Jeff Wall ist einer der bedeutendsten Fotokünstler der Gegenwart. Scheinbar belanglose, alltägliche Motive, die der Künstler in der Stadtlandschaft seiner Heimat Vancouver beobachtet hat , werden für Wall seit den 60er Jahren zum Objekt seiner Kunst, zum Ausgangspunkt für seine inszenierte Fotografie. Einem Regisseur gleich rekonstruiert und dramatisiert er die jeweilige Szene, oft unter Rückgriff auf Schauspieler und Studiokulissen. Die einmaligen Kompositionen sind zuallererst Reflexion gesellschaftlicher Realität; genauer betrachtet sind sie Ausdruck der Unfreiheit des Menschen, dessen Leben vom „alles durchdringenden Kapitalismus“ gesteuert wird. Die sich daraus ergebenden Themen sind Entfremdung und Einsamkeit, soziale Probleme, die Unwirtlichkeit der Städte und Migration. Die fertigen Fotografien werden als großformatige Diapositive in Leuchtkästen präsentiert, einer aus der Werbung entlehnten Vermittlungsform.
Als promovierter Kunsthistoriker verarbeitet Wall in seinen Werken immer wieder kunstgeschichtliche Bezüge. Vor allem die europäische Tafelmalerei des 17. bis 19. Jahrhunderts dient Wall dabei als Bezugspunkt auf seinem „Weg hin zur Tradition, ohne dabei den Weg der Moderne zu verlassen“. Walls bildliche Arbeit wird durch seine Textproduktion ergänzt: durch seine Essays zu Werken anderer Künstler , aber auch durch Äußerungen Walls zu seinen eigenen Bildern.
In der vorliegenden Arbeit soll das Bild „Coastal Motifs“ von Jeff Wall einer (ästhetischen) Kritik unterzogen werden. Dabei möchte ich herausarbeiten, warum gerade dieses Werk des kanadischen Künstlers in meinen Augen zu einer der gelungensten Fotografien im Oeuvre Walls gehört. Vorbilder bzw. Vergleichsarbeiten anderer Künstler aus Kunstgeschichte und zeitgenössischem Kontext sollen zu diesem Zweck herangezogen und eine Einordnung des gewählten Bildes - mit Blick auf Walls eigene schriftliche Ausführungen zum Thema Landschaft - in das Gesamtwerk Walls vorgenommen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bildbeschreibung
- Vergleich mit niederländischer Landschaftsmalerei
- Verortung im Oeuvre Jeff Walls
- Vergleich mit anderen Landschaftsbildern
- „About Making Landscapes“
- dokumentarisch versus kinematografisch
- Vergleich mit anderen Werken der Landschaftsfotografie
- Ansel Adams
- Robert Adams
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Werk „Coastal Motifs“ von Jeff Wall im Hinblick auf seine ästhetischen Besonderheiten und die Einordnung in das Gesamtwerk des Künstlers. Die Arbeit beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Bildes sowie die künstlerischen Einflüsse und vergleichbaren Werke aus der Kunstgeschichte und zeitgenössischem Kontext.
- Inszenierte Fotografie als Reflexion gesellschaftlicher Realität
- Verzahnung von Natur und Zivilisation in der Landschaftsfotografie
- Künstlerische Bezüge zur europäischen Tafelmalerei
- Bedeutung der Kunstgeschichte für die Bildsprache Jeff Walls
- Rezeption der Fotografie im Kontext der Malerei
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt Jeff Wall und sein künstlerisches Schaffen vor. Sie beschreibt die Inszenierungsmethode, die Themen und die Ausdrucksformen seiner Fotografien.
- Die Bildbeschreibung analysiert die kompositorischen Elemente von „Coastal Motifs“. Dabei werden die natürlichen Elemente wie Wald und Wasser und die industriellen Elemente der Landschaftsaufnahme betrachtet.
- Das Kapitel „Vergleich mit niederländischer Landschaftsmalerei“ setzt „Coastal Motifs“ in Beziehung zu Werken der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts.
Schlüsselwörter
Jeff Wall, Landschaftsfotografie, inszenierte Fotografie, „Coastal Motifs“, niederländische Landschaftsmalerei, Jacob van Ruisdael, „Le Coup de Soleil“, Entfremdung, Einsamkeit, soziale Probleme, Unwirtlichkeit der Städte, Migration, Kunstgeschichte, Kunstkritik.
- Arbeit zitieren
- Corinna Gronau (Autor:in), 2011, Landschaftsfotografie. „Coastal Motifs“ von Jeff Wall, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277945