In diesem Roman kommt Célines zeitlebende Ablehnung des Kriegs, sein radikaler
Antimilitarismus und Pessimismus mit brachialer Sprachgewalt zum Ausdruck, die in
folgenden Romanen wie Tod auf Kredit (dessen Protagonist ebenfalls Ferdinand Bardamu
heißt) und Guignol‘s Band ihren Fortgang findet. Sein eigenes Leben und seine intensiven
Erfahrungen gaben ihm die Inspiration für seine Werke. Problematisch sind seine heftigen
rassistischen und antisemitischen Äußerungen, die in hetzerischen Schriften und Pamphleten
(besonders in Die Judenverschwörung in Frankreich und Mea Culpa) zum Ausdruck
kommen und die in ihrer Radikalität fast sarkastisch wirken, aber tatsächlich ernst gemeint
sind.
Céline wusste, dass er mit Reise ans Ende der Nacht ein Meisterwerk geschaffen hatte; er
erwartete vergebens, mit dem bedeutendsten französischen Literaturpreis, dem Prix Goncourt,
ausgezeichnet zu werden. „Abgesehen von der Enttäuschung Célines, der offenbar fest mit
dem ‚Goncourt‘ gerechnet hatte und den der weniger renommierte Prix Renaudot nicht
trösten konnte, wirkte sich dieser Skandal nur positiv für den Verkauf und die kritische
Rezeption des Buches aus.“
Diese Arbeit untersucht, nachdem es den kurzen Versuch einer gattungstheoretischen
Einordnung unternimmt und die Literarisierung der Mündlichkeit in Reise ans Ende der
Nacht ergründet, den historischen Kontext des Romans. Anschließend zeigt sie anhand der
Episoden 1. Weltkrieg und Kolonialafrika die Gemeinsamkeiten, die zwischen der
Fiktionalität des Antihelden und Ich – Erzählers Ferdinand Bardamu und des Schriftstellers
Louis – Ferdinand Céline bestehen, auf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gattungstheoretische Einordnung der Reise ans Ende der Nacht
- Mündlichkeit in Reise ans Ende der Nacht
- Historizität bei Céline
- Céline und Bardamu im 1. Weltkrieg
- Céline und Bardamu in Kolonialafrika
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den historischen Kontext von Louis-Ferdinand Célines Roman "Reise ans Ende der Nacht", indem sie die Literarisierung der Mündlichkeit und die Gemeinsamkeiten zwischen der fiktionalen Figur Ferdinand Bardamu und dem Autor selbst beleuchtet.
- Die gattungstheoretische Einordnung von "Reise ans Ende der Nacht"
- Die Rolle der Mündlichkeit in der Sprache und Erzählweise des Romans
- Die historischen Erfahrungen Célines im Ersten Weltkrieg und in Kolonialafrika
- Die Beziehung zwischen der fiktionalen Figur Bardamu und dem Autor Céline
- Die Rolle der Sozialkritik und des Pessimismus im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in die Thematik der Arbeit ein und stellt Célines "Reise ans Ende der Nacht" als ein umfassendes Werk vor, das den Zeitraum des Ersten Weltkriegs und die Zeit danach widerspiegelt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der gattungstheoretischen Einordnung des Romans und analysiert die Elemente des autobiographischen, historischen, Entwicklungs- und Schelmenromans, die in "Reise ans Ende der Nacht" enthalten sind.
Das dritte Kapitel beleuchtet die Rolle der Mündlichkeit in Célines Roman und untersucht, wie die literarische Sprache die Alltagssprache und die Sprechweisen der Figuren widerspiegelt.
Das vierte Kapitel konzentriert sich auf die historische Dimension des Romans und analysiert die Erfahrungen Célines im Ersten Weltkrieg und in Kolonialafrika, die sich in der Figur Bardamus widerspiegeln.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Mündlichkeit, Historizität, Sozialkritik, Pessimismus, Schelmenroman, Autobiographie, und die Beziehung zwischen Autor und Figur im Kontext von Louis-Ferdinand Célines "Reise ans Ende der Nacht".
- Quote paper
- Siawasch Aeenechi (Author), 2014, Louis-Ferdinand Célines "Reise ans Ende der Nacht" im historischen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279532