Mindestens 2000 Jahre bevor der transatlantische Sklavenhandel begann, wurde bereits die schwarze Bevölkerung aus dem Gebiet südlich der Sahara von hellhäutigen Berbervölkern aus Nordafrika versklavt und durch die Sahara getrieben. Da die Saharadurchquerung aber mit einer Strecke von rund 2.000 km nur unter großen Risiken – wie Wassermangel, Sandstürmen und räuberischen Nomaden – möglich war, kann das Ausmaß dieses Verkehrs nicht sehr groß gewesen sein. Erst mit der Verbreitung des Kamels als Transport- und Reittier (ab ca. 100 n.Ch. aus dem Niltal und dem Hausaland) war es möglich wasserlose Strecken von bis zu sieben Tagesreisen zu bewältigen. Und erst mit der arabischen Eroberung Nordafrikas ab 622 n. Chr. und der damit einhergehenden Islamisierung begann der Transsaharahandel seinen Aufschwung. Die Sahara wurde jetzt mit Karawanen durchquert, um Produkte Nordafrikas und Europas gegen Gold, Elfenbein und schwarze Sklaven, größtenteils junge Frauen und Mädchen, die für häusliche und sexuelle Dienste eingesetzt wurden, zu tauschen. Bis zum Ende des 19. Jahrhundets expandierte dieser Handel. Dann gelang es europäischen Mächten, hauptsächlich England, Frankreich und Italien, den Sklavenhandel in der Sahara allmählich zu unterdrücken.
Die letzte Sklavenstraße war eine Verbindung zwischen dem Sultanat Wadai im heutigen Tschad und der Hafenstadt Benghazi im heutigen Libyen. In diesem Gebiet hatte die Sanusi Bruderschaft (Sanusiyya), eine islamische Sekte, ihren Einfluss weit ausgedehnt und pflegte ausgezeichnete Beziehungen zum Sultan von Wadai, welcher der größte Sklavenlieferant in Nordafrika im späten 19. Jahrhundert war. Auf dieser Route hielt sich der Sklavenhandel, trotz aller europäischen Bemühungen, hartnäckig bis 1931.
Inhaltsverzeichnis
- Karawanenrouten und Handelsplätze (8.-13. Jh.)
- Vier Hauptrouten
- Westliche Routen und Handel mit dem Maghreb
- Hafenstädte, Sahel, Sudan
- Handelsplätze bis 13. Jh.
- Verschiebung der Routen (14. Jh.)
- Neue Routen über Teghaza und der Salzhandel
- Neue Handelsstädte: Walata, Timbuktu, Djenné
- Ostausrichtung der Routen und der Markt in Kairo
- Portugiesische Aktivitäten an der Atlantikküste
- Veränderungen im 16. Jh. und danach
- Unsichere westliche Routen und die Umgehungsroute
- Die Route Tripoli - Kuka als wichtigste Sklavenroute
- Sterblichkeit auf den Routen
- Unterdrückung des Sklavenhandels und Ausweichrouten
- Die Wadai-Benghazi Route
- Die Rolle der Sanusi-Bruderschaft
- Verlagerung des Handels und der Dampfschiffsverkehr
- Waffen als Tauschware
- Endgültige Abschaffung des Sklavenhandels
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Karawanenrouten und Handelsplätze im transsaharischen Handel über einen Zeitraum von 1200 Jahren. Der Fokus liegt auf den Veränderungen der Routen, den wichtigsten Handelsgütern, und den Auswirkungen des Handels auf die beteiligten Städte und Bevölkerungsgruppen.
- Entwicklung der Karawanenrouten im Laufe der Jahrhunderte
- Bedeutung des Gold- und Salzhandels
- Der transsaharische Sklavenhandel und seine Auswirkungen
- Politische und wirtschaftliche Veränderungen im Sahel und der Sahara
- Rolle europäischer Mächte bei der Unterdrückung des Sklavenhandels
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beschreibt zunächst die vier Hauptrouten des transsaharischen Handels zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert, mit Fokus auf die westlichen Routen und den Handel mit Gold, Elfenbein und Sklaven. Wichtige Städte an diesen Routen werden vorgestellt. Im 14. Jahrhundert kommt es zu einer Verschiebung der Routen aufgrund der Entdeckung von Salzminen in Teghaza. Neue Städte wie Timbuktu und Djenné gewinnen an Bedeutung. Die Rolle der Portugiesen an der Atlantikküste wird ebenfalls beleuchtet. Spätere Kapitel behandeln die zunehmende Unsicherheit der westlichen Routen im 16. Jahrhundert, die steigende Bedeutung der Tripoli-Kuka Route und die erschreckend hohen Sterblichkeitsraten. Die Unterdrückung des Sklavenhandels durch europäische Mächte führt zu Ausweichrouten, insbesondere der Wadai-Benghazi Route, deren Entwicklung und die Rolle der Sanusi-Bruderschaft im Detail erklärt werden. Der Text endet mit der endgültigen Abschaffung des Sklavenhandels zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Schlüsselwörter
Transsaharahandel, Karawanenrouten, Handelsplätze, Gold, Salz, Sklavenhandel, Sahel, Sudan, Maghreb, Portugiesen, Tuareg, Berber, Araber, Sanusi-Bruderschaft, Kairo, Tripoli, Timbuktu, Djenné, Sterblichkeit, europäische Kolonisierung, Abschaffung der Sklaverei.
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- Wolfram Oehms (Author), 2006, Der Transsahara-Sklavenhandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278882