Global Sourcing. Chancen und Risiken im Beschaffungsmarketing


Akademische Arbeit, 2004

29 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Abkürzungsverzeichnis

2. Einleitung

3. Chancen und Risiken des Global Sourcing
3.1 Erfolgspotentiale von Global Sourcing
3.1.1 Verbesserung der eigenen Marktposition
3.1.2 Kostenvorteile
3.1.3 Qualitätsvorteile
3.1.4 Ausnutzen strategischer Partnerschaften
3.1.5 Erschließung neuer Technologien / Nutzen von weltweitem Know-How
3.1.6 Schaffung von Wettbewerb
3.1.7 Gegengeschäfte
3.2 Mögliche Risiken von Global Sourcing
3.2.1 Kommunikations- bzw. Mentalitätsprobleme
3.2.2 Politische und wirtschaftliche Risiken
3.2.3 Währungsrisiken
3.2.4 Logistische Probleme
3.2.5 Rechtliche Aspekte
3.2.6 Versorgungssicherheit
3.2.7 Qualitätsprobleme

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis (inkl. weiterführender Literatur)
5.1 Literaturquellen
5.2 Quellen im Internet

1.Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.Einleitung

In der vorliegenden Arbeit sollen sowohl die Chancen als auch die Risiken, die Global Sourcing mit sich bringt, kritisch aufgezeigt werden. Anspruch ist es, einen möglichst umfassenden und kompletten Überblick zu geben, was beachtet werden sollte, wie man Erfolgspotentiale nutzen kann, sowie Risiken einschätzen und zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren weiß.

3. Chancen und Risiken des Global Sourcing

3.1 Erfolgspotentiale von Global Sourcing

3.1.1 Verbesserung der eigenen Marktposition

Global Sourcing bietet eine Menge an Potential, die eigene Position am Markt zu verbessern und sich entscheidende Vorteile gegenüber dem Wettbewerb zu verschaffen. Durch ständiges Beobachten und Analysieren der weltweiten Beschaffungsmärkte und somit dem immer aktuellen Überblick, was an technischen Möglichkeiten machbar ist, kann der Einkauf evtl. neue Materialien entdecken, die bisher eingesetzte Materialien ergänzen oder gar substituieren. In Zusammenarbeit mit F&E sowie dem Vertrieb besteht die Möglichkeit neue Produkte ins Portfolio aufzunehmen um ggfs. andere, für das Unternehmen neue Käuferschichten, am Markt anzusprechen.

Als Beispiel sei ein Zulieferer für die Möbelindustrie genannt. Produziert werden Fronten für Küchen. Es handelt sich um MDF – Holzteile, die mit einer Folie aus PVC beschichtet werden. Angenommen die relativ teure Folie (Anteil an den Materialkosten > 50 %) wird bisher in Deutschland bezogen. Auf einer Messe wurde ein Kontakt zu einem japanischen Folienhersteller geknüpft, der die Folie zu Preisen anbieten kann, die 40 % günstiger sind als der bisherige Preis. Evtl. ist mit leichten Qualitätseinbussen zu rechnen, allerdings lassen sich durch den Bezug dieser neuen Folien neue Produkte ins Programm aufnehmen, die nicht wie bisher im oberen Preissegment liegen, sondern Käuferschichten ansprechen, die hauptsächlich nach dem Preis einkaufen. In Zeiten, in denen beim Konsumenten eine „Geiz ist geil“[1] – Mentalität geschaffen wurde (Preiskrieg im Einzelhandel, Rabattaktionen, Kundenkarten etc.), kann das dem Unternehmen neue Absatzwege eröffnen.

Besonders wichtig ist auch hier wieder die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen im Unternehmen, das Gespür des Einkäufers für neue Produkte und Entwicklungen sowie das Erkennen von Chancen, die sich am Beschaffungsmarkt bieten.

3.1.2 Kostenvorteile

Objektkosten

Besonders im Bereich der Lohnkosten finden sich weltweit nach wie vor enorme Unterschiede. So lohnt es sich für deutsche Unternehmen gerade bei sehr lohnintensiven Artikeln, geeignete Lieferanten aus dem Ausland zu wählen. Diese Verhaltensweise lässt sich vor allem in der Automobilindustrie, einem ohnehin sehr hart umkämpften Markt, beobachten. Grund dafür sind die in Deutschland sehr hohen Lohn- und auch Lohnnebenkosten. Im weltweiten Vergleich nimmt Deutschland hier schon seit Jahrzehnten oberste Positionen ein, verursacht durch überdurchschnittlich hohe Sozialversicherungsbeiträge sowie sonstige tarifliche oder betriebliche Regelungen (bspw. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Prämien für besondere Ereignisse etc.)[2] Ein weiterer Nachteil für den Standort Deutschland als Produktionsstandort sind die ebenfalls im weltweiten Vergleich außergewöhnlich hohen Steuerabgaben, durch die die Unternehmen belastet werden. Daher nimmt die Zahl der Unternehmen, die Produktionsstandorte nach Asien oder nach Osteuropa verlegen, nach wie vor ständig zu. Unterstrichen werden soll das durch die folgende Abbildung, in der drei Kriterien der internationalen Standortwahl, und zwar die Arbeitskosten[3], die (tarifliche) Arbeitszeit[4] und die Staatsquote[5] bei fünf großen Industrienationen verglichen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Arbeitskosten, Arbeitszeit und Staatsquote im internationalen Vergleich[6]

Die Übersicht zeigt, dass es in Deutschland, bei hohen staatlichen Belastungen, hohe Lohnkosten bei vergleichsweise geringerer Arbeitsleistung gibt. Dabei wurde hier nur mit großen weltweiten Industrienationen verglichen, die Differenz zu Entwicklungs- und Schwellenländern ist noch viel größer.

Zu beachten ist auch, dass nicht nur der Einstandspreis des Produktes gesehen wird, sondern die Gesamtkosten betrachtet werden. Man spricht dabei von den „Total Cost of Ownership“. Die Betrachtungsweise ist ganzheitlich, neben direkten Kostenfaktoren wie dem Einstandspreis müssen auch indirekte Kostenfaktoren wie Länderrisiko, Qualitätskosten, Kosten durch Lieferabweichungen, Lagerkosten etc. in den Beurteilungs- und Entscheidungsprozess mit einbezogen werden.[7]

Welch wichtige Rolle der Preis bei der Motivation für Entscheider, Global Sourcing zu betreiben spielt, lässt sich aus der folgenden Abbildung ableiten, aus der hervorgeht, welche Gründe es für Global Sourcing gibt, aus Sicht deutscher Automobilhersteller im Jahre 1991:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Gründe für global sourcing aus Sicht der deutschen Automobilhersteller[8]

Günstigere Preise lassen sich auch durch Ausnutzung von antizyklischem Einkauf ausnutzen, d.h. dass unterschiedliche Wirtschaftszyklen in verschiedenen Regionen der Welt ausgenutzt werden.

Ausnutzen von Wechselkursschwankungen

Durch das Ausnutzen von Wechselkursschwankungen können ebenfalls Kostenvorteile erzielt werden. Beispielsweise ist es momentan verhältnismäßig günstig, Geschäfte auf Basis des US $ abzuwickeln, da der Kurs des EURO im Vergleich zum Dollar nach wie vor recht stark ist. Das Verhältnis sah z.B. in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts über lange Zeiträume entgegengesetzt aus, als der Dollar sehr stark war im Vergleich zur damals noch gültigen Währung DM in Deutschland. Wichtig ist es, die Wechselkurse im Auge zu behalten und bei sich ändernden Verhältnissen die Verträge jeweils auf Grundlage des aktuell stärksten Kurses abzuschließen.

Transaktionskosten

Die Transaktionskosten sind beim Global Sourcing im Vergleich zur rein nationalen Beschaffung natürlich höher, bedingt z.B. durch Personalkosten für die Mitarbeiterqualifikation, Lagerkosten für erhöhte Sicherheitsbestände und Kosten zur Absicherung von Währungsschwankungen.[9] Das muss bei den Gesamtkosten berücksichtigt werden, man darf nicht nur vom ggfs. extrem niedrigeren Einstandspreis ausgehen.

3.1.3 Qualitätsvorteile

Grundsätzlich muss beim Thema Qualität die Beschaffungsabteilung optimalerweise von vornherein in die Entwicklung miteinbezogen werden, d.h. dass bei der Entwicklung neuer Produkte die Einkäufer mit an einem Tisch mit der Produktion bzw. Produktentwicklung sitzen. Das setzt natürlich entsprechendes technisches Wissen der Einkäufer voraus. Durch diese Teambildung lässt sich von Anfang an vermeiden, dass z.B. von der Produktentwicklung / Technik übertriebene Anforderungen an das Material gestellt werden, die letztendlich zu überflüssigen Kosten führen.[10] Qualitätsvorteile kann das Unternehmen beim Global Sourcing durch den Zugriff auf die weltweit höchsten technischen Standards ausnutzen. Durch ein hohes Technologie- und Innovationspotential der Zulieferer auf den Märkten weltweit hat das Unternehmen Möglichkeiten, diese Vorteile in eigene Wettbewerbsvorteile umzuwandeln. Bessere Qualität führt zu verbesserter Produktivität und somit zu einem effizienteren Verhältnis der eingesetzten Produktionsfaktoren.[11] Allein schon durch die Tatsache, dass man auf eine viel größere Anzahl von Lieferanten mit verschiedenen Produkten zurückgreifen kann und so die Auswahlmöglichkeiten um ein Vielfaches höher sind als bisher ergeben sich Chancen auf die Verbesserung der Qualität der Beschaffungsobjekte.

Vorteile bei der Qualität erwirbt man sich auch durch die enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Wenn eine Zusammenarbeit in Form von Lieferantenförderung oder Lieferantenintegration vorliegt, wird der Lieferant zu einem weltweiten Zulieferer ausgebaut. Durch die Förderung steigt seine Leistungsbereitschaft, wodurch unmittelbar auch seine Qualität verbessert wird.[12]

Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der weltweiten Qualitätsangleichung. Ein Unternehmen muss in der Lage sein, seinen ggfs. ebenfalls weltweit agierenden Kunden, seine Produkte überall auf der Welt zur gleichen Qualität anzubieten. Dazu müssen alle Produktionsstandorte gleichwertig versorgt werden. Das ist am besten gewährleistet, wenn ausgewählte Partner zu globalen Lieferanten ausgebaut werden, so dass der gesamte Bedarf eines Objektes von einem oder wenigen Lieferanten befriedigt werden kann.[13]

3.1.4 Ausnutzen strategischer Partnerschaften

Eine Ausprägungsform im Rahmen von strategischen Partnerschaften ist die Lieferantenförderung. Man kann gezielt Einfluss auf die Beschaffungsmärkte bzw. die Lieferanten nehmen, indem man durch eigenes Zutun die Leistungspotentiale verbessert. Man will also die Lieferantenstrukturen verändern, mit dem Ziel, die eigene Nachfragesituation im Vergleich zum Wettbewerb zu verbessern. Geeignete Mittel der Lieferantenförderung sind:[14]

- Know – How - Transfer vom eigenen Unternehmen zum Zulieferanten (insbesondere Management-Kompetenz, um Kostenvorteile zu schaffen und Innovationspotentiale zu eröffnen)
- Unterstützung und Aufbau eines Qualitätsmanagements
- Koordination von Planungs- und Steuerungssystemen
- Finanzielle Unterstützung für den Aufbau neuer, kostengünstigerer Fertigungsverfahren
- Know – How - Transfer auf technischer Ebene, Wissenstransfer vom eigenen Unternehmen zum Lieferanten, hier muss allerdings sehr vorsichtig agiert werden, um den Lieferanten nicht zu schlau zu machen, der Transfer von Know-How sollte streng reglementiert werden, sinnvoll ist es in diesem Zusammenhang auch fundierte Kenntnisse über das Recht im Land des Lieferanten zu haben

[...]


[1] Werbeslogan mit hohem Bekanntheitsgrad der Elektromarktkette Saturn (Tochterunternehmen der Metro-Gruppe)

[2] Vgl. Weigand: Die Erschließung von Zulieferpotentialen (1998), S. 122 f.

[3] bezogen auf Arbeitslöhne in der Industrie

[4] bezogen auf Arbeiter in der verarbeitenden Industrie, je höher die Arbeitszeit ist, desto attraktiver ist das Land als Produktionsstandort durch extensivere Nutzung der Produktionsfaktoren

[5] Staatsquote: Gesamtausgaben des Staates in % des BIP. Eine hohe Staatsquote ist verbunden mit einer hohen Abgabenlast und als negativ zu bewerten, da Arbeits- und Investitionsanreize wegfallen

[6] Vgl. Göltenboth: Global Sourcing (1998), S. 157

[7] Vgl. Krokowski: Globalisierung des Einkaufs (1998), S. 8

[8] Vgl. Sauer, 1991, S. 45 in: Arnold: Beschaffungsmanagement (1997), S. 115

[9] Vgl. Reese: Global Sourcing (1996), S. 276

[10] Vgl. Vahlens großes Marketinglexikon (1992), S. 101

[11] Vgl. Weigand: Die Erschließung von Zulieferpotentialen (1998), S. 118 f.

[12] Vgl. Colsman: Global Sourcing (2000), S. 237

[13] Vgl. Colsman: Global Sourcing (2000), S. 239

[14] Vgl. Arnold: Global Sourcing (1990), S. 61

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Global Sourcing. Chancen und Risiken im Beschaffungsmarketing
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Dortmund
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
29
Katalognummer
V278641
ISBN (eBook)
9783656711407
ISBN (Buch)
9783656712435
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Global Sourcing, Beschaffungsmarketing, Beschaffungsmanagement, Einkauf, Controlling, Chancen, Risiken, mittelständische Unternehmen, KMU, Beschaffungsstrategie, Beschaffung, Strategie, Logistik
Arbeit zitieren
Gerrit Kehrenberg (Autor:in), 2004, Global Sourcing. Chancen und Risiken im Beschaffungsmarketing, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278641

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