Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinitionen
2.1 Generationengerechtigkeit
2.2 Globalisierung
2.3 Die Phase Jugend
3. Wertorientierungen
3.1 Allgemeine Wertorientierungen
3.2 Wertorientierungen Jugendlicher
3.3 Auswirkungen von Wertorientierungen auf das Leben der Jugendlichen
4. Generationengerechtigkeit und Globalisierung als Anreiz für die Veränderung
von Wertorientierungen der Jugendlichen
4.1 Auswirkungen der Megatrends auf das Leben der Jugendlichen
4.2 Auswirkungen der Megatrends auf die Wertorientierungen von Jugendlichen
4.3 Zukunft des Wertewandels in einem Szenario
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Die Jugendphase gehört zu den zentralen Bedingungen des Aufwachsens in modernen Gesellschaften (Andresen 2008, S. 27).“
Seit Langem ist die Jugendphase ein sehr beliebtes Thema über welches in vielen Bereichen diskutiert wird. Dabei werden die Jugendlichen pädagogisch, sorgenvoll und kritisch in den Blick genommen. Doch dieses Interesse korrespondiert leider nicht immer mit dem wesentlichen Engagement für Interessen, Belange oder auch Bedürfnisse der jungen Heranwachsenden. Obwohl Jugendliche grundsätzlich einen besonderen gesetzlichen Schutz genießen und gegenüber Erwachsenen eingeschränkte Rechte haben, ist gerade diese Altersgruppe von strukturellen Veränderungen betroffen, das heißt, dass die Risiken moderner Gesellschaften, wie zum Beispiel die Arbeitslosigkeit, vor ihnen keinen Halt machen. Die strukturellen Veränderungen wirken sich auf den gesamten Lebensstil der Jugendlichen aus. Ihre Einstellungen und Bedürfnisse haben sich grundlegend geändert. Heutzutage stehen Zukunftsängste und Zeitmangel im Vordergrund. Wertorientierungen und deren Funktionen, welche das menschliche Verhalten und Handeln beeinflussen, haben sich geändert. Auch wenn diese Phase durch eine Erhöhte Veränderlichkeit von Werten gekennzeichnet ist, reagieren sie trotzdem mittlerweile ziemlich sensibel auf die gesellschaftlichen Wertewandelprozesse.
Diese Hausarbeit befasst sich daher mit dem Thema „Generationengerechtigkeit und Globalisierung. Ein Anreiz für Jugendliche zur Veränderung der Wertorientierungen?“ und soll somit einen Überblick über einzelne Gebiete, die mit dieser Thematik in Verbindung gebracht werden können, geben. Der Entschluss für diese Themenwahl ist darin begründet, dass vor allem Globalisierung und der demografischer Wandel ein immer wieder aufgegriffenes Thema sind und auch über die Jugendphase immer häufiger angeregt diskutiert wird. Aufgrund dessen wurde das Interesse für dieses Thema geweckt. Die Fragestellung dieser Arbeit richtet sich dementsprechend darauf, wie sich die Megatrends auf die Wertvorstellungen und das Leben der Jugendlichen auswirken. Daher liegen die Ziele darin, einen Einblick über die jeweiligen Megatrends, wie auch über die Phase Jugend zu gewähren. Zudem werden die Wertorientierungen näher beleuchtet und anschließend sollen die Auswirkungen der strukturellen Veränderungen auf die Jugendlichen in den Blick genommen werden. Das methodische Vorgehen bezieht sich auf diverse Literatur über die Thematik Jugend, Globalisierung und demografischer Wandel. Die Analyse der Thematik dieser Arbeit bezieht sich hauptsächlich auf die Shell-Studien der Jahren 2002, 2006, 2008 und 2010, welche sich mit Jugendlichen im Alter von zwölf bis fünfundzwanzig Jahren und deren Stimmungen wie auch Erwartungen auseinandersetzen.
Im ersten Teil dieser Arbeit sollen die Begriffe, Generationengerechtigkeit, Globalisierung und die Phase Jugend näher erläutert werden. Daran anschließend werden die Wertorientierungen in den Blick genommen. Zuerst aus allgemeiner Perspektive, danach in Bezug auf die Jugendlichen und nachfolgend deren Auswirkungen auf das Leben der Jugendlichen. Im folgenden Abschnitt dieser Hausarbeit wird die Generationsgerechtigkeit und Globalisierung als Anreiz für die Veränderung der Wertorientierungen der jungen Heranwachsenden intensiver in Betracht genommen. Hierbei wird dann zuerst darauf eingegangen, ob sich die strukturellen Veränderungen überhaupt auf den Lebensstil auswirken und falls ja, wie sich die Wertorientierungen wandeln. Daraufhin werden die zukünftigen Auswirkungen der Megatrends auf das Leben der Jugendlichen, wie auch auf den Wandel ihrer Wertorientierungen, näher betrachtet. Abschließend wird ein Szenario dargestellt, welches sich auf den Wandel der Wertorientierungen von Jugendlichen in der Zukunft bezieht.
Antwort auf die Frage, wie sich die Megatrends auf die Wertvorstellungen und das Leben der Jugendlichen auswirken, findet ihren Niederschlag im anschließenden Fazit.
2. Begriffsdefinitionen
Um die Fragestellung, ob die Generationengerechtigkeit und die Globalisierung ein Anreiz für Jugendliche zur Veränderung ihrer Wertorientierungen darstellen, ist vorab wichtig, im folgenden Kapitel den Begriff der Generationengerechtigkeit, der Globalisierung und der Phase Jugend näher zu erläutert.
2.1 Generationengerechtigkeit
Der Begriff der Generationengerechtigkeit setzt sich aus den beiden Einzelwörtern Generation und Gerechtigkeit zusammen. Um den Begriff im Ganzen definieren zu können, ist es wichtig, die beiden Einzelwörter zu erläutern. Des Weiteren tritt der Begriff der Generationengerechtigkeit im Hintergrund mit dem demographischen Wandel und dessen Auswirkungen auf, sodass im Anschluss eine kurze Erläuterung des demographischen Wandels angeführt wird.
Der Generationenbegriff weist in wissenschaftlichen Schriften unterschiedliche Bedeutungen auf und wird im Alltagswissen oftmals inflationär verwendet. Wenn im Alltag der Begriff „Generation“ ausgesprochen wird, sind zumeist jüngere und ältere Menschen gemeint, die entweder zur gleichen Familie oder aber auch zur selben Gesellschaft oder Organisation gehören, jedoch aufgrund des unterschiedlichen Alters andere Aufgaben, Pflichten und Rechte übernehmen. (Vgl. Lüscher, 2005 S.54)
“Generation” als Begriff lässt sich dagegen in drei Generationskurse unterscheiden: einen genealogischen, einen pädagogischen und einen historisch-soziologischen (Vgl. ebd., S.53). Da diese Arbeit auf die soziologische Thematik der Globalisierung und Generationengerechtigkeit als Anreiz für die Veränderung der Wertorientierung von Jugendlichen konzipiert ist, erscheint es in diesem Zusammenhang sinnvoll, den historisch-soziologischen Generationsbegriff zu verwenden.
Die Überlegung der Einteilung in drei Generationskurse geht von dem für die Sozial- und Kulturwissenschaften als grundlegend angesehenen Essay von Karl Mannheim aus (Vgl. ebd., S.53). Karl Mannheim erlangte als Wissenssoziologe des 20. Jahrhunderts Anerkennung und prägte den historisch-soziologischen Generationsbegriff durch seine Abhandlung „Problem der Generationen“. Er definierte den Begriff der Generation als klassenlagen- und kulturakkumulierende Strukturkategorie und wies ihm einen gesellschaftserklärenden Charakter zu (Vgl. Mannheim 1928 S.513). Mannheim besagt, dass jede Generation spezifische Erfahrungszusammenhänge habe und deshalb eine bestimmte historische Gestalt besitzt (Vgl. ebd. S512). „ Diese „historische Gestalt“ beschrieb er als Generationsschicksal, das sich aus dem sozialgeschichtlichen Erfahrungszusammenhang der etwa Gleichaltrigen gleichsam ergibt “ (Otto et al. 2008, S.81). Mannheim ist der Meinung, dass jedes Generationsmitglied eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe entwickelt, die er als „Generationslagerung“ beschrieb. Durch diese gleichartigen Zugehörigkeitsgefühle und den Erfahrungszusammenhängen der sozialen Generationslagerungen konnte er eine Generation von der anderen Generation abgrenzen. Dies bedeutet, dass die Menschen, die historische Ereignisse durchlebten, aber die Erfahrungszusammenhänge unterschiedlich reflektierten, nicht der gleichen Generation zugeordnet werden (Vgl. ebd., S.81). Der zentrale Prozess der Formierung historischer Generationen besteht also im Zusammenspiel zwischen der Generationslagerung und dem gesellschaftlichen Wandel, insbesondere historischer Brüche (Vgl. Sackmann 2004, S.27). „ Da es sich bei der Formierung des Generationsbewusstseins um einen reflexiven Akt handelt, der auf unterschiedlichen Stellungnahmen zur historischen Situation beruht, lassen sich verschiedene Generationseinheiten differenzieren […] “ (Sackmann 2004, S.27). Mannheim meint mit der Generationseinheit keine konkrete Gruppe, sondern in Analogie zur sozialen Struktur der Klassenlage eine „ schicksalsmäßig-verwandte Lagerung bestimmter Individuen im ökonomisch-machtmäßigen Gefüge der jeweiligen Gesellschaft “ (Mannheim 1928, S.512). Der Generationszusammenhang ist ein „ Miteinander von Individuen, in dem man zwar auch durch etwas verbunden ist, aber aus dieser Verbundenheit ergibt sich zunächst noch keine konkrete Gruppe “ (ebd., S.513). Zusammenfassend beschreibt Mannheim den Begriff der Generation als eine biologisch-verwandte Lagerung, wobei das Besondere an der Generationslagerung ist, dass diese „ durch einen bestimmten Spielraum möglichen Geschehens […] und damit eine spezifische Art des Erlebens und Denkens, eine spezifische Art des Eingreifens in den historischen Prozess “ gekennzeichnet ist (ebd., S.516).
Der Einzelbegriff der Gerechtigkeit wird schon von Platon und Aristoteles beschrieben. Auch dieser Begriff wird in der heutigen Zeit oft inflationär verwendet und sowohl in der Politik, Gesellschaft oder auch in anderen Bereichen formuliert. Gerechtigkeit ist ein Begriff der sich historisch betrachtet von dem Wort „Recht“ ableitet und ein Sammelbegriff für alle Ordnungssysteme widerspiegelt, deren Ziel es ist, das Zusammenleben einer Gesellschaft dauerhaft und verbindlich zu regeln und soziale Konflikte zu vermeiden. Im Zusammenhang zum Rechtsbegriff werden oftmals auch Begriffe wie beispielsweiße „Normen“ und „Werte“ verwendet. Gerechtigkeit wird von der Bundeszentrale für politische Bildung im Allgemeinen als ein Verhalten eines Menschen oder eine soziale Gegebenheit definiert, das subjektiv als (ge-)recht beurteilt wird. Gerechtigkeit ist demnach als eine Tugend anzusehen. Spezifisch betrachtet, ist die Gerechtigkeit „ ein zentraler Grundwert und oberstes Ziel des Rechtsstaates, das als Ordnungs- und Verteilungsprinzip immer neu bestätigt und angewandt werden muss“ (www.bpb.de/nachschlagelexikon/17548/gerechtigkeit , Abruf: 11.01.13).
Wird der Begriff der Generation und der der Gerechtigkeit miteinander verbunden, so ergibt sich als Definition für die Generationengerechtigkeit folgendes: „ Das Wort „Generationengerechtigkeit“ als Zusammensetzung der Worte Generationen im Plural und Gerechtigkeit kann […] nur Gerechtigkeit zwischen den Generationen, nicht innerhalb einer Generation bedeuten “ (Tremmel 2003, S.33). Eine Generationengerechtigkeit ist dann erreicht, wenn die Chancen zukünftiger (nachrückender) Generationen auf Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse mindestens so groß sind, wie die der (ihnen vorangegangenen) heutigen Generation (Vgl. ebd., S.33).
Der Begriff der Generationengerechtigkeit wird häufig im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel verwendet. Der Begriff des demographischen Wandels beschreibt die Veränderungen der Altersstruktur der Gesellschaft und des Bevölkerungsumfangs, die durch das Zusammenwirken der drei Determinanten Fertilität (Fruchtbarkeit), Mortalität (Sterblichkeit) und dem Wanderungssaldo (Differenz zwischen den Zuzügen nach Deutschland und den Fortzügen ins Ausland in einem bestimmten Zeitraum) hervorgerufen werden. Demographischer Wandel wird auch oftmals synonym für demographische Alterung verwendet und versteht sich somit als das Verhältnis zwischen der jüngeren und älteren Generation (Vgl. Unger/Heinz 2010, S.188).
2.2 Globalisierung
In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff der Globalisierung für unterschiedliche Bedeutungen herangezogen und darauf verwiesen, dass es noch keine Übereinstimmung über diese hervorliegt. Da es für die Ausarbeitung der Fragestellung, ob Generationengerechtigkeit und Globalisierung ein Anreiz für Jugendliche zur Veränderung ihrer Wertorientierungen sein können, aber wichtig ist, eine Definition der Globalisierung zu bezeichnen, so gilt es zunächst einen Bedeutungsgehalt zu identifizieren, der, von unter anderem, verschiedenen Soziologen, Politikwissenschaftler und Geographen auf weitere Akzeptanz stößt und als konsensfähig erachtet wird.
In der wissenschaftlichen Literatur werden mehrere Definitionen von Globalisierung angeboten, die für die nachhaltige Bearbeitung der Fragestellung herangezogen werden können. Beispielsweiße definiert Diplom-Geograph Johannes Kessler die Globalisierung als Prozesse der Zunahme sowie der geographischen Ausdehnung grenzüberschreitender anthropogener, also durch Menschen verursachte, Interaktionen (Vgl. Kessler et al. 2009, S.35). Jenseits politischer Stellungnahmen lässt sich der Begriff der Globalisierung auch als die raum-zeitliche Ausdehnung sozialer Praktiken über staatliche Grenzen definieren, die die Entstehung transnationaler Institutionen und Diffusion kultureller Muster beschreiben. Also als ein Prozess, der sich durch seinen Tiefgang, seine Geschwindigkeit und seine Reichweite von konventionellen Formen der Modernisierung unterscheidet.
In der Globalisierungsliteratur lassen sich hauptsächlich vier Problemgruppen beschrieben, die mit dem Begriff der Globalisierung nicht wegzudenken sind und als „Weltprobleme“ betrachtet werden. Zunächst einmal beschäftigt sich der Prozess der Globalisierung mit der Thematik der Umwelt. Dies beinhaltet unter anderem die globale ökologische Bedrohung, sowie den Klimawandel. Des Weiteren ist die Thematik der Armut und der globalen Ungleichheit ein Bestandteil, der die Globalisierung umschließt. Die globalen Finanzmärkte, dessen Finanzkrisen und der Staatszerfall, aufgrund der Migration, bilden die letzten beiden Problemgruppen, die im Mittelpunkt der jüngeren Globalisierungsliteratur stehen.
Zusammenfassend lässt sich der Prozess der Globalisierung als eine globale, also weltweite Verflechtung aller Bereiche bezeichnen, deren Dynamik mehreren wechselseitig verstärkenden Faktoren zugeschrieben wird, insbesondere einer durch Satellitennetzwerke und das Internet bereitgestellten kommunikativen Infrastruktur, der Intensivierung grenzüberschreitender Kontakte, sinkenden Transportkosten, sowie exponentiell zunehmenden Finanztransaktionen (Vgl. Müller 2002, S.8 ff.).
2.3 Die Phase Jugend
Unter dem Begriff „Jugend“ wird in der westeuropäischen Kultur und der deutschen Strafmündigkeit die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein, also etwa zwischen dem dreizehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr verstanden. Diese Zeit wird auch als Adoleszenz bezeichnet. Die Phase der Jugend kann auf verschiedene Arten betrachtet werden. Zum einen bezeichnet der Begriff eine Phase im Leben eines Individuums und zum anderen wird damit eine eigenständige Gruppe von Menschen erfasst. Diese Lebensphase kann aufgrund von bestimmten Alterswerten oder aber einer Definition anhand von qualitativen Merkmalen eingegrenzt werden. Gemäß dieser zweiten Möglichkeit, wird als Beginn der Jugendphase meistens die körperliche Geschlechtsreife gewählt, als Ende das Erreichen von finanzieller und emotionaler Autonomie. Die Jugendphase ist ein Phänomen der Neuzeit und Entwicklungsphase, die jeden Menschen aus seinem Dasein als Kind herauswirft, um ihn in die Wirren und Freuden des Jugendalters zu entlassen. Zudem ist Jugend ein gesellschaftliches Konstrukt welches eine gesonderte Lebenssphäre mit eigenem Anforderungsprofil darstellt (Vgl. Blandow 2004, S. 71 f). Anhand der Jugendforschung konnte festgelegt werden, dass es eine Jugendphase nicht immer und überall gegeben hat. Im Zeithorizont der letzten zweihundert Jahre hat die Jugend an sozialer Gestalt gewonnen. Dies lässt darauf schließen, dass die Lebensphase Jugend, wie Kindheit und Alter auch, institutionalisiert worden ist, indem für diese Altersgruppe spezifische gesellschaftliche Regelungen, wie zum Beispiel die Schulpflicht getroffen und Organisationen, wie das Jugendamt, gebildet wurden (Vgl. Schulze-Krüdener 2008, S.2). Die Jugend heute ist eine Lebensphase eigener Qualität. Das bedeutet, dass diese Zeitspanne einen charakteristischen Stellenwert im menschlichen Lebenslauf einnimmt. Der Stellenwert ergibt sich aus der psychologischen und biologischen Entwicklung und den vielfältigen Vorgaben gesellschaftlicher Art (Vgl. Hurrelmann 2007, S. 40). Altersgruppenunterschiede sind für diese Lebensphase konstitutiv und aufgrund dessen, ist es sinnvoll, zu unterscheiden zwischen einer pubertären Phase beziehungsweise der frühen Jugendphase, also der Jugendlichen im engeren Sinne. Diese vollstreckt zwischen dem zwölften und siebzehnten Lebensjahr. Daraufhin einer nachpubertären Phase beziehungsweise der mittleren Jugendphase. Diese repräsentiert die Heranwachsenden im Alter von achtzehn und einundzwanzig Jahren und schließlich der Phase nach dem Erreichen der vollen Rechtsmündigkeit bis zum Abschluss der Erstausbildung beziehungsweise einer späten Jugendphase. Diese bezeichnet die jungen Erwachsenen in dem Alter zwischen zweiundzwanzig und dem Ende des zweiten Lebensjahrzehnts (Vgl. Schulze-Krüdener 2008, S. 7). In der öffentlichen Diskussion, aber auch in der Jugendforschung, wird meist unter dem Begriff Jugend eine bestimmte Altersphase zwischen Kindsein und Erwachsenensein verstanden. Aufgrund dieser Zeitmarkierungen und Altersnormen werden die Wegmarkierungen durch das Jugendalter verstanden. Trotzdem ist dieses Lebensaltermodell von Jugend nur scheinbar eindeutig. Die Eindeutigkeit basiert auf einer rein formalen Definition, die besagt, dass Jugend eine Gruppe junger Menschen umfasst, die zu einem gegebenen Zeitpunkt jung sind und einer bestimmten Alterspanne angehören. Dabei stellt sich allerdings die Frage, was jung sein überhaupt bedeutet und welche Chancen und Probleme damit verbunden sind. Aus diesem Grund sollte die Hauptfrage sich nicht auf das Alter beziehen, von welchem sich die Jugendphase von der Kindheit und dem Erwachsenenalter unterscheidet, sondern auf die Erkenntnis konzentrieren, dass Jugend ein Strukturmuster darstellt, eine gesellschaftlich entwickelte und ausgestaltete Lebensform, die den Zweck hat, bestimmte gesellschaftliche Erfordernisse und Funktionen zu gewährleisten (Vgl. ebd. , S. 3). Genauer gesagt, bedeutet dies, dass das, was Jugend umfasst, viel stärker durch die Vergesellschaftung der Jugendphase bestimmt ist, als durch das Lebensalter selbst. Zudem lässt sich Jugend nicht als eine gesellschaftliche Gruppe fassen, denn jeder Versuch, die Jugend als Ganzes zu kennzeichnen und auf eine idealistische Formel zu bringen verfehlt vollkommen die Wirklichkeit, denn Jugend hat viele verschiedene Gesichter und die Interessen sind bei allen ziemlich different (Vgl. ebd., S. 8 f.). Des Weiteren wirkt sich auch der soziale Wandel auf die Jugendphase aus. Heranwachsende Kinder werden heute früher zu Jugendlichen und junge Erwachsene geben immer später Charakterzüge von Jugendlichkeit auf. Die Jugend von heute ist eine Generation, die in der Zeitspanne der Postmoderne lebt und in ihren Begriffen sich auszudrücken weiß. Deshalb gibt es überaus viele Lebensformen und Lebensstile, die sich fortwährend verändern und ein klares Bild der Jugend unmöglich machen. Zudem gibt es durchaus mehr Probleme zwischen Jugendlichen und ihren Familien, in der Schule, Freizeit, Beruf und in den Gleichaltrigengruppen (Vgl. ebd., S. 3). Darüber hinaus ist Jugend zusätzlich dem Modernisierungs- und Individualisierungsprozess unterworfen, das bedeutet, dass das gesellschaftliche Übergangs- und Integrationsarrangement Jugend an Selbstverständlichkeit und Verlässlichkeit eingebüßt hat. Von daher müssen die Jugendlichen die Phase der Jugend stärker individuell bewältigen. Dabei liegt die Chance, dass Jugend gelingt oder das Risiko des Scheiterns dicht beieinander und sind biografisch unterschiedlich verteilt. Letztendlich hat sich das herkömmliche Jugendmodell pluralisiert, vielfach zeitlich verschoben und es gibt keinen einheitlich strukturierten Lebensabschnitt im Sinne einer weiblichen oder männlichen Normalbiografie. Die Jugendlichen müssen die Identitätsbildung und auch ihre Selbstdarstellung selbst bewältigen. Doch trotz alledem ist die Verschiedenheit und insofern die Abgrenzbarkeit von den anderen Lebensphasen, wie von Kindheit oder dem Erwachsenenalter, gerade die Besonderheit der Phase Jugend. Schließlich ist die Phase Jugend eine besondere Zeitspanne, weil sie durchaus kürzer ist als andere und weil das Lebensalter Jugend mit bestimmten Entwicklungsaufgaben und Statuspassagen verbunden ist. Ebenso reichen Anforderungen des Erwachsenenseins bereits in die Jugendphase hinein und die Grenzen zwischen Jugend- und junges Erwachsenenalter verschwimmen immer mehr (Vgl. ebd., S. 4 ff.).
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