Der Jochbergspeicher. Die landschaftsästhetische Frage eines Pumpspeicherkraftwerks


Seminararbeit, 2013

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Kapitel

01 Einleitung
A. Das Projekt Jochbergspeicher
B. Pumpspeicherkraftwerke

02 Pumpspeicherkraftwerke und Landschaftsästhetik
A. Landschaftsästhetik
B. Visuelle Wirkung von Pumpspeicherkraftwerken
C. Regeln für ein sinnvolles Einfügen in bestehende Landschaften

03 Beispielhafte Konzeption und Potentiale für den Jochberg

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

01 Einleitung

A. Das Projekt Jochbergspeicher

Der Jochberg ist ein 1565 hoher Berg am Walchensee im Landkreis Bad Tölz Wolfratshausen in der Nähe von München. Er gilt als sehr beliebtes Ausflugsziel. An der Stelle der beliebten Alm, wie sie auf dem Titelbild zu sehen ist, ist ein Wasserspeicherbecken mit einem Fassungsvermögen von drei Millionen Kubikmetern Wasser geplant.1 Es würde damit ähnliche Ausmaße haben, wie der geplante und umstrittene Speicher Riedl an der Donau im Landkreis Passau.2

Das auf dem Titelbild zu sehende, beliebte Ausflugslokal würde bei einer Realisierung des Projekts komplett unter Wasser liegen. Das Projekt führt ak- tuell (2013) zu starken Diskussionen zwischen den Planern, in diesem Fall die Energieallianz Bayern (Zusammen- schluss von insgesamt 32 Unternehmen), der Bevölkerung und ver- schiedenen Verbänden. Es kristallisiert sich ein Zwiespalt heraus. Denn auch die Gegner des Projekts sind für die Energiewende, aber eben gegen einen solch enormen Eingriff in die sensible Landschaft des Alpenraums. Ge- gen das Projekt läuft unter Anderem eine Pe- tition auf change.org.3

Abb. 1: Lageplan

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

B. Pumpspeicherkraftwerke

Pumpspeicherkraftwerke, wie es auch am Jochberg geplant ist, sind eine Art Batterien für die Erneuerbaren Energien. Also Speicher, welche die von Windenergieanalgen, Photovoltaikanlagen und Ähnlichen erzeugte, nicht direkt verbrauchte Energie, zwischenspeichern können. Sie gleichen so Schwankungen aus und verhindern einerseits eine Überlastung im Stormnetz, ohne dass Windräder oder Photovoltaikanlagen aus Grund von Überproduktion vom Netz genommen werden müssen, und speisen andererseits, bei Energiebedarf Strom ins Netz zurück.

Pumpspeicherkraftwerke sind heute die einzige, technologisch erprobte, wirtschaftlich und ökologisch tragfähige Energiespeicher-Methode.4

Ein Pumpspeicherwerk hat im Allgemeinen als Hauptbestandteile ein sogenanntes Ober- und ein Unterbecken, zwischen denen Wasser hin und her befördert wird. Mit überschüssigem Strom aus dem Netz wird zunächst die Pumpe im Krafthaus angetrie- ben, um Wasser vom Unter- in das Oberbecken hoch zu transportieren. Die elektrische-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Übersichtplan Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg

Energie ist somit in Form von potentieller (Höhen-) Energie des Wassers gespeichert. Besteht ein Stromdefizit im Netz, kann diese potentielle Energie wieder in elektrische umgewandelt werden, indem das Wasser auf dem Weg vom Ober- zum Unterbecken eine Turbine antreibt. Pumpspeicherwerke können hierbei einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 80 % erreichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Schema Funktionsweise Pumpspeicherkraftwerk am Beispiel Jochberg

Im Folgenden ein paar Bilder von existierenden Pumpspeicherkraftwerken mit Fokus auf dem künstlichen Oberbecken und der Angabe des Fassungsvermögens. Zum Vergleich nochmal zur Erinnerung: Das Oberbecken des Jochberg-Speichers ist mit einem Fassungsvermögen von drei Millionen Kubikmetern Wasser geplant.

Abb. 4: Oberbecken in leerem Zustand, Pumpspeicherwerk Markersbach, Fassungsvermögen 6,5 Millionen m3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Oberbecken, Pumpspeicherwerk Rönkhausen, Fassungsvermögen: 1,3 Millionen m3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Oberbecken, Pumpspeicherwerk Wendefurth, 2 Millionen m3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Oberbecken, Pumpspeicherwerk Goldisthal, größtes Wasserkraftwerk Deutschlands, Fassungsvermögen: 12 Millionen m3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

02 Pumpspeicherkraftwerke und Landschaftsästhetik

A. Landschaftsästhetik

Wie anhand der Bilder zu sehen, stellen Pumpspeicherkraftwerke, besonders ihr Ober- becken, einen massiven Eingriff in das Landschaftsbild dar. Bei den Becken handelt es sich meist um Betonkonstruktionen, die hier wie eine riesige Badewanne in die Land- schaft gepflanzt werden. Dadurch kann kein natürlicher Bewuchs entstehen. Durch den häufigen Wasserwechsel ist auch die Entstehung eines naturnahen Ökosystems im Gewässer unmöglich.

Hauptkritikpunkt ist demnach, neben der erheblichen Veränderung des Landschaftsbildes durch solche Anlagen, der Eingriff in die Flora und Fauna.

Bevor hier näher auf die visuelle Wirkung und die Veränderung des Landschaftsbildes eingegangen wird, eine kurze Erläuterung zur Landschaftsästhetik.

In der Landschaftsästhetik lassen sich drei klassische Kategorien und eine vierte, in diesem Zusammenhang sehr wichtige, Kategorie nennen:5

1. Landschaft als unendliche, gewaltige Natur, die der Anschauende unter Einsatz seiner Vernunft doch nicht als bedrohlich, sonder als moralisch erhebend empfindet (Schluchten, Abstürze, Massive, Gewitter, Stürme, Fluten)
2. Landschaft als angenehme Natur, die alle Bedürfnisse befriedigt (das heisst evolutionsbiologisch günstig ist: Graslandschaft, Waldrand, Strand, Oase etc.)
3. Landschaft als malerische Szenerie, bei der wir wie bei einem Kunstwerk annehmen, dass sie jedermannn ohne konkretes Begehren oder Interesse gefällt (arkadische Landschaft)
4. gute Landschaft, in der ein gelingendes Kultur-Natur-Verhältnis sinnstiftend erkenn- bar wird (nachhaltige und verheißende Kultur- und Stadtlandschaften)

Ob nun eine Landschaft überhaupt als ästhetisch angesehen wird hängt natürlich noch von vielerei Faktoren, wie die momentane Situation und Stimmung, einer Vorprägung, einer inidividuellen und der kolletiven Einstellung einer Gesellschaft und so weiter ab.

Zurück zu den Pumpspeicherkraftwerken. Schaut man sich die Bilder von Seite 7 noch einmal an, kann man sich die Frage stellen, welcher Kategorie der Landschaftsästhetik man diese Veränderungen der Landschaft zuordnen könnte.

Kategorie 3 kommt eher nicht in Frage. Aber was ist mit Kategorie 1. Könnte man die massive Konstruktion nicht als etwas künstlich Erhabenes betrachten? Eine künstliche Verformung der Landschaft an dieser Stelle zu einer erhabenen Erscheinung. Problem ist hier natürlich die Künstlichkeit, die im Gegensatz zu gewaligen Formungen der Natur, eher keine erhabene Wirkung hat.

Oder sollte man besser sagen, noch keine. Hier kann man neugierig sein, ob und wie sich dies verändert, wenn das Bauwerk irgendwann nur noch in ruinierter Form zu finden ist. Ein von der Natur zurückerobertes Kraftwerk dieser Art stelle ich mir sehr spannend vor.

Kategorie 2? Idylischer See mit grünen Ufern und blauem Wasser? Vielleicht wird es Zeit für eine Bierwerbung am Oberbecken eines Pumpspeicherkraftwerks.6 Aber das Inszenieren eines solchen Kraftwerks zu einen angenehmen Ort in der Realität ist wohl auch nicht die Lösung.

Somit ist die vierte Kategorie die Entscheidende. Ein gelingendes Kultur-Natur-Ver- ständnis ist notwendig. Dies wird auch in der momentanen Diskussion zu dem Joch- berg-Projekt deutlich. Legt man die Bedingungen für ein glingendes Kultur-Natur-Ver- hältnis zu Grunde: harmonisches Ganzes, vorteilhaft für die Gemeinschaft, permanete Strukturen erhalten und schaffen, weitere Möglichkeiten erhalten und erschaffen sowie durch Andersartigekeit, eine eigene Idenetität, einen spezfischen Landschaftscharakter generieren.

So steht im öffentlichen Diskurs die postiv gesehende Energiewende mit dem Ver- ständnis für die dafür notwendigen Energiespeicher auf der einen, der massive Eingriff in die Landschaft auf der anderen Seite. Aufgabe ist es jetzt bei der Planung ein gelingendes Natur-Kultur-Verhältnis ästhetisch erfahrbar zu machen und dem Eingriff somit einen Sinn, nicht nur aus energiewirtschaftlicher und technischer Sicht, zu ge- ben.

[...]


1 Vgl. Bayericher Rundfunk: Sendung Quer (Ausstrahlung Donnerstag, den 07. März 2013)

2 Vgl. Pumpspeicherkraftwerk Riedl: http://www.energiespeicher-riedl.com

3 Vgl. Petition: http://www.change.org/de/Petitionen/keine-genehmigung-für-ein-pumpspeicherkraftwerk-am-jochberg

4 DENA: Dialogforum Pumpspeicher. in: http://www.dena.de/fileadmin/user_upload/Veranstaltungen/2012/Vortraege_Pump- speicher/Potenziale_und_Repowering_von_PSW_Grether_Voith_Hydro.pdf (12.05.2013)

5 Vgl. Schöbel, Sören: Windenergie & Landschaftsästhetik. Berlin 2012; S. 27

6 Anspielung auf die allgemein bekannte Bierwerbung der Firma Krombacher mit der dem darin als natürlich dargestellen See, bei dem es sich in Wirklichkeit um eine Talsperre handelt.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der Jochbergspeicher. Die landschaftsästhetische Frage eines Pumpspeicherkraftwerks
Hochschule
Technische Universität München
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
25
Katalognummer
V278347
ISBN (eBook)
9783656714002
ISBN (Buch)
9783656722373
Dateigröße
12224 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jochbergspeicher, frage, pumpspeicherkraftwerks
Arbeit zitieren
David Riek (Autor:in), 2013, Der Jochbergspeicher. Die landschaftsästhetische Frage eines Pumpspeicherkraftwerks, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278347

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