Verwunderlich in der Politikwissenschaft ist immer wieder das Fortbestehen diktatorischer Systeme, beruhend auf ihren unveränderten Regierungsprinzipien, welche es ohne seriöse Legitimationsbasis aus Mitten des Volkes schaffen sich zu stabilisieren. Diese Feststellung läuft der Aussage Eastons zuwider, politischen Systemen bedarf es einer diffusen Unterstützung seiner Bürger um das Überleben des Regimes zu gewährleisten. Angelehnt an Przeworskis Merkmalen lässt sich nun Nordkorea als ein autokratisches System klassifizieren, da es mindestens eines seiner vier Demokratiekriterien nicht erfüllt.
Teilweise lassen sich Entwicklungen einiger Autokratien in Richtung Demokratie beobachten, jedoch hält Nordkorea weiterhin starr an seinem Systemstatus fest. Die Stabilität des politischen Systems hängt von der diffusen und spezifischen Stabilität seiner Bevölkerung ab und das Verlangen des Volkes nach mehr Freiheit sollte nach Easton an den Grundfesten des Systems (der Diktatur) rütteln. In Nordkorea hingegen regiert fortwährend ein Alleinherrscher aus gleichem Familienstamm und es gab keinerlei Tendenzen hin zu einem Einparteien- oder gar Zweiparteienregime.
Angesichts diesem, scheinbar gegenläufigen Muster zwischen dem theoretischen Modell Eastons und dem praktischen Politiktreiben Nordkoreas, lässt sich die Frage aufwerfen, ob die andauernde Systemstabilität Nordkoreas Davids Eastons erklärter Nordwendigkeit des Supports zur Stabilität des politischen Systems widerspricht? Wie bereits erwähnt erklärt Easton eine längerfristige Zustimmung als fundamental für den Fortbestand einer politischen Führung und dessen Regierungsstrukturen. Diese Zustimmung drückt sich in der Volksrepublik Korea weder in freien Wahlen, noch in einer Teilhabe an der „res publica“ aus. Hieraus ergibt sich die These, dass die langfristige Überlebensfähigkeit des nordkoreanischen Systems durch die Systemtheorie von David Easton nur bedingt erklärt werden kann. Überdies liegt es im Anliegen dieser Arbeit, aufzudecken, wie es der nordkoreanischen Regierung über Gewalt und Unterdrückung hinaus tatsächlich gelingt ihr Überleben zu sichern und zugleich eine quasi Legitimation durch das Volk zu erlangen und inwieweit die verschiedenen Aspekte des Supports nach David Easton auf Nordkoreas Legitimationsstrategien transferiert werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Eastons Systemmodell rundum anwendbar? - Nordkoreas andauernder Systemstatus
- Organizistisch vs. mechanistisch? - Das politische System nach David Easton
- Einordnung des Supports in Eastons Systemtheorie
- Wie legitimiert Nordkorea seine Autorität? – Legitimitätsgewinnung in der Praxis
- Die Wirtschaft
- Der Personenkult
- Die Militarisierung
- Der politischer Kult
- Eastons Systemtheorie anwendbar? Ein Transfer auf das System Nordkoreas
- Legitimationsprinzipien erfüllt? Überlebensfähigkeit der Autokratie
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Anwendbarkeit von David Eastons Systemtheorie auf das politische System Nordkoreas. Sie untersucht, ob die andauernde Systemstabilität Nordkoreas mit Eastons Theorie des Supports zur Stabilität eines politischen Systems vereinbar ist. Die Arbeit beleuchtet die Legitimationsstrategien der nordkoreanischen Regierung und untersucht, inwieweit diese mit den verschiedenen Aspekten des Supports nach Easton in Verbindung stehen.
- Anwendbarkeit von Eastons Systemtheorie auf Nordkorea
- Legitimationsstrategien der nordkoreanischen Regierung
- Überlebensfähigkeit des nordkoreanischen Systems
- Bedeutung des Supports nach Easton für die Systemstabilität
- Vergleich von Theorie und Praxis im Kontext Nordkoreas
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die Frage, ob Eastons Systemmodell auf Nordkorea anwendbar ist. Es werden die verschiedenen Regierungsformen und ihre Klassifikationsmerkmale erläutert, sowie die Bedeutung des Supports nach Easton für die Systemstabilität. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Eastons Systemtheorie und erklärt die Funktionsweise des Input-Output-Modells. Es wird die Einordnung des Supports in Eastons Systemtheorie erläutert und die Bedeutung des Supports für die Persistenz des Systems hervorgehoben. Das dritte Kapitel untersucht die Legitimationsstrategien der nordkoreanischen Regierung. Es werden die verschiedenen Aspekte des Supports nach Easton auf Nordkorea übertragen und die Frage beantwortet, wie es der nordkoreanischen Regierung gelingt, ihr Überleben zu sichern und eine quasi Legitimation durch das Volk zu erlangen. Das vierte Kapitel analysiert die Anwendbarkeit von Eastons Systemtheorie auf das System Nordkorea. Es wird untersucht, ob die andauernde Systemstabilität Nordkoreas mit Eastons Theorie des Supports vereinbar ist. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Frage, ob die Legitimationsprinzipien nach Easton in Nordkorea erfüllt sind und wie die Überlebensfähigkeit der Autokratie erklärt werden kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen David Eastons Systemtheorie, das politische System Nordkoreas, Legitimation, Support, Systemstabilität, Autokratie, Input-Output-Modell, Forderungen, Unterstützung, Entscheidungen, Output, Feedback, Umwelt, System, Persistenz, Transformation, organizistisch, mechanistisch, politische Rollen, Interaktionen, kollektiv bindende Entscheidungen, Legitimationsstrategien, Personenkult, Militarisierung, Wirtschaft, politischer Kult, Überlebensfähigkeit, Demokratie, Diktatur, Totalitarismus.
- Quote paper
- Jan Wetterauer (Author), 2011, Wie brüchig ist Eastons Systemtheorie? Das Beispiel des Regimes in Nordkorea, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278780