Einleitung
Im Vorspruch der Vorrede zu seinem "Narrenschiff" nennt Sebastian Brant bereits das Ziel seiner Lehrdichtung, das deutlich religiöse Züge trägt: "Zuo nutz vnd heylsamer ler"1. Der Verweis auf das Heil deutet darauf, daß die Moralsatire als Anleitung zu einem rechtschaffenen Leben zur Erlangung des späteren Seelenheils dienen soll. Der Anlaß für diese didaktische Zielsetzung liegt sicher in den unbefriedigenden Zuständen, die Brant seiner Zeit konstatiert. Dies wird an der harten Kritik deutlich, die er am Verhalten seiner Zeitgenossen übt, "ein Panorama menschlichen Verhaltens im Negativ (...)"2. Mit dem Versuch, allgemeine Moral und religiöse Jenseitsorientierung miteinander in Einklang zu bringen, könnte das "Narrenschiff" auf den ersten Blick in die Tradition mittelalterlicher Lehrdichtung eingereiht werden, für die Göttliches und Weltliches noch eine selbstverständliche Einheit bilden3. Seit dem Spätmittelalter löst sich diese Einheit jedoch immer mehr auf. Es entsteht ein Spannungsverhältnis zwischem Religiösem und Profanem, "nachdem die Kraft zur Harmonisierung von irdischem und transzendentem Anspruch geschwunden ist."4 Ziel dieser Arbeit ist es, das Verhältnis zwischen religiösen und allgemein moralischen Komponenten in der didaktischen Methode von Sebastian Brants "Narrenschiff" zu klären. Einen ersten Ansatzpunkt liefert dafür das eschatologische Rahmenprogramm, in das Brant seine Lehrdichtung einbettet. Es stellt einen wichtigen Hintergrund für die negative didaktische Methode dar, die auf vielfältigen Abschreckungsmechanismen beruht. Weiterhin werden Struktur und Thematik der Lasterdarstellung auf Parallelen und Unterschiede zur traditionellen kirchlichen Didaktik hin untersucht. Der letzte Punkt der Arbeit beschäftigt sich mit dem Weg, den Brant seinen Lesern weist, um sie aus ihrem "unheilvollen" Zustand zu führen. Weisheit und Selbsterkenntnis sind hier die zentralen Begriffe, die den Kern der Didaxe Brants ausmachen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das eschatologische Rahmenprogramm
- Das Memento mori
- Die Figur des Teufels
- Die Erwartung des Weltendes und die Ankunft des Antichrist
- Das Verhältnis zwischen Gott und Mensch: Gerechtigkeit und Gnade.
- Die Darstellung von Lastern und Tugenden
- Die Tradition mittelalterlicher Lasterkataloge
- Die Systematik des "Narrenschiffs".
- Die Tugenden im "Narrenschiff".
- Die Narrheiten
- Das Verhältnis von Narrheit und Sünde
- Narrheit als Krankheit.......
- Die Überwindung der Narrheit
- Das Ideal der Weisheit
- Der Weg der Selbsterkenntnis
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, das Verhältnis zwischen religiösen und allgemein moralischen Komponenten in der didaktischen Methode von Sebastian Brants "Narrenschiff" zu klären.
- Das eschatologische Rahmenprogramm als wichtiger Hintergrund für die negative didaktische Methode.
- Die Struktur und Thematik der Lasterdarstellung im Vergleich zur traditionellen kirchlichen Didaktik.
- Der von Brant vorgegebene Weg zur Überwindung der Narrheit durch Weisheit und Selbsterkenntnis.
- Die Rolle des Memento mori als Erziehungsmittel zu moralischem Verhalten in der Welt.
- Die Bedeutung des Antichrist als zentrale Gestalt der christlichen Eschatologie.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Ziel der Arbeit vor, das darin besteht, das Verhältnis zwischen religiösen und allgemein moralischen Komponenten in der didaktischen Methode von Sebastian Brants "Narrenschiff" zu analysieren. Sie beleuchtet den Anlaß für die didaktische Zielsetzung der Moralsatire und das Spannungsverhältnis zwischen Religiösem und Profanem im Spätmittelalter.
- Das eschatologische Rahmenprogramm: Dieses Kapitel erörtert das eschatologische Rahmenprogramm im "Narrenschiff" und analysiert verschiedene Aspekte: das Memento mori, die Figur des Teufels, die Erwartung des Weltendes und die Ankunft des Antichrist sowie das Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Es werden die didaktischen Funktionen und Bedeutungen dieser Elemente im Kontext des Werkes herausgestellt.
- Die Darstellung von Lastern und Tugenden: Dieses Kapitel untersucht die Struktur und Systematik der Darstellung von Lastern und Tugenden im "Narrenschiff". Es beleuchtet die Tradition mittelalterlicher Lasterkataloge und setzt die Systematik des "Narrenschiffs" in Beziehung zu dieser Tradition. Dabei wird auch auf das Verhältnis von Narrheit und Sünde sowie auf Narrheit als Krankheit eingegangen.
- Die Überwindung der Narrheit: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Weg, den Brant seinen Lesern zur Überwindung der Narrheit aufzeigt. Es betont die Bedeutung von Weisheit und Selbsterkenntnis als zentrale Begriffe der Didaxe Brants. Es werden die verschiedenen Aspekte des Weges zur Überwindung der Narrheit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter der Arbeit sind: "Narrenschiff", Sebastian Brant, Moralsatire, Didaktik, Eschatologie, Memento mori, Teufel, Antichrist, Laster, Tugenden, Narrheit, Weisheit, Selbsterkenntnis. Die Arbeit analysiert die eschatologischen und moralischen Elemente in Brants "Narrenschiff" und untersucht, wie diese Elemente in die didaktische Konzeption des Werks integriert sind.
- Arbeit zitieren
- Christian Plätzer (Autor:in), 2004, Zum Verhältnis von religiöser und moralischer Didaxe im "Narrenschiff" von Sebastian Brant, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28082