Einleitung
Spätestens seit dem jüngsten Angriff auf den Irak durch die USA und ihre Alliierten ohne UNO-Mandat macht sich nicht nur in Europa Ernüchterung breit. Ist die friedliche Koexistenz souveräner Staaten überhaupt möglich? Und wenn ja, welche Systeme und Institutionen braucht die Welt dazu? Antworten auf diese grossen Fragen wurden und werden oft gesucht. Auch die vorliegende Arbeit beschäftigt sich im weiteren Sinne mit dieser Frage. Es soll hier aber eine Konzentration erfolgen auf einen Aspekt bewaffneter Konflikte, der für das Verständnis von Krieg und somit auch von Frieden unabdingbar ist: Die Bereitschaft zur bewaffneten Intervention in internationale Konflikte und deren Einflussfaktoren am Beispiel Deutschland. Es soll in dieser Arbeit eine Antwort auf folgende Frage gesucht werden: Wie kann das Zustandekommen der unterschiedlichen Bereitschaft Deutschlands zu einer bewaffneten Intervention in vier internationalen Konflikten seit 1990 sowohl anhand der wichtigsten praktischen Einflussfaktoren als auch vor theoretischem Hintergrund erklärt werden?
Um die Bereitschaft Deutschlands zu einer bewaffneten Intervention seit 1990 aufzeigen zu können, sollen nach einer groben Skizzierung von Konfliktgeschehen und dem jeweiligen Umfang der deutschen Teilnahme als Grundlage für die weiteren Untersuchungen vorerst die Einflussfaktoren des Verhaltens Deutschlands während der vier Konflikte chronologisch miteinander verglichen werden. Durch eine mit dem Schichtenbau politischer Wirklichkeit im Sinne Patzelts strukturierten Analyse der Einflussfaktoren wird nach Erklärungen für das jeweils zustande gekommene Verhalten gesucht. Es wird also eine Strukturierung der relevanten Einflussfaktoren in Mikro-, Meso- und Makro-Ebene vorgenommen, wobei die Mikro-Ebene für das Verhalten von Individuen und Kleingruppen, die Meso-Ebene für Unternehmen, Organisationen und Institutionen aller Art und die Makro-Ebene für das politische System und seine Einbettung in den internationalen Rahmen stehen. Die Strukturierung der Prozesse anhand Patzelts Schichtenbau politischer Wirklichkeit wird dabei helfen, nichts Wichtiges stillschweigend zu übergehen: Das Absuchen aller Ebenen des Schichtenbaus ermöglicht und erleichtert die Berücksichtigung aller wichtigsten Einflussfaktoren-unabhängig davon, ob sie, wie beispielsweise parlamentarische Debatten, als politische Ereignisse im engeren Sinne bezeichnet werden können oder ob es beispielsweise auch um Ängste der Bevölkerung geht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 2 DEUTSCHLAND UND DIE GOLF-KRISE 1990/91
- 2.1 VORSICHTIGE ZURÜCKHALTUNG
- 2.2 ...UND WARUM EIN AKTIVERES ENGAGEMENT KAUM VORSTELLBAR WAR
- 3 DEUTSCHLAND UND DAS KOSOVO 1999
- 3.1 VON ZURÜCKHALTUNG KEINE SPUR
- 3.2...UND WIE DIES MÖGLICH WURDE
- 4 DEUTSCHLAND UND AFGHANISTAN 2002
- 4.1 \"UNEINGESCHRÄNKTE SOLIDARITÄT“
- 4.2...UND WARUM DAS VERSPRECHEN GERADE NOCH EINGEHALTEN WERDEN KONNTE
- 5 DEUTSCHLAND UND DER IRAK-KRIEG 2003
- 5.1 ENDLICH UM JEDEN PREIS GEGEN KRIEG
- 5.2...UND WARUM EIN TEURER PREIS GERNE BEZAHLT WURDE
- 6 DIE ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND ALS GANZE - ERKLÄRUNGSANSÄTZE IN DEN THEORIEN DER INTERNATIONALEN BEZIEHUNGEN
- 6.1 KONSTANTES RINGEN NACH ÜBERLEGENHEIT?
- 6.2 ODER PROGRESSIVE ENTWICKLUNG IN RICHTUNG FRIEDFERTIGKEIT?
- 7 FAZIT
- 8 ANHANG
- 8.1 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- 8.2 QUELLENVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der unterschiedlichen Bereitschaft Deutschlands zu einer bewaffneten Intervention in vier internationalen Konflikten seit 1990. Sie analysiert die Einflussfaktoren dieser Entscheidungen, wobei die deutsche Haltung während der Golf-Krise 1990/1991, der Kosovo-Intervention 1999, des Afghanistaneinsatzes 2002 und des Irakkrieges 2003 im Vordergrund steht. Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklung der deutschen Bereitschaft zu einer Intervention anhand der wichtigsten praktischen Einflussfaktoren sowie vor theoretischem Hintergrund zu erklären.
- Analyse der Einflussfaktoren der deutschen Bereitschaft zu einer bewaffneten Intervention in vier internationalen Konflikten
- Vergleichende Betrachtung der deutschen Haltung in den vier Konflikten
- Einbettung der Ergebnisse in zwei klassische Grundlagentheorien der Internationalen Beziehungen
- Bewertung der Erkenntnisse für die Schaffung von Voraussetzungen für eine friedlichere und sichere Zukunft
- Zusammenhang zwischen Krieg und Frieden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und die Methode der Arbeit darlegt. Im zweiten Kapitel wird die deutsche Haltung während der Golf-Krise 1990/1991 beleuchtet. Es wird die vorsichtige Zurückhaltung Deutschlands in diesem Konflikt sowie die Gründe dafür, warum ein aktiveres Engagement kaum vorstellbar war, untersucht. Im dritten Kapitel wird die deutsche Beteiligung an der Kosovo-Intervention 1999 analysiert. Die Arbeit geht auf die deutliche Änderung der deutschen Haltung im Vergleich zur Golf-Krise ein und untersucht, wie diese Veränderung möglich wurde. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem deutschen Einsatz in Afghanistan im Jahr 2002. Hier wird die Erklärung der "uneingeschränkten Solidarität" Deutschlands und die Frage, warum dieses Versprechen gerade noch eingehalten werden konnte, untersucht. Das fünfte Kapitel analysiert die deutsche Haltung zum Irakkrieg 2003. Es wird die eindeutige Opposition Deutschlands gegen den Krieg sowie die Beweggründe für diese Haltung untersucht. Im sechsten Kapitel werden die Erkenntnisse aus der Analyse der vier Konflikte im Lichte zweier Grundlagentheorien der Internationalen Beziehungen betrachtet. Abschließend wird ein Fazit gezogen, das die Bedeutung der Erkenntnisse für die Schaffung einer friedlicheren und sichereren Zukunft betont.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit behandelt zentrale Themen wie die deutsche Sicherheitspolitik, die Bereitschaft zu einer bewaffneten Intervention, internationale Konflikte, die Rolle Deutschlands in der internationalen Politik, die Einflussfaktoren von Interventionsentscheidungen, die Rolle der öffentlichen Meinung, die Bedeutung des internationalen Rechts, die Theorie der Internationalen Beziehungen, sowie die Auswirkungen von Krieg und Frieden auf die internationale Ordnung.
- Arbeit zitieren
- Gian Schelling (Autor:in), 2003, Die Bereitschaft Deutschlands zu einer bewaffneten Intervention im Falle Kuwaits 1990/1991, des Kosovo 1999, Afghanistans 2002 und des Irak 2003, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28006