Am Anfang war die Geste
Am Anfang jeglicher menschlicher Kommunikation stand die Geste. Bevor der Mensch zur Sprache kam, verfügte er schon über einen Fundus an Gesten, mit denen er sich in seiner ganzen Persönlichkeit der Umwelt begreiflich machen konnte. Auch wenn Verständigung mittels Sprache und Schrift heutzutage, zumindestens in Mitteleuropa, gestische Ausdrucksweisen mehr und mehr überformt und ins Unbewußte verdrängt hat, ist es doch unbestritten, dass Körpersprache wesentlich zum Gelingen einer erfolgreichen kommunikativen Handlung beiträgt. Wenn uns jemand mit freundlichen Worten, aber einer abweisenden Körperhaltung entgegentritt, werden wir uns schwertun, dem Inhalt seiner Worte Glauben zu schenken. Erst wenn Rede und Gestus einer Person miteinander übereinstimmen, wirkt ihr Auftreten authentisch und glaubwürdig. Gestik ist diejenige Ausdrucksform des Menschen, über die sich sein ganzes Sein und Wesen vermittelt. Es ist die spezifische Art und Weise seines „aktiven In-der-Welt-Seins“.
Dieser Tage ist mir ein Buch in die Hände gefallen, welches sich mit den spezifischen Idiomen der türkischen Gastarbeiterkinder aus zweiter und dritter Generation befaßt. Auch hier wird betont, dass Habitus und Sprache einer Person als Möglichkeit der kulturellen Identifikation gleichrangig nebeneinander stehen. Das gilt gleichermaßen für jede andere Subkultur, wie auch generell für jede Art von Gestik in Bezug auf ihre identitätsbildende Funktion innerhalb eines Kulturkreises. Die Geste ist ja gerade auch Mittlerin und Trägerin grundlegender kulturspezifischer Merkmale: Über die Bedeutung der erhobenen Hand beim Schwur müssen wir zum Beispiel genauso wenig diskutieren wie über die des oft sehr kreatürlich wirkenden Siegesgeschreis beim Fußball. Das setzt voraus, dass wir über bestimmte «Codes» verfügen, mit deren Hilfe wir in der Lage sind, die Bedeutungen von Gesten aufzudecken. Dabei sind wir „auf eine empirische, intuitive Lektüre der Welt der Gesten, jener um uns her kodifizierten Welt, eingeschränkt“, die eben auf solch tradierten Kulturmodellen beruht. Das gilt vor allem auch für die Kultur des Mittelalters, die gelegentlich sogar als eine „Kultur der Geste“ bezeichnet worden ist. Dies könnte in der „Unzulänglichkeit des Schriftlichen“ begründet liegen, denn in der Feudalgesellschaft des Mittelalters war Lesen und Schreiben ja bekanntermaßen fast ausschließlich dem Klerus vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
- Am Anfang war die Geste
- Zu einer <
- Höfisch reglementierte Gesten
- Die Geste der milte
- Der Gruß als höfisches Ritual
- Das Gedränge in Kriegs- und in Friedenszeiten
- Gesten der Gefühlsäußerung
- Funktionen des Weinens
- Die «Topoisierung» unwillkürlicher Gesten
- Kriemhilts Träume
- Das Verlassen des höfischen Weges
- Ursachen des Untergangs
- Antizipation des Untergangs
- Mechanismen des Untergangs
- Einige abschließende Gedanken...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit untersucht die Bedeutung von Gesten im Nibelungenlied. Das Hauptziel ist es, die spezifischen Gestikformen und deren Bedeutung im Kontext der höfischen Gesellschaft des Mittelalters zu analysieren.
- Die Rolle von Gesten in der höfischen Kommunikation und im gesellschaftlichen Ritual
- Die Verbindung zwischen Gesten und dem Ausdruck von Gefühlen
- Die symbolische Bedeutung von Gesten in der Darstellung des Untergangs
- Die Bedeutung von Gestik in der mittelalterlichen Kultur und Literatur
- Die Unterschiede und Übereinstimmungen zwischen mittelalterlicher und moderner Gestik
Zusammenfassung der Kapitel
Am Anfang war die Geste
Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Gesten in der menschlichen Kommunikation. Es wird darauf hingewiesen, dass Gesten bereits vor dem Aufkommen der Sprache als Mittel der Verständigung dienten. Es wird ebenfalls die Bedeutung der Körpersprache im modernen Kommunikationsverständnis hervorgehoben.
Zu einer <
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse von Gesten im Nibelungenlied. Es untersucht verschiedene Kategorien von Gesten, darunter höfisch reglementierte Gesten, Gesten der Gefühlsäußerung und Gesten, die den Verfall der höfischen Ordnung symbolisieren.
Höfisch reglementierte Gesten
Dieser Abschnitt beleuchtet die Rolle von Gesten in höfischen Ritualen, wie z. B. der Geste der Milte und dem höfischen Gruß. Es werden auch die gestischen Verhaltensweisen in Kriegs- und Friedenszeiten analysiert.
Gesten der Gefühlsäußerung
Dieser Abschnitt untersucht die Verwendung von Gesten, um Emotionen auszudrücken, insbesondere das Weinen und unwillkürliche Gesten. Auch Kriemhilts Träume werden in diesem Zusammenhang betrachtet.
Das Verlassen des höfischen Weges
Dieser Abschnitt analysiert Gesten, die den Untergang der höfischen Ordnung symbolisieren, und untersucht die Ursachen, Antizipationen und Mechanismen dieses Untergangs.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind: Nibelungenlied, Gestik, Körpersprache, höfisches Ritual, Gefühlsäußerung, Symbolismus, Untergang, Mittelalter, Kulturgeschichte.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse von Gesten im Nibelungenlied. Es untersucht verschiedene Kategorien von Gesten, darunter höfisch reglementierte Gesten, Gesten der Gefühlsäußerung und Gesten, die den Verfall der höfischen Ordnung symbolisieren.
Höfisch reglementierte Gesten
Dieser Abschnitt beleuchtet die Rolle von Gesten in höfischen Ritualen, wie z. B. der Geste der Milte und dem höfischen Gruß. Es werden auch die gestischen Verhaltensweisen in Kriegs- und Friedenszeiten analysiert.
Gesten der Gefühlsäußerung
Dieser Abschnitt untersucht die Verwendung von Gesten, um Emotionen auszudrücken, insbesondere das Weinen und unwillkürliche Gesten. Auch Kriemhilts Träume werden in diesem Zusammenhang betrachtet.
Das Verlassen des höfischen Weges
Dieser Abschnitt analysiert Gesten, die den Untergang der höfischen Ordnung symbolisieren, und untersucht die Ursachen, Antizipationen und Mechanismen dieses Untergangs.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind: Nibelungenlied, Gestik, Körpersprache, höfisches Ritual, Gefühlsäußerung, Symbolismus, Untergang, Mittelalter, Kulturgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Hadwig-Maria Kuhn (Autor:in), 1999, Die 'Logik der Gesten' im Nibelungenlied, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28123