Rückblickend auf die eigene Schulzeit kennt jeder von uns verschiedene Lehrertypen: von respekteinflößenden Chemielehrern, über Kunstlehrerinnen, mit denen über alles geredet werden kann, bis hin zu total überforderten Mathelehrern. So verschieden die Menschen sind, so unterschiedlich treten sie auch in ihrem Beruf – hier dem des Lehrers auf. Neben fachspezifischer Literatur, sowie Studien und Untersuchungen zu dieser Profession, beschäftigt sich auch die Literatur seit dem Auftreten dieses Berufes damit.
Das Generallandschulreglement, 1763 von Friedrich II. für Preußen geschaffen und Grundlage für das preußische Volksschulwesen, legte außerdem die Weichen für die allgemeine Schulpflicht. Hatten zuvor Hauslehrer für die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen gesorgt, so wurden mit der verbindlichen Schulpflicht immer mehr Lehrer spezifisch für den Unterricht an öffentlichen Schulen ausgebildet. Für die Autoren war diese Entwicklung ein gefundener Anlass, sich literarisch damit auseinander zu setzen. Autoren von Romanen, Erzählungen, Novellen, Gedichten und weiteren literarischen Formen nahmen sich seitdem an, über Hauslehrer, Volksschullehrer, Dorflehrer, Lehrer an Elementarschulen, Gymnasiallehrer und auch Lehrerinnen zu schreiben. Bekannte Werke sind zum Beispiel „Professor Unrat“ von Heinrich Mann oder auch „Die Verwirrungen des Zögling Törless“ von Robert Musil. Die dargestellten Lehrerfiguren sind dabei immer „historisch – gesellschaftlich hergestellte Konstrukte“ und entstehen „auch aufgrund der tatsächlich real- und bildungspolitischen Umstände.“ Jede literarische Lehrerfigur ist demnach auch immer von den gesellschaftlichen und bildungspolitischen Umständen ihrer Zeit geprägt.
Ohne näher auf die Lehrer der vergangenen literarischen Werke eingehen zu können, soll es in dieser literaturwissenschaftlichen Arbeit um die Lehrerfiguren in der Gegenwartsliteratur gehen. Es ergibt sich die Fragestellung: Welche Lehrerfiguren begegnen uns in der Gegenwartsliteratur? Nachdem zunächst einige Bezeichnungen für Lehrer definiert werden, folgt in den nächsten Kapiteln die Analyse und Beschreibung ausgewählter Lehrerfiguren. Dazu wurden der 2003 erschienene Roman „Lehrerzimmer“ von Markus Orths und der 2011 erschienene Bildungsroman „Der Hals der Giraffe“ von Judith Schalansky ausgewählt. Neben den Figuren selbst, soll zudem das Kollegium um die im Fokus stehenden Lehrerfiguren analysiert werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vom Pädagogen bis zum „Kumpel“ – eine Begriffsbestimmung
- Markus Orths: „Lehrerzimmer“
- Studienassessor Kranich
- Das Kollegium – Lehrerfiguren an der Seite Kranichs
- relevante erzähltextanalytische Elemente
- Judith Schalansky: „Der Hals der Giraffe“
- Inge Lohmark
- Das Kollegium – Lehrerfiguren an der Seite Inge Lohmarks
- relevante erzähltextanalytische Elemente
- EXKURS: Porträt einer unerschrockenen Lehrerin – Frau Freitag
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese literaturwissenschaftliche Arbeit untersucht die Darstellung von Lehrerfiguren in der Gegenwartsliteratur. Im Fokus stehen die Romane „Lehrerzimmer“ von Markus Orths und „Der Hals der Giraffe“ von Judith Schalansky. Analysiert werden die Hauptfiguren sowie deren jeweiliges Kollegium. Die Arbeit zielt darauf ab, verschiedene Lehrertypen anhand ausgewählter Beispiele zu charakterisieren und in einen größeren Kontext einzuordnen.
- Darstellung von Lehrerfiguren in der Gegenwartsliteratur
- Analyse verschiedener Lehrertypen und deren Charakteristika
- Einordnung der Figuren in den gesellschaftlichen und bildungspolitischen Kontext
- Bedeutung des Kollegiums für die Lehrerfiguren
- Verwendung erzähltextanalytischer Methoden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der literarischen Darstellung von Lehrerfiguren ein, betont die Vielfalt der Lehrertypen und den Einfluss gesellschaftlicher und bildungspolitischer Umstände auf ihre Darstellung. Sie benennt die Fragestellung der Arbeit und skizziert den methodischen Ansatz, der auf der Analyse von Lehrerfiguren in ausgewählten Gegenwartsromanen und einem Exkurs basiert. Die Auswahl der Texte und der Fokus auf ausgewählte Aspekte der Figuren und ihrer Kollegien werden begründet. Die Einleitung legt den Grundstein für die nachfolgende detaillierte Untersuchung.
Vom Pädagogen bis zum „Kumpel“ – eine Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel definiert verschiedene Bezeichnungen für Lehrer, von strengen „Zuchtmeistern“ über den abwertenden „Pauker“ bis hin zum freundschaftlichen „Kumpel“. Es differenziert zwischen Fach- und Klassenlehrer und ordnet den Lehrerbegriff in den größeren Kontext der Pädagogik ein. Die verschiedenen Bezeichnungen illustrieren die Bandbreite an Rollen und Erwartungen, die an Lehrer gestellt werden und legen die Grundlage für die spätere Charakterisierung der analysierten Figuren. Die umfassende Betrachtung verschiedener Lehrerbegriffe schafft ein breites Verständnis für die komplexen Aspekte des Lehrerberufs.
Markus Orths: „Lehrerzimmer“: Dieses Kapitel analysiert die Figur des Studienassessors Martin Kranich im Roman „Lehrerzimmer“. Es beschreibt Kranichs starke Anpassungsbereitschaft und seinen ständigen Versuch, den Erwartungen seines Umfelds gerecht zu werden. Sein Handeln wird stark durch den Druck seines Chefs und die Angst vor negativer Beurteilung bestimmt. Das Kapitel beleuchtet Kranichs Charaktereigenschaften und wertet dessen Handlungsweise kritisch aus. Der Fokus liegt auf Kranichs Verhalten in Bezug auf den Druck und der daraus resultierenden Handlungsweise.
Schlüsselwörter
Lehrerfiguren, Gegenwartsliteratur, Markus Orths, Judith Schalansky, Studienassessor, Kollegium, Erzähltextanalyse, Pädagogik, Bildungsroman, Lehrertypen, gesellschaftliche und bildungspolitische Umstände.
Häufig gestellte Fragen zu „Darstellung von Lehrerfiguren in der Gegenwartsliteratur“
Welche Lehrerfiguren werden in der Arbeit untersucht?
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Lehrerfiguren in den Romanen „Lehrerzimmer“ von Markus Orths und „Der Hals der Giraffe“ von Judith Schalansky. Im Fokus stehen die Hauptfiguren (Studienassessor Kranich und Inge Lohmark) und deren jeweiliges Kollegium.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die literaturwissenschaftliche Arbeit untersucht verschiedene Lehrertypen anhand der ausgewählten Beispiele, charakterisiert sie und ordnet sie in einen größeren gesellschaftlichen und bildungspolitischen Kontext ein. Es wird analysiert, wie Lehrerfiguren in der Gegenwartsliteratur dargestellt werden und welche Rolle das Kollegium für die Lehrerfiguren spielt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Darstellung von Lehrerfiguren in der Gegenwartsliteratur, Analyse verschiedener Lehrertypen und deren Charakteristika, Einordnung der Figuren in den gesellschaftlichen und bildungspolitischen Kontext, Bedeutung des Kollegiums für die Lehrerfiguren und die Verwendung erzähltextanalytischer Methoden.
Wie werden die Lehrerfiguren charakterisiert?
Die Charakterisierung der Lehrerfiguren erfolgt durch Analyse ihres Handelns, ihrer Beziehungen zu Kollegen und Schülern und ihrer Reaktion auf den Druck des Systems. Beispielsweise wird der Studienassessor Kranich in "Lehrerzimmer" als stark anpassungsfähig, aber auch von Ängsten und dem Druck seines Umfelds geprägt dargestellt.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet erzähltextanalytische Methoden, um die Darstellung der Lehrerfiguren und deren Kontext zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Analyse der Figuren im Kontext ihrer jeweiligen Romane und deren Einordnung in einen größeren gesellschaftlichen und bildungspolitischen Kontext.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu einer Einleitung, einer Begriffsbestimmung von Lehrerrollen (vom Pädagogen zum „Kumpel“), detaillierten Analysen der Lehrerfiguren in „Lehrerzimmer“ und „Der Hals der Giraffe“, einem Exkurs über eine weitere Lehrerin (Frau Freitag) und einem Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Lehrerfiguren, Gegenwartsliteratur, Markus Orths, Judith Schalansky, Studienassessor, Kollegium, Erzähltextanalyse, Pädagogik, Bildungsroman, Lehrertypen, gesellschaftliche und bildungspolitische Umstände.
Was ist der methodische Ansatz der Arbeit?
Der methodische Ansatz basiert auf der Analyse von Lehrerfiguren in ausgewählten Gegenwartsromanen und einem Exkurs. Die Auswahl der Texte und der Fokus auf ausgewählte Aspekte der Figuren und ihrer Kollegien werden begründet. Die Einleitung legt den Grundstein für die nachfolgende detaillierte Untersuchung.
- Arbeit zitieren
- Patricia Glowania (Autor:in), 2013, Lehrerfiguren in der Gegenwartsliteratur. Pädagogen, Zuchtmeister oder „Kumpel“?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281083