Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine momentan noch utopische Vorstellung, die im
geschichtlichen Kontext jedoch schon recht früh entstanden ist, und erste Ideen hierzu wurden
bereits Mitte des 20. Jahrhunderts diskutiert. Dennoch kommt es gegenwärtig zu einer
verstärkten Wahrnehmung der Thematik. In der europäischen Debatte hinsichtlich des
bedingungslosen Grundeinkommens geht es hauptsächlich um die nicht mehr zu erreichende
Vollbeschäftigung und die daraus zu ziehenden Konsequenzen aufgrund von wegfallender
Arbeit für Menschen durch Technisierung und Automatisierung von Arbeitsplätzen. Ebenso
spielt Arbeitszwang sowie die Entkoppelung von Arbeit und Einkommen in den Diskussionen
eine Rolle, genauso wie das Grundrecht auf ein soziokulturelles Existenzminimum. In den
Ländern des globalen Südens dreht sich die Diskussion über das bedingungslose
Grundeinkommen dagegen hauptsächlich um die Armutsbekämpfung und die Chance, der
armen Bevölkerung eine Grundlage für ein existenzsicherndes Leben zu ermöglichen. Viel
mehr als in der europäischen Debatte steht auch die Argumentation hinsichtlich des
Menschenrechts auf Leben im Mittelpunkt. Gerade in letzter Zeit haben konditionierte und
nicht konditionierte Sozialgeldtransfers als Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit in
der entwicklungspolitischen Debatte eine wegweisendere Rolle gespielt. Hierbei stellt das
bedingungslose Grundeinkommen einen radikalen Ansatz dar, der jedoch gerade deswegen
eine genaue Begutachtung erfahren sollte.
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Trotzdem ist die Diskussion hinsichtlich der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens
in der Wahrnehmung vor allem auf den europäischen Raum beschränkt, mit Schwerpunkt auf
den deutschsprachigen Ländern. Jedoch gibt es gerade in den Ländern des globalen Südens
verstärkt Debatten, Überlegungen und Pilotprojekte, in denen das Grundeinkommen als Mittel
zur Armutsbekämpfung eingesetzt wird. Dabei wird dem Aspekt einer globalen Umverteilung
und einer damit verbundenen Bekämpfung von Hunger und Armut gerade im
deutschsprachigen Raum bisher noch nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Daher soll
diese Diplomarbeit einen Überblick bieten, ausgehend von der europäischen Idee eines
bedingungslosen Grundeinkommens über konkrete Modellprojekte in Ländern des globalen
Südens bis hin zur Abwägung von Chancen und Risiken für die Einführung eines
bedingungslosen Grundeinkommens im Rahmen entwicklungspolitischer Maßnahmen.
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Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Einleitung
- Fragestellung und Thesen
- Begriffsdefinitionen
- Bedingungsloses Grundeinkommen
- Sozialgeldtransfers
- Das bedingungslose Grundeinkommen
- Geschichte
- Thomas Morus und Juan Luis Vives
- Thomas Paine
- Charles Fourier und Joseph Charlier
- Josef Popper-Lynkeus
- Erich Fromm
- Zusammenfassung
- Jüngere Entwicklung
- AkteurInnen
- Finanzierung
- Entwicklungspolitik
- Definitionen zu Entwicklungspolitik
- Entwicklung und Entwicklungsländer
- Entwicklungspolitik
- Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit
- Geschichte der Entwicklungspolitik
- Ziele der Entwicklungspolitik
- Kritik an der Entwicklungspolitik
- Fallbeispiele – Ansätze für ein (bedingungsloses) Grundeinkommen im globalen Süden
- Brasilien
- Namibia
- Chancen und Risiken eines bedingungslosen Grundeinkommens im den Ländern des globalen Südens
- Das bedingungslose Grundeinkommen als entwicklungspolitischer Ansatz
- Problemfelder bei der Implementierung
- Kritik am bedingungslosen Grundeinkommen
- Argumente für ein bedingungsloses Grundeinkommen
- Gerechtigkeit
- Demokratie
- Stärkung der Rolle der Frau
- Ökologie
- Ökonomie
- Bedingungsloses Grundeinkommen versus Conditional Cash Transfers
- Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens
- Conclusio
- Literaturverzeichnis
- Kurzfassung/Abstract
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Verbindung der Themenfelder Grundeinkommen und Entwicklungspolitik. Sie untersucht, ob sich das bedingungslose Grundeinkommen als entwicklungspolitischer Ansatz zur Armutsbekämpfung und Verbesserung der Lebenssituation in Ländern des globalen Südens eignet. Die Arbeit analysiert die Geschichte und aktuelle Entwicklungen des bedingungslosen Grundeinkommens, beleuchtet die Rolle von AkteurInnen und Finanzierungsmöglichkeiten, sowie die Geschichte und Ziele der Entwicklungspolitik. Darüber hinaus werden Fallbeispiele aus Brasilien und Namibia vorgestellt, die Modellprojekte für ein Grundeinkommen umsetzen. Die Arbeit untersucht Chancen und Risiken des bedingungslosen Grundeinkommens als entwicklungspolitischer Ansatz, analysiert Problemfelder bei der Implementierung und mögliche Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens.
- Verknüpfung der Themenfelder Grundeinkommen und Entwicklungspolitik
- Eignung des bedingungslosen Grundeinkommens als entwicklungspolitischer Ansatz zur Armutsbekämpfung
- Analyse der Geschichte und aktuellen Entwicklungen des bedingungslosen Grundeinkommens
- Untersuchung von Chancen und Risiken des bedingungslosen Grundeinkommens als entwicklungspolitischer Ansatz
- Bewertung der Auswirkungen des bedingungslosen Grundeinkommens auf die Länder des globalen Südens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des bedingungslosen Grundeinkommens ein und stellt die Forschungsfrage sowie die zentralen Thesen der Arbeit vor. Sie beleuchtet die aktuelle Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen in Europa und den Ländern des globalen Südens und zeigt die Relevanz der Thematik für die Entwicklungspolitik auf.
Kapitel 2 widmet sich dem bedingungslosen Grundeinkommen. Es beleuchtet die Geschichte des Konzepts, von den frühen Ideen bis hin zu den jüngeren Entwicklungen. Es werden AkteurInnen und Finanzierungsmöglichkeiten des bedingungslosen Grundeinkommens vorgestellt.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Themenfeld Entwicklungspolitik. Es werden verschiedene Definitionen von Entwicklung, Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe erläutert. Die Geschichte der Entwicklungspolitik wird kurz dargestellt und die Ziele sowie die Kritik an der Entwicklungspolitik werden beleuchtet.
Kapitel 4 präsentiert Fallbeispiele aus Brasilien und Namibia, die Modellprojekte für ein Grundeinkommen umsetzen. Die Kapitel beschreiben die jeweiligen Projekte und ihre Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung.
Kapitel 5 untersucht das bedingungslose Grundeinkommen als entwicklungspolitischen Ansatz. Es werden Chancen und Risiken des bedingungslosen Grundeinkommens im globalen Süden analysiert, sowie Problemfelder bei der Implementierung und mögliche Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das bedingungslose Grundeinkommen, Entwicklungspolitik, Armutsbekämpfung, globale Umverteilung, Länder des globalen Südens, Chancen und Risiken, Modellprojekte, Brasilien, Namibia, Conditional Cash Transfers, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Demokratie, Ökologie, Ökonomie.
- Quote paper
- Wolfgang Krumm (Author), 2014, Das bedingungslose Grundeinkommen. Ein neuer Ansatz für die Entwicklungspolitik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278966