Bereits seit mehr als einer Dekade fehlt in der ehemaligen Touristenstadt Neapel ein Beseitigungskonzept für Abfälle und der akute Müllnotstand sorgt für ein entsetztes Medienecho. Denn dort verhindert die Camorra zusammen mit korrupten Politikern eine funktionierende Entsorgung, um den Clans Gewinne durch eine ineffiziente, mit überhöhten Preisen operierende Müllwirtschaft zu sichern. In den Straßen türmen sich oft wochenlang Müllberge, die dazu führen, dass Schulen geschlossen werden, Postangestellten ihre Arbeit einstellen und keine Märkte mehr abgehalten werden – die Müllmassen machen ein normales Alltagsleben unmöglich, Bewohner verbrennen die Mülltürme auf den Straßen in Eigenregie. Das Bild einer dreckigen, vermüllten und stinkenden Stadt mag manch einer in den düsteren Zeiten des Mittelalters vernorden, doch es ist in Kampanien eine erschreckende Realität.
Ebenso wie die Frage der Stadthygiene stellen Infektionswellen, Seuchen, Krankheiten oder Pandemien unsere Gesellschaft auch heute noch vor enorme Herausforderungen. Trotz hochentwickelter Medizin und weitreichenden Kenntnissen im Bereich von Humanbiologie, Anatomie, Biochemie, Physiologie und Epidemiologie prägen Pandemien wie SARS oder Influenza A/H5N1 - oder die noch in den Köpfen verankerte vorjährige EHEC Epidemie -ganze Jahre und fordern eine Vielzahl von Opfern.
Glücklicherweise gelingt es der westlichen Gesellschaft, von obigen Ausnahmen abgesehen, diese Probleme meist zu lösen. Bis dahin jedoch war es ein langer und kleinschrittiger Prozess, dessen Etappen sich weit zurückverfolgen lassen. Als Startpunkt bietet sich das 11. Jahrhundert an, denn Städtebildung und Stadtentwicklung setzten hier im entscheidenden Umfang ein. Mit der Entwicklung von der Niederlassung am Flussübergang zu einer mauerbewehrten Festung gingen einschneidende Änderungen in der Schutz- und Rechtsgemeinschaft einer Siedlung einher. Natürlich muss man sich vergegenwärtigen, dass die damaligen Verhältnisse mit der heutigen Vorstellung, im Hinblick auf die Wohn- und Hygienesituation, nicht zu vergleichen sind, aber anhand der Hygienebemühungen in der mittelalterlichen Stadt bis hin zur der Frühmoderne lassen sich wichtige Meilensteine für ein Gesundheitssystem erarbeiten, die auch heute noch von jeder Stadtverwaltung berücksichtigt werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorüberlegung und Gang der Darstellung
- Ein Periodisierungsproblem und mehr
- Hygiene in der Stadt - in Mittelalter und Neuzeit
- Hygiene in Mittelalter und Früher Neuzeit - Definition, Begriff, Entstehung und Entwicklung
- Hygiene in der mittelalterlichen und frühmodernen Stadt
- Die Stadt als Brutstätte von Krankheiten
- Stadtmauern
- Hygieneprobleme hinter Stadtmauern
- Regulierung und Bekämpfung durch die städtische Obrigkeit
- Medizin
- Persönliche Hygiene
- Gewerbe
- Vorschriften und Entwicklungen in den Reichskreisen
- Die Stadt als Brutstätte von Krankheiten
- Die Pest - Bedrohung für mittelalterliche Siedlungsgemeinschaften
- Allgemeines
- Forschungsstand
- Zeitgenössische Vorstellungen über die Ursachen der Pest
- Zeitgenössische Behandlungsmethoden
- Städtische Maßnahmen
- Zeitgenössische Reaktionen auf die Pest
- Landesgeschichtliche Implikationen
- Zusammenfassung
- Bibliographie
- Literaturverzeichnis
- Quellenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Internetquellen und URLs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Hygiene in der Stadt im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Sie analysiert die Herausforderungen, die sich aus den Lebensbedingungen in der Stadt für die Gesundheit der Bevölkerung ergaben, und untersucht die Maßnahmen, die von der städtischen Obrigkeit, der Medizin und den Bürgern selbst ergriffen wurden, um die Hygiene zu verbessern und Krankheiten zu bekämpfen. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung der Hygienegeschichte in diesem Zeitraum und zeigt die Bedeutung von Hygiene für die städtische Entwicklung auf.
- Die Stadt als Brutstätte von Krankheiten
- Die Rolle der städtischen Obrigkeit bei der Regulierung und Bekämpfung von Krankheiten
- Die Bedeutung der Medizin und der persönlichen Hygiene
- Der Einfluss von Gewerbe auf die Ausbreitung von Krankheiten
- Die Pest als Beispiel für eine Krankheit, die die mittelalterliche Gesellschaft stark prägte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Stadthygiene im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit ein und stellt die Relevanz des Themas in historischer und aktueller Perspektive dar. Sie beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus den Lebensbedingungen in der Stadt für die Gesundheit der Bevölkerung ergaben, und zeigt die Bedeutung von Hygiene für die städtische Entwicklung auf.
Das Kapitel "Vorüberlegung und Gang der Darstellung" skizziert die methodischen und theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es werden die wichtigsten Forschungsbereiche und Quellenmaterialien vorgestellt, die für die Untersuchung der Stadthygiene relevant sind. Der Fokus liegt auf der Analyse der Umwelt- und Hygienemängel hinter Stadtmauern und der Untersuchung der Schnittmengen von unterschiedlichen Teildisziplinen der Geschichte, wie beispielsweise Stadtgeschichte, Architektur oder Körpergeschichte.
Das Kapitel "Hygiene in der Stadt - in Mittelalter und Neuzeit" befasst sich mit der Definition, dem Begriff, der Entstehung und der Entwicklung von Hygiene in der mittelalterlichen und frühmodernen Stadt. Es werden die wichtigsten Hygieneprobleme, die in der Stadt auftraten, analysiert, wie zum Beispiel die Abwasserentsorgung, die Abfallwirtschaft und die Wasserversorgung. Außerdem werden die Maßnahmen der städtischen Obrigkeit, der Medizin und der Bürger selbst zur Verbesserung der Hygiene und zur Bekämpfung von Krankheiten untersucht.
Das Kapitel "Die Pest - Bedrohung für mittelalterliche Siedlungsgemeinschaften" befasst sich mit der Pest als einer der wichtigsten Krankheiten, die die mittelalterliche Gesellschaft prägten. Es werden die zeitgenössischen Vorstellungen über die Ursachen der Pest, die Behandlungsmethoden und die Reaktionen der Bevölkerung auf die Krankheit untersucht. Außerdem werden die städtischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pest analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Stadthygiene, das Mittelalter, die Frühe Neuzeit, die Stadtentwicklung, die Lebensbedingungen, die Krankheiten, die Pest, die städtische Obrigkeit, die Medizin, die persönliche Hygiene, die Abfallwirtschaft, die Abwasserentsorgung, die Wasserversorgung, die Gewerbe und die Reaktionen der Bevölkerung auf Krankheiten.
- Arbeit zitieren
- Bernhard Weidner (Autor:in), 2011, Hygiene in der Stadt in Mittelalter und Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277508