Nicht zuletzt, jedoch in besonderem Maße, gerieten die Ratingagenturen in jüngster Zeit im Zuge der US-Finanzmarktkrise und nachfolgend der Schuldenkrise in Europa unter Druck. Der Vorwurf, mit zu weitreichenden Kompetenzen ausgestattet zu sein, die Krise und besonders die Entstehung von Blasen aber eher befördert als verhindert zu haben, stand schnell im Raum, so wie es bereits nach der Asienkrise 1997, oder den Insolvenzen von Enron und Parmalat der Fall war. Die Häufigkeit von Krisen säten Zweifel an der Funktionserfüllung der Rating-Agenturen und tatsächlich ging Milton Friedman sogar so weit, deren Einfluss mit militärischem Vernichtungspotential zu vergleichen, wenn er sagt „Die USA können ein Land mit ihren Bomben zerstören; Moody's indem es seine Anleihen herunterstuft“.
Angesichts eines geschätzen Marktanteils der drei großen Agenturen, Standard & Poor's, Moody's und Fitch, von zusammen rund 90%, ist die Bezeichnung „Kartell“ nicht nur gebräuchlich sondern auch durchaus angemessen und stellt nur einen Teil der vorgebrachten Kritikpunkte dar (FES 2013). Bei aller Kritik sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die globalen Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten ein beispielloses Wachstum erlebt und die „langsam“ agierende Politik längst abgehängt haben. Im Verlauf der Liberalisierung in den 70er Jahren, befördert durch Globalisierung und weltweite Vernetzung, entstanden immer komplexere Finanzprodukte, die Anzahl der partizipierenden Akteure stieg signifikant an und auch das Volumen der untereinander gehandelten Finanzprodukte stieg scheinbar unaufhörlich.
Insofern stellen Rating-Agenturen einen Versuch dar, dem gestiegenen Bedarf an Informationen in einer zunehmend unübersichtlichen Finanzumgebung gerecht zu werden und dort Sicherheit und Transparenz zu schaffen, wo ansonsten Unsicherheit herrschen würde. Der eigene Anspruch steht also im diametralen Gegensatz zu den aktuell vorgebrachten Vorwürfen.
Die vorliegende Ausarbeitung soll indes eine Annäherung an den Themenkomplex „Rating-Agenturen“ darstellen. Zu diesem Zweck soll einführend die Entstehung der Agenturen beleuchtet werden, ehe näher auf deren Funktion, das Zustandekommen von Ratings und die einzelnen Rating-Klassen eingegangen wird. Den Abschluss bildet eine Darstellung der diskutierten Problematiken und eine Diskussion mögliche Lösungsansätze, die gleichsam den Abschluss dieser Ausarbeitung darstellen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte und Entstehung
- Ratings im Allgemeinen
- Bedeutung
- Ratingprozess und Anforderungen
- Ratingklassen
- Kritik
- Mögliche Lösungsansätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung befasst sich mit dem Themenkomplex "Rating-Agenturen" und beleuchtet deren Entstehung, Funktion, Ratingprozess, Ratingklassen sowie die Kritikpunkte und möglichen Lösungsansätze.
- Die Entstehung und Entwicklung der Rating-Agenturen im Kontext des angelsächsischen und kontinentaleuropäischen Wirtschaftssystems
- Die Bedeutung und Funktionsweise von Rating-Agenturen im globalen Finanzmarkt
- Die Kritikpunkte und Probleme, die mit Rating-Agenturen verbunden sind
- Mögliche Lösungsansätze und Regulierungsmaßnahmen, um die Funktionsweise von Rating-Agenturen zu verbessern
- Die Auswirkungen von Ratings auf das Verhalten von Kreditnehmern und Investoren
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung von Rating-Agenturen und ihre Bedeutung im Kontext der Finanzmarktkrisen. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Geschichte und Entstehung der Rating-Agenturen, insbesondere mit der Entwicklung in den USA und den Unterschieden zum europäischen Wirtschaftssystem. Im dritten Kapitel werden die allgemeinen Aspekte von Ratings, ihre Bedeutung, der Ratingprozess und die verschiedenen Ratingklassen erläutert.
Schlüsselwörter
Rating-Agenturen, Finanzmarktkrise, Bonität, Kreditwürdigkeit, Ratingprozess, Ratingklassen, Kritik, Lösungsansätze, angelsächsisches Wirtschaftssystem, kontinentaleuropäisches Wirtschaftssystem, Disintermediation, Basel II, Informationsasymmetrie, Globalisierung.
- Arbeit zitieren
- Mirko Kruse (Autor:in), 2014, Rating-Agenturen. Fluch oder Segen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278553