In der vorliegenden Arbeit soll anhand zweier Beispiele die Erinnerungspolitik der kroatischen Hrvatska Demokratska Zajednica (im folgenden HDZ) in den 1990er Jahren untersucht werden. Erinnerungspolitik wird dabei als spezielle Form der Erinnerungskultur betrachtet. Sie bezieht sich weder auf die persönliche Erinnerung noch auf die wissenschaftliche Disziplin, sondern auf die öffentliche Praxis. Erinnerungspolitik ist insofern ein Konstrukt der Eliten, die über die Machtmittel verfügen, die öffentliche Praxis des Erinnerns zu beeinflussen. Sie wird losgelöst vom lebendigen Gruppengedächtnis institutionell geformt. Im Folgenden werden die Personen, um deren öffentliche Erinnerung es gehen soll, kurz vorgestellt: der Kardinal Alojzije Stepinac und der Führer der Kommunistischen Partei Andrija Hebrang. Im zweiten Abschnitt werden die politische Lage und die Strukturen der HDZ in den 1990er Jahren näher beleuchtet. Dabei werden auf Franjo Tudjman und seine Funktion als Parteivorsitzender sowie auf die Interessen innerhalb und außerhalb der HDZ besonderes Augenmerk gelegt. Bei der anschließenden Untersuchung der Erinnerungspolitik der HDZ im dritten Teil der Arbeit geht es überwiegend um die Schlagworte dr(?)avotvornost (Eigenstaatlichkeit) und pomirba (Versöhnung aller Kroaten), die maßgeblichen Einfluss auf die Erinnerungspolitik hatten. Wie lässt sich die gleichzeitige Hervorhebung beider des Kardinals Stepinac und des Kommunisten Hebrang in der öffentlichen Erinnerung erklären? Welche Ziele verfolgte die Erinnerungspolitik der HDZ? Ein Resümee fasst die Erkenntnisse abschließend zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zwei Beispiele zur Erinnerungspolitik der HDZ
- Der Kardinal Alojzije Stepinac (1898-1960)
- Der Kommunist Andrija Hebrang (1899-1949)
- Die politische Lage und die HDZ in den 1990er Jahren
- Der Parteivorsitzende Franjo Tudjman
- Die Interessen innerhalb der HDZ
- Die Interessen außerhalb der HDZ
- Die Erinnerungspolitik der HDZ
- Državotvornost
- Pomirba
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Erinnerungspolitik der kroatischen HDZ in den 1990er Jahren anhand von zwei prominenten Beispielen: Kardinal Alojzije Stepinac und dem Kommunisten Andrija Hebrang. Die Arbeit betrachtet Erinnerungspolitik als ein Konstrukt der Eliten, welches die öffentliche Praxis des Erinnerns beeinflusst und vom lebendigen Gruppengedächtnis abweicht.
- Die Erinnerungspolitik der HDZ im Kontext der kroatischen Geschichte und der politischen Situation in den 1990er Jahren
- Die Rolle des Parteivorsitzenden Franjo Tudjman und die Interessen innerhalb und außerhalb der HDZ
- Die Bedeutung der Schlagworte "Državotvornost" (Eigenstaatlichkeit) und "Pomirba" (Versöhnung aller Kroaten) für die Erinnerungspolitik der HDZ
- Die gleichzeitige Hervorhebung von Kardinal Stepinac und dem Kommunisten Hebrang in der öffentlichen Erinnerung
- Die Ziele und Strategien der Erinnerungspolitik der HDZ
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Erinnerungspolitik der HDZ ein und stellt die beiden zentralen Personen, Kardinal Stepinac und Andrija Hebrang, vor. Sie erläutert, wie die HDZ die öffentliche Erinnerung an diese Persönlichkeiten in den 1990er Jahren gestaltete und welche Ziele sie dabei verfolgte.
Das erste Kapitel beleuchtet die Lebensläufe von Stepinac und Hebrang. Es zeigt auf, wie beide Figuren während und nach dem Zweiten Weltkrieg wichtige Rollen in der kroatischen Politik spielten. Stepinac, als Erzbischof von Zagreb, und Hebrang, als führender Kommunist Kroatiens, repräsentierten unterschiedliche Ideologien und waren in komplexe politische Prozesse involviert.
Im zweiten Kapitel werden die politischen Verhältnisse und die Struktur der HDZ in den 1990er Jahren detailliert dargestellt. Es werden Franjo Tudjman, der Parteivorsitzende, sowie die verschiedenen Interessen innerhalb und außerhalb der Partei beleuchtet. Dieses Kapitel schafft die Grundlage, um die Erinnerungspolitik der HDZ in ihrem spezifischen Kontext zu analysieren.
Der dritte Teil widmet sich der Erinnerungspolitik der HDZ und zeigt auf, wie die Schlagworte "Državotvornost" und "Pomirba" die Gestaltung der öffentlichen Erinnerung prägten. Das Kapitel untersucht die Gründe für die gleichzeitige Hervorhebung von Stepinac und Hebrang in der Erinnerungskultur Kroatiens und analysiert die Ziele der HDZ in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind: Erinnerungspolitik, kroatische HDZ, Kardinal Alojzije Stepinac, Andrija Hebrang, Franjo Tudjman, "Državotvornost", "Pomirba", öffentliche Erinnerung, politische Lage, 1990er Jahre, Kroatien, Jugoslawien, Kommunismus, Katholizismus.
- Arbeit zitieren
- Andrea Friemann (Autor:in), 2004, Erinnerungspolitik der kroatischen HDZ am Beispiel des Kardinals Stepinac und des Kommunisten Hebrang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27959