Die Internetsperren in der Türkei und den Ländern des arabischen Frühlings, die Great Firewall von China, die Debatte um die Sperrung von Seiten mit unerwünschten Inhalten oder urheberrechtsverletzenden Youtube-Videos in Deutschland – all das sind Symptome eines Konflikts um den freien Zugang zum Internet, der derzeit global ausgetragen wird. Es treffen Kontrollansprüche von Regierungen auf das Grundrecht der Informationsfreiheit und dessen Verfechter.
Ausdruck finden diese Kontrollansprüche u. a. in der Sperrung des Zugriffs auf Inhalte, die Regierungsinteressen entgegenlaufen.
Diese Arbeit will die technische Seite solcher Netzsperren beleuchten und versucht technikhistorisch zu zeigen, wie basale Designkonzepte aus der Entstehungszeit des Internets diese heute ermöglichen. Das Internet, entworfen zu völlig anderen Zwecken als jenen, zu denen es heute genutzt wird, bietet durch seine (zumindest scheinbar) dezentrale Struktur und Offenheit die Möglichkeit für von seinen Schöpfern absolut unvorhersehbare Weiterentwicklungen. Dabei wird besonders darauf einzugehen sein, wie diese augenscheinliche Dezentralität durch zahlreiche Momente der Zentralität an diversen Stellen unterbrochen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Internet als politisches Neuland
- Technikhistorie: Wie sind Sperren möglich?
- Offenheit
- Netztopologie
- TCP/IP und DNS
- Instrumente zur Sperrung
- DNS- und IP-Filtering
- Deep Packet Inspection
- BGP-Withdrawals
- Instrumente zur Umgehung
- Alternative DNS-Server
- Tor und Proxy-Server
- Virtual Private Networks
- Ausblick des Konflikts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der technischen Seite von Internetsperren und beleuchtet, wie basale Designkonzepte aus der Entstehungszeit des Internets diese heute ermöglichen. Sie analysiert den Konflikt zwischen den Kontrollansprüchen von Regierungen und dem Grundrecht auf Informationsfreiheit, der sich im Bereich der Netzsperren widerspiegelt. Die Arbeit stellt die technische Geschichte des Internets dar und untersucht, wie die scheinbare Dezentralität des Netzes durch Momente der Zentralisierung die Kontrolle von Inhalten und Nutzern ermöglicht.
- Technische Hintergründe von Internetsperren
- Konflikt zwischen Informationsfreiheit und staatlicher Kontrolle
- Geschichte der Internettechnologie und deren Einfluss auf Sperrmöglichkeiten
- Instrumente zur Sperrung und Umgehung von Inhalten im Internet
- Zentrale und dezentrale Elemente des Internetdesigns und deren Bedeutung für den Konflikt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den aktuellen Konflikt um den freien Zugang zum Internet vor und skizziert die Thematik der Netzsperren. Sie argumentiert, dass das Verständnis der zugrundeliegenden Technologie essentiell ist, um den Einfluss des Internets auf gesellschaftliche Machtverhältnisse zu begreifen.
- Das Internet als politisches Neuland: Dieses Kapitel zeigt anhand von aktuellen Beispielen aus der Türkei, Ägypten und Deutschland, wie verschiedene Staaten versuchen, das Internet zu kontrollieren. Es beschreibt den Widerspruch zwischen der dezentralen Struktur des Internets und der hierarchischen Organisation von Machtsystemen.
- Technikhistorie: Wie sind Sperren möglich?: Dieses Kapitel beleuchtet die technische Geschichte des Internets und untersucht, wie die scheinbare Dezentralität des Netzes durch Momente der Zentralisierung die Kontrolle von Inhalten und Nutzern ermöglicht. Es werden verschiedene technische Instrumente der Sperrung und Umgehung von Inhalten vorgestellt.
Schlüsselwörter
Internetsperren, Technikgeschichte, Dezentralisierung, Zentralisierung, Kontrolle, Informationsfreiheit, Netzneutralität, DNS-Filtering, IP-Filtering, Deep Packet Inspection, Tor, Proxy-Server, Virtual Private Networks, OpenNet Initiative.
- Quote paper
- Bastian Weiß (Author), 2014, Internetsperren. Technikhistorie zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280279