Prozesshafte Steuerung im Case Management

Care Management


Hausarbeit, 2014

28 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Pflegesetting

3 Die Person im Case Managementprozess
3.1 Intake, Klärung
3.2 Assessment
3.2.1 Assessmentinstrumente
3.2.2 Pflegediagnosen
3.2.3 Identifikation des sozialen Netzwerks
3.3 Serviceplanung/Maßnahmenplanung
3.3.1 Ethische Aspekte
3.3.2 Pflegerische/Betreuerische Interventionen
3.3.3 Überprüfen der Evidenz
3.3.4 Überblick über den Hilfebedarf
3.4 Linking
3.5 Monitoring
3.6 Evaluation

5 Reflexion und Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Anhang

1 Einleitung

Informationsasymmetrie, die Komplexität und häufigen Neuerungen der Leistungen im Gesundheitswesen erschweren den Zugang zu Pflegeleistungen enorm. Personen, die akut erkranken, sind gerade dann nur schwer in der Lage, die für sich notwendigen Hilfen zu identifizieren, auszuwählen und zu koordinieren. Um in dieser, für den Betroffenen meist bedrohlichen Situation Unterstützung zu bieten, wurde das Case Management (Fallmanagement) eingeführt. Case Management wurde in den USA entwickelt steht für eine Optimierung des Hilfeprozesses durch Heranziehen und Nutzung verschiedener Netzwerke unter ständiger Berücksichtigung der Bedürfnisse der betroffenen Person (Löcherbach 2002: 203).

Die Charakteristika des Case Management Prozesses beinhalten eine Orientierung der Bedürfnisse am Fall, Koordination der Hilfeleistungen, Transparenz der verschiedenen Prozesse, Subsidiarität der Versorgung, ineinander greifende Hilfeleistungen und die Gewährleistung einer anhaltenden und bedarfsorientierten Versorgung (DGCC 2011: 2).

Als Indikation für das Case Management sind das „Vorliegen einer komplexen Bedarfslage, die Beteiligung von mehreren Leistungsanbietern, die aufeinander abgestimmt werden müssen im Einzelfall, um Versorgungsintegration zu gewährleisten, das Nicht-Greifen von Regelversorgungspfaden in dem besonderen Einzelfall, fehlenden Ressourcen des Adressaten-/Klienten Systems, so dass professionelle Hilfe notwendig ist und die (Herstellung der) Einwilligung seitens des Adressaten-/Klienten Systems zum Case- Management “ (DGCC 2011: 3) zu nennen.

Der Qualitätsstandard wurde von der Rahmenempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management in sieben nachfolgenden Inhaltsbereiche aufgegliedert.

CM1 Klärungsphase: Die erste Kontaktaufnahme findet statt, indem die Notwendigkeit und der Bedarf für die Einleitung von Case Management geklärt wird, mit dem Einverständnis des Bedürftigen. CM2 Assessment: In dieser Phase werden die anstehenden Leistungen erörtert durch umfassende Dokumentation und Feststellung der aktuellen Lebens-Versorgungssituation. CM3 Serviceplanung: Festlegung der benötigten Leistungen, Zieleformulierung im Einzelfall. CM4 Linking: Vermittlung und Verknüpfung der im Einzelfall benötigten Leistungen sowie bedarfsorientierte Unterstützungsangebote.

CM5 Monitoring: Sicherstellung, Kontrolle und Beurteilung der Unterstützungsnetzwerke sowie die Fallsteuerung. CM6 Evaluation : Auswertung und Beendigung des Case-Managements. CM7 Case Management auf der institutionellen Ebene: Netzwerkaufbau und Netzwerkpflege.

Ziel der vorliegenden Hausarbeit ist es, die prozesshafte Fallsteuerung im Case Management anhand eines fiktiven Falles transparent darzustellen.

Im Herbst 2013 wurde bei einer Routineuntersuchung durch den Gynäkologen bei Fr. S. eine Verhärtung der Brust festgestellt . Nach ambulanter Abklärung durch Mammographie, Sonografie und Stanzbiopsie stellte Frau S. sich in der Frauenklinik Kassel zur Aufnahme wegen eines invasiven duktalen Mamma-Ca. rechts vor. Das Ärzteteam entschied sich in Abstimmung mit Fr. S. zur Mastektomie mit anschließender Chemotherapie. Nach Therapieende möchte man sie in ihr gewohntes Umfeld entlassen können.

2 Pflegesetting

Frau S. liegt auf Station F 92 der Frauenklinik im Klinikum Kassel.

Mit 31 Fachkliniken sowie Instituten ist das Klinikum Kassel das größte kommunale Krankenhaus der Maximalversorgung in Hessen (Klinikum Kassel 2014). Die Frauenklinik ist Teil des Interdisziplinären Brustzentrums im Klinikum Kassel, welches im Jahr 2001 gegründet wurde. Hier arbeiten Spezialisten aus 13 Fachabteilungen, um eine bestmögliche Behandlungsqualität zu gewährleisten. Hierzu zählen Gynäkologie, Strahlentherapie, Radiologie, Pathologie, Internistische Onkologie, Allgemeinchirurgie, Nuklearmedizin, Psychoonkologie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Plastische Chirurgie und Rehabilitationsmedizin (Klinikum Kassel 2014). Das IZB bietet neben der stationären Behandlung auch die Möglichkeit der ambulanten Chemotherapie in der entsprechenden Tagesklinik. Die Einrichtung wurde als erstes Brustzentrum Nordhessens von der der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (Brustheilkunde) zertifiziert (Klinikum Kassel 2014). Die Frauenklinik der Station F 92 verfügt über insgesamt 52 Betten. Es sind sowohl Einzel- wie auch Doppelzimmer vorhanden. Alle Zimmer verfügen über eine Nasszelle, sowie Telefon- und Fernsehanschluss. Fr. S. ist in einem Doppelzimmer untergebracht.

3 Die Person im Case Managementprozess

3.1 Intake, Klärung

Die Station F 92 informierte den Case Manager, da sich in Gesprächen und durch Patientenbeobachtungen herausstellte, dass es sich bei Frau S. um ein komplexes Fallgeschehen handelt und dringender Hilfebedarf vorliegt. Nach Klärung der Notwendigkeit und Überprüfung der Kriterien wurde nach Einwilligung der Klientin der Case Management Prozess gestartet. Im Gespräch wurden mit Fr. S. der weitere Verlauf sowie das mögliche Aufgabenfeld und Leistungen besprochen, erste Ziele wurden festgelegt. Durch die Interaktion zwischen CM und Klientin werden die Versorgungslücken, Defizite und die aktuelle Gesundheitslage erörtert und auf die Bedürfnisse und Ressourcen der Klientin geachtet.

Frau Vera S. geb. 15.07.1955, lebt in einem Einfamilienhaus in Bad Wilhelmshöhe/ Kassel. Sie ist gelernte Steuerfachangestellte, aber durch die gute berufliche Stellung ihres Mannes war sie nie im Beruf tätig, die Ehe blieb kinderlos. Ihr Ehemann verstarb vor zehn Monaten nach langer Pflegebedürftigkeit. Ihr Vater und ihre Schwester leben in München, es besteht vorrangig telefonischer Kontakt. Frau Vera S. pflegt oberflächliche Bekanntschaften zu zwei Damen aus der Kirchengemeinde. Ihr Mann war ihre wichtigste und einzige Bezugsperson, seit seinem Tod zieht sie sich zunehmend zurück und geht ihren Hobbies nicht mehr nach. Aufgrund der langen Pflegebedürftigkeit und dem anschließenden Tod des Mannes erkrankte Frau S. an einer Depression.

Bis zur Diagnose Mamma- Ca. versorgte sich Frau S. selbstständig. Sie leidet seit der Pflegebedürftigkeit ihres Mannes an Schlafstörungen, einer tiefen Traurigkeit und Mutlosigkeit. Ihre Antriebslosigkeit und ihre negativen Gedanken hinderten sie nach dem Termin beim Gynäkologen daran, sich zügig um die anstehenden Untersuchungen zur Abklärung zu kümmern. Der langjährige Hausarzt bot Unterstützung an vereinbarte die notwendigen Termine zur Diagnosestellung. Des Weiteren leidet sie an einem insulinpflichtigen Diabetes Mellitus Typ 1 und einer Hypertonie. Durch die Symptome ihrer Depression zog sie sich weitgehend in Ihrem Haus zurück und ließ keine Kontakte mehr zu.

Nach der Mastektomie mit Entfernung der axillaren Lymphknoten klagt Frau S. über starke postoperative Schmerzen. Der Eingriff hat das Selbstbild der Frau S. zerstört, sie fühlt sich minderwertig und nicht mehr als vollwertige Frau. Die tägliche Körperpflege, bei der sie seit der Operation Unterstützung benötigt, ist diesbezüglich mit großer Scham besetzt. Sie zeigt sich in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und nimmt zusehends eine Schonhaltung ein. Nach Stabilisierung ihres Gesundheitszustandes ist eine Chemotherapie geplant. Frau S. berichtet in diesem Zusammenhang von zunehmenden Ängsten, zurückzuführen auf die traumatischen Erfahrungen durch die Brustkrebserkrankung ihrer Mutter. Sie fürchtet die Begleiterscheinungen in Bezug auf die Chemotherapie und entscheidet sich somit jegliche adjuvante Form der Therapie klar abzulehnen.

Tabelle 1: Aktuelle Medikation

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 2: Aktuelle Bedarfsmedikation

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

3.2 Assessment

3.2.1 Assessmentinstrumente

Das Assessment konzentriert sich auf die fallbezogene Problemanalyse unter Berücksichtigung der individuellen Ressourcen und Bedürfnisse des Klienten. Ziel ist eine umfangreiche Erfassung, Beurteilung und Dokumentation der aktuellen gesundheitlichen Situation der Person sowie ihres sozialen und institutionellen Umfeldes. Hierzu können verschiedene Erhebungsinstrumente zum Einsatz kommen (DGCC 2011: 18).

So wurde im Erstgespräch nach der stationären Aufnahme der Fr. S. eine Pflegeanamnese durch die zuständige Pflegefachkraft erhoben. Der Anamnesebogen beruht auf der Pflegemodell nach Monika Krohwinkel, deren übergeordnetes Ziel ist es, pflegebedürftige Personen in ihren Fähigkeiten innerhalb der 13 ABEDLs (Aktivitäten, Beziehungen, Existentielle Erfahrungen des Lebens) zu fördern und zu unterstützen, um möglichst ein hohes Maß an Autonomie, Lebensqualität und Wohlbefinden erhalten zu können (vgl. Herold, E.E. 2001: 103).

Es resultieren Einschränkungen in folgenden ABEDLs und Lebensbereichen:

Sich bewegen können: Frau S. ist durch den chirurgischen Eingriff in der Mobilität eingeschränkt bedingt durch Schmerzen und die fehlende Brust. Sie nimmt eine Schonhaltung ein.

Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten können: Frau S. hat einen insulinpflichtigen Diabetes Mellitus, der nach der Operation entgleist ist. Sie fühlt sich unwohl und beschreibt eine körperliche Unruhe. Im stationären Setting wird Frau S. gerade auf ein neues Insulin eingestellt.

Sich pflegen können: Frau S. ist aufgrund des operativen Eingriffes und der fehlenden Mobilität der rechten Körperhälfte und Schmerzen nicht in der Lage, die tägliche Körperpflege durchzuführen. Aufgrund der Mastektomie gestaltet sich die Versorgung der Frau S. schwierig, da das Entkleiden mit großer Scham besetzt ist.

Sich kleiden können: Frau S. ist durch die Immobilität der rechten Körperhälfte, der OP-Wunde und die daraus resultierenden Schmerzen beim Bewegen nicht in der Lage sich ohne Hilfe an- und auszukleiden. Auch hierbei zeigt Fr. S. große Scham.

Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten: Seit ihrer Mastektomie fühlt sie sich nicht mehr als vollwertige Frau, ihr Körpergefühl ist verändert. Sie hat große Scham und fühlt sich minderwertig.

Sozialen Bereiche sichern können: Frau S. fühlt sich mit ihrer Erkrankung überfordert, beschreibt ein großes Schamgefühl, meidet soziale Kontakte.

Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können: Seit dem Tod ihres Mannes leidet sie unter Antriebslosigkeit, Unruhe und einer negativen Gedankenspirale, die Angst in ihr auslösen und sie sich dadurch sozial isoliert hat. Nach der Mastektomie fühlt sie sich zudem nicht mehr als vollwertige Frau und wegen der anstehenden Chemotherapie löst es in Ihr große Angst aus. Aufgrund des Wissens und der Erfahrung durch die Krebserkrankung ihrer Mutter, kommt für sie die geplante Chemotherapie nicht infrage und sie lehnt diese Therapieform ab. Zur Erfassung von Angst und Depression hat sich im psychoonkologischen Bereich ein Instrument etabliert mit 14 Items, ein Selbstbeurteilungsfragebogen (HADS-D). Dieser Fragebogen hat sich in verschieden Studien als valide und reliabel erwiesen (Eicher, Marquard 2008:292).

Frau S. leidet postoperativ unter starken Schmerzen, sie beschreibt den Schmerz als gleichbleibend stark und quälend. Der Expertenstandard „Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten Schmerzen“ sieht den Einsatz von zielgruppenspezifischen Instrumenten für die initiale und differenzierte Schmerzeinschätzung vor (DNQP 2011). Einer der empfohlenen Instrumente zur Selbsteinschätzung der Schmerzintensität ist hier die NRS (Numerische Rating Skala). Anhand dieser Skala, die die Schmerzintensität von 0-10 aufgliedert, äußerte Fr. S. den für sie zutreffenden Wert. 0= keine Schmerzen 10= starke Schmerzen.

Frau S. hat aufgrund der Mastektomie eine frische, chirurgische Wunde. Die Wundversorgung wird täglich durchgeführt, der Wundheilungsprozess unter Zuhilfenahme eines Wundbeurteilungsbogens dokumentiert. Die Wundbeurteilung wird unter Zuhilfenahme des Klassifikationsinstrumentes zur Wundbeurteilung nach URGE (Umgebung, Rand, Grund, Exsudat) durchgeführt (Eicher/ Marquard 2008: 353).

Des Weiteren bestehen Einschränkungen bei der Haushaltführung, da sie ihre rechte Körperhälfte durch den operativen Eingriff nicht belasten darf.

Durch die geführten Gespräche, die genannten Assessmentinstrumente wurden die Defizite, Versorgungslücken, mögliche Ressourcen und Bedürfnisse erhoben, dokumentiert und bewertet. Durch die erhobenen Informationen ist es nun möglich, die verfügbaren Leistungs- und Unterstützungsangebote zu planen und zu koordinieren (DGCC 2011: 18).

[...]

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Prozesshafte Steuerung im Case Management
Untertitel
Care Management
Hochschule
Hochschule Fulda
Veranstaltung
Care Management
Note
1,0
Autoren
Jahr
2014
Seiten
28
Katalognummer
V277593
ISBN (eBook)
9783656704904
ISBN (Buch)
9783656710509
Dateigröße
577 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Fallbeispiel im Case Management Prozess, inklusive Hilfeplanung, Literaturverzeichnis, Datenbanksuche
Schlagworte
Case Management, Monitoring, Steuerung, Hilfeplan, Mamma Ca, Evaluation
Arbeit zitieren
Anja Preis-Heil (Autor:in)Svenja Walther (Autor:in), 2014, Prozesshafte Steuerung im Case Management, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277593

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