Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist das so genannte „Totengericht“ des Augustus in den Annalen des Tacitus (Ann. 1,9-10). Im Totengericht, das Tacitus in Anschluss an das Staatsbegräbnis des Augustus im September des Jahres 14 stattfinden lässt, gibt dieser die Argumente der Anhänger sowie der Gegner des Augustus bezüglich seiner Herrschaft wider. In dieser scheinbar neutralen Gegenüberstellung äußert Tacitus seine eigene Beurteilung des ersten Princeps, indem er den negativen Urteilen erstens mehr Raum gewährt und sie zweitens an den Schluss der Gegenüberstellung rückt. Damit steht er in einem Gegensatz zu den bis dato veröffentlichten Beurteilungen der Herrschaft des Oktavian/Augustus, insbesondere zu jener, die der Princeps selbst in seinem posthum veröffentlichten Tatenbericht, den Res gestae, propagierte.
Es verwundert nicht, dass Gestalt und Leistung des jungen Caesars schon in der Antike umstritten waren. Oktavian/Augustus musste sich der Herausforderung stellen, seine de facto monarchische Stellung in das Gewand einer republikanischen Herrschaft zu kleiden, um dem Legitimationsdruck, dem er permanent ausgesetzt war, standhalten zu können. Er und seine Anhänger waren also stets bemüht, die negativen Begleiterscheinungen seiner Herrschaft schön zu reden oder zu verschweigen. Auf der anderen Seite gab es solche, die die Herrschaftsstellung des Princeps scharf angriffen und versuchten, seine scheinbar am Interesse des Gemeinwesens ausgerichteten Taten als Vorwand für die Durchsetzung persönlicher Machtinteressen zu entlarven.
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Bewertung der augusteischen Herrschaft im Totengericht des Tacitus auseinander. Ihr Ziel ist es, die historischen Ereignisse, auf die im Totengericht Bezug genommen wird, zu identifizieren und die Darstellung und Bewertung des Tacitus auf ihre Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen. Dazu werden die parallele Überlieferung des Cassius Dio sowie die Res gestae des Augustus selbst vergleichend herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gegenstand und historischer Kontext
- Formulierung des Problems und Skizzierung der eigenen Vorgehensweise
- Der Historiker Tacitus und die Annalen
- Das „Totengericht“ des Augustus bei Tacitus (Ann. 1,9-10)
- Das so genannte Totengericht
- Einzelinterpretation
- „Nichtiges“
- Augustus als Erbe Caesars: Usurpator oder Befreier?
- Vom Triumvirat zur Monarchie: Ausschaltung politischer Konkurrenten
- Alleinherrschaft und Reichspolitik: Diktator oder „primus inter pares“?
- Hausmachtpolitik und Nachfolgeregelung
- Kaiserkult und Götterverehrung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das so genannte „Totengericht“ des Augustus im ersten Buch der Annalen des Tacitus und untersucht die Darstellung und Bewertung der augusteischen Herrschaft durch den Historiker. Dabei werden die historischen Ereignisse, auf die im Totengericht Bezug genommen wird, identifiziert und mit parallelen Überlieferungen verglichen, um die Glaubwürdigkeit der Darstellung des Tacitus zu überprüfen.
- Die Darstellung der augusteischen Herrschaft im Totengericht des Tacitus
- Die Bewertung der augusteischen Herrschaft durch Tacitus
- Die Analyse des Totengerichts im Kontext der historischen Ereignisse
- Der Vergleich mit parallelen Überlieferungen von Cassius Dio und den Res gestae des Augustus
- Die politische Tendenz des Tacitus und ihr Einfluss auf seine Darstellung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Gegenstand der Arbeit, das Totengericht des Augustus in den Annalen des Tacitus, und den historischen Kontext vor. Sie erläutert die Besonderheiten des Totengerichts und stellt die eigene Vorgehensweise dar. Das zweite Kapitel widmet sich der Vorstellung des Historikers Tacitus und seines Werkes, den Annalen, mit besonderer Berücksichtigung der politischen Tendenz des Autors. Das dritte Kapitel gliedert das Totengericht inhaltlich und interpretiert die positiven und negativen Argumente zur Herrschaft des Oktavian/Augustus unter Berücksichtigung einer möglichen Tendenz des Tacitus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der augusteischen Herrschaft, dem Totengericht des Tacitus, der politischen Tendenz des Tacitus, den Annalen, der Res gestae des Augustus, der historischen Ereignisse und den parallelen Überlieferungen von Cassius Dio.
- Arbeit zitieren
- Robert Jonas (Autor:in), 2012, Die Beurteilung der augusteischen Herrrschaft im ersten Buch der Annalen des Tacitus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279631