Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus


Diplomarbeit, 2014

127 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Zusammenfassung

Abstract

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Abgrenzung des Untersuchungsgebietes
1.2. Problemstellung und Zielsetzung
1.3. Arbeitsgrundlagen und Arbeitsmethodik

2. Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus
2.1. Der Kaukasus – ein geografischer Überblick
2.1.1. Physiogeografische Faktoren
2.1.1.1. Geologie und Relief
2.1.1.2. Klima und Vegetation
2.1.1.3. Rohstoffe, Erdöl- und Erdgassituation
2.1.2. Humangeografische Faktoren
2.1.2.1. Demografie
2.1.2.2. Ethnische, sprachliche und religiöse Struktur der Bevölkerung
2.1.2.3. Wirtschaft
2.1.2.4. Lines of communication
2.2. Strategische Militärgeografie des Kaukasus anhand von Fallbeispielen
2.2.1. Historischer Überblick
2.2.1.1. Mongolischer und Osmanischer Einfluss
2.2.1.2. Zaristisch-Russischer Einfluss
2.2.1.3. Historische Entwicklung in Armenien
2.2.1.4. Historische Entwicklung in Georgien
2.2.1.5. Historische Entwicklung im Aserbaidschan
2.2.1.6. Historische Entwicklung im Nordkaukasus
2.2.2. Die Rolle Kaukasiens während der Weltkriege
2.2.2.1. Erster Weltkrieg
2.2.2.2. Zwischenkriegszeit
2.2.2.3. Zweiter Weltkrieg
2.2.2.4. Nachkriegszeit und Zerfall der Sowjetunion
2.2.3. Die Enklaven (Nagorny-Bergkarabach, Nakhichevan)
2.2.3.1. Berg-Karabach
2.2.3.2. Nakhichevan
2.2.4. Die Unruheherde in Georgien
2.2.4.1. Abchasien
2.2.4.2. Südossetien
2.2.4.3. Der Fünftagekrieg 2008
2.2.5. Der Nordkaukasus - Die Rolle der russischen Provinzen
2.2.6. Die Beziehungen zum Nahen Osten (Türkei, Iran)
2.2.6.1. Beziehungsgefüge Iran – Kaukasus:
2.2.6.2. Beziehungsgefüge Türkei – Kaukasus:
2.2.7. Zukünftige sicherheitsstrategische Rolle (Rohstoffsituation, Rohstofftransport, Verkehr)
2.2.8. Analogien zur Krim-Krise 2014

3. Resümee

4. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen
4.1. Literatur
4.2. Internet
4.3. Weitere Arbeitsgrundlagen

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegeben Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Gleichheitsgrundsatz

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit manchmal darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Ich möchte jedoch ausdrücklich festhalten, dass die bei Personen verwendete maskuline Form für beide Geschlechter zu verstehen ist.

Mag. Steiner Stefan

Vorwort

Aufgrund meiner militärischen Vergangenheit, ich war vor meinem Studium als Unteroffizier beim Hochgebirgsjägerbataillon 26 in Spittal an der Drau tätig, interessiere ich mich besonders für militärgeografische, geopolitische und geostrategische Fragestellungen. Im Rahmen des Seminars „Israel“ im Sommersemester 2008 beschäftigte ich mich erstmals mit den Beziehungen Israels zu seinen Nachbarstaaten im Nahen Osten. In diesem Rahmen entstand meine Bakkalaureatsarbeit „Die militärgeografischen Rahmenbedingungen Israels und deren Auswirkungen auf die Verteidigungspolitik“. Darauf aufbauend folgte meine umfangreiche Magisterarbeit mit dem Thema „Die geostrategische Bedeutung des Nahen Ostens“. Diese beinhaltet neben einer allgemeinen Übersicht über Militärgeografie eine ausführliche Betrachtung von Einzelstaaten, historischen und aktuellen Konflikten. So entstand ein Gesamtbild und der Leser kann sich ein übergeordnetes Verständnis für die Rolle des Nahen Ostens in der globalen Geopolitik erarbeiten.

In meiner zweiten Abschlussarbeit möchte ich mich einer zweiten, nicht minder interessanten und komplexen Region zuwenden. Gerade beim Schreiben dieser Zeilen Ende Dezember 2013 bis März 2014 kam es wieder zu tagesaktuellen Entwicklungen (Doppelanschlag vermutlich tschetschenischer Widerstandskämpfer in Wolgograd/Stalingrad, Regierungskrise in der Türkei, Krimkrise), was für die außerordentliche Volatilität der Region bzw. seines näheren Umfeldes spricht.

Ich möchte mit meiner Arbeit ein erweitertes Verständnis für die Komplexität der geopolitischen Vorgänge schaffen, welche den Kaukasus beeinflussen. Um die Lesbarkeit zu erleichtern, habe ich die Nomenklatur eher westlich gehalten und, wenn möglich, deutsche Bezeichnungen für Personen und Orte verwendet.

Bedanken möchte ich mich bei allen Personen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben, besonders jedoch bei meiner Partnerin Julia, die mir im gesamten Studienverlauf in allen Belangen immer eine sehr hilfreiche Stütze war. Des Weiteren gilt mein Dank Herrn Ao. Univ. Prof. Dr. Peter CEDE für die erneute Betreuung meiner Diplomarbeit.

Zusammenfassung

Der Kaukasus ist geprägt durch die historische Überlagerung von drei Einflüssen, die sich mit den vorherrschenden Kulturen vermischt haben: der persische Kulturraum (Schlagworte Orient, Islam), das Byzantinische Reich (Christentum in Armenien und Georgien) und seit ca. 1800 der zuerst zaristisch-russische, ab 1920 sowjetische und ab 1990 wieder russische Einfluss. Überhaupt sorgte erst der Zusammenbruch der UdSSR für ein Wiedererstarken der Region.

Ab den 1980er Jahren eskalierten viele potentielle Konflikte. Durch den Zerfall der Sowjetunion etablierten sich neue Machtordnungen, statt einer „inneren Angelegenheit Moskaus“ war der Kaukasus plötzlich eine Spielwiese inter- und transnationaler Akteure. Die Ursachen für die gewaltsamen Auseinandersetzungen liegen in der Geschichte weit zurück, obwohl die Vorgänge im 20. Jahrhundert wohl überwiegend verantwortlichen dafür sind.

Hauptkonflikte waren der Fünftagekrieg in Georgien 2008, die zwei Tschetschenienkriege und der daraus resultierende, bis heute andauernde Untergrundkampf. In jüngster Zeit bestimmt die Frage des aserbaidschanischen Erdöls und Erdgases, und dabei insbesondere dessen Transportrouten in den Westen das Geschehen in der Region. Dabei geht es besonders um eine Verringerung der europäischen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen, was zu entsprechenden Reaktionen aus Moskau führte und führt.

Der Kampf um den Einfluss im Kaukasus ist jedenfalls in vollem Gange, und eine Bewertung der Vorgänge kann durch unvorhergesehene Ereignisse (wie der Umsturz in der Ukraine im Februar 2014) jederzeit obsolet werden.

Abstract

The Caucasus is characterized by three historic impacts where the different cultures merged: the Persian culture brought oriental aspects and the Islam to the region, during the Byzantine Empire people in Armenia and Georgia converted to Christianity. In 1800, the region was under Tsarist Russian, in 1920, under Sowjet and from 1900 again under Russian influence. A resurgence of the region was only made possible after the collapse of the USSR.

In the 1980s, many potential conflicts intensified. The collapse of the Soviet Union also changed the balance of power in the region. Instead of a Russian home affaire, the caucasus became a playground of international and transnational players. Most violent conflicts have historical reasons, although the events in the 20th century are mainly responsible for their escalation.

The principal conflicts were the Russo-Georgian five-day war in 2008, the two Chechen wars and the resulting resistance movement. Lately, the Azerbaijan oil and natural gas and in particular their transport routes to the West have become the main issue in the region. The European Union wants to become independent on Russian energy supply and Moscow is acting accordingly.

The struggle over influence in the Caucasus is still in progress and so the assessment of the situation can become obsolete due to unanticipated events like the political turmoil in the Ukraine in February 2014.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Tabelle 1: Wirtschaftliche Kenndaten der Kaukasusstaaten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Überblick über das Untersuchungsgebiet

Abbildung 2: Krisenregion Kaukasus

Abbildung 3: Umstrittene Gebiete in der Kaukasus-Region (Stand 2008)

Abbildung 4: Die Kaukasus-Region im Überblick

Abbildung 5: Gergeti (Georgien)

Abbildung 6: Baku City (links), Öltürme bei Bibi Hadat (rechts)

Abbildung 7: Reliefübersicht des Untersuchungsgebietes

Abbildung 8: Satellitenbild der Kaukasusregion

Abbildung 9: Tektonische Grobübersicht der Kaukasusregion und Umgebung

Abbildung 10: Tektonische Detailkarte des Kaukasus

Abbildung 11: Klimakarte der Kaukasusregion

Abbildung 12: Ausgewählte Klimadiagramme (Nordkaukasus)

Abbildung 13: Ausgewählte Klimadiagramme (Zentralkaukasus)

Abbildung 14: Klima im Nahbereich des Kaspischen Meeres

Abbildung 15: Ausgewählte Klimadiagramme (Südkaukasus)

Abbildung 16: Mittlere Jahrestemperaturen im Zentralkaukasus

Abbildung 17: Vegetationsbedeckung in der Kaukasusregion

Abbildung 18: Erdöl- und Erdgasvorkommen im Kaspischen Meer

Abbildung 19: Verlauf der BTC-Pipeline

Abbildung 20: Vergleich der Einwohnerzahlen im Kaukasus (Stand 2013)

Abbildung 21: Migrationsströme im Kaukasus 1988-2004

Abbildung 22: Bevölkerungsdichte im Zentralkaukasus

Abbildung 23: Ethnische Zusammensetzung der Kaukasusregion

Abbildung 24: Religiöse Struktur in der Kaukasusregion

Abbildung 25: Ethno-linguistische Karte der Kaukasusregion

Abbildung 26: Ethnische Gliederung in Georgien

Abbildung 27: Ethnische Gliederung in Aserbaidschan

Abbildung 28: Ethnische Gliederung des Nordkaukasus

Abbildung 29: Inflationsrate in Aserbaidschan (2003-2013)

Abbildung 30: Überblick über natürliche Ressourcen in der Kaukasusregion

Abbildung 31: Eisenbahninfrastruktur im Nord- und Zentralkaukasus

Abbildung 32: Straßeninfrastruktur und Flughäfen in der Kaukasusregion

Abbildung 33: Osmanischer Einfluss im Kaukasus bis 1683

Abbildung 34: Russische Expansion im Kaukasus im 19. Jahrhundert

Abbildung 35: Georgien zur Blütezeit im 12.-13.Jhdt. n. Chr.

Abbildung 36: Die Osmanisch-Russische Front im Südkaukasus (1.Weltkrieg)

Abbildung 37: Osmanischer Vorstoß im Südkaukasus 1918

Abbildung 38: Der Kaukasus im 2.Weltkrieg

Abbildung 39: Flaggenhissung auf dem Elbrus (Propaganda-Postkarte September 1942)

Abbildung 40: Etablierung der unabhängigen Kaukasus-Staaten 1990/91

Abbildung 41: Übersichtskarte Nagorny-Bergkarabach

Abbildung 42: Übersichtskarte Nakhchivan

Abbildung 43: Übersichtskarte Abchasien

Abbildung 44: Übersichtskarte Südossetien

Abbildung 45: Pankisi-Tal (Georgien)

Abbildung 46: Detailkarte Abchasien

Abbildung 47: Verlauf des Fünftagekriegs 2008

Abbildung 48: EUMM-Mission in Georgien

Abbildung 49: Ethnische Komposition im Nordkaukasus

Abbildung 50: Übersichtskarte Tschetschenien

Abbildung 51: Verlauf des Ersten Tschetschenienkrieges

Abbildung 52: Inoffizielle Karte des Kaukasusemirats

Abbildung 53: Bevölkerungsverteilung Karatschai-Tscherkessien (Jahre nicht skaliert!)

Abbildung 54: Bevölkerungsverteilung Kabardino-Balkarien (Jahre nicht skaliert!)

Abbildung 55: Russische Erdgasimporte in Europa (Stand: 2007)

Abbildung 56: Energie-Transportrouten im erweiterten Kaukasusgebiet

Abbildung 57: Die gespaltene Ukraine

Abbildung 58: Russisches Pipelinenetz Richtung Europa, Stand 2014

1. Einleitung

1.1. Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Als Kaukasus-Region definiert wird zumeist das Gebiet bestehend aus den russischen Provinzen nördlich des Gebirgszuges des Großen Kaukasus sowie den drei Staaten Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Manche Quellen ordnen auch Teile des Irans und der Nordosttürkei dem Kaukasus zu.

Andere, mehr topografisch ausgerichtete Definitionen beinhalten die Bergkette des Großen Kaukasus (engl.: Greater Caucasus), des Kleinen Kaukasus (Lesser Caucausus) und das dazwischen-liegende Gebiet, oft Transkaukasus genannt.

Wiederum andere Autoren unterscheiden nur zwischen dem Nordkaukasus (und meinen damit die russischen Provinzen entlang des Gebirgszuges) und dem Südkaukasus (welcher Georgien, Armenien und Aserbaidschan umfasst). Im Zuge dieser Arbeit beschränke ich mich im Nordkaukasus auf die an den Gebirgszug grenzenden Teilrepubliken, d.h. Karatschai-Tscherkessien, Kabardino-Balkarien, Nordossetien, Inguschetien, Tschetschenien und Dagestan (somit exklusive der Gebiete Adygiens, Kalmykiens, Krasnodars und Stawropols).

Abb. 1 vermittelt einen guten Überblick über das Untersuchungsgebiet. Ich werde mich auch nicht nach einer strikten Definition halten, den „roten Faden“ werden jedoch die beiden Gebirgszüge darstellen.

Abbildung 1: Überblick über das Untersuchungsgebiet

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.freeworldmaps.net/asia/caucasus/caucasus-map.jpg, eingesehen am 19.03.2014

1.2. Problemstellung und Zielsetzung

In dieser Arbeit soll ein Überblick über die geostrategische Bedeutung der Kaukasus-Region gegeben werden. „Strategic geography“ kann über die Kontrolle oder den Zugang zu Räumen (sowohl zu Land, Wasser, Luft als auch vom Weltraum aus) definiert werden. Dabei haben die Zugangsmöglichkeiten direkten oder indirekten Einfluss auf sicherheits- und wirtschaftsbezogene Aspekte eines Staates. Mit dieser Definition wird der Begriff der „Geopolitik“ (= Einfluss von geografischen Faktoren auf die internationale Politik) erweitert. Die Strategische Geografie unterteilt sich weiter in physiogeografische (v.a. Topografie) und humangeografische Faktoren (u.a. Politische Geografie, Wirtschaftsgeografie, Militärgeografie). (KEMP & HARKAVY, 1997, S.8-9)

Insbesondere werde ich auf die historischen und aktuellen Konfliktherde in der Region näher eingehen. Unter anderem werde ich den Georgienkrieg 2008, die Tschetschenienkriege und die Enklave Nagorny-Bergkarabach detaillierter abhandeln, vgl. dazu Abb. 2. Auch historische Auseinandersetzungen, wie z.B. die Rolle des Kaukasus in den beiden Weltkriegen, werden angesprochen.

Abbildung 2: Krisenregion Kaukasus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.crp-infotec.de/03welt/kaukasus/grafs/krisenregionaktuell.gif, eingesehen am 19.03.2014

Ich werde bewusst allgemeine militärgeografische Aspekte weniger eingehend behandeln, sie wurden ausführlich in meiner Masterarbeit aus dem Jahr 2009 besprochen. Ebendort wurde auch zahlreiche Begriffe definiert und ein allgemeiner Überblick über relevante militärgeografische Faktoren gegeben. Insbesondere verweise ich auf die Definitionen des Begriffs „Militärgeografie“ (STEINER, S., 2010, S.16). Auf manche Regionen bin ich näher eingegangen (etwa Georgien, Tschetschenien), Informationen speziell zu Aserbaidschan und Armenien finden sich jedoch eher im Überblickskapitel 2 und 3.3.

Grund dafür ist, dass ich die bedeutendsten Konflikte der Gegenwart als Aufhänger verwendet habe: den Nagorny-Bergkarabach-Konflikt (Kap. 3.3.), die Auseinandersetzungen in Georgien (Abchasien, Südossetien, Fünftagekrieg 2008, Kap. 3.4.), vgl. dazu auch Abb. 3, sowie die beiden Tschetschenienkriege 1994-1996 und 1999-2009 (Kap. 3.5.).

Abbildung 3: Umstrittene Gebiete in der Kaukasus-Region (Stand 2008)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6d/Caucasusbreakawayregions2008.svg/1280px-Caucasusbreakawayregions2008.svg.png, eingesehen am 19.03.2014

Die historischen Konflikte in der Region werden in Kap. 3.1. und 3.2. zusammengefasst, in letzterem wurde insbesondere die Rolle des Kaukasus im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie dessen damalige geostrategische Bedeutung für das Deutsche Reich bzw. später Nazi-Deutschland behandelt.

Folgende Forschungsfragen können also aufgeworfen und im Verlauf der Arbeit beantwortet werden:

- Inwieweit beeinflussen die geografischen Parameter die innere und äußere Sicherheitspolitik der Akteure?
- Welche Rolle spielt das Vorhandensein und der Transport von Rohstoffen in den gegenseitigen Beziehungen zwischen den Kaukasusstaaten und den regionalen und internationalen Großmächten?
- Welche Auswirkungen hat der ungeklärte Status diverser Gebiete auf die regionale und globale Geopolitik?
- Mit welchen Mitteln versucht Russland, seinen Einfluss auf die ehemaligen Satellitenstaaten zu erhalten bzw. wiederzuerlangen? Wie kann dabei der Spagat zwischen diametral gegensätzlichen Interessen in diesen Gebieten und den unruhigen Teilrepubliken im Nordkaukasus geschlagen werden?

1.3. Arbeitsgrundlagen und Arbeitsmethodik

In dieser Arbeit werde ich sowohl induktive als auch deduktive Ansätze verfolgen. Einerseits werde ich durch die Betrachtung der verschiedenen „Hot Spots“ (Kapitel 3) sowie von historischen Gegebenheiten Schlussfolgerungen ziehen und damit eine Gesamtbewertung erstellen. Andererseits werde ich mich immer wieder auf die in meiner Masterarbeit behandelte Theorie der Militärgeografie beziehen, und diese Erkenntnisse in die Praxis umsetzen.

Dies alles wird mittels einer umfassenden Literaturrecherche, Analyse von Presseartikeln und Geländeinterpretationen geschehen. Außerdem bietet das Internet eine ergiebige Informationsquelle zu aktuellen Themen in der Region sowie für detailliertes Kartenmaterial.

Die wichtigsten Standardwerke hinsichtlich allgemeiner Militärgeografie kommen aus den USA: John M. COLLINS ist Autor von „Military Geography“, eine bis heute unerreichte Zusammenfassung geopolitischer und militärgeografischer Parameter (COLLINS, John M., 1998, Military Geography. Potomac Books Edition, Washington D.C., 437 S.). Obwohl sich Colbert C. HELD in seinen „Middle East Patterns“ speziell mit dem Nahen Osten beschäftigt, fließen doch sehr viele allgemeine Erkenntnisse mit ein und werden dort auch explizit angesprochen und herausgearbeitet (HELD, Colbert C., 2006, Middle East Patterns. 4th edition, Westview Press, Colorade, 646 S.). Erwähnenswert ist noch das vom Österreichischen Militärgeografischen Dienst herausgegebene „International Handbook Military Geography“ (MANG, Reinhard und HAUSLER, Hermann (Hrsg.), 2006a, International Handbook Military Geography. Truppendienst-Handbuch, Wien, 591 S.).

Speziell auf das Untersuchungsgebiet bezogen haben mir der Kaukasus-Ableger der Beck’schen Reihe (von GUMPPENBERG, Marie-Carin, STEINBACH, Udo (Hrsg.), 2008, Der Kaukasus. Geschichte – Kultur – Politik. Beck’sche Reihe, Verlag C. H. Beck, Nördlingen, 256 S.) und den vom Deutschen Militärgeografischen Institut erstellten „Wegweiser zur Geschichte“ sehr geholfen. (CHIARI, Bernhard, 2008a, Kaukasus: Wegweiser zur Geschichte. Schöningh Verlag, Paderborn, 288 S.). Aus letzterer Publikation stammen insbesondere einige der Abbildungen in dieser Arbeit.

Als Hintergrundliteratur empfehlenswert ist vor allem das Jahrgangsheft 11/2008 des Berliner Wissenschaftsverlages (DIVERSE, 2008, Osteuropa. Rückblick auf ein Lehrstück – Der Kaukasuskrieg und seine Folgen. Berliner Wissenschaftsverlag, 58. Jahrgang, Heft 11, November 2008. Berlin, 196 S.), und, wenn auch weniger objektiv und wissenschaftlich anspruchsvoll, das „Schlachtfeld der Zukunft“ vom bekannten deutsch-französischen Reisejournalisten Peter Scholl-Latour (SCHOLL-LATOUR, Peter, 1998, Das Schlachtfeld der Zukunft – Zwischen Kaukasus und Pamir. Goldmann Verlag Berlin, 601 S.).

Der chronologische Aufbau lässt sich dem Inhaltsverzeichnis entnehmen. Da die allgemeine Militärgeografie bereits in meiner Masterarbeit von 2009 umfassend behandelt wurde (vgl. STEINER, S., 2009, S.18-46), verzichte ich an dieser Stelle auf eine weitergehende Beschreibung der theoretischen Aspekte und beginne gleich mit einem geografischen Überblick über die Kaukasusregion. Damit sollen die Grundlagen für ein tiefergehendes Verständnis der im Kapitel 2.2. betrachteten Fallbeispiele geschaffen werden. Schließlich werden die Einzelkonflikte zusammengeführt, abstrahiert und von einer höheren geopolitischen Ebene aus analysiert (Kap. 2.2.7, 2.2.8, 3).

2. Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus

2.1. Der Kaukasus – ein geografischer Überblick

Im Folgenden wird versucht, einen physio- und humangeografischen Überblick über den Kaukasus zu geben, wohl wissend, dass selbst eine ausführliche Behandlung nur einen ersten Einblick in diese komplexe Region geben kann.

Abbildung 4: Die Kaukasus-Region im Überblick

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.crp-infotec.de/03welt/kaukasus/grafs/kartepolitisch.gif, eingesehen am 19.03.2014

Historisch betrachtet lässt sich der Große Kaukasus als „natürliche Grenze des russischen (bzw. sowjetischen) Einflusses“ auffassen. Dies ist einleuchtend, wenn man bedenkt, mit welchen Schwierigkeiten die allmächtige Sowjetunion bei der Machtausübung über die drei kaukasischen Staaten Georgien, Armenien und Aserbaidschan konfrontiert war. (GUMPPENBERG, M.-C., 2008, S.7)

Die Region südlich des Großen Kaukasus hatte schon seit historischen Zeiten eine große Bedeutung, insbesondere als West-Ost-gerichtete Transitachse zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Ein Zweig der Seidenstraße führte von Baku über Tiflis nach Sochumi (auch: Suchumi, Suchum). Schon viele Jahrhunderte vor Christi Geburt siedelten sich griechische Händler an der Schwarzmeerküste an. Heute schlängeln sich Pipelines durch das Gebiet, um das im Kaspischen Meer geförderte Rohöl und Erdgas Richtung Europa zu transportieren. (GUMPPENBERG, M.-C., 2008, S.7-8)

Heutzutage wird der Kaukasus instinktiv mit einem andauernden Krisenherd assoziiert. Gründe dafür sind die seit historischen Zeiten existierenden Zugriffe bzw. Zugriffsversuche der benachbarten Großreiche, später der kolonialen Mächte und der Sowjetunion. Heute versuchen Russland auf der einen, die USA und die Europäische Union auf der anderen Seite, geostrategische Kontrolle über die Region zu erlangen und zu etablieren.

Zusätzlich kommt die Funktion der Region als Grenzgebiet, Kontaktzone und Trennlinie zwischen dem christlichen Okzident und dem zentralasiatischen und persischen Orient hinzu, was sich auch heute noch im religiösen und ethnischen „Fleckerlteppich“ äußert. (GUMPPENBERG, M.-C., 2008, S.7-8)

Als ob das nicht genug wäre, weist das Gebiet auch noch eine außerordentliche physiogeografische Vielfalt auf. Man vergleiche nur exemplarisch die Abbildungen 5 und 6.

Abbildung 5: Gergeti (Georgien)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://statics.photodom.com/photos/2010/10/14/2006864.jpg, eingesehen am 19.03.2014

Abbildung 6: Baku City (links), Öltürme bei Bibi Hadat (rechts)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://d1vmp8zzttzftq.cloudfront.net/wp-content/uploads/2012/02/baku-azerbaijan-at-caspian-sea-on-the-night-photo-1600x1027.jpg und http://media.lonelyplanet.com/lpi/25710/25710-1/681x454.jpg, jeweils eingesehen am 19.03.2014

2.1.1. Physiogeografische Faktoren

Im Kaukasus-Gebiet wechseln sich Landschaften und Klimazonen teilweise abrupt ab. Insbesondere Georgien ist ein Paradebeispiel für Vielfältigkeit auf engstem Raum: am Schwarzen Meer herrscht subtropisches Klima vor, Richtung Westen trifft man auf Steppen- und Hochgebirgsklimate. (REISNER, O., 2008, S.34). Im Folgenden werde ich versuchen, anhand der wichtigsten physiogeografischen Parameter einen Überblick über die Region zu geben.

2.1.1.1. Geologie und Relief

Der Kaukasus, Teil des alpidischen Gebirgsgürtels, ist geprägt durch die beiden großen Faltengebirgsketten. Die höchste Erhebung ist der Elbrus (5642m), der je nach Definition der geografischen Einheit „Europa“ als dessen höchster Berg gilt. Insgesamt gibt es im Großen Kaukasus noch weitere sechs Fünftausender.

Unterteilen lässt sich der Kaukasus von Norden nach Süden in die nordkaukasischen Ebenen, den Großen Kaukasus, die Transkaukasische Senke, den Kleinen Kaukasus (geprägt von Durchbruchstälern) und das Talysh-Gebirge (vgl. Abb. 7). (BURGA et al, 2004, S.124).

Abbildung 7: Reliefübersicht des Untersuchungsgebietes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.treehouse-maps.com/mims/m3p/TFMR064TurkeyCaucasus.jpg, eingesehen am 19.03.2014, bearbeitet

Der Kleine Kaukasus wird dabei nicht immer als eigenständiges Gebirge geführt, sondern als Teil des nordanatolischen/nordiranischen Kettengebirges angesehen. Im Gegensatz zum Großen Kaukasus existiert kaum Vergletscherung.

Zahlreiche Flüsse entspringen den einzelnen Gebirgsketten. Die Entwässerung erfolgt dabei überwiegend radial, vgl. dazu Abb. 7. Das heißt aber nicht, dass alle Gebiete der Region mit Wasserreichtum gesegnet sind: Armenien besteht zu großen Teilen aus verkarstetem Bergland und weist daher einen Mangel an Quellwasser auf. (HOFMANN, T., 2008, S.17)

Ergänzend findet sich in Abb. 8 ein Satellitenbild der Kaukasus-Region.

Abbildung 8: Satellitenbild der Kaukasusregion

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://mapsof.net/uploads/static-maps/caucasussatelliteimage.jpg, eingesehen am 19.03.2014, eigene Bearbeitung;

Die Geologie des äußerst aktiven kaukasischen Raumes ist bestimmt durch die sich aufeinander zubewegenden Litosphärenplatten der Eurasischen und der Arabischen Platte seit etwa dem Übergang vom Neogen zum Quartär (ca. 23 Mio. Jahre v.h.). Die Kaukasus-Ketten sind Faltengebirge und werden durch die nordwärts gerichtete Bewegung der an dieser Stelle keilförmigen Arabischen Platte aufgerichtet. (ADAMIA et al, 2011, S.489)

Weiters prägt die nordanatolische Verwerfung, eine Lateralverschiebung zwischen der Eurasischen und der Anatolischen Platte, den westlichen Teil der Region (vgl. Abb. 15).

Abbildung 9: Tektonische Grobübersicht der Kaukasusregion und Umgebung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://historyofgeology.fieldofscience.com/2011/10/paleoseismology-of-anatolian-and.html, eingesehen am 01.12.2013

Abb. 16 beschreibt die Situation noch detaillierter - hier kommt besonders markant die Verwerfungszone im Großen Kaukasus hervor, auffallend ist auch die äußerst komplizierte und kleinräumige geologische Struktur.

Abbildung 10: Tektonische Detailkarte des Kaukasus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://sp.lyellcollection.org/content/340/1/261/F3/graphic-4.large.jpg, eingesehen am 19.03.2014

Insgesamt kommt es aufgrund der tektonischen Aktivität seit Jahrhunderten zu teils starken Erdbeben im Kaukasus-Gebiet. Die häufigsten Epizentren sind auch in Abb. 16 eingezeichnet:

Die am Zagros-Falten- und Überschiebungsgürtel gelegene türkische Stadt Van ist seit Jahrhunderten Schauplatz von Naturkatastrophen. Berichte von starken Erdstößen existieren bereits aus dem 4. und 10. Jahrhundert. Im November 1976 forderte ein Beben der Stärke 7,3 auf der Richter-Skala ca. 4000 Tote. Im Oktober 2011 starben ca. 600 Menschen bei einem beinahe gleich starkem Beben (7,2 nach Richter).[1]

Im Dezember 1988 ereignete sich in der damals noch sowjetischen Stadt Spitak ein Beben der Stärke 6.9 nach Richter. Über 25 000 Tote waren zu beklagen.[2]

Weiter zurückliegende Beben werden aus Samaxi, Aserbaidschan (1667, ca. 80 000 Tote) und Behura berichtet. Letztere Stadt wurde gegen Ende der Bronzezeit im Zuge der Eroberung durch den urartäischen König Argischti I. zerstört. Überlieferungen zufolge unterstützte ein Erdbeben das auf 780-756 v.Chr. datierte Unterfangen.[3] (KARAKHANIAN & HERVÉ, 2000, S.24)

2.1.1.2. Klima und Vegetation

Aufgrund der Kleinräumigkeit der Untersuchungsregion ist die klassische Unterteilung nach Köppen-Geiger komplex, auf wenigen hundert Kilometern finden sich zahlreiche Klimazonen wieder. Oftmals werden auch die Grenzwerte für unterschiedliche Klassifizierungen knapp erreicht oder auch nicht, daher ist die Aussagekraft eingeschränkt. Abb. 9 stellt einen Versuch einer Klassifizierung dar.

Abbildung 11: Klimakarte der Kaukasusregion

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcS5yt1pBRdFGIfSpqw5YDQfiLIcWe2KN6dzIXYrsbN3T-3VQcF, eingesehen am 19.03.2014

Aufgrund der Problematik wird daher versucht, an dieser Stelle eine qualitative Beschreibung, gestützt durch exemplarische Klimadiagramme, vorzunehmen.

Generell befindet sich die Kaukasus-Region im Einfluss der Westwindzone. Die Hauptgebirgskette bildet eine Klimascheide zwischen gemäßigter und subtropischer Zone, denn durch die Erhebung wird der Austausch von trockenen, kontinentalen Luftmassen Zentraleurasiens und warmen feuchten Luftmassen südlich davon erschwert bzw. unterbunden[4].

Nördlich des Großen Kaukasus lässt sich wie auch südlich davon eine West-Ost-Differenzierung erkennen. Sotschi (Soci) und das weiter landeseinwärts gelegene Patigorsk weisen ein warmgemäßigtes, vollfeuchtes Regenklimat auf. Dabei nehmen die Niederschlagsmengen Richtung Osten stark (Abregnung der feuchten, vom Schwarzen und Mittelmeer beeinflussten Luftmassen) und die Temperatur leicht ab. (vgl. Abb. 10)

Aufgrund der dominanten Westwinde und der NW-SO-Erstreckung der Gebirgskette nehmen die Niederschläge Richtung Osten weiter ab. Grozni oder Machala etwa haben bereits winterkaltes Steppenklima (Abb. 10).

Abbildung 12: Ausgewählte Klimadiagramme (Nordkaukasus)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.klimadiagramme.de, eingesehen am 18.12.2013, eigene Bearbeitung

In Transkauskasien zeigt sich vorerst ein ähnliches Bild. An der Schwarzmeerküste sind die Niederschlagsmengen nach wie vor hoch, das Suramigebirge schirmt Tiflis bereits ab, dennoch weist die georgische Hauptstadt wie etwa Sotschi gerade noch ein Cfa-Klima mit Niederschlagsspitzen im Frühling bis Frühsommer auf. Aufgrund fehlender natürlicher Barrieren besitzt die Transkaukasische Senke dann dasselbe Klimat.

Abbildung 13: Ausgewählte Klimadiagramme (Zentralkaukasus)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.klimadiagramme.de, eingesehen am 18.12.2013, eigene Bearbeitung

Weiter südlich wird es allerdings interessant. Baku ist trotz der räumlichen Nähe zu Geokcaj mit einem winterkalten Steppenklima zu identifizieren. Grund dafür ist die Abschirmwirkung durch die östlichen Ausläufer des Großen Kaukasus.

Nur etwa 200 km südlich von Baku befindet sich Lenkoran. Plötzlich befinden wir uns laut Klassifikation in einem Mittelmeerklima, die Niederschlagsmenge gegenüber Baku hat sich fast verfünffacht (vgl. Abb. 11).

Abbildung 14: Klima im Nahbereich des Kaspischen Meeres

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 15: Ausgewählte Klimadiagramme (Südkaukasus)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.klimadiagramme.de, eingesehen am 18.12.2013, eigene Bearbeitung

Abb. 14 zeigt eine Zusammenfassung der mittleren Jahrestemperaturen in den drei eigenständigen Kaukasus-Staaten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 16: Mittlere Jahrestemperaturen im Zentralkaukasus

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Arbeitsgrundlage: http://farm8.staticflickr.com/7278/7793760092c36be29e13o.jpg, eingesehen am 19.03.2014

Bezüglich der Vegetation zählt der Kaukasus zu den artenreichsten Regionen der gemäßigten Zone. Verantwortlich dafür ist die landschaftliche Vielfalt auf engstem Raum. Auf einer Fläche von ca. 500 000 km² sind Hoch- und Mittelgebirge, Wälder, Strauch- und Wiesenlandschaften bis hin zu Steppen und Halbwüsten zu finden. Insbesondere sind hier viele endemische Pflanzen- und Tierarten beheimatet. Dies ist hauptsächlich auf die natürliche Schutzfunktion der Gebirgsketten und die relativen Abgeschiedenheit zurückzuführen. Diese Eigenschaften sind mitverantwortlich dafür, dass während der letzten Eiszeiten zahlreiche Arten in diesem Refugialraum überleben konnten[5].

Erwähnenswert sind die ca. 6500 Gefäßpflanzen (davon 25% endemisch), 153 Säugetierarten (20%) und die 200 verschiedenen Fischarten (33%). Außerdem gibt es 400 Vogel-, 77 Reptilien- und 16 Amphibienarten[6].

Besondere Bedeutung kommt auch den Gebieten zu, die an das Schwarze bzw. das Kaspische Meer grenzen:

- hauptsächlich in Georgien befindet sich die Kolchis. Im geografischen Sinne wird damit zumeist die an das Schwarze Meer grenzende Ebene zwischen dem Großen und dem Kleinen Kaukasus bezeichnet. Durch die klimatische Begünstigung kam es bald nach dem Ende der letzten Eiszeit zu einer dauerhaften Besiedlung. Archäologische Funde zeugen von frühem Kupferabbau (6000 v.Chr.) und Weinanbau (5000 v.Chr.). Bis heute hat sich v.a. aufgrund der Isoliertheit der Gebirgsregionen die Artenvielfalt erhalten. (TARMAS, O., 2008, S.63-65)

- Hyrkanien befindet sich im Süden Aserbaidschans bzw. an der Kaspischen Küste des Irans. Dieses Gebiet war ebenfalls ein bekannter Refugialraum während der letzten Eiszeit, insbesondere für die Waldvegetation. Aufgrund der räumlichen Abgeschlossenheit gelang die Rückwanderung nur ausnahmsweise. (WAKONIGG, H., 2005, S.40)

Aus militärgeografischer Sicht spielt die Vegetation des Kaukasus eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist das Relief, d.h. die Funktion der Gebirgsketten als Nord-Südbarriere, und die daraus resultierenden „Lines of communication“ (vgl. Kap. 2.1.6.). Nur in Georgien, das einen Waldanteil von etwa 40% aufweist[7], spielt die bewegungseinschränkende Bedeckung eine wenn auch nur kleine Rolle (vgl. Kap. 3.4., Georgienkrieg 2008). Schließlich waren die weitläufigen Waldgebiete des Kolkheti Nationalparks und der Region Kulevi von der militärischen Auseinandersetzung nicht betroffen.

Abb. 19 fasst die Vegetationsbedeckung im Kaukasus zusammen.

Abbildung 17: Vegetationsbedeckung in der Kaukasusregion

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://api.ning.com/files/0LWUZ*f07srH3CiY-Mzh3xk5pMos8loqU8KL09OGiUlTHDDAA7ghJIAaxRMsFRux/caucasusenvsec2landcoverb.gif, eingesehen am 01.12.2013

[...]


[1] http://historyofgeology.fieldofscience.com/2011/10/paleoseismology-of-anatolian-and.html, eingesehen am 16.12.2013

[2] http://historyofgeology.fieldofscience.com/2011/10/paleoseismology-of-anatolian-and.html, eingesehen am 16.12.2013

[3] http://historyofgeology.fieldofscience.com/2011/10/paleoseismology-of-anatolian-and.html, eingesehen am 16.12.2013

[4] http://www.geographicbureau.com/trips/caucasus/info/climateinthecaucasus.jdx, http://www.britannica.com/EBchecked/topic/100270/Caucasus/47859/Climate, eingesehen am 18.12.2013

[5] http://georgia-insight.eu/georgien/klima.html, http://georgia-insight.eu/georgien/natur.html, eingesehen am 23.12.2013

[6] http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/ProjektblattKaukasus.pdf, eingesehen am 23.12.2013

[7] http://rainforests.mongabay.com/deforestation/archive/Georgia.htm, eingesehen am 23.12.2013

Ende der Leseprobe aus 127 Seiten

Details

Titel
Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Geographie und Raumforschung)
Note
Gut
Autor
Jahr
2014
Seiten
127
Katalognummer
V277763
ISBN (eBook)
9783656704102
ISBN (Buch)
9783656712695
Dateigröße
26337 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, kaukasus
Arbeit zitieren
Mag. Stefan Steiner (Autor:in), 2014, Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277763

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