- und Kulturkrise seit Mitte des 19. Jahrhunderts und den geistigen Vorläufern des Dadaismus. Ausgangspunkt ist die Entwicklung neuer Medientechniken [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil a
- Kulturkrise.
- Medien
- Aura......
- Sprachkrise
- Wege aus der Krise
- Physiologische Entgrenzung – der Rausch
- Entgrenzung als Setzung des Anderen'
- Performativität....
- Ereignis............
- Performanz
- Theater als Modell
- Performative Ästhetik
- Ästhetik der Avantgarde
- Zusammenfassung Teil a
- Problematik des Forschungsgegenstands.
- Teil b.
- DADA-Konzepte
- Kunst und Leben
- Schöpferischer Instinkt.
- Hingabe an das Hier und Jetzt
- Eigenwert des Materials.
- Destruktion und Konstruktion
- Vom dualistischen zum ganzheitlichen Subjekt
- Manifestantismus….
- Manifest .......
- Sprache....
- Nonsens-Sprechen..........\li>
- Sprachmagie
- Rückbesinnung auf den mythologischen Ursprung ..
- Primitivismus
- Dadaistischer Realismus
- Spontaneität und Zufall…..\li>
- DADA-Wahrheiten......
- Literarische Produktion........
- „,parole in libertà“.
- Simultangedicht.
- Lautgedicht........
- Kunst jenseits des Logos..\li>
- Das orale Wort als Ereignis.
- Lautgedicht und Körper
- DADA-Aktionen..\li>
- Exkurs. DADA-Geschichtsschreibung ..
- , Gadji beri bimba' - Abend im Cabaret Voltaire am 23. Juni 1916 ……………………………..
- I. DADA-Abend am 14. Juli 1916 im Zunfthaus zur Waag......
- DADA-Abend in der Galerie Dada am 26. März 1917.
- Die drei Abende.
- Aspekte der DADA-Aufführungen
- Raum...\li>
- Exkurs. Fest und Karneval
- Stimme und Körper..\li>
- Tanz...\li>
- ,Negerkultur
- Verschmelzung von Gattungen
- Repräsentation und Präsentation.
- Resümee.........
- Anlagen..........\li>
- Kulturkrise und Sprachkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- Entgrenzung als Setzung des Anderen
- Performativität und die Ästhetik des Performativen
- DADA-Konzepte und ihre Bedeutung für die Kunst
- DADA-Aktionen und Aufführungen als performative Praktiken
- Die Einleitung führt in die Thematik der Performanz ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen DADA Zürich und der Ästhetik des Performativen.
- Teil a behandelt die kulturgeschichtlichen Bedingungen der DADA-Bewegung, insbesondere die Krise der Kultur und der Sprache zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dabei werden die neuen Medientechniken, die sprachkritischen Ansätze von Nietzsche bis DADA und die Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten beleuchtet.
- Teil b analysiert die DADA-Konzepte und -Aktionen in Zürich. Es werden die zentralen Ideen der Bewegung, wie z.B. Kunst und Leben, Manifestantismus, Sprache und das Rückbesinnen auf den mythologischen Ursprung, untersucht. Weiterhin werden exemplarisch DADA-Aktionen und -Aufführungen, wie z.B. die Abende im Cabaret Voltaire, vorgestellt und deren grundlegende Aspekte herausgestellt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit setzt sich zum Ziel, die Anfänge der DADA-Bewegung in Zürich von 1916 bis 1918 vor dem Hintergrund einer Ästhetik des Performativen zu analysieren. Dabei wird untersucht, inwieweit die Aktionen der Dadaisten als performative ästhetische Praktiken verstanden werden können und inwieweit sich die Entwicklung von einer objektbezogenen hin zu einer prozessorientierten Kunst nachweisen lässt.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Performanz, Performativität, Ästhetik des Performativen, DADA, Zürich, Kulturkrise, Sprachkrise, Avantgarde, Kunst und Leben, Manifestantismus, Sprache, Primitivismus, DADA-Aktionen, Aufführungspraxis.
- Quote paper
- Jessica Heyser (Author), 2004, Performative Strategien bei DADA Zürich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27688