Weniger als 50 Kilometer vom Hightech-Standort Jena entfernt liegt die weitaus weniger bekannte ostthüringische (Groß)Stadt Gera. Trotz ähnlicher Einwohnerzahl (rund 100.000) sowie einer langen und bedeutenden Industriegeschichte bis in die 1980er Jahre, verlief die Entwicklung nach der Wiedervereinigung aufgrund eines radikalen Prozesses der Deindustrialisierung und dem einhergehenden demografischen Wandel, im Vergleich zur Stadt Jena prekär. Gera verfügte bis Ende der 1980er Jahre über einen diversifizierten Besatz an Wirtschaftszweigen. Die Leitindustrien waren der Uranbergbau, der Schwermaschinen- und Textilmaschinenbau, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Feinmechanik und Optoelektronik, die Elektrotechnik und Mikroelektronik (TAUCHERT 2010). Bis Ende 1989 dominierte, wie in der gesamten DDR, die Vollbeschäftigung (KIRSTEN & HOFFMANN 2001:4). Seit der Wiedervereinigung wurden nahezu alle Großbetriebe abgewickelt oder gingen insolvent (ebd.:5). Ein kleiner Besatz blieb aufgrund erfolgreicher MBOs durch die Mitarbeiter, Geschäftsleitung, Betriebsräte oder Investoren aus den alten Bundesländern erhalten und schaffte den Übergang in die soziale Marktwirtschaft. Dennoch verlor Gera die Funktion einer bedeutenden Industrie- und Arbeiterstadt und steckt in einem Selbstfindungsprozess. Entsprechend dieser Problemstellung wird im Verlauf der Arbeit die Weiterverwertung des kontextualisierten Wissens der Arbeiter aus der wissensbasierten Industrie und der Einfluss auf die Stadt Gera nach der Wiedervereinigung untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Problemstellung
- 1.1 Fragestellung
- 1.2 Restrukturierung und Verwertung des Wissens in Ostdeutschland
- 1.3 Perspektive und Aufbau der Arbeit
- 2 Themenspezifische Theorieansätze
- 2.1 Einordnung des Fachbegriffes Wissen
- 2.1.1 Wissensbegriff und Wissensgenerierung
- 2.1.2 Das SECI-Modell nach Nonaka und Takeuchi
- 2.2 Evolutionäre Ökonomik, relationale Wirtschaftsgeographie und die Bedeutung von embeddedness
- 2.2.1 Evolutionäre Ökonomik
- 2.2.2 Relationale Wirtschaftsgeographie
- 2.2.3 Embeddedness
- 2.3 Wissen in der Wirtschaftsgeographie: Das Konzept der localized capabilities
- 2.3.1 Der Erklärungsansatz
- 2.3.2 Kritik
- 2.4 Der Clusteransatz
- 2.4.1 Clustertheorie
- 2.4.2 Clusterdimensionen
- 2.4.3 Clustergrenze
- 2.4.4 Temporäre Cluster
- 2.4.5 Kritik
- 2.5 Individualisierungsschub
- 2.6 Gesamtübersicht des Theoriekomplexes
- 3 Methodische Überlegungen
- 3.1 Empirische Zielstellung und Materialsammlung
- 3.2 Vorstellung des Interviewleitfadens
- 3.3 Kategorisierung und Auswertung der Daten
- 4 Entwicklungen in Ostdeutschland und Gera seit der Wiedervereinigung
- 4.1 Entwicklungen in Ostdeutschland
- 4.1.1 Transformationsprozess
- 4.1.2 Statistische Kennzahlen
- 4.2 Gera - Entwicklungen und Kennzahlen einer Großstadt
- 4.2.1 Industriehistorie
- 4.2.2 Bevölkerungs- und Wirtschaftskennzahlen der Stadt Gera
- 5 Ergebnisse einer Unternehmerbefragung
- 5.1 Das lokal-spezifische Wissen in Gera
- 5.1.1 Einführung - localized capabilities in der Empirie
- 5.1.2 Localized capabilities während der Transformation und ihre aktuelle Bedeutung
- 5.1.3 Nicht vorhandenes Wissen
- 5.1.4 Weitergabe des impliziten Wissens und verlorenes Wissen
- 5.1.5 Die localized capabilities heute
- 5.2 Konkurrenzsituation
- 5.2.1 Formen der Zusammenarbeit und Wissensgenerierung
- 5.2.2 Standortinterne Zusammenarbeit der Unternehmer
- 5.2.3 Standortexterne Zusammenarbeit
- 5.2.4 Standortinterne und -externe Wissensgenerierung
- 5.3 Die Wirtschaftssituation am Standort Gera
- 5.3.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen aus Sicht der Interviewpartner
- 5.3.2 Fehlentwicklungen aus Sicht der Interviewpartner
- 5.3.3 Die Akteurssicht auf die Entwicklung Jenas
- 6 Schlussbetrachtungen
- 6.1 Schlussfolgerungen
- 6.2 Ausblicke
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit "Im Schatten von Jena" untersucht die Bedeutung des lokal-spezifischen Wissens für die Restrukturierung der Leitindustrien in Gera seit der Wiedervereinigung. Die Arbeit analysiert die Entwicklungen in Gera und Ostdeutschland im Kontext der Transformation und beleuchtet die Rolle des Wissens für die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen.
- Die Bedeutung von lokalem Wissen für die Restrukturierung von Industrien
- Die Herausforderungen der Transformation in Ostdeutschland
- Die Rolle von localized capabilities für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen
- Die Bedeutung von Netzwerken und Zusammenarbeit für die Wissensgenerierung
- Die Entwicklungen in Gera im Vergleich zu Jena
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Problemstellung und die Fragestellung vor. Es wird die Bedeutung des Wissens für die Restrukturierung von Industrien in Ostdeutschland beleuchtet und die Perspektive und der Aufbau der Arbeit erläutert.
Kapitel 2 befasst sich mit den themenspezifischen Theorieansätzen. Es werden verschiedene Konzepte wie der Wissensbegriff, das SECI-Modell, die evolutionäre Ökonomik, die relationale Wirtschaftsgeographie, embeddedness, localized capabilities und der Clusteransatz vorgestellt und diskutiert.
Kapitel 3 erläutert die methodischen Überlegungen der Arbeit. Es werden die empirische Zielstellung, die Materialsammlung, die Vorstellung des Interviewleitfadens und die Kategorisierung und Auswertung der Daten beschrieben.
Kapitel 4 beleuchtet die Entwicklungen in Ostdeutschland und Gera seit der Wiedervereinigung. Es werden die Transformationsprozesse, statistische Kennzahlen und die Industriehistorie Geras dargestellt.
Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse einer Unternehmerbefragung in Gera. Es werden die lokal-spezifischen Wissensbestände, die Konkurrenzsituation und die Wirtschaftssituation am Standort Gera aus Sicht der Interviewpartner analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Restrukturierung von Leitindustrien, lokal-spezifisches Wissen, localized capabilities, Transformation in Ostdeutschland, Gera, Jena, Wirtschaftsgeographie, Clusteransatz, Wissensgenerierung, Netzwerke und Zusammenarbeit.
- Arbeit zitieren
- M.Sc. Sebastian Behr (Autor:in), 2011, Im Schatten von Jena. Die Bedeutung des lokal-spezifischen Wissens zur Restrukturierung der Leitindustrien in Gera seit der Wiedervereinigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277526