Wirtschaftliche Analyse der Energieversorgungskonzepte in Masdar City, Abu Dhabi (VAE)


Bachelorarbeit, 2010

49 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Rahmenbedingungen der VAE und Ökostadt Masdar City
2.1 Gegebenheiten der Region in der Wüste
2.2 Die Wirtschaftslage der Emirate
2.3 Die Energieversorgung und die Energiewirtschaft der VAE
2.4 Die Masdar Initiative und Ihre Geschäftsbereiche
2.5 Masdar City und ihre nachhaltige Entwicklung

3 Masdar Projekte und erneuerbare Energiekonzepte im Vergleich
3.1 Photovoltaik und konzentrierende Solarthermie
3.1.1 Die Masdar PV GmbH
3.1.2 Das Projekt SHAMS 1 und die Kooperation mit Torresol Energy
3.2 On- und Offshore Windenergienutzung
3.3 Weitere erneuerbare Energiegewinnungs-Konzepte in Masdar
3.3.1 Geothermie und Solarkollektoren zur Wärmeerzeugung und Kühlung
3.3.2 Waste-to-energy – Energiekonzept

4 Analyse der nachhaltigen Energieversorgungskonzepte in Masdar City
4.1 Umsetzung der erneuerbaren Energien in Masdar City
4.1.1 Die solare Stromversorgung
4.1.2 Geothermie und Solarkollektoren
4.1.3 Einsatz von Windkraftanlagen
4.2 Konzeption des Transportsystems
4.3 Besonderheiten der Wasserversorgung und – auf-bereitung
4.4 Die Müllentsorgung in Masdar City
4.5 Kritik und Realisierung des Projektes „Öko-Stadt“

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2.1: Die geografische Lage der VAE am Persischen Golf

Abbildung 2.2: Sonnenverhalten in der VAE

Abbildung 2.3: BIP der VAE nach Wirtschaftssektoren

Abbildung 2.4: Grafische Darstellung von Masdar City

Abbildung 3.1: Grafische Darstellung von Solarturm- und Parabolrinnenkraftwerk

Abbildung 3.2: Ausblick über den weltweiten Photovoltaik Markt

Abbildung 3.3: Weltweite Entwicklung der installierten Leistung der Windenergie

Abbildung 4.1: Energie-Mix von erneuerbaren Energien in Masdar City

Abbildung 4.2: Konzept der erneuerbaren Energien in Masdar City

Abbildung 4.3: Das Mobilitätskonzept von Masdar City

Abbildung 4.4: Das Verfahren der Wasser-Verbrauchs-Reduzierung in Masdar City

Abbildung 4.5: Das Zero Waste Konzept von Masdar City

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2.1: Wichtige klimatische Faktoren in Abu Dhabi

Tabelle 2.2: Die Masdar Geschäftsbereiche und Ihre Tätigkeiten

Tabelle 2.3: Masdar City Masterplan Development

Tabelle 3.1: Unterschied von Solarturm- und Parabolrinnenkraftwerk

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Im Zuge der weltweiten Verknappung fossiler Energieträger sind nachhaltige Energiekonzepte heutzutage wichtiger denn je für unseren Globus. Die internationalen Zukunftsvisionen aller Nationen sollten auf eine nachhaltige Denkweise umgestellt werden, um das Interesse, fossile Energiequellen zu ersetzen, zu verbreiten und auch global umzusetzen. Nicht zuletzt wäre dies ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt regenerativer Energien. Die immer weiter entwickelten Technologien der erneuerbaren Energien fördern nicht nur unsere Umwelt, sondern auch die Wirtschaft, wobei ein neuer Wettbewerb und Markt entstand. Wichtige Ressourcen sind hier die erneuerbaren Energien, die aus der Sonnen- und geothermischen Energie gewonnen werden.

Ziel dieser Arbeit ist eine wirtschaftliche Analyse der Umsetzung von regenerativen Energieversorgungskonzepten in Masdar City. Masdar City soll als Planstadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ca. 30 km östlich von der Hauptstadt Abu Dhabi entstehen und eine der ersten Ökostädte weltweit werden, wobei die Vorbereitungen und die Planung bereits im Jahr 2006 während der Gründung der Masdar Initiative begannen. Die Zielvorstellung des von Foster und Partners erstellten Masterplans von Masdar City wird hier vorgestellt. Ferner werden die Entwicklungen der drei Hauptkomponenten des Gesamtprojektes, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft, erläutert.

Im ersten Abschnitt der Arbeit werden die Rahmenbedingungen der Öko-Stadt Masdar City aufgezeigt und die Gegebenheiten der Wüstenregion aus geografischer, ökologischer und ökonomischer Sicht erläutert. Daneben werden die bereits vorhandene Energieversorgung und der Fortschritt der Energiewirtschaft in den VAE erörtert. Außerdem werden die Zielvisionen des Projektes und deren Nachhaltigkeit vorgestellt, die Stadt Masdar City sowie andere Bereiche der Masdar Initiative veranschaulicht.

Im zweiten Kapitel der Arbeit werden die in Masdar City eingesetzten Energiekonzepte verglichen und es wird auf die Beteiligung der Masdar Initiative an weltweiten Projekten Bezug genommen. In der Gegenüberstellung der Energiekonzepte werden die Photovoltaikanlagen, konzentrierende Solarthermie, Windenergie im On- und Offshorebereich sowie weitere Konzepte wie z.B. die Energiegewinnung aus Abfall, die Geothermie und die Anwendung von Solarkollektoren zur Wärmeerzeugung bzw. Kühlung von Brauchwasser beschrieben.

Abschließend wird die Analyse der Energieversorgungskonzepte in Masdar City dargelegt. Die Realisierung der Umsetzung von regenerativen Energien in Masdar City wird eingehend beleuchtet. Am Ende der Arbeit wird die Verwirklichung des Projektes CO2-freie Ökostadt anhand der gesetzten Zielvorgaben kritisch bewertet.

Im Fazit werden die offenen Fragen der gesamten Arbeit benannt, um noch einmal alle ökologischen sowie ökonomischen Aspekte aufzuzeigen und zu beurteilen. Ist ein solch großes Projekt wirtschaftlich realisierbar? Können die regenerativen Energieressourcen nachhaltig eingesetzt werden? Wird die Ökostadt dem Menschen wirklich eine Heimat und einen lebenswerten Lebensstandard bieten können?

2 Rahmenbedingungen der VAE und Ökostadt Masdar City

Bei der Untersuchung der Rahmenbedingungen der Ökostadt Masdar City ist es bedeutsam, erst einmal die Gegebenheiten der Region in der Wüste aufzuzeigen. Die Beachtung der Klimabedingungen der VAE ist sehr wichtig für die Planung und Durchführung des Projektes und stellt eine große Herausforderung für alle beteiligten Parteien dar. Um die Realisierung des Projektes zu gewährleisten, ist es wichtig, die wirtschaftliche und die geographische Lage der Hauptstadt des Emirats Abu Dhabi zu analysieren. Darauf folgend wird die bereits vorhandene Energieversorgung und Energiewirtschaft in den VAE dargestellt, damit der Leser mit ihr vertraut wird. Die Masdar Initiative hat viele Bereiche und ist eine Unternehmung, die sich speziell der Energiewirtschaft widmet und sich auch bei der Weiterentwicklung von technologischen Energiekonzepten und erneuerbaren Energien allgemein engagiert.

2.1 Gegebenheiten der Region in der Wüste

Die Förderation der VAE besteht aus sieben Emiraten und wurde am 02.12.1971 gegründet. Der Jahrestag wird alljährlich als Nationalfeiertag gefeiert. Die sieben Emirate sind Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Ajman, Umm Al-Qaiwain, Ras Al-Khaimah und Fujeirah.[1] Die souveränen VAE gehören zu den jüngsten Ländern der Welt und werden vom Staatsoberhaupt Scheich Khalifa bin Zayed al Nahyan regiert, der auch gleichzeitig der Herrscher des Emirats Abu Dhabi ist.[2]

Seit der Gründung den VAE hat sich das Land schnell weiterentwickelt und die Einwohnerzahl stieg von 200.000 Emiratis bei Gründung auf heute ungefähr sechs Mio. Einwohner an, wobei der Ausländeranteil auf ca. 80 % geschätzt wird.[3] Die heutige Gesamtbevölkerung setzt sich zusammen aus Menschen der gesamten arabischen Länder, aus Asien, Europa, Afrika sowie Nord- und Südamerika. Der Islam ist Staatsreligion, wobei die Ausübung anderer Glaubensarten in der VAE erlaubt und die freie Religionsausübung somit in den Emiraten gewährleistet ist.[4]

Die Abbildung 2.1 zeigt die geografische Lage der VAE am Persischen Golf. Die VAE grenzen an die Nachbarstaaten Oman und Saudi-Arabien.[5] Die Gesamtfläche beträgt 83.600 km² und befindet sich auf 22-26,5° nördlicher Breite und 51-56,5° östlicher Länge.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Die geografische Lage der VAE am Persischen Golf

Quelle: [Huber 2010]

In der Region scheint fast das ganze Jahr über die Sonne und die Temperaturen liegen zwischen Oktober und März im Durchschnitt bei 26° tagsüber und im Sommer werden Temperaturen von bis zu 50° bei hoher Luftfeuchtigkeit erreicht. Dies ist ein großer Vorteil für die Solarenergiewirtschaft und bedeutet bei einem Projekt wie der Ökostadt eine große Bereicherung.[6] In der Abbildung 2.2 sind die ermittelten durchschnittlichen Sonnenauf- und Sonnenuntergangszeiten von Abu Dhabi in einer übersichtlichen Grafik für den Zeitraum eines Jahres dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2: Sonnenverhalten in der VAE

Quelle: [Tukiainen 2010]

Im Gebiet der arabischen Halbinsel befindet sich eines der größten Trockengebiete der Erde; die Ursache für dieses Klima ist die geografische Lage der VAE in der Region des nördlichen Wendekreises.[7] Die Luftzirkulation und die Windzonen in den Emiraten werden in dem WRU-Bericht 2008, Heft 34, folgenderweise beschrieben: „Aufgrund der weltweiten Luftzirkulation steht in den Wintermonaten der Nordhalbkugel die Sonne über dem südlichen Wendekreis im Zenit […] Die Westwindzone der gemäßigten Breiten verschiebt sich infolgedessen in diesem Zeitraum nach Süden, so dass Nordarabien in den Bereich der mäandernden Tiefdruckgebiete gelangt. Diese ziehen von Westen über das Mittelmeer in Richtung Osten […] Den größten Teil ihrer Feuchtigkeit und ihrer Kraft verlieren die Luftmassen jedoch bereits auf ihrem Weg.“[8] In der Tabelle 2.1 werden anhand einer übersichtlichen Grafik die wichtigen Faktoren der klimatischen Lage von Abu Dhabi aufgezeigt, wie z.B. Temperaturen, Windgeschwindigkeit und Niederschlagswerte. Dabei ist zu erkennen, dass fast kein Regen fällt, außer in den Wintermonaten von Dezember bis März, und dann überwiegend in den Gebirgen. Die Windströmung kommt hauptsächlich von Norden und dem Süden, auch ist von Sandstürmen in den VAE nicht abzusehen.[9]

Tabelle 2.1: Wichtige klimatische Faktoren in Abu Dhabi

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: [Tukiainen 2010]

Diese Faktoren der geografischen Lage, des Klima und der wirtschaftlichen Position, welche im nächsten Abschnitt dieses Kapitels behandelt wird, spielen eine große Rolle bei einem solch großen Projekt wie der ersten Ökostadt, die voraussichtlich im Jahre 2016 bezugsfertig sein wird.

2.2 Die Wirtschaftslage der Emirate

In der Region der arabischen Golfstaaten zählen die VAE zu einem der rentabelsten Wirtschaftsmärkte. Die strategische geografische Lage ist sehr günstig und bildet eine wichtige Verbindung des asiatischen Marktes mit dem europäischen Markt. Die VAE bieten den Investoren ein weitgehend tolerantes Arbeitsklima, sodass diese sich schnell an die vorhandene Gesellschaft anpassen, weil die VAE heutzutage multikulturell strukturiert sind.[10] Des Weiteren ist es für manche Investoren wichtig, sich in der Freihandelszone niederzulassen, die sich im Umkreis der Häfen befindet. So haben sie die Möglichkeit, ihre Güter zollfrei in das Land zu importieren, um sie weiterzuverarbeiten oder in einen anderen Markt zu exportieren.[11]

Die Haupteinnahmequelle der Emirate ist der Rohöl- und Gasexport. Anfangs wurden die Einnahmen in den Wohlstand der Bevölkerung investiert, was die Grundlage des Erfolgs und damit den Aufstieg des Landes ermöglichte. Somit gehören die VAE zu einem der führenden Ölproduzenten der Welt. Fortschritte in der Industrie erlangten sie durch die niedrigen Energiepreise und etablierten sich so im Bereich der Herstellung von Erzeugnissen mit hohem Energieaufwand. Die Konzentration in der Industrie richtete sich an erster Stelle auf Zementwerke, gefolgt von Aluminiumschmelzwerken, Konservenfabriken und der Produktion von Düngemitteln.[12]

Auch die Emirate sind von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen worden, aber durch die Regierung von Abu Dhabi, das reichliche Reserven ihrer Rohstoff-Basis besitzt, überstanden sie die Krise weitestgehend stabil. Am meisten von der Krise betroffen in den Emiraten war der Nachbarstaat Dubai, welcher eine hohe Verschuldung und Engpässe im Finanz- und Immobiliensektor aufweist und so auf eine Unterstützung durch die Regierung von Abu Dhabi angewiesen ist, denn Dubai verfügt über fast gar keine eigenen Ölvorkommen.[13]

Die Abbildung 2.3 gibt eine klare Darstellung des BIP der VAE nach den Wirtschaftssektoren für das Jahr 2005. Der Grafik ist zu entnehmen, dass 64 % des gesamten BIP nicht dem Erdöl- und Bergbau-Sektor zugerechnet werden, auch wenn er mit 36 % den größten Anteil des BIP ausmacht. Die Entwicklung der Wirtschaft im Produktionsbereich steht an zweiter Stelle mit 13 %, bedingt durch die kostengünstigen Produktionsbedingungen und die gut ausgebaute Infrastruktur. Des Weiteren wird die Produktionswirtschaft von der Regierung gefördert und deshalb nimmt dieser Sektor auch den zweitgrößten Anteil am gesamten BIP nach den Wirtschaftsektoren ein. Mit dem gestiegenen Pro-Kopf-Einkommen und der steigenden Kaufkraft besetzt der Groß- und Einzelhandel Rang drei des nach Sektoren aufgeteilten BIP.[14]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.3: BIP der VAE nach Wirtschaftssektoren

Quelle: [Schlesinger 2008, S.48]

Um unabhängig von den fossilen Energieträgern zu werden und um diese Ressourcen zu schonen, setzen die VAE immer mehr auf andere Wirtschaftsbereiche, um das wirtschaftliche Wachstum nicht zu unterbrechen. Diese Sektoren, die die VAE fördern und aus denen sie profitieren, sind im Einzelnen:[15]

- Handel und Re-Export
- Bauwirtschaft
- Tourismus
- Industrie
- Finanzen und Versicherungen
- Sonstige Dienstleistungen

Im Industriezweig werden umweltschonende Hochtechnologien und kapitalintensive verarbeitende Produkte anvisiert. Neben der Produktion von Zement, Aluminium und Düngemitteln konzentriert sich die Industrie in den Segmenten Automobilbau und Zubehör, Luftfahrt, Schiffbau, Arzneimittel sowie im Gold- und Chemiesektor.[16] Durch den steigenden Energiebedarf sind die VAE auf den Import von ausländischer Technik und Know-how angewiesen, weshalb die Scheichs den Zukunftsmarkt der Energiewirtschaft und die erneuerbaren Energien für sich entdeckten und in ihrem Land umsetzen wollen, um unabhängig von den Ressourcen Öl und Gas zu werden.[17] Deshalb werden neue Bauprojekte umweltfreundlicher und nachhaltiger ausgeführt. Von der Finanzkrise abgesehen beträgt das Budget aktiver Projekte von 2009-2011 rund 423 Mrd. US $ und deckt damit mehr als zwei Drittel aller aktiven Bauprojekte im gesamten arabischen Golf ab.[18]

In dem Emirat Abu Dhabi, wo der Bautrend in den vergangenen Jahren begann und wo Masdar City entsteht, sind, abgesehen vom Immobilien- und Bausektor, weitere infrastrukturelle Megaprojekte geplant, welche die lokale Wirtschaft weiter ankurbeln und diese vielfältiger gestalten sollen.[19]

2.3 Die Energieversorgung und die Energiewirtschaft der VAE

Das starke Wirtschaftswachstum fordert immer mehr Energie. Die Nachfrage nach Strom und Wasser steigt mit der wirtschaftlichen Konjunktur und deshalb erfordert die Energiewirtschaft der VAE einen Mix aus neuen Energien, damit der Bedarf für die Zukunft gedeckt und eine Entlastung des Klimas sichergestellt wird. Die Weltwirtschaftskrise hatte auch die Energiemärkte angegriffen und auch die VAE blieben nicht verschont, als der Ölpreis nach einem Höchstwert von 147 $ pro Barrel auf 33 $ sank, wodurch die Einnahmen der Emirate erheblich gesunken sind.[20] Weitere Gründe für den hohen Energieverbrauch sind der verschwenderische Umgang mit Wasser und Strom bei der Verwendung von unzähligen Pools und Brunnen, der Bewässerung von Parkanlagen und Mittelrasenstreifen und bei der Straßenreinigung und der allgegenwärtige Einsatz von Klimaanlagen sowie auch die Beleuchtung aller Straßen und Autobahnen, was nachhaltigen ökonomischen Grundsätzen widerspricht. Der Bereich der Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Strom ist ein lebensnotwendiges Unterfangen.[21]

Fossile Energieträger sind nur begrenzt vorhanden und damit nicht unendlich. Die nachgewiesenen Erdölreserven in den VAE betragen ca. 98,1 Mrd. Barrel und stehen auf Rang 3 in der Welt. Die geschätzten Erdgasreserven betragen ungefähr 5,8 Bil. m³ und nehmen damit den dritten Platz im gesamten Nahen Osten ein. Außergewöhnliche Investitionen fließen in den Ausbau der besseren Energieerzeugung, speziell aus Gas, und die damit verbundenen Industriesektoren. Die Preispolitik in den VAE strebt eine Stabilisierung des Ölmarktes an, was mittels einer Zusammenarbeit mit der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder), OAPEC (Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Staaten) und den GCC (Kooperationsrat der arabischen Staaten des Golfes) realisiert werden soll.[22]

Die Nachfrage nach Wasser ist hoch und die Bedürfnisse der Bevölkerung, Industrie und Landwirtschaft müssen gedeckt werden, da die Niederschlagswerte im arabischen Golf niedrig sind und es selten regnet. Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, nutzen die Emirate außer ihren geringen Grundwasservorkommen energieintensive Meerwasserentsalzungsanlagen, aus denen Trink- oder Brauchwasser für die Industrie gewonnen wird. Bei diesem Verfahren wird der Salzgehalt des Meerwassers mit einem chemischen Verfahren entzogen. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung von Entsalzungstechnologien steigen immer mehr, da die Emirate sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben. 50 % der weltweiten Entsalzungs-Projekte befinden sich in den Emiraten.[23] Bis zum Jahre 2015 soll der Wasserverbrauch auf ca. 25 Mio. hl täglich steigen, wobei allein der Verbrauch der privaten Haushalte von Abu Dhabi auf 10 Mio. hl anwachsen wird.[24]

Der Markt des Elektrizitätssektors steigt in den VAE mit dem Wirtschaftswachstum schnell an und bis 2020 soll der Bedarf nach Energie 40 GW betragen. Die Gewinnung von Strom erfolgt zu 99 % in Gaskraftwerken, wobei die meisten davon an Entsalzungsanlagen gekoppelt sind, sowie der Bedarf zukünftig die Kapazitäten nicht ausreichend decken können wird. Die installierte Gesamtkapazität der VAE in 2007 beträgt 17 GW und versorgt die wichtigen Regionen der Emirate. Der Strom-Pro-Kopf-Verbrauch in den Emiraten beträgt ca. 12.000 kWh und liegt damit über dem OECD-Mittelwert. Um die Auslastung der Stromversorgung in den Golfstaaten besser auszunutzen und das Stromnetz zu entlasten, entstand das GCC-Elektrizitätsnetzwerk (GCC Power Grid), wobei die Emirate dem Verbund im März 2009 zugestimmt haben. Investitionen und Modernisierung der wichtigsten Energieträger und Projekte in den VAE sind die Bereiche:[25]

- Erdöl
- Erdgas
- Petrochemiesektor
- Erneuerbare Energien
- Nuklearenergie

Der Auftrag für den Bau von vier Atomkraftwerken ging an die Republik Korea, und dies war ein großer Schritt für beide Parteien. Der Import von nukleartechnologischem Know-how wird für die Emirate eine weitere Bereicherung in der Energiewirtschaft sein.[26]

2.4 Die Masdar Initiative und Ihre Geschäftsbereiche

Die Masdar Initiative wurde im April 2006 vom Kronprinzen von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Zayed al Nahyan, ins Leben gerufen[27] und verfolgt die Zukunftsvision einer dynamischen, offenen Wirtschaft. Sie bildet den Kern der langfristig veränderten Strategie der Energiewirtschaft in Abu Dhabi und soll den Stadtstaat zu einem globalen Kompetenz-Zentrum für die Forschung, Entwicklung und Innovation erneuerbarer Energien weiterentwickeln. Masdar ist ein arabisches Wort; es bedeutet „Quelle“ oder „Ursprung“ und ergänzt die Vision des verstorbenen ehemaligen Staatsoberhaupts, Scheich Zayed bin Sultan al Nahyan, um die Erhaltung der Umwelt des Landes für die Zukunft vorzubereiten.[28] Seine klare Zielvorstellung hat er in folgenden Worten ausgedrückt:[29]

„We cherish our environment because it is an integral part of our country, our history and our heritage. On land and in the sea, our forefathers lived and survived in this environment. They were able to do so because they recognised the need to conserve it, to take from it only what they needed to live, and to preserve it for succeeding generations.”[30]

Masdar ist die Firma Abu Dhabi Future Energy Company und eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Mubadala Development Company, einer staatlichen Aktiengesellschaft von Abu Dhabi, die sich auf langfristige und kapitalintensive Investitionen konzentriert.[31] Dieses vielschichtige Unternehmen dient der Förderung, der Entwicklung, der Vermarktung sowie der Bereitstellung von Lösungen für erneuerbare Energien und saubere Technologien.[32]

Um diesen Zielen gerecht zu werden, verfolgt die Masdar Initiative eine strenge Strategie, die fokussiert ist auf:

- Investition, Forschung und Entwicklung von Technologien im Bereich der alternativen Energien und deren Ansiedlung in Abu Dhabi,
- strategische Zukäufe in der ganzen Welt, um die Innovationskraft zu fördern,
- Finanzierung von aufstrebenden Unternehmen mittels Venture Capital und Private Equity
- sowie Förderung und Austausch von Wissen und Expertise im Bereich der erneuerbaren Energien zur Generierung eigener patentgeschützter Technologien.[33]

Die strategische Umsetzung der Masdar Initiative im Sektor der erneuerbaren Energien erfolgt in den Technologiebereichen Photovoltaik, Solarthermie, Wasserstoff, Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2, Energieeffizienz und Energiespeicherung.[34] Das Gesamtprojekt von Masdar ist in fünf verschiedene Geschäftseinheiten unterteilt, wobei jeder Bereich verstärkt eine wichtige Rolle im gesamten Projekt einnimmt. In der Tabelle 2.2 sind alle Bereiche der Masdar Initiative, deren Bezeichnungen sowie ihre einzelnen Ziele dargestellt.[35]

Tabelle 2.2: Die Masdar Geschäftsbereiche und Ihre Tätigkeiten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: [Masdar d 2010]

Das wesentliche Ziel ist die Forschung in erneuerbaren Energien und nachhaltigen Technologien in der neu gegründeten Hochschule, dem Masdar Institut für Wissenschaft und Technologie, die mit dem Massachusetts Institut für Technologie (MIT) und dessen internationalem Forschungsnetzwerk kooperiert, das mit anderen Hochschulen verknüpft ist. Weitere Ziele sind die Förderung von Clean Development Mechanism (CDM) und von Projekten der Kohlendioxid-Lagerung (Carbon Capture and Storage – CSS), die finanzielle Beteiligung an internationalen Unternehmen über den Clean Tech Fund und der Bau und die Realisierung der ersten Ökostadt der Welt, Masdar City.[36]

Die Masdar Initiative und damit auch die Regierung von Abu Dhabi ist die Veranstalterin des 2008 gegründeten World Future Energy Summit (WFES), der weltweit größten Konferenz und Ausstellung für erneuerbare Energien und die Umweltindustrie. Dieses Forum wird von vielen Ländern besucht, darunter Branchenführer, Investoren, Experten, Wissenschaftler und Politiker, um offene Fragen und nachhaltige Lösungen für die heutige Energiesicherheit und den Klimawandel zu finden.[37] Auf der WFES 2009 wurde auch der Zayed Future Energy Prize gestiftet, eine Auszeichnung, die für überragende innovative und nachhaltige Lösungen in Energiekonzepten der Zukunft vergeben werden soll. Abu Dhabi ist ein wichtiger Vorreiter für zukünftige alternative Energien geworden und der Sitz der International Renewable Energy Agency (IRENA) wird sich in Zukunft in Masdar City befinden.[38]

2.5 Masdar City und ihre nachhaltige Entwicklung

Die erste ökologisch ausgerichtete Planstadt wird gerade in den VAE gebaut. Sie wird ca. 30 km östlich von der Hauptstadt Abu Dhabi entstehen.[39] Bereits im Frühjahr 2008 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Ein großer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit wird gewagt, um erneuerbare Energiekonzepte in Masdar City umzusetzen und die Entwicklung der VAE voranzutreiben.[40]

Die Grundfläche von Masdar City beträgt ungefähr 600 Hektar (6 km²) und die bebaute Fläche 296 Hektar (2,96 km²), die sich auf zwei Quadratflächen verteilen werden.[41] Diese Stadt soll zum Standort eines international vernetzten Instituts für die Erforschung und Entwicklung von regenerativen Energien werden. Ein Konsortium aus Architekten, Verkehrsplanern, Ingenieuren für Klima, Versorgungstechnik und erneuerbare Energiesysteme entwickelte einen städtebaulichen Rahmenplan, der weitestgehend auf Nachhaltigkeit ausgelegt wurde. Die Stadtplanung wurde von Foster und Partners entworfen, welche nach den Grundsätzen der WWF „one planet living sustainability standards“ ausgerichtet sind. In der Stadt soll nach der Fertigstellung ca. 50.000 Bewohnern das Leben ermöglicht werden. Die festgelegten Zielwerte des Nachhaltigkeits-Standards sind an den ökologischen Fußabdruck der Stadt gebunden.[42] Prof. Matthias Schuler, Dipl.-Ing. und technischer Geschäftsführer der Transsolar Energietechnik GmbH und der Transplan Technik-Bauplanung GmbH, schrieb in dem Werk Metropole Ressourcen 2: „Masdar City wird die Anforderungen der zehn Nachhaltigkeitsprinzipien – zero carbon, zero waste, sustainable materials, sustainable food, sustainable water, habitats and wildlife, culture and heritage, equity and fair trade, health and happiness – sogar noch übertreffen.“[43] Bei den örtlichen Gegebenheiten wurden das Klima und die Kultur berücksichtigt und bei der Planung mit einbezogen. Die Ausrichtungen der Gebäude müssen den klimatischen Bedingungen entsprechen, wobei die Planer sich hier auf Bezugsstädte mit gleichen Klimabedingungen, z.B. Dubai und Muscat (Hauptstadt von Oman) bezogen haben. Bei diesem Konzept stehen die Gebäude dicht beieinander und sind durch sehr schmale Straßen getrennt, wodurch die Gehwege im Schatten liegen, sodass durch eben diese Anordnungen weniger Energieeinträge vorhanden sind. Klimatische und kulturelle Gegebenheiten in den VAE wurden für das Projekt Masdar City eingehend studiert, mit dem Ergebnis, dass hier ein Fokus auf den Schutz vor Sonne und Staub, das Sammeln von Tau zur Wassergewinnung sowie auf Stoffausscheidung mit minimiertem Wasserbedarf gelegt werden muss. Diese Aspekte bilden wichtige Faktoren der Basis der städtebaulichen Rahmenplanung. Der Nachhaltigkeits-Ansatz wurde bei der Entwicklung von Energie- und Komfortrichtlinien von dem Team genau geplant und die Gebäudelasten wurden eingehend untersucht.[44] Die Stadtfläche wurde bei der Planung in zwei Quadrate aufgeteilt, wobei im kleineren Quadrat ein Photovoltaik Solarkraftwerk den Energiebedarf der Aufbauphase decken soll, welches im Mai 2009 mit 10 MW ans Netz gegangen ist, bis genug Dachflächen mit Photovoltaik-Modulen angebracht sind, um die Stadt selbst zu versorgen.[45] In der Abbildung 2.4 wird die Planstadt aus der Vogelperspektive dargestellt, wobei hier die zwei Quadrate gut zu erkennen sind. Um sie herum befinden sich die Umgebungsflächen, welche für die Energieerzeugung und für die Freizeitnutzung angelegt sind. In der Umgebungslandschaft werden sich Photovoltaik-Felder und Produktionsstätten befinden. Des Weiteren werden Meerwasserentsalzungs-, Abwasserreinigungs- und Wasseraufbereitungsanlagen, Windparks und Forschungsbereiche entstehen. Drei Arten von Plantagen zur Erzeugung von Biotreibstoff werden sich auch in dem Bereich der Planstadt befinden. Die Besucherparkplätze und Besucherzentren sowie Freizeitbereiche und Sportanlagen werden sich ebenfalls außerhalb der Stadt auf dem Umgebungsgelände befinden, ebenso wie der Abfallverwertungsbereich.[46]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.4: Grafische Darstellung von Masdar City

Quelle: [Masdar k 2010, S.17]

Mit der Umsetzung dieser Stadtplanung stellt die Masdar Initiative – nicht nur für die zukünftigen Bewohner – eine große Herausforderung und eine Zukunftsvision zugleich dar, nämlich eine Vision mit Null-CO2-Ausstoß, Null-Abfall sowie Null-Umweltbelastung.[47] An CO2 sollen im Bereich der energieeffizienten Baugestaltung 56 %, in der erneuerbaren Energiegewinnung 24 %, im Transportwesen 7 %, im Sektor des Recyclings und der „waste-to-energy“ 12 % und die restlichen 1 % mit dem Emissionshandel eingespart werden. Eine herkömmliche Stadt verursacht dagegen Emissionen von rd. 1,1 Mio. Tonnen CO2, wobei 80 % bei der Baugestaltung und der Energiegewinnung aus Öl und Gas, an Mülldeponien 13 % und im Bereich des Transports 7 % aus fossilen Brennstoffen anfallen.[48] In der Tabelle 2.5 ist der Masdar Development Masterplan mit allen Projektmitgliedern, die an dem Bau von Masdar City beteiligt sind, dargestellt. Die Verwirklichung des Vorzeigeprojektes Masdar City wird der globalen Nachahmung dienen, denn das Konzept der emissionsfreien Stadt soll weltweit kopiert werden.[49]

Tabelle 2.3: Masdar City Masterplan Development

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: [Schuler 2008, S. 140]

Es gibt eine Reihe von Elementen, die in die Schaffung einer nachhaltigen Stadtentwicklung oder Sanierung eingehen. Die Elemente umfassen:

- Energiegewinnung und -bewirtschaftung
- Wasserversorgung und deren Management
- Abfallwirtschaft
- Planung, Technik und Architektur
- Nachhaltige Baumaterialien
- Verkehrsplanung und deren Management

Die wesentlichen Bestandteile einer nachhaltigen Entwicklung ergeben sich aus dem Gleichgewicht und der Integration von Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.[50] Die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung ist letztendlich das Zusammenwirken von ökonomischen, ökologischen und den sozialen Faktoren, welches das so genannte magische Dreieck der Nachhaltigkeit bildet.[51] Im nächsten Kapitel werden die Masdar Projekte sowie die erneuerbare Energiekonzepte betrachtet.

3 Masdar Projekte und erneuerbare Energiekonzepte im Vergleich

Um die Verwirklichung der Masdar Initiative, insbesondere Masdar City, zu realisieren, laufen internationale Kooperationen und Projekte, die einen großen Beitrag für die Zukunft der Entwicklung und des Einsatzes von erneuerbaren Energien darstellen. Firmenpartnerschaften existieren unter anderem mit Shell, BP, General Electric, Total und Rolls Royce im Bereich der Technologie. Im finanziellen Sektor arbeitet Masdar mit der Credit Suisse, der Deutschen Bank, Citibank und Morgan Stanley eng zusammen. Im Bereich der Wissenschaft wird mit dem MIT, TokyoTech, RWTH Aachen, dem Imperial College London, dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Fraunhofer Institut und der New Yorker Columbia Universität im Bereich der erneuerbaren Energie geforscht und entwickelt.[52] Speziell im Bereich der Energieversorgung ist die Masdar Initiative beteiligt an Projekten der Solarenergie- und Windenergiewirtschaft, was in den nächsten Abschnitten genauer dargelegt wird.

3.1 Photovoltaik und konzentrierende Solarthermie

Wie in den Gegebenheiten der Region der VAE beschrieben, scheint die Sonne das ganze Jahr über. Der Einsatz von Technologien wie Photovoltaik (PV) und Solarthermie in diesem Gebiet ist eine gute, vorausschauende und nachhaltige Lösung im Bereich der Verwendung von erneuerbaren Energien. Photovoltaik ist eine erfolgversprechende Technik zur Stromerzeugung, welche von der direkten Sonnenenergie profitiert.[53]

Der Begriff Photovoltaik wird aus zwei verschiedenen Worten gebildet. Photo kommt aus dem Griechischen und steht für Licht, Voltaik stammt aus dem Nachnamen des italienischen Physikers Alessandro Volta und steht für die Einheit der elektrischen Spannung. Bei dem Vorgang der Photovoltaik wird die direkte Sonneneinstrahlung mittels einer Solarzelle in elektrische Energie umgewandelt. Bei diesem Photoeffekt werden Ladungsträger in einer Solarzelle durch die Sonnenlichtstrahlen freigesetzt und so elektrische Energie erzeugt.[54] Einsatzmöglichkeiten der Photovoltaik in Masdar City sind die Bereiche von Photovoltaikanlagen mit Netzeinspeisung und der Betrieb von photovoltaischen Kraftwerken. Photovoltaikanlagen werden beispielsweise auf Dächern von Gebäuden oder kleineren Freiflächen installiert und erreichen Spitzenleistungen von 120 W/m². Die Stromerzeugung von photovoltaischen Kraftwerken hingegen erreicht Leistungen von 100 kW bis zu vielen MW, die in ein Verbundstromnetz eingespeist werden. Probleme können entstehen, wenn eine Beeinträchtigung der Sonneneinstrahlung besteht, was in den VAE aber nicht der Fall sein wird. Der Einsatz von Photovoltaik ist eine gute Lösung, ohne CO2-Ausstoß Strom für Masdar City zu erzeugen.[55] Der Wirkungsgrad von Solarzellen beträgt je nach Material und Technologie ca. 5-25 %.[56]

Die mögliche Anwendung von konzentrierenden solarthermischen Kraftwerken zur Stromerzeugung für Masdar City unterscheidet sich in zwei Anlagentypen. Zum einen sind es solarthermische Parabolrinnen-Kraftwerke und zum anderen sind es Solarturm-Kraftwerke. Bei der Funktionsweise der Parabolrinnen-Kraftwerke treffen die Sonnenstrahlen auf das Parabolrinnen-Solarkollektorfeld und werden auf den Rinnen mit parabelförmigem Querschnitt gesammelt (konzentriert). Hierbei wird das Licht in einem Absorberrohr, dem Receiver, konzentriert, welches von einem speziellen Öl durchströmt und durch die Sonnenstrahlung auf ca. 400 °C erhitzt wird. Die gewonnene Wärme wird zwischengespeichert und an Dampfturbinen weitergegeben, wo die eigentliche Stromerzeugung erfolgt.[57] In Abbildung 3.1 werden die zwei Typen der konzentrierenden solarthermischen Kraftwerke ausführlich dargestellt, wobei zu erkennen ist, dass die Technologie ähnlich ist und sie sich nur im Aufbau und den erzielbaren Wirkungsgraden unterscheiden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.1: Grafische Darstellung von Solarturm- und Parabolrinnenkraftwerk

Quelle: [Bockhorst 2002, S. 435]

Bei der Funktionsweise der Solarturm-Kraftwerke werden mehrere einzelne Spiegel, auch Heliostaten genannt, um den Solarturm angeordnet. Diese Spiegel sind computergesteuert und werden einzeln der Sonne nachgeführt und genau ausgerichtet. Sie richten sich auf die Turmspitze, damit das reflektierte Sonnenlicht exakt auf den Brennpunkt des Turms gelangt. Den Absorber, der sich im Brennpunkt befindet, erwärmt das hochkonzentrierte Sonnenlicht auf über 1.000 °C, wobei danach die Luft oder das geschmolzene Salz die Wärme weitertransportiert. Abschließend wird wie bei dem Parabolrinnen-Kraftwerk die elektrische Energie durch die Wärme, über eine Gas- oder Dampfturbine erzeugt, die den Generator antreibt.[58] Bei der Verwendung eines Gases im Primärkreislauf, welches die Gasturbine antreibt, können höhere Wirkungsgrade erzielt werden. In der Tabelle 3.1 werden die konzentrierenden solarthermischen Anlagen gegenübergestellt. Hier wird ersichtlich, dass das Solarturmkraftwerk effizienter ist, weil die Arbeitstemperaturen höher sind und die Wärme sich kostengünstiger im verfügbaren Sand speichern lässt, damit eine permanente Stromversorgung auch über Nacht gewährleistet wird.[59] Die ungefähren Energiespeicherzeiten für Solarturmkraftwerke betragen ca. 15 Stunden und sind damit fast doppelt so lang wie bei der Parabolrinnen-Technik, die ihre Energie nur ca. 7-8 Stunden speichern kann.[60]

Tabelle 3.1: Unterschied von Solarturm- und Parabolrinnenkraftwerk

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: [Bockhorst 2002, S. 434.]]

Im nächsten Unterkapitel zu Photovoltaik und konzentrierender Solarthermie werden die Projekte und Investitionen der Masdar Power Geschäftseinheit erläutert.

3.1.1 Die Masdar PV GmbH

Die Masdar PV GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Masdar Initiative und verfolgt das Ziel, sich als führender Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen auf dem globalen Markt zu etablieren, um mit ihrem Produkt nachhaltige Lösungen in der Photovoltaik-Branche für jeden Abnehmer anzubieten.[61] Als führender Hersteller von Hightech PV-Modulen will Masdar viele Produktionsstätten in den attraktivsten Märkten errichten. Bereits im August 2008 wurde in Ichtershausen in Thüringen eine Produktionsanlage zur Fertigung von PV-Solarmodulen errichtet. Investitionen von insgesamt ca. 2 Mrd. US $ wurden von Masdar im Jahre 2008 im Bereich der PV Solartechnik getätigt und ungefähr 200 Mio. US $ entfielen auf die Produktionsanlage in Thüringen.[62] Ein Schwesterwerk für ca. 400 Mio. US $ soll bei Abu Dhabi entstehen, um auch in dieser Region PV-Module herzustellen. Die Produktionskapazität von PV-Solarmodulen beträgt 160 MW in Abu Dhabi[63]. Im dritten Quartal 2010 sollen in Ichtershausen 65 MW erreicht werden.[64] Um das Ziel, einer der weltweit größten Anbieter von Dünnschicht-PV-Solarzellen zu werden, zu erreichen, soll die Produktionskapazität von 1 GW jährlich durch den Bau weiterer Werke bis zum Jahre 2014 erreicht werden.[65]

In den Werken werden siliziumbasierte PV-Module mit einer Größe von bis zu 5,7 m² produziert. Die Module werden in drei Ausführungen angeboten, nämlich 1,4 m², 2,8 m² und 5,7 m². Die Entwicklung von PV-Modulen von Masdar zeigt einen Erfolg bei 10 % erhöhten Wirkungsgraden, die durch die sogenannte Tandem-Technologie-Beschichtung erreicht werden; damit wird der bessere Einsatz der Module in Solaranlagen auf Freiflächen oder großflächigen Dächern ermöglicht. Diese Module müssen einen maximalen Energieertrag erzielen, welches ihnen auch bei hohen Temperaturen oder bei diffusen Lichtverhältnissen möglich ist. Deshalb ist der Einsatz dieser neu entwickelten PV-Module in Masdar City vorgesehen, damit sogar bei den dortigen hohen Temperaturen überdurchschnittliche Resultate erzeugt werden.[66] In der Abbildung 3.2 wird der weltweite Ausblick des PV-Marktes von 2000 bis 2012 dargestellt, wobei erkennbar wird, dass sich der Markt positiv entwickelt hat und sich der Einsatz von erneuerbaren Energien mittels der PV-Technologie als attraktiver Markt für die Zukunft erweist.[67]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.2: Ausblick über den weltweiten Photovoltaik Markt

Quelle: [Masdar PV f 2010]

3.1.2 Das Projekt SHAMS 1 und die Kooperation mit Torresol Energy

Im Bereich der konzentrierenden Solarenergie engagiert sich der Masdar Power Geschäftsbereich mit interessanten und vielversprechenden Vorzeigeprojekten in der Solarwirtschaft. Internationale Investitionen in Joint Ventures mit großen und führenden Unternehmen der sauberen Technologiebranche und im Bereich der erneuerbaren Energien bedeuten eine Bereicherung und Erweiterung des Know-hows für die VAE. Bei der Verfolgung dieser Investmentstrategie helfen sie Elektrizitätsversorgungsunternehmen die erneuerbaren Energien in ihren Energie-Mix zu integrieren und versorgen Cleantech-Firmen mit Kompetenz und Kapital, um weiter zu wachsen.[68]

Zwei wichtige aktuelle Projekte sind die Torresol Energy und Shams 1, die durch Joint Ventures entstanden sind. Torresol Energy ist das gemeinsame Unternehmen der spanischen Engineering Firma SENER, welche mit 60 % beteiligt ist, und der Firma Masdar, die die restlichen 40 % hält. Die Betriebsanlagen von Torresol zeichnen sich durch neue Generationen der CSP-Technik (Concentrated Solar Power), Parabolrinnen- und Solarturmkraftwerke, aus. Drei aktuelle CSP-Anlagen mit einer Energiekapazität von insgesamt 117 MW werden gerade in Südspanien gebaut. Die Gemasolar-Anlage mit 17 MW wird mit der Solarturm-Technologie betrieben und die anderen beiden, VALLE 1 & 2, erreichen jeweils mit 50 MW mit der Parabolrinnen-Technik. Die Investitionen für diese Projekte betragen ungefähr 1,4 Mrd. US $. Die Werke sollen voraussichtlich im Jahr 2011 in Betrieb gehen.[69]

Das zweite Vorzeigeprojekt ist SHAMS 1, welches auf Arabisch „Sonne 1“ bedeutet; es soll mit der CSP-Parabolrinnen-Technik betrieben werden.[70] Laut der Zeitschrift ME NewsWire vom 09. Juni 2010 schließt sich Masdar (mit einer 60 %-Beteiligung) mit Total und Abengoa Solar (jeweils 20 % Beteiligung) zusammen, um das größte Sonnenwärmekraftwerk der Welt zu bauen. Das gebildete Joint Venture-Unternehmen wird das Kraftwerk ca. 120 km südwestlich von Abu Dhabi in Madinat Zayed errichten und auch in Zukunft instand halten. Die Fläche dieser Anlage soll 2,5 km² betragen und eine Kapazität von ca. 100 MW generieren, was mittels 768 von Abengoa Solar gelieferter Parabolrinnen-Kollektoren erreicht werden soll. Der Bau der Anlage beginnt im dritten Quartal 2010 und wird vermutlich zwei Jahre dauern.[71] Masdar Power beabsichtigt durch dieses Projekt, die elektrische Energie in das Elektrizitätsnetzwerk einzuspeisen, damit die erzeugten 210 Mio. kWh pro Jahr den Bedarf von mehr als 22.500 Bewohnern in Abu Dhabi decken können. Das Shams 1 Projekt ist bei dem Clean Development Mechanism (CDM), Mechanismus für umweltfreundliche Entwicklung, der Vereinten Nationen registriert. Die Realisierung des Projektes wird Abu Dhabi dem Ziel näherbringen, bis zum Jahr 2020 7 % der Energieerzeugung mittels erneuerbarer Energien zu realisieren.[72] Laut Angaben der Zeitschrift ME NewsWire soll die Anlage jährlich ungefähr 175.000 Tonnen CO2 einsparen, was dem Anpflanzen von 1,5 Mio. Bäumen oder der Eliminierung von ca. 15.000 Autos von Abu Dhabis Straßen entspricht.[73]

[...]


[1] Vgl. United Arab Emirates (2003), S. 67.

[2] Vg. Schlesinger (2008), S. 2.

[3] Vgl. Auswärtige Amt a (2010).

[4] Vgl. United Arab Emirates (2003), S. 67.

[5] Vgl. Auswärtige Amt a (2010).

[6] Vgl. United Arab Emirates (2003), S. 68.

[7] Vgl. Schlesinger (2008), S. 15.

[8] Schlesinger (2008), S. 15.

[9] Vgl. United Arab Emirates (2003), S. 68.

[10] Vgl. Schlesinger (2008), S. 3.

[11] Vgl. Schlesinger (2008), S. 37-38.

[12] Vgl. Schlesinger (2008), S. 37.

[13] Vgl. Auswärtige Amt a (2010).

[14] Vgl. Schlesinger (2008), S. 48.

[15] Vgl. Schlesinger (2008), S. 48-49.

[16] Vgl. United Arab Emirates (2003), S. 85.

[17] Vgl. Germany Trade and Invest a (2010), S. 1.

[18] Vgl. Germany Trade and Invest b (2010), S. 18.

[19] Vgl. Hecht-El Minshawi (2008), S. 59.

[20] Vgl. Germany Trade and Invest a (2010), S. 1.

[21] Vgl. Schlesinger (2008), S. 8.

[22] Vgl. United Arab Emirates (2003), S. 87.

[23] Vgl. Schlesinger (2008), S. 106-107.

[24] Vgl. United Arab Emirates (2003), S. 95.

[25] Vgl. Germany Trade and Invest a (2010), S. 12.

[26] Vgl. Germany Trade and Invest c (2009).

[27] Vgl. Masdar a (2010).

[28] Vgl. Masdar b (2010), S. 1.

[29] Übersetzung: „Wir haben eine hohe Wertschätzung für unsere Natur, denn sie stellt einen wesentlichen Teil unseres Landes, unserer Geschichte und unseres Erbes dar. In ihr lebten bereits unsere Vorfahren und sicherten sich ihren Fortbestand, sei es an Land oder im Wasser. Dies konnten sie, da sie die Wichtigkeit sie zu erhalten erkannten und daher nur so viel entnahmen was sie zum überleben brauchten, um sie für nachfolgende Generationen zu bewahren.“

[30] Masdar c (2010), S. 2.

[31] Vgl. Mubadala (2010).

[32] Vgl. Masdar PV a (2010).

[33] Masdar PV a (2010).

[34] Vgl. Masdar PV a (2010).

[35] Vgl. Masdar d (2010).

[36] Vgl. Germany Trade and Invest a (2010), S. 10.

[37] Vgl. WFES (2010).

[38] Vgl. Germany Trade and Invest d (2009).

[39] Vgl. Hamm (2009), S. 23.

[40] Vgl. Schuler (2008), S. 134.

[41] Vgl. Schuler (2008), S. 140.

[42] Vgl. Schuler (2008), S. 134.

[43] Schuler (2008), S. 134.

[44] Vgl. Schuler (2008), S. 134.

[45] Vgl. Hamm (2009), S. 23-25 und Hug (2009).

[46] Vgl. ETA (2007).

[47] Vgl. Masdar PV b (2010).

[48] Vgl. Masdar c (2010). S. 23.

[49] Vgl. Schuler (2008), S. 134.

[50] Vgl. Masdar e (2010), S. 7.

[51] Vgl. Wilkens (2007), S. 5-6.

[52] Vgl. Masdar PV a (2010).

[53] Vgl. Quaschning (2006), S. 38.

[54] Vgl. Terhoeven (2008), S. 156.

[55] Vgl. Bockhorst (2002), S. 394.

[56] Vgl. Bockhorst (2002), S. 509.

[57] Vgl. Bockhorst a (2010).

[58] Vgl. Quaschning (2006), S. 142.

[59] Vgl. Bockhorst (2002), S. 434-436.

[60] Vgl. Masdar f (2010).

[61] Vgl. Masdar PV c (2010).

[62] Vgl. Germany Trade and Invest a (2010), S. 10.

[63] Vgl. Khammas (2010).

[64] Vgl. Masdar PV d (2010).

[65] Vgl. Khammas (2010).

[66] Vgl. Masdar PV e (2010).

[67] Vgl. Masdar PV e (2010).

[68] Vgl. Masdar g (2010), S. 16.

[69] Vgl. Masdar f (2010).

[70] Vgl. Masdar h (2010).

[71] Vgl. ME newswire (2010).

[72] Vgl. Masdar h (2010).

[73] Vgl. ME newswire (2010).

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftliche Analyse der Energieversorgungskonzepte in Masdar City, Abu Dhabi (VAE)
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Professur für Produktion und Logistik)
Veranstaltung
Unternehmensführung, Produktion und Logistik
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
49
Katalognummer
V280139
ISBN (eBook)
9783656756071
ISBN (Buch)
9783656756064
Dateigröße
1471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Energiewirtschaft, Energieversorgungskonzepte, Produktion, Logistik, Supply Chain Management, Unternehmensführung, Solarwirtschaft, PV, Photovoltaik, Windenergie, Solarenergie, Öko-Stadt, Geothermie, Abu Dhabi, Masdar City, Wärmeenergie, Solarthermie, Waste-to-Energy, Transportsystem, Effizienz, Erneuerbare Energien, Renewable Energy, Energiekonzepte, Müllentsorgung, Meerwasser Entsalzung, Wasserversorgung, Umweltstadt, Future Energy, Zukunftsstadt, Vereinigte Arabische Emirate
Arbeit zitieren
M.Sc. (Master of Science) Mohamed Baschar Akkad (Autor:in), 2010, Wirtschaftliche Analyse der Energieversorgungskonzepte in Masdar City, Abu Dhabi (VAE), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280139

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