Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Leben
3. Die Werke
4. Galgenlieder
4.1. Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkt
4.2. Das ästhetische Wiesel
4.3. Auf dem Fliegenplaneten
4.4. Die zwei Wurzeln
4.5. Der Würfel
5. Analyse eines Gedichtes von Morgenstern
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Christian Morgenstern hat seine Gedichte „dem Kind im Manne gewidmet, hat Perspektiven gewählt, die zunächst nicht so ernst genommen werden sollten, später hat er aufgrund persönlicher Neigungen auch anthroposophische Deutungen hingelegt. Er war von Nietzsche beeinflusst. [1] „ Im ächten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen.“[2] Dieses Zitat von Friedrich Wilhelm Nietzsche erscheint in fast jeder Auflage von Morgensterns Galgenlieder. Wie stark es mit diesem Werk verbunden ist, verdeutlicht sich nach dem Lesen. Dieses Zitat verkörpert zudem Morgensterns Lebenseinstellung, aber auch diejenige anderer Menschen, die erkannt haben, dass das Leben nicht nur ernst genommen werden sollte. Der Humor verkörpert hierbei eine zusätzliche Hochachtung vor dem Leben.
Als Christian Morgenstern Student war, schrieb er viele Gedichte, sodass stammen Manche der Galgenlieder aus seinen Studentenjahren (um 1895). Er machte in dieser Zeit mit seinen Freunden einen Ausflug zum Galgenberg, der in der Nähe von Berlin liegt. Die Idee für die Namensgebung seiner Sammlung entsprang einer Wanderung zum Galgenberg.
Erst im Jahre 1905 wurden die Galgenlieder herausgegeben, zudem stammen viele in dieser Sammlung erschienene Gedichte aus dieser Zeit. Als er das Studium abgeschlossen hatte, erkrankte er an einer vererbten Lungenkrankheit. Selbst in dieser Zeit verlor er seinen Humor nicht, und nach dem Motto „Humor heilt“, schrieb er weitere lustige Gedichte.
Morgenstern wird mit den Galgenliedern zum Vorbild für die späteren satirischen Lyriker wie Ringelnatz, Tucholsky, Kästner u. a., führte zwar selber auch einen Tradition weiter, die sich von Heinrich Heine her datieren lässt, setzte aber unverkennbare Maßstäbe für die literarische Berechtigung des Humbugs, des kauzigen Humors, des Spottes, der sich selber nicht ernst nimmt.[3]
Er schrieb diese Gedichte in erster Linie zur eigenen Entspannung und später auch um seine Krankheit zeitweise vergessen zu können. Die Galgenlieder galten für ihn nicht als sein Aushängeschild schlechthin. Wichtiger waren die ernsten, philosophisch gestimmten Sammlungen. Allerdings verhalfen ihm jene, im Gegensatz zu den Galgenliedern, nicht zur Berühmtheit.
Zunächst möchte ich in dieser Arbeit einen Überblick über das Leben Christian Morgensterns geben. Ich sehe dies als Grundlage, seine Gedichte verstehen zu können. Anschließend folgt eine Übersicht über die Werke Morgensterns, im Speziellen über die Galgenlieder als seine bekannteste Gedichtsammlung.
2. Leben
Am 6. Mai 1871 wurde Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern in München geboren. Christian war das einzige Kind des Landschaftsmalers Carl Ernst Morgenstern und seiner Frau Charlotte. Seine Mutter stirbt bereits in Morgensterns Kindertagen 1881 an Tuberkulose, der Krankheit, die später auch sein Leben beeinflussen wird.[4] Bis zum Tod der Mutter verlebte Morgenstern eine glückliche Kindheit, von der er später berichtete: „Ich möchte sagen, dass ich immer noch im und vom Sonnenschein meiner Kindheit lebe.“ [5] Nach dem Tod seiner Mutter kam Morgenstern in ein Internat nach Landshut, dort ist er jedoch sehr unglücklich. Ein Grund dafür könnte sein, dass er bis zu diesem Zeitpunkt an keinem geregelten Schulbesuch teilgenommen hatte und lediglich ab und zu Privatunterricht erhielt.
1884 ließ Carl Ernst Morgenstern seinen Sohn nach Breslau folgen. Inzwischen wurde er Professor an der königlichen Kunstschule und hat mit Amelie von Dall'Armi geheiratet. Von 1884 bis 1889 besuchte Christian Morgenstern dort ein Gymnasium und begann zu dichten. Im Alter von 18 Jahren, verließ Morgenstern vorzeitig das Gymnasium und strebte eine Offiziersausbildung beim Militär an. Zeitig bemerkte er jedoch, dass das Militär nicht das richtige für ihn ist. Er schreibt: „Ich muss gestehen, meine Neigung zum Soldatenstande, oder besser zum Soldatenberufe war nie eine echte, tiefe. Mich hält die Poesie, die Kunst, der Drang nach Wahrheit zu sehr in ihrem Bann.“ [6] Nachdem Morgenstern seine Offizierslaufbahn abgebrochen hatte, besuchte er in Sorau erneut ein Gymnasium, wo er 1892 seinen Abschluss machte.
Im Anschluss beginnt er in Breslau ein Studium der Nationalökonomie, und gründet mit Freunden den „Deutschen Geist“, eine patriotische Zeitschrift, die die Einheit des Reiches beschwor.[7]
Eine Tuberkuloseerkrankung zwang ihn 1893 zu einer Kur im schlesischen Bad Reinerz. Im Anschluss konnte er sich nicht wieder direkt dem Studium widmen, sondern musste noch weitere fünf Monate das Bett hüten. In dieser Zeit lernt er die Werke Friedrich Nietzsches kennen und dichtet in den folgenden Jahren unter seinem Einfluss.
Um eine Ehe mit Elisabeth Reche einzugehen, trennt sich Sein Vater im Jahr 1894 von Amelie. Aufgrund seiner Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Amelie konnte er seinem Sohn angeblich das Studium nicht finanzieren. Es kam zu einem ersten Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn. Morgenstern entfremdete sich von seinem Vater. Dieser verbot ihm den Kontakt zu Amelie. Als Morgenstern dies missachtete kam es zum endgültigen Bruch. Dieser sollte eineinhalb Jahrzehnte andauern. 1894 ist zudem das Jahr, in dem Morgenstern nach Berlin ging, um dort Kunstgeschichte und Archäologie zu studieren. Bald aber betätigt er sich als freier Schriftsteller und Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften. Er schreibt Feuilletons für die unterschiedlichsten Zeitungen.[8]
Christian Morgenstern reiste im Sommer 1894 nach Bad Grund, 1895 nach Sylt und 1896 in die Alpen. Im darauffolgenden Jahr wird Morgenstern erstes Werk „In Phantas Schloss“ veröffentlicht, ein „Zyklus humoristisch-phantastischer Dichtungen.“[9] Im Frühjahr 1896 erscheinen achtzehn Oden unter dem Titel „Horatius Travestitus“, Ein Studentenscherz.[10] 1897 und 1898 fasst Morgenstern die Lyrik der Berliner Jahre in den Bänden „Auf vielen Wegen“ und „Ich und die Welt“ zusammen.
Im Jahre 1897 wird Morgenstern die Übersetzung von Strindbergs „Inferno“ angeboten, die er, anscheinend aufgrund von Geldmangel auch annimmt. Von 1898 bis 1903 folgen zahlreiche Übertragungen der Werke Henrik Ibsens, allerdings zwingen ihn mehrere Kuraufenthalte zu diversen Unterbrechungen.
Im Herbst 1899 ging Morgenstern nach Berlin zurück, im Sommer 1900 erkrankte er. In diesem Jahr erschien „Ein Sommer“, sein fünftes Buch. Als Ernst von Wolzogens Überbrettl am 18. Januar 1901 im Sezessionstheater am Alexanderplatz Premiere feiert, werden auch zwei Stücke Morgensterns aufgeführt: die d´Annunzio-Parodie Das Mittagmahl und Der Hundeschwanz, eine Kerr-Parodie.
Im Frühjahr 1901 hatte Christian Morgenstern den jungen Lyriker Heinrich Mayer (1881-1905), der auch schon früh an Tuberkulose erkrankt war, während eines Sanatoriumsaufenthaltes in Davos kennengelernt. Er schrieb in einem Brief an Mayer am 03. November 1902: „Lieber Herr Mayer, ... Was schreiben Sie da von Dilettantismus! Wenn Sie meine Produktionen vom Anfang der Zwanziger lesen würden, ... würden Sie etwas ganz Ähnliches finden. ... Neue Gedanken hat kein Mensch. Das Umschauen nach andern hat zweitweise nicht den geringsten Zweck. Die Gedanken und Gefühle, die einen gerade bewegen, recht unmittelbar und innig aussprechen, dessen nicht müde werden, wenn man auch sieben Versuche von zehnen ins Feuer werfen muss – so überwindet sich jeder Dilettantismus – sofern er nicht unheilbar ist. ...“[11]
Anfang 1902 erschien Morgensterns sechste Sammlung. Im März verließ er Arosa, reiste nach Rapallo, an die italienische Riviera. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz und nach Deutschland entschloss er sich noch Ende des Jahres, erneut nach Italien zu reisen. Auf Einladung des Musikers Ludwig Landshoff verbrachte Morgenstern im Frühjahr 1903 noch einige Wochen in Fiesole bei Florenz und kehrte schließlich im Mai nach Berlin zurück.[12]
Christian Morgenstern nahm beim Verlag Bruno Cassirer Berlin eine Stelle als Lektor an. Dieser Verlag veröffentlichte 1905 die Galgenlieder, die Morgenstern eigentlich gar nicht veröffentlichen wollte. Ursprünglich waren die Galgenlieder lediglich, für einen kleinen Kreis seiner Freunde bestimmt.“[13] Die Galgenlieder werden zu einem Bestseller, und begründeten seinen Ruhm. Morgenstern schrieb nun auch Kindergedichte, wie etwa „Vom großen Elefanten“, und plante ein Galgenliederkinderbuch.
[...]
[1] Vgl. Wiegmann, 2005, S. 75
[2] Morgenstern, Margareta, 1981, S. 9
[3] Wiegmann, 2005, S. 76
[4] Vgl. Kretschmer, 1985, S. 1
[5] Bauer, 1985, S. 11
[6] Kretschmer, 1985, S. 2
[7] Vgl. Kretschmer, 1985, S. 2
[8] Vgl. Wilson, 2003, S. 7
[9] Vgl. Kretschmer, 1985, S. 4
[10] Vgl. Bauer, 1985, S. 114
[11] Göbel, 1998, S. 71 f.
[12] Vgl. Kretschmer, 1985, S. 6
[13] Vgl. Wilson, 2003, S. 19