„Mich ziehen seine Schriften an, durch die er alle Menschen zum Gesetz Christi zurückzuführen sucht, besonders die Geistlichen, daß sie die Pracht und die Herrschaft der Welt fahren lassen und mit den Aposteln leben, nach dem Gesetz Christi.[...]“ . Dieses Zitat ist für mich Ausdruck einer Faszination und Hingabe, die Hus verkörperte und für die der Tscheche sogar seinen eigenen Tod in Kauf nahm. Diese Fähigkeit, eine Wahrheit für sich zu entdecken, sie zu verinnerlichen und zu seinem ganzen Lebensinhalt werden zu lassen, fasziniert mich wiederum an Jan Hus. Nachdem ich vergangenes Semester eine Vorlesung über große Philosophen des 13. und 14. Jahrhunderts besucht habe, in der ich auch mit einigen theologischen Schriften Wyclifs in Berührung kam, war die Nähe zur hussitischen Lehre natürlich unverkennbar. Je intensiver ich mich allerdings mit Literatur zu dem Südböhmen und seinen Werken beschäftigte, desto deutlicher erkannte ich auch einen gewissen Dissens unter den Autoren, vor allem in Bezug auf die Bewertung der theologischen wie reformatorischen Eigenleistung des Jan Hus . Die Meinungen hierzu sind breit gefächert; einige unter ihnen fällen - vom reinen Schriftvergleich ausgehend - ein negatives Urteil über den tschechischen Theologen, andere schildern ihn als einzigen Grund für Wyclifs Berühmtheit post mortem. Diese Brisanz in der Forschung schien mir, wenn auch möglicherweise hier und da von regionaler Zugehörigkeit des jeweiligen Autors beeinflusst, äußerst interessant und bildete zusammen mit meinem allgemeinen Interesse an dem Verhältnis dieser beiden Theologen die Grundlage für meine Seminararbeit. Nun scheint es mir noch wichtig anzumerken, dass ich keinesfalls einen vollständigen Vergleich der beiden Theologen anstrebe, da dies die Lektüre und Interpretation der gesamten Literatur des Jan Hus und John Wyclif voraussetzt, was den Rahmen dieser Arbeit bei Weitem sprengen würde. Vielmehr möchte ich mir auf der Basis einiger wissenschaftlicher Meinungen zu meinem Thema und prägnanter Quellenauszüge ein eigenständiges Bild zum Verhältnis der beiden machen, welches ich anschließend belegen und erläutern werde. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Einleitung
- Forschungsdiskussion
- Äußere Quellenbeschreibung
- Innere Quellenbeschreibung
- Kirchenreformatorische Grundzüge in dem Werk „Tractatus de Ecclesia“
- Parallelen zu Wyclifs Lehre
- Unterschiede zu Wyclif: Wer war der erfolgreichere Reformer?
- Fazit
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Verhältnis von Jan Hus zu seinem Lehrmeister John Wyclif. Ziel ist es, die Rezeption Wyclifscher Ideen durch Hus zu untersuchen und die Eigenständigkeit des tschechischen Reformators zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die Schriften von Hus und Wyclif, um Parallelen und Unterschiede in ihren Lehren aufzuzeigen und die Frage zu beantworten, wer von beiden der erfolgreichere Reformer war.
- Rezeption Wyclifscher Ideen durch Jan Hus
- Eigenständigkeit des tschechischen Reformators
- Parallelen und Unterschiede in den Lehren von Hus und Wyclif
- Bewertung der reformatorischen Wirkung von Hus und Wyclif
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Forschungsdiskussion, die verschiedene wissenschaftliche Perspektiven auf das Verhältnis von Hus und Wyclif beleuchtet. Anschließend wird die äußere Quellenbeschreibung des „Buches von der Kirche“ vorgestellt. Im nächsten Abschnitt werden die kirchenreformatorischen Grundzüge in Hus' Werk „Tractatus de Ecclesia“ analysiert und mit Wyclifs Lehre verglichen. Der dritte Teil der inneren Quellenbeschreibung widmet sich den Unterschieden zwischen Hus und Wyclif und versucht, deren reformatorische Wirkung zu bewerten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Jan Hus, John Wyclif, Kirchenreform, „Tractatus de Ecclesia“, „Buch von der Kirche“, Rezeption, Parallelen, Unterschiede, reformatorische Wirkung, Theologie, Geschichte.
- Quote paper
- Jara Marder (Author), 2012, Jan Hus als Kirchenreformator und das Verhältnis zu seinem Lehrmeister Wyclif, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280280