Wir arbeiten an unseren Ich-Büchern

Handlungsorientierte Unterrichtsreihe zur Anbahnung eines positiven sozialen Selbstbildes (Klasse 1/2)


Unterrichtsentwurf, 2013

12 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


1 Unterrichtsreihe

1.1 Thema und Ziel der Unterrichtsreihe

„Ich – du – wir“ – Eine handlungsorientierte Unterrichtsreihe zur Anbahnung eines positiven sozialen Selbstbildes, zum gegenseitigen Kennenlernen sowie zur Entwicklung eines Zusammengehörigkeitsgefühls.

1.2 Aufbau der Unterrichtsreihe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2 Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Überlegungen zum eingegrenzten Thema der Unterrichtsstunde

2.1 Bereich des Faches mit dem Schwerpunkt lt. Lehrplan

Bereich des Faches: „Mensch und Gemeinschaft“[1]

Schwerpunkt: „Zusammenleben in der Klasse, in der Schule und in der Familie“[2]

2.2 Fachwissenschaftliche Analyse des ausgewählten Themas /des ausgewählten Lerninhaltes

Das „institutionalisierte Lernen im Anfangsunterricht [sollte] an der Lerngeschichte der Kinder und ihrer Ausgangsbedingungen anknüpfen.“[3] Innerhalb der ersten Schulwochen spielt insbesondere das soziale Lernen und die Selbst-Erfahrung eine besonders wichtige Rolle, denn die Kinder gewinnen etliche neue, spannende aber vielleicht auch beängstigende Eindrücke, welche es zu verarbeiten gilt. In dieser Phase sollten die Kinder unterstützt werden „ein Bewusstsein für ihre eigene Persönlichkeit, ihre Wünsche, Stärken, Fähigkeiten, Werte sowie über ihre Verantwortung und Stellung im sozialen Miteinander zu entwickeln.“[4] Peter Herdegen verweist im Bereich des sozialen Lernens auf die Notwendigkeit von kommunikativen und emphatischen Fähigkeiten. Kinder müssen lernen „ihr Bild von sich selbst den anderen präsentieren zu können“[5] und „Interessen am anderen zu entwickeln“[6].

Die Erstellung eines Ich-Buches, „das mehr ist als ein reines Lerntagebuch“[7], fördert die bewusste Selbstwahrnehmung.

„Das Ich Buch dokumentiert nicht nur Lernfortschritte und -Ergebnisse, sondern auch Fähigkeiten jenseits der schulischen Anforderungen. Dazu zählen zum Beispiel Fragen zur eigenen Person und zur Herkunft, Hobbys, persönliche Interessen sowie Aspekte des sozialen Miteinanders.“[8]

Die methodische Umsetzung der Erstellung eines Ich-Buches wird in Form einer Lerntheke umgesetzt. Exemplarisch wird folgend auf die Aufgabe ' meine Familie ' (Malen der eigenen Familie) genauer eingegangen. Hinter dem Begriff 'Familie' verbergen sich heutzutage die unterschiedlichsten Familienkonstellationen. „Hierunter fällt die traditionelle Kleinfamilie ebenso wie die alleinerziehende Mutter oder das gleichgeschlechtliche Ehepaar. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Patchworkfamilien, nichteheliche Lebensgemeinschaften,“[9] Pflegefamilien und Familien mit Adoptivkindern. Der Begriff Familie wird selbst im Recht nicht eindeutig definiert.[10] In der sozialwissenschaftlichen Familienforschung ist von der „zusammenlebenden Gemeinschaft von Verwandet die Rede oder – noch allgemeiner – von einer Gemeinschaft, die durch Merkmale der Generationsdifferenz gekennzeichnet ist.“[11] Diese Pluralität von Familienformen ist auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse zurückzuführen. Kinder besitzen höchst unterschiedliche Vorstellungen und Präkonzepte von Familie. Stellt man ihnen die Frage, was für sie Familie bedeutet, sind die Antworten so unterschiedlich wie die Kinder selbst.[12] „Für manche gehört der Hund dazu, manche können sich auch vorstellen, dass zwei Mütter mit ihren Kindern oder aber ein Elternteil mit seinen Kindern eine Familie bildet.“[13] Dieses Wissen, Orientierungen und Einstellungen resultieren weitgehend aus Erfahrungen, „die die Kinder zuhause oder in ihrem Umfeld machen.“[14] Der Sachunterricht sollte dazu beitragen, „dass durch neue Informationen und Erweiterungen des kindlichen Erfahrungsspektrums die Weiterentwicklung des kindlichen Präkonzepte befördert wird.“[15] Auf diese Weise kann der Unterricht zur Identitätsentwicklung beitragen, „Vorurteile abbauen und Toleranz gegenüber den verschiedenen Familienformen anbahnen.“[16]

2.3 Didaktische Reduktion

In den ausgewählten Aufgaben der Lerntheke geht es vorrangig um die handlungsorientierte und gestalterische Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und weniger um die inhaltliche Vertiefung der einzelnen Themen. Beispielsweise wird bei der Aufgabe „Meine Familie“ nicht erwartet, dass der Lernende sich deklaratives Wissen, also Wissen über den genauen Sachverhalt aneignet (z.B. Was ist ein Onkel? Eine Tante), vielmehr soll sich dieser über die eigene und über die Familienzusammensetzung von anderen Lernenden der Klasse bewusst werden.

2.4 Fachdidaktische und methodische Begründung

Die Unterrichtsbesuchsstunde thematisiert den grundlegenden Gedanken des Bereiches 'Mensch und Gemeinschaft' des Lehrplanes: „ Die Schülerinnen und Schüler entwickeln eine positive Haltung zu sich selbst, nehmen eigene Interessen und Bedürfnisse sowie die Bedürfnisse andere wahr und setzen sich mit ihnen bewusst auseinandersetzten.“[17] Auch im Perspektivrahmen Sachunterricht wird formuliert: „Alle Menschen haben gemeinsame und auch unterschiedliche [..] Interessen, Lebensstile und Deutungsmuster.“[18] Um mit diesen „Unterschieden konstruktiv lernend und verantwortlich umzugehen, ist eine Herausforderung zur Orientierung im Umgang mit sich selbst und im Verhältnis zu anderen Menschen“[19] notwendig. Gerade in den ersten Wochen der Schuleingangsphase ist das zentrale soziale Thema das Kennenlernen von neuen Mitschülern.[20] Die Schülerinnen und Schüler müssen sich neu orientieren, anstatt in die vertraute Gruppe aus Freunden im Kindergarten zu gehen, stoßen sie auf eine teilweise noch fremde bzw. ungewohnte Klassengemeinschaft. Diese Erlebnisse sind für die Kinder von besonders hoher Brisanz, wie unter anderem die von Petillon durchgeführten Studien zur sozialen Welt von Schulneulingen belegen.[21] Voraussetzung für einen friedlichen und verträglichen Umgang miteinander „ist eine achtsame und wertschätzende Haltung sich selbst und anderen gegenüber“[22]. Die Gestaltung eines Ich-Buches soll ebendiese wertschätzende Haltung anbahnen, denn die Auseinandersetzung damit „regt zur Selbstreflexion und zur bewussten Selbstwahrnehmung an und soll den Kindern vermitteln, dass neben ihren schulischen Erfolgen auch viele andere Aspekte ihrer Persönlichkeit wichtig sind und Anerkennung erfahren.“[23]

Die methodische Umsetzung des Ich-Buches wird in Form einer Lerntheke umgesetzt. Die Lerntheke ist eine offene Unterrichtsform, bei der die Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenverantwortlichen Arbeiten gefördert werden.[24] Die Kinder können die Aufgaben ohne feste Reihenfolge nach eigenen Vorlieben auswählen und diese auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen und in unterschiedlichen Lerntempi bewältigen. Die Lerntheke besteht aus sieben verschiedenen Aufgaben mit denen die Schülerinnen und Schüler ihr Ich-Buch nach und nach komplementieren:

- Mein Lieblingstier
- Das esse ich gerne
- Wenn ich groß bin
- Das mache ich gerne
- Das trage ich gerne
- Meine Familie
- So groß bin ich

[...]


[1] Ministerium für Schule und Weiterbildung: Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein Westfalen, Düsseldorf: Ritterbach Verlag 2012, S.47, gefunden unter: <http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/upload/klp_gs/LP_GS_2008.pdf> (28.09.2013).

[2] Ebd.

[3] Gläser, Eva: „Sachunterricht in Klasse 1“, in: Kiper, Hanna/Nauck, Joachim: Unterrichten im ersten Schuljahr, Hohengehren: Schneider Verlag 1999, S. 96-115, hier S. 104.

[4] Stelzer, Nadine: „Neue Unterrichtsidee für die Grundschule. Das Ich-Buch – Erste Schritte zum biografischen Arbeiten“, gefunden unter: <http://bildungsklick.de/pm/83778/neue-unterrichtsidee-fuer-die-grundschule-das-ich-buch-erste-schritte-zum-biografischen-arbeiten/> (03.10.2013).

[5] Herdegen, Peter: Soziales Lernen in der Grundschule, Donauwörth: Auer Verlag 1999, S. 22.

[6] Ebd.

[7] Stelzer, Nadine: „Das Ich-Buch – Erste Schritte zum biografischen Arbeiten“, a.a.O.

[8] Ebd.

[9] Jauer, Kerstin: Familie – füreinander und miteinander, Berlin: Cornelsen Verlag 2007, S.4.

[10] Vgl. Baar, Robert/Maier, Maja: „Was ist Familie?, in: Grundschulzeitschrift, Heft 26 / 2012, S. 46-51, hier S. 49.

[11] Ebd.

[12] Vgl. ebd., S. 46.

[13] Ebd.

[14] Ebd., S.49.

[15] Ebd.

[16] Jauer, Kerstin: Familie – füreinander und miteinander, a.a.O., S.4.

[17] Ministerium für Schule und Weiterbildung: Richtlinien und Lehrpläne, a.a.O., S.47.

[18] Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts: Perspektivrahmen Sachunterricht, Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt Verlag 2002, S. 6.

[19] Ebd.

[20] Vgl. Gläser, Eva: „Sachunterricht in Klasse 1“, a.a.O., S. 110.

[21] Vgl. ebd.

[22] Ministerium für Schule und Weiterbildung: Richtlinien und Lehrpläne, a.a.O., S.42.

[23] Stelzer, Nadine: „Das Ich-Buch – Erste Schritte zum biografischen Arbeiten“, a.a.O.

[24] Vgl. Berg, Andreas: Lernen in heterogenen Gruppen, Frankfurt am Main: Peter Lang 2010, S.72.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Wir arbeiten an unseren Ich-Büchern
Untertitel
Handlungsorientierte Unterrichtsreihe zur Anbahnung eines positiven sozialen Selbstbildes (Klasse 1/2)
Hochschule
Studienseminar für Lehrämter an Schulen Dortmund II - Gymnasien/Gesamtschulen
Note
1,0
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V278729
ISBN (eBook)
9783656721628
ISBN (Buch)
9783656721901
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ich-büchern, handlungsorientierte, unterrichtsreihe, anbahnung, selbstbildes, klasse
Arbeit zitieren
Anonym, 2013, Wir arbeiten an unseren Ich-Büchern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278729

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