Genies erscheinen manchen Menschen oftmals als unheimlich. Was für sie vollkommen normal ist, wird vom Großteil der Gesellschaft als „andersartig“ oder „verrückt“ bezeichnet. In ihrem Handeln und Denken unterscheiden sich Genies deutlich von ihren Mitmenschen und werden daher von ihrer Umgebung anders wahrgenommen als sie sich selbst sehen. Nicht selten verlieren sie sogar die Kontrolle über sich und ihr eigenes Leben und enden schlussendlich im Chaos. So ergeht es auch den Protagonisten in den zwei von mir gewählten Werken von Daniel Kehlmann.
In „Die Vermessung der Welt“ scheinen sich der Mathematiker Carl Friedrich Gauß und der Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt vollends in ihren Wissenschaften zu verlieren und in den einfachen Dingen des Lebens kläglich zu scheitern. Die Menschen in ihrer Umgebung bezeichnen sie oftmals als „unheimlich“ oder „wahnsinnig“ und mit ihrem Verhalten stoßen sie nicht selten auf Ablehnung.
Im zweiten Werk, „Mahlers Zeit“, geht es um den Physiker David Mahler, der glaubt, im Traum eine Theorie entdeckt zu haben, die die Ordnung der Zeit, und somit der ganzen Welt ins Chaos stürzen würde. Doch seinen Vermutungen will kaum jemand Glauben schenken, sodass er beginnt, an sich selbst zu zweifeln und die Kontrolle über sein Leben verliert. Der Grat zwischen Genie und Wahnsinn ist besonders schmal.
Die Protagonisten beider Werke sind mit dem Kontrollverlust, sowie dem Verschwimmen von Realität und Fiktion konfrontiert. Ein weiterer bedeutender Begriff in beiden Werken ist das „Chaos“. Die Genies Humboldt, Gauß und Mahler versuchen durch ständiges Vermessen, Analysieren und Erforschen, Ordnung zu schaffen und Ungewissheit zu vermeiden. Wodurch unterscheiden sich Genies von den anderen Menschen und wie reagieren diese auf ihr Verhalten? Wie gehen die Genies mit diesen Reaktionen um und wann werden sie sich selbst unheimlich? Kommt es letztlich zum Ausschluss aus der Gesellschaft und inwieweit führt dies zum Bruch mit der Wirklichkeit?
In meiner Proseminararbeit möchte ich diese Aspekte mithilfe ausgewählter Sekundärliteratur, unter anderem von Horst Daemmric, Gottfried Benn und Bettina Pflügl, herausarbeiten und versuchen, diese Fragen zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Genie und Wahnsinn
- Zum Geniebegriff
- Der Begriff des Wahnsinns in Verbindung mit Genialität
- Genie und Wahnsinn in „Die Vermessung der Welt“
- Genie und Wahnsinn in „Mahlers Zeit“
- Kontrollverlust und Chaos bei Daniel Kehlmann
- Der Begriff des Chaos
- Kontrollverlust und Chaos in „Die Vermessung der Welt“
- Kontrollverlust und Chaos in „Mahlers Zeit“
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Genies in den Romanen „Die Vermessung der Welt“ und „Mahlers Zeit“ von Daniel Kehlmann. Im Zentrum der Analyse stehen die Figuren Carl Friedrich Gauß, Alexander von Humboldt und David Mahler, die durch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten und ihre unkonventionellen Denkweisen von der Gesellschaft als „unheimlich“ oder „wahnsinnig“ wahrgenommen werden. Die Arbeit untersucht den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn, die Auswirkungen des Kontrollverlustes und das Auftreten von Chaos in den Romanen.
- Der Begriff des Genies in der Literatur
- Die Verbindung von Genie und Wahnsinn
- Kontrollverlust und Chaos als zentrale Motive
- Die Darstellung von Genies in der Gesellschaft
- Die Reaktion der Gesellschaft auf Genies
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik des Unheimlichen in der österreichischen Literatur nach 1945 ein und stellt die beiden Romane von Daniel Kehlmann, „Die Vermessung der Welt“ und „Mahlers Zeit“, als zentrale Analyseobjekte vor. Der Text beleuchtet die Charakteristika von Genies und die Herausforderung, die sie durch ihre Andersartigkeit in der Gesellschaft erleben.
Genie und Wahnsinn
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Begriff des Genies und seiner historischen Entwicklung. Er beleuchtet die Verbindung zwischen Genialität und Wahnsinn und untersucht, wie diese Themen in den beiden Romanen von Daniel Kehlmann zum Ausdruck kommen. Der Text analysiert, wie die Genies Gauß, Humboldt und Mahler mit ihrer eigenen Andersartigkeit und den Reaktionen der Gesellschaft umgehen.
Kontrollverlust und Chaos bei Daniel Kehlmann
Das Kapitel widmet sich dem Motiv des Kontrollverlustes und des Chaos, die in den Romanen „Die Vermessung der Welt“ und „Mahlers Zeit“ eine zentrale Rolle spielen. Der Text analysiert, wie die Protagonisten versuchen, mit den Herausforderungen des Lebens und den Unwägbarkeiten der Welt umzugehen. Der Abschnitt beleuchtet, wie Kontrollverlust und Chaos die Beziehungen der Genies zu ihrer Umwelt beeinflussen und wie sie sich letztlich auf ihre eigene Wahrnehmung der Realität auswirken.
Schlüsselwörter
Die Analyse konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Genie, Wahnsinn, Kontrollverlust, Chaos, Andersartigkeit und Unheimlichkeit. Die Arbeit untersucht, wie diese Konzepte in den Romanen „Die Vermessung der Welt“ und „Mahlers Zeit“ von Daniel Kehlmann verwendet werden, um die Charaktere und ihre Beziehung zur Gesellschaft darzustellen. Die Analyse beleuchtet auch die literarischen und gesellschaftlichen Hintergründe dieser Themen und führt in die relevanten Forschungsdiskurse ein.
- Quote paper
- Simona Winkler (Author), 2013, Genie und Wahnsinn. „Die Vermessung der Welt“ und „Mahlers Zeit“ von Daniel Kehlmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278789