Leseprobe
VL 1: Die Gegenstände: Raum und Zeit
- in allen nachantiken Gesellschaften Rückgriffe auf Antike:
- siehe Renaissance durch Wiederbelebung antiker Ideale
- griech. Antike als normsetzende Instanz
- Vermehrung des Wissens/Vervielfältigung antiker Texte durch Buchdruck
- jedoch bis heute: griech. Antike omnipotent (Aristokratie, Demokratie…)
- „Griechen lebten in freiem Gemeinwesen“
- Ab 4. Jh. freie Poleis verlieren an Einfluss à Untergang altgriech. Kunst
- Ab 1850 erste Lehrstühle für Alte Geschichte; Geschichtslehrerausbildung
Antike:
- Ca. 1200 v. Chr. – ca. 500 n. Chr.
- Beginn; Untergang der mykenischen Palastkultur um 1200 v. Chr.
- 776 Beginn der Olympiade und damit der Zeitrechnung
- Datierung nach Olympiaden (alle 4 Jahre) oder nach Amtszeiten von Beamten (lokal)
- Verständigung zwischen Helenen, Kommunikation
- Auch Datierung nach Entstehung der Alphabetschrift um 800 durch Phönizier
- Ende der Antike
- 306 n. Chr. Konstantin d. Große konvertiert zum Christentum
- 476 Absetzung des letzten weström. Kaisers
- 565 Tod des letzen oström. Kaisers
- 711 Arabische Eroberung Spaniens
- 800 Krönung Karls des Großen
Gliederung griech. Geschichte
- Dunkle Epoche (1200 – 800 v. Chr.)
- Untergang mykenischen Paläste
- Bevölkerungsrückgang, Verlust von Schrift und Kultur („dark ages“)
- kaum Quellen/Material
- Archaische Epoche (800 – 500 v. Chr.)
- Zeitalter der Experimente
- Entfaltung/Konsolidierung (Festigung) der Polis
- Fläche einer Stadt, begrenzte Einwohnerzahl
- Innen- und Außenpolitik, autonom, eigene Verfassung, eigenes Geld, eigene Flotte,
- Polis als prägendste Staatsform
- räuml. und personale Einheit
- Grundmuster
- Volksversammlung aller männlichen Vollbürger
- Beamten/Ratsorgane
- Große Kolonisation
- Neugründung griech. Städte überall am Mittelmeer/Schwarzen Meer
- Klassische Zeit (500 – 338 v. Chr)
- Epoche des Krieges
- Peloponnesischer Krieg (Athen vs. Sparta 431-408 v. Chr.)
- Sieg über Perser (Perserkriege)
- Niederlage Athens gegen Alexander d. Großen
- Hellenismus (334 – 31 v. Chr.)
- Eroberung des Perserreichs unter Makedonenkönig Alexander dem Großem
-Reich, das schnell zerfällt
- Augustus übernimmt Ägypten als römische Provinz; Tod Kleopatras
Dimension des Raumes
- Antike Kulturen v. a. im Mittelmeerraum ansässig
- Ab 600 Kontakte von Mittelmeer- und Schwarzmeerregion
- Klima günstig für Landwirtschaft; jedoch nur begrenze Anbauflächen
- Kulturlandschaften vielfältig, v. a. in Küstenregionen
- Ab 700 Kolonisation Italiens aufgrund günstiger Bedingungen
- Größte Polis: Athen; im 5. Jh. 30.000 – 35.000 Vollbürger, insg. 200.000 Einwohner
- die meisten Polis eher klein, aber von ähnlicher Struktur
- Kommunikation nur durch Schifffahrt möglich
VL 2: Quellen und Materialien
- Geschichtswissenschaft stets quellenorientiert
- Viele Zeugnisse gehen verloren durch:
- Zerfall, Katastrophen, Raub, gezielte Zerstörung
- Desinteresse, Selektion
- Selektionsprozess heute nicht mehr nachvollziehbar; Gründe unbekannt
- In Antike auf Papyrus geschrieben à Unikate
- Im Mittelalter durch Mönche in Klöstern kopiert
- nur solche Dokumente, die mit mittelalterlichem Weltbild vereinbar sind
- Seit Neuzeit Vervielfältigung durch Buchdruck
- jedoch keine Handschriften, sondern aus MA, Neuzeit stammend
- Andererseits: einige obszöne griech. Komödien überliefert
- Funde meist in Bronze und Stein gemeißelt; Marmortafeln z. T. „recycelt“ und zu Gips für Hausbau verarbeitet
Literarische Zeugnisse:
- Historiographen: Geschichtsschreibung
- helfen andere Gattungen einzuordnen
- Konstruktion der Vergangenheit
- kein systematisches Studium älterer Quellen
- je nach Zeitspanne z. T, Rückgriff auf ältere Quellen
- Historiografen als Bewahrer:
- Grenzen v. Fakten u. Fiktion verschwimmen
- Bedürfnisse des jeweiligen Publikums befriedigen
- Geschichte als Deutung und Sinnstiftung
- Antike Werke personalisieren geschichtliche Entwicklung (Gestalten als Akteure)
- Herodot (484 – 424 v. Chr.)
- antiker Vater der Geschichtsschreibung
- verlässt Heimat in Kleinasien in Richtung Italien
- Kontakte zur Sophokles und Perikles; Vorlesungen in Athen
- 424 Werk über Perserkriege (geograf. Details, Exkurse zu einzelnen Völkern)
- Entwicklung der Polis; weite Reisen durch Mittelmeerraum
- Methode: „Alles Gehörte berichten, nicht alles Gehörte glauben“
- Thukydides (Athen: 460 – 400 v. Chr.)
- vermögende Oberschicht, Geschichte eines großen Kriegs zwischen Sparta und
Athen 434-411 v. Chr.
- nüchtern-distanzierte Sichtweise
- Chronologie; Reden von politischen Akteuren
- schreibt wie er meint, wie ein Akteur gesprochen habe
- Methodenkapitel, jede Information wird geprüft; Verzicht auf Poetik
- beide Autoren Phase der attischen Demokratie
- Xenophon (426 – 362 v. Chr.)
- Anschluss an Thukydides
- Ende der innergriechischen Konflikte
- weniger systematisch, abwechslungsreich, keine Methoden
- Verehrer spartanischer Erziehungsideale
- Polybios (200 – 120 v. Chr.)
- aus Megapolis, Vater aus Führungsschicht
- durch Geiselnahme Hauslehrer für römische Familie
- Zweisprachigkeit Latein/Griechisch der Familie
- röm. Interesse an gr. Literatur; Erziehung auch in Rhetorik
- Polybios willkommen in römischer Familie
- fasziniert an Rom
- Eroberung Griechenlands durch Römer
- Universalgeschichte der Eroberung durch Roms 264 – 164 v. Chr.
- 6. Buch: Analyse des politischen Systems der Römer
- Erfolg, denn Mischform aus Monarchie, Demokratie und Aristokratie
- Beschreibung von Sozialistationsritualen Jugendlicher
- klare Überlegenheit der Römer
- Geschichtsschreiber muss politische/militärische Erfahrung haben; dem Paradoxen zuwenden
VL 3: Quellen und Materialien (2)
- Plutarch (45 – 120 n. Chr.)
- Reisen nach Alexandria, Studium in Bibliothek
- kein Historiker, moralisch-philosophische Traktate
- Parallelbiografien (Vergleiche großer Griechen und Römer)
- Darstellungsabsicht: Bilder zeichnen, keine Geschichtsdarstellung
- Lebensgeschichten durch Spekulationen und Verweise gekennzeichnet
- zitiert politische Reden
- Kommunikation in erster Linie mündlich, Entscheidungsfindung mündlich
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