Säkularisation in Bayern. Gewinn oder Verlust für den Staat?

Das Ende des Alten Reiches und der Weg zum modernen Staat


Hausarbeit, 2011

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition

3. Säkularisation in Bayern
3.1 Allgemeine Voraussetzungen für die Säkularisation 1802/03
3.2 Vorboten der Säkularisation in Bayern 1799-1803
3.3 Endgültige Säkularisation und der Reichsdeputationshauptschluss

4. Gewinne und Verluste durch die Säkularisation in Bayern

5. Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Säkularisation 1802/03 war ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte Bayerns. Durch die Säkularisation und die Mediatisierung wurde Bayern zu dem Flächenstaat, wie wir ihn heute kennen. „Aus dem Ancien Regime entwickelte sich der moderne bayerische Staat.“[1]

In der vorliegenden Hausarbeit soll eingehend beleuchtet werden, inwiefern der Staat Bayern Gewinne und Verluste aus der Säkularisation gezogen hat und welche Folgen bis heute spürbar sind.

Zunächst gilt es den Begriff Säkularisation näher zu definieren und vom Begriff der Säkularisierung abzugrenzen. Daraufhin wird die Säkularisation in Bayern thematisiert und es werden die Vorboten dieser erläutert. Auf den historischen Hintergrund der vorausgehenden Aufklärungsbewegung und die napoleonischen Kriege wird jedoch nicht näher eingegangen, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde und als bekannt vorausgesetzt werden kann.

Den Hauptteil der Arbeit bildet dann die große Säkularisation 1802/03 mit besonderem Augenmerk auf die daraus resultierenden Folgen. Es gilt herauszufinden, welche Vor- und Nachteile sich aus der Auflösung der Klöster und der Enteignung der Kirche ergeben haben, sowohl auf kurzfristige als auch auf langfristige Sicht.

2. Definition

Die Säkularisation beschreibt die Enteignung von Gütern und Herrschaftsrechten der Kirche durch die weltliche Obrigkeit. Man unterscheidet zwischen

„"Herrschaftssäkularisation" (den geistlichen Fürsten werden ihre weltlichen Herrschaftsrechte genommen, ihre Territorien also aufgelöst)“ und „"Vermögenssäkularisation" (den geistlichen Fürsten, Stiftern, Klöstern etc. werden ihre Güter und Einkünfte genommen). Von "Säkularisation" ist der weitere Begriff der "Säkularisierung" zu unterscheiden, der allgemein Prozesse der Verweltlichung, etwa des Denkens, der Mentalitäten etc. bezeichnet.“[2]

Die Begriffe Säkularisierung, Säkularisation und Säkularismus sind von lat. saeculum (Jahrhundert, Zeitalter) abgeleitet. Ursprünglich bedeutet dieses Wort "Zeitalter, Jahrhundert", später im Kirchenlatein dann "die Zeitlichkeit der Welt" und damit das Irdische im Gegensatz zum Ewigen.[3]

3. Säkularisation in Bayern

3.1 Allgemeine Voraussetzungen für die Säkularisation 1802/03

„Am Anfang war Napoleon.“[4] – dieser Satz gilt ganz besonders für die große Säkularisation 1803. Diese findet ihre Grundlage im französischen Konkordat von 1801 und dem Reichsdeputationshauptschluss (eigentlich Hauptschluss der außerordentlichen Reichsdeputation) aus dem Jahr 1803. Das, am 15. Juli 1801 geschlossene, Konkordat zwischen Napoleon Bonaparte und Papst Pius VII. beinhaltete unteranderem die Anerkennung der Säkularisation in Frankreich und den linksrheinischen Gebieten.[5] Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 verfügte eine „allgemeine Säkularisation aller reichsunmittelbaren geistlichen Staaten zugunsten weltlicher Fürsten“[6] zur Entschädigung deutscher Fürsten für den Verlust von linksrheinischen Gebieten. Beinahe alle geistlichen Reichsstände wurden aufgelöst und ungefähr 100.000 km² geistliches Territorium, auf dem mehr als 3 Millionen Menschen lebten, wechselten ihren Eigentümer oder Herrscher.[7] Paragraph 35 des Reichsdeputationshauptschlusses, der mitunter auf Bestrebungen Bayerns kurzfristig geändert wurde[8], ging über die reine Entschädigung sogar hinaus.[9] Die Gebäude und Güter der 1803 aufgehobenen Stifte, Abteien und Klöster wurden der Verfügungsgewalt der Landesherren unterstellt.[10] Das erlaubte es auch Herrschern, die keinen Territorialverlust erlitten hatten, kirchliche Güter zu ihren Gunsten einzuziehen und ihre Finanzen zu entlasten.

Der Reichsdeputationshauptschluss hat die Säkularisation allerdings nicht ausgelöst, er schuf lediglich die rechtliche Grundlage dafür. Schon davor gab es entsprechende Bestrebungen. Schon im Mittelalter kam es vor, dass staatliche Herrscher in Notlagen auf kirchliches Eigentum zugriffen. Die erste große Säkularisationswelle löste die Reformation im 16. Jahrhundert aus und den Anfang der späteren Säkularisationspolitik in Bayern machte bereits Kurfürst Max Emanuel.[11] Den schlimmsten Schlag gegen die Kirche im 18. Jahrhundert unternahm Karl Theodor im Jahr 1798. Als er das sog. 15-Millionen-Projekt startete und unter anderem die Ablieferung sämtlichen Kirchenschmuckes und -silbers forderte[12]. Im Hinblick auf die große Säkularisation 1803, soll nachfolgend aber ausschließlich auf die Zeit direkt vor dem Reichsdeputationshauptschluss und die daraus folgende Säkularisation 1802/03 in Bayern eingegangen werden.

Fraglich ist sicherlich warum es gerade in Bayern mit seiner reichen Stifts- und Klosterlandschaft eine so besonders radikale Säkularisation geben konnte. War die Säkularisation notwendig für die Entwicklung einer modernen Gesellschaft? Sicher hatte der Reiz der beschaulichen, klösterlichen Lebensform in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts nachgelassen und angebliche oder tatsächliche Missstände und Kritik taten ein Übriges.

[...]


[1] Peter Hartmann: Bayerns Weg in die Gegenwart – Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute. Regensburg 1989. S. 369.

[2] http://www.uni-muenster.de/FNZ-Online/recht/reich/glossar.htm.

[3] Vgl. Martin Honecker: Kirche und Welt, in: Theologische Realenzyklopädie, Hg. von Gerhard Müller. Bd.18. Berlin u.a. 1989. S. 405.

[4] Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat. München 1983. S. 11.

[5] Vgl. Konkordat Pius‘ VII. mit Napoleon, Paris 15. Juli 1801, Art.13. In: Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, Tübingen 1924. S. 419f.

[6] Karl, Hausberger: Staat und Kirche nach der Säkularisation – Zur bayerischen Konkordatspolitik im frühen 19. Jahrhundert. In: Münchener Theologische Studien, Klaus Mörsdorf u.a.(Hg.).Bd.23. St. Ottilien 1983. S.18.

[7] Vgl. Hans Maier: Säkularisation. Schicksale eines Rechtsbegriffs im neuzeitlichen Europa. In: Die Säkularisation in Bayern 1803 – Kulturbruch oder Modernisierung? Alois Schmid (Hg.). München 2003. S. 2. Im Folgenden: Maier, München 2003.

[8] Vgl. Manfred Weitlauff: Die Säkularisation in Bayern. In: Die Säkularisation in Bayern 1803 – Kulturbruch oder Modernisierung? Alois Schmid (Hg.). München 2003. S. 66. Im Folgenden: Weitlauff, München 2003.

[9] Vgl. Georg Mölich u.a. (Hg.): Klosterkultur und Säkularisation im Rheinland. Essen 2002. S. 20.

[10] Vgl. http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak2/mussgnug/RDH.doc. § 35.

[11] Vgl. Alois Schmid (Hg.): Die Säkularisationspolitik des Kurfürstentums Bayern im 18. Jahrhundert. In: Die Säkularisation in Bayern 1803 – Kulturbruch oder Modernisierung?. München 2003. S. 91. Im Folgenden: Schmid. München 2003.

[12] Vgl. Max Spindler/Andreas Kraus: Handbuch der bayerischen Geschichte. Bd. 2. München 1981. S. 1102.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Säkularisation in Bayern. Gewinn oder Verlust für den Staat?
Untertitel
Das Ende des Alten Reiches und der Weg zum modernen Staat
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V280981
ISBN (eBook)
9783656745624
ISBN (Buch)
9783656745617
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
säkularisation, bayern, gewinn, verlust, staat, ende, alten, reiches
Arbeit zitieren
Verena Schmidt (Autor:in), 2011, Säkularisation in Bayern. Gewinn oder Verlust für den Staat?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280981

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