„Quien vivío con una cierta edad el día del
asesinato de Carrero Blanco ha guardado
del acontecimiento una huella perdurable
en sus recuerdos.“ (Tusell 1993: 433)
Das oben angeführte Zitat des Historikers Javier Tussel bringt den gravierenden Einschnitt, den das Attentat auf den designierten Franco-Nachfolger in der Erinnerung der zeitgenössischen spanischen Gesellschaft hinterlassen hat, zum Ausdruck. Im Dezember 2013 jährt sich zum vierzigsten Male der Anschlag auf den franquistischen Hardliner, der von der baskischen Untergrundorganisation ETA ausgeübt und unter dem Namen „Operación Ogro“ bekannt geworden ist (vgl. Casanova 2008: 145).
Als einschneidendes, zentrales Ereignis der spanischen Geschichte regt das Attentat nicht nur wissenschaftliche Kontroversen bezüglich seiner Tragweite für die weitere demokratische Entwicklung an, sondern findet auch auf vielfältige Weise Eingang in Literatur und Film.
Seine Thematisierung nimmt vor allem mit der in der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre in Spanien einsetzenden Vergangenheitsaufbereitung stark zu. Im Jahr 2012 widmet das spanische Fernsehen RTV dem Attentat eine eigene Miniserie und einen Dokumentarfilm. Ebenso greifen zahlreiche Romane das historische Ereignis in unterschiedlichen Zusammenhängen erneut auf.
Angeregt durch diese gesellschaftliche Rückbesinnung auf die Vergangenheit und die damit verbundene zunehmende Thematisierung des Attentats befasst sich die vorliegende Arbeit der Analyse der literarischen Inszenierung dieses historischen Ereignisses in dem Erinnerungsroman Viví años de tormenta aus dem Jahr 2012 und dem Detektivroman Demasiado para Gálvez von 1979.
Wie wird der Anschlag auf Carrero Blanco in den jeweiligen Romanen literarisch inszeniert und welche Unterschiede sind zu erkennen?
Angesichts der sehr verschiedenen zeitlichen Abstände beider Romane zum inszenierten historischen Ereignis und des unterschiedlichen gesellschaftlichen Entstehungskontextes lässt sich vermuten, dass die literarischen Darstellungen einen Wandel der Erinnerung aufzeigen und somit den spanischen Umgang mit der Vergangenheit zu den jeweiligen Zeiten widerspiegeln.
Um dieser Hypothese nachzugehen und die inszenierten Vergangenheitsversionen im Zusammenhang mit ihrer Wirkung in der jeweiligen Erinnerungskultur zu untersuchen, soll der Fokus der folgenden Analyse auf erinnerungskulturellen Konzepten liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Carrero Blanco - Die Graue Eminenz des Regimes
- Das Attentat auf Carrero Blanco und seine Folgen
- Theoretischer Rahmen
- Das Konzept des Kollektiven Gedächtnisses und seine Eigenschaften
- Das kommunikative und kulturelle Gedächtnis nach Aleida und Jan Assmann
- Erinnerungskultur
- Funktion und Rolle der Literatur im erinnerungskulturellen Kontext
- Analyseinstrumentarium - die fünf Modi des kollektiven Gedächtnisses nach Erll
- Darstellung des Attentats im Roman Demasiado para Gálvez
- Handlungsübersicht
- Detektivroman als Spiegelbild der Gegenwart - Entstehungshintergrund und wesentliche Gattungsmerkmale
- Auberliterarische Bezüge
- Paratextuelle Gestaltung
- Erzählerische Vermittlung
- Sprachliche Gestaltung/Intermedialität
- Literarische Darstellungsverfahren
- Perspektive des Ich-Erzählers - der Anschlag als Teil eines Korruptionsnetzwerks
- Analyse der Darstellung im Roman Viví años de tormenta
- Handlungsübersicht
- Erinnerungsroman als literarische Vergangenheitsaufbereitung - gesellschaftlicher Entstehungshintergrund und wesentliche Gattungsmerkmale
- Auberliterarische Bezüge
- Paratextuelle Gestaltung
- Erzählerische Vermittlung - die reflexive Ich-Erzählerin
- Die kontrastierende Perspektivedarstellung
- Die Perspektive der franquistischen Elite
- Die Perspektive der baskischen Bevölkerung
- Zusammenfassung und Vergleich der Ergebnisse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die literarische Inszenierung des Attentats auf Carrero Blanco in den Romanen "Viví años de tormenta" (2012) und "Demasiado para Gálvez" (1979). Die Analyse soll aufzeigen, wie der Anschlag in den jeweiligen Romanen dargestellt wird, welche Unterschiede sich dabei feststellen lassen und wie sich die literarischen Darstellungen im Zusammenhang mit ihrer Wirkung in der jeweiligen Erinnerungskultur verstehen lassen.
- Das Attentat auf Carrero Blanco als zentrales historisches Ereignis in der spanischen Geschichte
- Die literarische Verarbeitung des Attentats in zwei Romanen aus unterschiedlichen Entstehungszeiträumen
- Die Rolle der Literatur im Prozess der Erinnerungskultur und der Vergangenheitsaufarbeitung
- Die Bedeutung des kollektiven Gedächtnisses und der Erinnerungskultur im Kontext der spanischen Geschichte
- Die Analyse der literarischen Inszenierung anhand der Konzepte der Gedächtnisrhetorik nach Erll
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Attentat auf Carrero Blanco in seiner Bedeutung für die spanische Gesellschaft einordnet und die Forschungsfrage formuliert.
Das zweite Kapitel stellt den historischen Hintergrund des Attentats vor und beleuchtet die Person Carrero Blanco, seine Rolle im franquistischen Regime und die Folgen des Attentats für die spanische Gesellschaft.
Im dritten Kapitel wird der theoretische Rahmen der Arbeit vorgestellt, indem die Konzepte des kollektiven Gedächtnisses, der Erinnerungskultur und der Gedächtnisrhetorik nach Erll erläutert werden.
Die Kapitel 4 und 5 analysieren die literarische Darstellung des Attentats in den Romanen "Demasiado para Gálvez" und "Viví años de tormenta" im Detail. Die Analyse fokussiert auf die Handlung, die literarischen Darstellungsverfahren, die Erzählperspektive und die Interaktion mit dem historischen Kontext.
Im sechsten Kapitel werden die Ergebnisse der Analysen zusammengefasst und verglichen.
Das siebte Kapitel fasst die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Forschungsfrage.
Schlüsselwörter
Attentat, Carrero Blanco, Erinnerungskultur, kollektives Gedächtnis, Gedächtnisrhetorik, spanische Gegenwartsliteratur, Detektivroman, Erinnerungsroman, Viví años de tormenta, Demasiado para Gálvez.
- Arbeit zitieren
- Elvira Peters (Autor:in), 2013, Der Wandel der Erinnerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277571