Idiome in der Phraseologie und im mentalen Lexikon


Hausarbeit, 2013

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Idiome in der Phraseologie
2.1. Grade der Idiomatizität
2.2. Arten der Idiomatizität
2.3. Eigenschaften von Idiomen

3. Idiome im mentalen Lexikon
3.1. Erwerb von Idiomen
3.2. Verarbeitung der Idiome
3.3. Speicherung der Idiome

4. Derzeitiger Forschungsstand

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Der Vorrat an Redensarten bildet den eigentlichen Geist, Gehalt und Reichtum, dass [!] eigentlich innerste Leben der Sprache. “(Rudolf Hildebrandt)[1]

In dieser Proseminararbeit wird näher auf das Phänomen der Idiome eingegangen. Dazu muss zu Beginn der Begriff Idiom definiert werden. Eine klare Definition zu finden, gestaltet sich hier als schwierig, da die unterschiedlichen Formen von festen Wendungen schwer abgrenzbar sind. Weitere Probleme erscheinen auch bei der Verwendung der Idiome. Doch diese differenzierten Problemstellungen sind der Grund, warum sich die Beschäftigung mit einem Thema aus der Phraseologie lohnt.

Idiome werden im Alltag stetig verwendet, ohne dass die Benutzer über die eigentliche Semantik dieser Redensarten Bescheid wissen. Dies bemerkt man zumeist, wenn man diesen Idiomen in einer Fremdsprache begegnet. Hier entstehen Probleme der richtigen Übersetzung und des Verständnisses, da man die Bedeutung des Idioms nicht aus seinen einzelnen Bestandteilen erkennen kann.

Zunächst wird den Leserinnen und Lesern eine Einführung zu den Idiomen gegeben, danach werden die Grade und die Arten der Idiomatizität näher definiert und deren Unterschiede, anhand von Beispielen, erklärt. Vor allem wird auf die typischen Eigenschaften der Idiome und die Schwierigkeiten, die sich im Zusammenhang mit ihnen ergeben, eingegangen. Im darauffolgenden Kapitel gibt es eine kurze Einführung zum Mentalen Lexikon, daraufhin wird der Erwerb, die Speicherung und Verarbeitung der Idiome im mentalen Lexikon untersucht. Zum Schluss wird noch näher auf den aktuellen Forschungsstand eingegangen. Ziel ist es den Begriff der Idiome einem breiten Publikum näher zu bringen, um sie für die Komplexität und die Einzigartigkeit der Idiome zu begeistern. Dies geschieht auf Grundlage bereits bestehender Werke. Im Kapitel Idiome in der Phraseologie stützt sich die Arbeit auf das Buch von Christine Palm Phraseologie: Eine Einführung und im Abschnitt über die Idiome im mentalen Lexikon auf das Werk von Dimitrij Dobrovols‘kij Idiome im mentalen Lexikon.

In einem Fazit werden abschließend die Ergebnisse der Arbeit präsentiert.

„Die Bereicherung des Wortschatzes einer Sprache erfolgt nicht nur durch die Bildung neuer Wörter (Neologismen), durch Entlehnung aus fremden Sprachen und den sogenannten Bedeutungswandel in bezug [!] auf Einzelwörter, sondern auch dadurch, daß freie syntaktische Wortverbindungen, Wortgruppen, in speziellen Bedeutungen ,fest‘ und damit zu Bestandteilen des Wortschatzes -werden können. “[2]

2. Idiome in der Phraseologie

Idiome sind ein Teilgebiet der Phraseologie. Die Phraseologie wiederum ist eine Teildisziplin der Lexikologie und umfasst alle festen Wendungen. Für den Begriff feste Wendung gibt es eine terminologische Vielfalt; denn für diesen Ausdruck kann man unter anderem auch die Bezeichnungen Phraseologismus und Phrasem verwenden.

Phraseme bestehen aus mindestens zwei Einheiten von Lexemen, die nicht zufällig in dieser Kombination auftreten. Die einzelnen Bestandteile werden auch als Komponenten bezeichnet. Durch Phraseologismen wird der Wortschatz erweitert, hauptsächlich im Bereich der Benennung und Verarbeitung von Emotionen, Einstellungen und Verhaltensweisen.[3] Typisch für viele Phraseme ist auch, dass sie sich in grammatikalisch-syntaktischer Hinsicht anders als normale, spontan gebildete Wortgruppen oder Sätze verhalten. Häufig handelt es sich bei Phraseologismen um Formen, die früher verwendet wurden und die in den Wendungen noch erhalten sind, sonst aber nicht mehr im Sprachgebrauch vorkommen. Außerdem sind Phraseme, im Gegensatz zu ihrer monolexikalischen Entsprechung, viel aussagekräftiger.

Die Phraseologieforschung hat ihren Ursprung in der Sowjetunion. Jene entstand in den dreißiger und vierziger Jahren. Durch diesen Schritt begann der Aufstieg der Phraseologie zu einer wichtigen Forschungsdisziplin. Einen starken Einfluss auf dieses Forschungsgebiet übte auch Ch. Bally, mit seinem Werk „Traité de Stilistique Française“, aus. Er vertritt den Standpunkt, dass die Semantik den Kern des Phrasems bildet. Des Weiteren gelang der sowjetischen Phraseologie, durch die Arbeiten von V. Vinogradow, ein großer Aufstieg in den fünfziger und sechziger Jahren.[4]

Im deutschsprachigen Raum beschäftigte man sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit Redensarten. Hauptuntersuchungspunkt waren die Polysemie, Synonymie und Antonymie. Die ersten Arbeiten zur Phraseologie wurden hauptsächlich von Autoren aus der DDR geschrieben.

Im Jahr 1982 erreicht die Phraseologieforschung einen Höhepunkt. Die weitere Diskussion auf diesem Gebiet wird durch neue Ergebnisse beeinflusst. Aus dieser Sicht sind die germanischen und slawischen Forschungen im phraseologischen Bereich führend.[5]

2.1. Gradeder Idiomatizität

In der Phraseologie unterscheidet man zwischen festen Wendungen, deren Gesamtbedeutung sich aus den Bedeutungen der einzelnen Komponenten zusammensetzt und denen, deren Gesamtbedeutung nichts mit der Bedeutung der einzelnen Bestandteile zu tun hat. Zwischen diesen liegen halb-idiomatische Wendungen, die weder dem einen noch dem anderen zugerechnet werden können. Bei der ersten Gruppe handelt es sich meist um Kollokationen. In sehr vielen Werken werden diese auch als nicht-idiomatisch bezeichnet. Schließlich bilden sie auch das Gegenstück zu den in dieser Arbeit behandelten Idiomen. Instinktiv weiß man über die Bedeutung dieser Wendungen Bescheid. Zu den Kollokationen zählt man Phrasen wie sich die Zähne putzen; Kaffee kochen; Widerstand leisten; in Brand setzen und ein alter Bekannter.[6]

Bei den nächsten Phrasemen handelt es sich um idiomatische Phraseologismen, also um Idiome. Diese Wendungen sind gänzlich unmotiviert. Somit stehen die Gesamtbedeutung und die Einzelbedeutung der Komponenten in einem vollkommen arbiträren Verhältnis zueinander. Einige Beispiele hierzu sind vom Fleisch fallen; jemandem zu schaffen machen und mit jemandem ein Hühnchen zu rupfen haben. Die halb-idiomatischen- und. teil-idiomatischen Wendungen sind eine Kombination aus voll- und nichtidiomatischen Phrasemen. Ein Teil dieser festen Wendung hat ihre freie Bedeutung beibehalten, die restlichen Bestandteile sind jedoch idiomatisiert. So gehören etwa Phrasen wie von Tuten und Blasen keine Ahnung haben; jemandem etwas hoch und heilig versprechen; Mund und Nase aufsperren und alles kurz und klein schlagen zu den teil-idiomatischen Phraseologismen.[7]

Aufgrund dieser Unterteilungsmöglichkeiten ist es schwer eine Definition für Idiome zu finden, da teilweise die halb-idiomatischen Wendungen noch zu den Idiomen gezählt werden. Jedoch ist bei der Einteilung die Stufe der Motiviertheit entscheidend. Idiome weisen nach dieser Kategorisierung keinerlei Motivierung auf und sind völlig willkürlich.

2.2. ArtenderIdiomatizität

Idiome kann man nicht nur nach dem Grad der Idiomatizität unterteilen, sondern auch nach der Art der Idiomatizität. Sie können in durchsichtige Metaphorisierungen, undurchsichtige Metaphorisierungen und Spezialisierungen gruppiert werden. Bei den durchsichtigen Metaphorisierungen kann man die semantische Transformation mit Hilfe von morphosyntaktischen Prozessen ableiten. Dem gegenüber stehen die undurchsichtigen Metaphorisierungen. Hier hat man nur eine sehr vage Vorstellung über die Bedeutung. Auch die historische Herkunft ist für die meisten Muttersprachler nicht mehr nachvollziehbar. Einige Beispiele sind jemanden geht ein Seifensieder auf; einen Narren an jemandem gefressen haben; auf dem Holzweg sein oder auf der Bärenhaut liegen. Die letzte Kategorie, die sogenannten Spezialisierungen, bestehen fast ausschließlich aus Synsemantika. Synsemantika haben wenig Eigenbedeutung und dienen zur grammatikalischen Verknüpfung in einem Satz. Dadurch, dass sie so bedeutungsschwach sind, gibt es keine metaphorische Relation zwischen der wörtlichen und der idiomatisierten Leseart. Dazu zählen Idiome wie nicht ganz ohne sein; es in sich haben; bei jemandem unten durch sein oder etwas an sich haben.[8]

2.3. Eigenschaften von Idiomen

Grundsätzlich kann man die Eigenschaften der Idiome in drei Teile zusammenfassen. Sie sind semantisch komplex, häufig semantisch vage und nicht frei übersetzbar. Unter semantisch komplex versteht man, dass Idiome nicht einfach zu umschreiben sind. Somit wäre „ sterben “, für ins Gras beißen, keine wirklich passende Umschreibung. Es ist zwar semantisch sehr einfach, jedoch ist das Idiom an sich zu salopp, um es mit dem Wort sterben gleichzusetzen. Diese Eigenschaft geht schließlich nahtlos in die semantische Vagheit über. Idiome können dennoch vielschichtig sein. Deshalb ist es möglich, das Idiom einen Frosch im Hals haben mit den Äußerungen wie „ein Fremdkörpergefuhl im Hals haben“; „vor Aufregung nicht gut sprechen können“; „ein Kratzen im Hals haben“ oder mit „etwas Ungesagtes mit sich herumtragen“ zu erläutern. Jede einzelne dieser Ausführungen ist korrekt und deshalb können sie auch in der Alltagskommunikation ohne Probleme zugeordnet werden.[9]

[...]


[1] Palm 1997, S. IX.

[2] Fleischer 1982, S. 7.

[3] Vgl. Palm 1995, S. 7.

[4] Vgl. Palm 1995, S. 106.

[5] Vgl. Palm 1995, S. 109f.

[6] Vgl. Burger 2007, S. 54.

[7] Vgl. Palm 1995, S. 12.

[8] Vgl. Palm 1995, S. 12f.

[9] Vgl. Palm 1995, S. 12f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Idiome in der Phraseologie und im mentalen Lexikon
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Sprachen und Literaturen)
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
13
Katalognummer
V281175
ISBN (eBook)
9783656757368
ISBN (Buch)
9783656757375
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Semantik, Lexikologie, Idiome, Mentales Lexikon, Phraseologie, Sprachwissenschaft, Redewendungen
Arbeit zitieren
Tamara Terbul (Autor:in), 2013, Idiome in der Phraseologie und im mentalen Lexikon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281175

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