Die Geschichte des DFB bis 1933 und das Schicksal jüdischer Spieler nach 1933 anhand der Biografie des Julius Hirsch


Hausarbeit, 2014

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Geschichte des DFB
1.1 Von der Gründung bis zum ersten Weltkrieges
1.2 Die wirtschaftliche Seite des DFB und die Frage nach dem Profifußball
1.3 Nach dem ersten Weltkrieg
1.4 Die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die erste Gleichschaltung des Sports

2. Julius „Juller“ Hirsch - der erste jüdische Nationalspieler Deutschlands und sein Schicksal
2.1 Biografie bis 1933
2.2 Die Zeit unter der Herrschaft der NSDAP
2.3 Juller's Gründe für den Verbleib in Deutschland

3. Zusammenfassung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Einleitung

„ Eine stürmische Entwicklung setzte nach dem Ersten Weltkrieg ein, die dann auch eine Fülle von Problemen andeutete, die der Fußballsport nach 1945 in einer weiteren, kaum vorstellbaren Explosion bis heute verkraftet hat. “ 1

Dieses Zitat ist eine der wenigen Passagen in der Festschrift des DFB anlässlich zum 75-jährigen Bestehen, die sich auf die Zeit des NS-Regimes beziehen. Weitere Äußerungen zu der politischen Situation der, schon damals, großen Institution bleiben weitestgehend aus. Vor allem kurz vor dem 100- jährigen Bestehen kamen wieder kritische Stimmen auf, jene Zeit aufzuarbeiten und eine Stellungnahme herauszugeben.

Was genau geschah in jenen Jahre, vor allem hinsichtlich jüdischer Spieler im DFB? Hatten diese Juden das gleiche Schicksal wie die restlichen Juden aus der Bevölkerung? Mischte der DFB in dieser Angelegenheit mit oder hielt er sich zurück? Oder gar ganz aus dem politischen Geschehnissen der damaligen Zeit?

Auf diese Fragen soll diese Arbeit eine Antwort geben. Zuerst soll die Geschichte des Deutschen Fußballbundes von der Gründung an, über die Weimarer Republik, bis 1933 und die Gleichschaltung der Sportverbände beschrieben werden. Dabei wird in den einzelnen Kapiteln verstärkt auf die politische und wirtschaftlich/finanzielle Seite geschaut. Anschließend stellt sich die Frage, ob den Juden im DFB das gleiche Los zu kam, wie vielen anderen. Was mit jüdischen Spielern genau geschah soll anhand des Schicksals des jüdischen Nationalspielers Julius Hirsch beleuchtet werden. Hier gehen die einzelnen Kapitel darauf ein, wie seine sportliche Karriere verlief, was ihm während des NS Regimes widerfuhr und die Gründe, warum sein Leben in Auschwitz endete.

In der Forschung ist die Rolle des DFB umstritten. Dazu gibt es zwei Meinungen. Eine ist, dass der DFB sich dem Nationalismus verschrieben hat und ihn unterstützt hat. Die andere ist die, dass der DFB nur ein Werkzeug war. Dazu äußert sich Arthur Heinrich in seinem Buch „Der Deutsche Fußballbund - Eine politische Geschichte“ von 2000. Er schreibt dort dem DFB eine Übernahme der „ideologischen Grundelemente des Willhelminismus“ zu, und geht somit von einer „beträchtliche Schnittmenge eigener Einstellungen mit nationalsozialistischer Weltanschauung“aus.2 3

Entgegen der Meinung von Heinrich versucht Schwarz-Pich in seinem Buch „Der DFB im Dritten Reich - Einer Legende auf der Spur“ dem DFB davon frei zu sprechen, ein Werkzeug der Nationalsozialisten gewesen zu sein, denn es habe keine „Parteinahme in der Weimarer Republik weder für eine Partei noch für eine Weltanschauung gegeben“.4 Der DFB sei „frei von jeder Polemik“.5

Zweifel daran, dass es keinerlei nationalistische Gedanken innerhalb der DFB Führung gegeben habe, sind berechtigt. Denn auch, dass sich der DFB stark mit dem Nationalismus identifizieren konnte und wollte, wie es Heinrich darzustellen versucht, ist durchaus realistisch. Meist wurde von den Verantwortlichen versucht, eine politische Neutralität zu wahren, die auch zu den Grundsätzen des DFB gehörte. Und auch wenn die Funktionäre keine Sympathisanten der Republik waren, so kann man ihnen keine Teilschuld am Untergang von eben jener geben.

Eine Mischung und Untersuchung aus beiden Ansichten versucht das von Havemann geschriebene Buch „Fußball unterm Hakenkreuz“ (2005) zu geben, welches der DFB nach der Veröffentlichung der 100-jährigen Festschrift in Auftrag gegeben hat. Darin geht er auf die beiden Meinungen ein und versucht aufzuzeigen, dass es durchaus nationalistische Züge im DFB gab, vor allem in Führungskreisen. Allerdings versuchten sie, hier sei vor allem der DFB- Präsident von 1925-1940 Linnemann genannt, sich in politischen Angelegenheiten sehr zurückzuhalten. Diese von Havemann beschriebene Ansicht scheint die Wahrscheinlichste zu sein.

1. Die Geschichte des DFB

1.1 Von der Gründung bis zum 1. Weltkrieg

Die Geschichte des DFB beginnt im Jahre 1900, genau genommen am 28. Januar 1900 in Leipzig. An diesem Datum gründeten die „34 Vertreter der 86 Vereine“ den Sportbund mit dem Mediziner Prof. Dr. Hueppe an seiner Spitze.6 Diese Gründer gehörten mehrheitlich der gebildeten Schicht an, unter ihnen gab es vor allem Pädagogen die das Fußballspiel verbreiteten. Lehrer waren zu der Zeit eine der wenigen Gruppen, die aufgrund von Ausbildung, Studien oder Berufsgründen in das Ausland kamen.7 Dadurch lernten sie auch das neue Mannschaftsspiel aus England kennen, den Fußball. Doch nicht nur deutsche Pädagogen brachten das Spiel nach Deutschland, auch in Deutschland fanden sich einige britische Lehrer. Unter anderem gründete ein englischer Lehrer 1888 den ersten Fußballverein in Deutschland, den Bremen Football Club.

Doch welche Vereine gehörten dem DFB in den Gründerjahren an? Wie seine Vorsitzenden kamen auch die ersten Vereine aus dem Bürgertum. Diese Vereine traten dem jeweiligen Landesverband des DFB bei. „Etwa 10 Jahre nach dem vereinsmäßigen Anfängen des Fußballsports unter der bürgerlichen Führung“ kam der Fußballsport auch in den Arbeiterkreisen an, wo es kurze Zeit später zu Vereinsgründungen kam.8 So bestanden bald im DFB nebeneinander die „bürgerlichen Vereine“ sowie Vereine, die von den bürgerlichen Vereinen abwertend als „Arbeitervereine“ bezeichnet wurden.9 10

Einer der treibenden Kräfte war Walter Bensemann, ein Lehrer, der die alten Sprachen in England unterrichtete. Neben ihm waren weitere wichtige Mitbegründer Friedrich Wilhelm Nohe, Ferdinand Hueppe und Konrad Koch. An den Schulen wurde das Fußballspiel zum ersten Mal am Gymnasium vom Pädagogen Konrad Koch eingeführt. Sein Ziel war es die Mängel im Sportunterricht zu beseitigen und die Schüler zu erziehen und körperlich zu ertüchtigen. Von dort aus breitete sich der Sport schnell aus, denn er sollte auch die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung stärken. Dies geschah zu einer Zeit, in der sich die hygienische Lage in den Städten weiter verschlechterte. Die Städte wuchsen aufgrund der Zuwanderer schnell und Arbeiter lebten zusammen in eigenen Vierteln, die meist mehr schlecht als recht errichtet wurden.

Doch der neue Mannschaftssport wurde nicht überall in Deutschland gleich begeistert aufgenommen. Viele monierten die Verbindung zu England, dem alten Feind Deutschlands. Auch die Sprache, die während dem Spiel benutzt wurde, war verpönt. Viele Wörter wurden einfach aus dem englischen übernommen, wie z.b. match, goal etc. . Gegen diese Wörter gab es später eine Aktion, die den Fußball von diesen reinigen sollte und durch deutsche Begriffe ersetzte werden sollte.11

Vor allem der Deutsche Turnerbund entwickelte sich zu einem der größten Gegner des DFB. Ihr Anspruch war damals kein geringerer, als alleiniger Verantwortlicher der Körperertüchtigung der Deutschen zu sein, um diese auf u.a. die Wehrmacht vorzubereiten. Allerdings war der DTB nicht von Anfang an gegen den Fußball, im Gegenteil: man hoffte auf eine Eingliederung des aufsteigenden Sports. Als jedoch klar wurde, dass der DFB sich nicht eingliedern würde, änderte man die Strategie und stellten sich gegen ihn.

Um sich gegen den DTB durchzusetzen, wollte der DFB so schnell wie möglich eine große Anzahl an Mitgliedern erreichen. Dies versuchten sie indem sie „ohne Rücksicht auf etwaige Klassenunterschiede möglichst viele Anhänger [gewinnen] und durch Einverleibung der viele überregionalen, regionalen und lokalen Fußballverbünde“ an Größe gewinnen.12 Auch ihre selbst verschriebene politische Neutralität sollte eine breite Masse ansprechen. Dieses Bestreben nach Mitgliern und dieser Versuch, „die Schranken zwischen den Schichten niederzureißen“ und so zu einen, wurde mit heftiger Kritik bedacht.13

1.2 Die wirtschaftliche Seite des DFB und die Frage nach dem Profifußball

Ein weiterer Kritikpunkt gegen den DFB war seine wirtschaftliche Ausrichtung. Ein Vorgehen war es, durch finanzielle Mittel sich als Dachverband zu etablieren. Durch Einnahmen sollten die Mittel des Verbandes aufgewertet werden, z.B. durch Eintrittskarten. Kritiker führten an, dass der DFB der Fußball nur noch „zum Objekt der Schaustellung“ genutzt wurde, um den Gewinn zu steigern.

Ein Problem erhob sich in den Zwanziger Jahren durch die Einnahmen von Eintrittskarten: die Frage nach dem Berufsspielertum, welches der DFB entschieden ablehnte. Sie sprachen sich dagegen aus, weil als Folge eine Vergnügungssteuer angefallen wäre, die der DFB nicht bereit war zu zahlen. Diese hatten sie bis dahin mit dem Gegenargument abgewehrt, dass dies zu einer „Gleichstellung des körperstählernden Sports mit seichten Vergnügungsveranstaltungen“ führen würde.14 Möglich waren ihnen nur zwei Optionen wie sie mit den Einnahmen umgehen konnten. Entweder reinvestierten sie ihn weiterhin in gemeinnützige Arbeit, oder sie behielten das Geld bei sich im DFB, bis eine gemeinnützige Sache finanziert werden musste. Sobald auch nur ein Spieler Gehalt bekommen hätte, wäre diese Gemeinnützigkeit entfallen. Ein Verein war in der Weimarer Republik nur dann gemeinnützig, „wenn die Unternehmen oder die betreffenden Zweige derselben der Förderung der Allgemeinheit zu dienen bestimmt sind und tatsächlich dienen“.

Abgehalten hat diese Gefahr nicht nur den DFB selbst, sondern auch die meisten Vereine im DFB. Ausnahmen waren hier nur die großen Vereine, die über finanzielle Mittel durch Mäzen etc. verfügten ( und das meist auch nur unter der Hand).15 Wurde Spielern nachgewiesen, dass sie Entlohnungen bekamen für ihre sportlichen Einsätze, wurden sie zu Profispieler erklärt und für gewisse Zeit gesperrt.16

Gegen diese Entwicklung versuchte sich der DFB zu wehren und stellte sich dagegen. Jedoch bestand dabei die Gefahr, dass sich der DFB als Dachverband bald einem konkurrierenden Dachverband hätte stellen müssen. 1920 beschloss

[...]


1 DFB (Hsg.): 100 Jahre DFB - Die Chronik von 1900 bis 2000. S.50.

2 Heinrich, Arthur : Der Deutsche Fußballbund - Eine politische Geschichte, Köln 2000, 217.

3 Ebd. S. 218.

4 Schwarz-Pich, Karl-Heinz : Der DFB im Dritten Reich - Einer Legende auf der Spur, Kassel 2000, S. 24.

5 Ebd. S. 25. 2

6 Heinrich : Eine politische Geschichte, S. 25.

7 Vgl. Schwarz-Pich : DFB im Dritten Reich, S. 10.

8 Ebd. S. 15.

9 Ebd. S. 16.

10 Ebd. 3

11 Havemann, Nils : Fußball unterm Hakenkreuz - Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz, Frankfurt/Main 2005, S. 34.

12 Ebd. S. 36.

13 Ebd. S. 35. 4

14 Ebd. S. 56.

15 Vgl. Ebd.

16 Vgl. Heinrich : Eine politische Geschichte, S. 81. 5

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte des DFB bis 1933 und das Schicksal jüdischer Spieler nach 1933 anhand der Biografie des Julius Hirsch
Hochschule
Universität Siegen
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
19
Katalognummer
V278497
ISBN (eBook)
9783656714873
ISBN (Buch)
9783656714866
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
DFB, Juden, Drittes Reich, Nationalsozialismus, Sport, Fußball
Arbeit zitieren
Tobi Alasentie (Autor:in), 2014, Die Geschichte des DFB bis 1933 und das Schicksal jüdischer Spieler nach 1933 anhand der Biografie des Julius Hirsch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278497

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